Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Название Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Dr. Norden Bestseller Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740937553



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heute Morgen schon mit ihr gesprochen, aber sie hatte ihm nur ausweichend Auskünfte gegeben. Er war nicht dahintergekommen, ob sie bewusst etwas verschweigen wollte, aber was er bisher erfahren hatte, war recht dürftig. Wenn es jedoch stimmte, dass sie an jenem

      Abend Harald Johanson aufsuchen wollte, würde sie ihm vielleicht mehr sagen und vor allem, was sie bei ihm gewollt hatte.

      »Warten Sie einen Augenblick. Ich werde nachsehen, wie es Miss Hunter geht«, sagte Dr. Behnisch. »Oder möchten Sie vorher Herrn Detloff einen Besuch machen?«

      »Weiß er, dass seine Tochter hier ist?«, fragte Harald.

      »Nein, bisher nicht. Wir hielten es für besser, es ihm zu verschweigen. Wir haben ihm nur gesagt, dass sie sich gemeldet hätte und ihn bald besuchen würde. Das hat ihn beruhigt.«

      Dr. Behnisch ging in Vanessas Zimmer. Ihr war wieder so mancherlei durch den Sinn gegangen. Auch der helle Tag hatte keine Ruhe in ihre Gedanken gebracht.

      »Herr Johanson möchte Sie gern besuchen, Miss Hunter«, sagte Dr. Behnisch vorsichtig, nachdem er sich überzeugt hatte, dass ihr Puls recht gleichmäßig ging.

      »Harald Johanson?«, fragte sie.

      Dr. Behnisch nickte. »Darf er kommen?«

      »Ja«, erwiderte Vanessa nach kur­zem Zögern.

      Dr. Behnisch konnte es sich nicht versagen, noch ein paar Sekunden an der Tür stehenzubleiben, um Zeuge der Begrüßung zu werden. Er war jetzt sicher, dass diese beiden Menschen sich zum ersten Mal im Leben die Hände reichten.

      »Sie sind Harald Johanson?«, fragte Vanessa staunend.

      »In Lebensgröße«, erwiderte Harald lächelnd. »Wie geht es Ihnen?«

      Wohl oder übel musste Dr. Behnisch nun doch den Rückzug antreten. Harald wurde jetzt verlegen.

      »Wie unhöflich von mir, Ihnen nicht ein paar Blumen mitgebracht zu haben«, sagte er entschuldigend, »aber ich hole es nach. Ich komme geradewegs aus Schottland.«

      »Von Schottland?«, fragte Vanessa erstaunt. »Wie das? Man sagte mir doch, dass Sie mich in diese Klinik gebracht hätten.«

      »Eigentlich war das Dr. Norden«