Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Название Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Dr. Norden Bestseller Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740937553



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      »Dafür gibt es mehrere Gründe, die ich dir erklären werde. Als Entschuldigung für mich möchte ich dir aber vorerst sagen, dass ich nicht wissen konnte, dass du meine große Liebe werden würdest. Tatsächlich wollte ich deine Bekanntschaft machen, um Vanessa einen Gefallen zu tun.«

      »So, das ist aber ein merkwürdiges Argument.«

      »Vanessa wollte wissen, wie sie sich mit ihrer Stiefschwester arrangieren könnte, doch ich gelangte dann schnell zu der Überzeugung, dass sie nur ihre eigenen Vorteile im Auge hatte. Und als ich dich kennenlernte, war es sowieso um mich geschehen. Ich stand sofort auf deiner Seite. Und wenn ich dir jetzt sage, dass Harald Johanson anderen Sinnes wurde, weil Vanessa ihn umgarnte, wirst du mir wohl glauben, dass ich bisher schwieg, um dir Demütigungen zu ersparen.«

      Dass diese Bemerkung falsch gewesen war, bekam er sofort zu spüren.

      »Mich kann niemand demütigen. Ich bin meines Vaters Tochter«, sagte Margit scharf. »Die einzige Tochter, die berechtigt ist, den Namen Detloff zu führen. Aber bitte, erzähle deine merkwürdige Geschichte zu Ende. Ich bin jetzt sehr interessiert, mehr von dieser Vanessa Hunter zu erfahren.«

      Simon wusste jetzt vor allem eines: Er musste gewaltig auf der Hut sein. Margit war gefährlich schlau.

      »Also, Vanessa erfuhr erst nach dem Tod ihrer Mutter, wer ihr Vater ist. Diese Romanze spielte sich ab, als du schon auf der Welt warst, Margit. Dein Vater verstand es, sie geheimzuhalten. Anscheinend hat er beträchtliche Schweigegelder gezahlt.

      Natürlich war Vanessa zuerst schockiert, aber dann sagte sie sich, dass sie sich beträchtliche Vorteile ausrechnen könnte, wenn sie ihren reichen Papa unter Druck setzen würde. Mir gegenüber drückte sie sich allerdings nicht so deutlich aus, aber sie bat mich, sie nach München zu begleiten, was ich auch tat. Unterwegs las sie dann in einer Zeitung von deiner bevorstehenden Verlobung mit Harald Johanson, und das muss sie dann veranlasst haben, ihre Pläne zu ändern. Als wir in München ankamen, erklärte sie mir, dass sie ihre eigenen Pläne habe und wir uns vorerst trennen sollten. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Sie ging ihre eigenen Wege, suchte wohl die Bekanntschaft mit Harald Johanson, und ich erfuhr erst wieder von ihr, als mir bekannt wurde, dass sie das Mädchen war, das vor seiner Wohnung zusammengebrochen und in die Behnisch-Klinik eingeliefert worden war.«

      »Sie ist dieses Mädchen?«, fragte Margit, um dann in Nachdenken zu versinken. »Eine sehr interessante Geschichte, Terry«, sagte sie dann, »sie hat nur einen Fehler.«

      »Welchen Fehler? Glaubst du mir nicht?«

      »Nein, ich glaube dir nicht«, erwiderte Margit eisig. »Ich sagte dir damals, dass Papa von einer Vanessa gesprochen hat, und da hast du überhaupt nicht reagiert. Ich kann mich genau erinnern. Du hast nur gesagt, dass er ja eine Geliebte haben könnte. Meinst du nicht, dass an jenem Tag der Zeitpunkt gewesen wäre, mir diese Geschichte zu erzählen?«

      »Ich wollte dich nicht erschrecken, Margit«, sagte Simon erregt.

      Sie lachte blechern auf. »Ich traue keinem Mann. Ich traue auch dir nicht. Weißt du, wenn man als reiches Mädchen heranwächst, und wenn man etwas Verstand hat, wittert man hinter jedem Mann, der einem Komplimente macht, einen Mitgiftjäger. In Harald brauchte ich einen solchen nicht zu vermuten. Er hat selbst genug Geld. Aber wie steht es mit deinem Bankkonto? Würdest du mir das einmal klarlegen?«

      »Margit, wie kannst du so sprechen?«, rief er empört aus.

      »Bei mir gibt es die ganz große Liebe nicht, Terry, oder sagen wir besser Simon. Ich gehöre nicht zu den dämlichen Frauen, die sich ausnehmen lassen. Wenn ich so recht überlege, gefällt mir an deiner Geschichte so manches nicht. Ich würde gern erst einmal Va­nessa Hunters Version hören. Aber noch besser erscheint es mir, jetzt die Polizei zu benachrichtigen, um ihr mitzuteilen, um wen es sich bei dem Mädchen handelt, das man vor Haralds Tür gefunden hat, und ich bin auch gespannt, was er dann dazu zu sagen hat.«

      Simon war auf sie zugestürzt und griff nach ihren Armen.

      »Rühr mich nicht an!«, schrie sie ihn an, und in ihren Augen brannte jetzt heißer wilder Zorn. Sie waren nicht mehr kalt, und fast konnte man auch Verzweiflung auf ihrem Blick lesen, als sie nun seinem drohenden Blick begegnete. Sie wehrte sich verzweifelt, als seine Hände ihre Arme umklammerten und dann zu ihrem Hals glitten, aber er entwickelte eine Kraft, die sie nie in ihm vermutet hätte, und ein fernes Läuten war das letzte, was sie vernahm.

      *

      Violet musste sich lange gedulden, aber zum Glück war ja Robin bei ihr, der fest und beruhigend ihre Hände umschloss.

      Sehr lange hatten Harald und Va­nessa miteinander gesprochen, und mit jedem Wort rückten sie einander näher. Es war beiden unbegreiflich, dass sie so schnell miteinander vertraut wurden.

      Harald hatte nur den einen Wunsch, diesem zarten, hilflosen kleinen Mädchen schützend zur Seite stehen zu können, damit sie einen Weg aus ihren Gefühlsverwirrungen finden könnte.

      Er hatte ihr erklärt, dass Gottfried Detloff ein aufrechter, ehrlicher Mann sei und sich sehnlichst wünsche, sie in seine Arme zu schließen. Vorsichtig hatte er ihr auch gesagt, dass er in der Angst um sie den Herzanfall bekommen hatte.

      Lange dachte Vanessa nach.

      »Ich hatte niemals Freunde«, sagte sie. »Mummy und ich lebten mit Laura so friedlich. Mit Violet verstand ich mich immer gut. Auf einem Erntefest lernte ich dann Simon kennen, aber Mummy sagte, ich solle mir Zeit lassen mit einer Bindung. Nach ihrem

      Tod …«, da schluchzte sie leise auf.

      Harald ahnte, wie tief der Verlust der Mutter sie schmerzte.

      »In dieser Zeit kam Simon oft, und wir verlobten uns dann.«

      Sie blickte auf ihre Hände. »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Meine Papiere sind verschwunden und meine Ringe auch. Ich kann mich nicht erinnern, wann das geschah. Ja, ich habe mich mit Simon getroffen. Das ist das letzte, woran ich mich erinnern kann.« Sie war erschöpft. Jedes Wort wurde ihr zur Qual, und nun kam Dr. Behnisch und sagte sehr energisch, dass die Patientin keinesfalls überfordert werden dürfe.

      Aus schwimmenden Augen sah Va­nessa Harald an. »Vielleicht kommen Sie morgen wieder«, flüsterte sie. »Wenn Sie Zeit haben.«

      »Ich werde immer Zeit für Sie haben, Vanessa«, sagte Harald. Dann ging er mit dem Arzt hinaus.

      »Hoffentlich haben Sie mir das Mädchen nicht zu sehr aufgeregt, Herr Johanson«, sagte Dr. Behnisch. »Und hoffentlich bekommen Sie keinen Schrecken, wenn ich Ihnen sage, dass ein Kriminalkommissar Sie erwartet.«

      »Ich habe nichts zu fürchten«, sagte Harald ruhig. »Es wird Zeit, dass diesem bösen Spiel ein Ende bereitet wird. War Margit heute schon hier?«

      »Nein«, erwiderte Dr. Behnisch irritiert.

      »Dann wird der Herr Kommissar vielleicht einverstanden sein, wenn wir sie gemeinsam aufsuchen«, sagte Harald. »Sagen Sie bitte Miss Violet Hunter und Lord Dalton nichts davon, dass mich die Polizei in Obhut nimmt.«

      *

      Dr. Behnisch hatte Violet und Robin zu sich bitten lassen. Währenddessen verließ Harald mit dem Kommissar, den er als einen recht freundlichen Mann kennenlernte, die Klinik.

      Zur gleichen Zeit klingelte in Dr. Nordens Praxis wieder einmal das Telefon, nachdem Molly den Hörer kaum aus der Hand gelegt hatte.

      Sie nahm ihn wieder ans Ohr. »Dr. Norden, schnell«, tönte eine bebende Stimme an ihr Ohr.

      Es war eine schwache ängstliche Stimme. Molly zögerte nicht eine Sekunde, sie stellte durch.

      Daniel Norden hatte gerade einen Patienten behandelt. Er seufzte, als er den Hörer aufnahm. Heute war die Hölle los!

      Aber sofort war er hellwach. »Margit Detloff hier, helfen Sie mir«, vernahm er, dann brach die Verbindung ab.

      Es war ein Hilfeschrei. Dr. Norden überlegte nicht eine Sekunde.

      Er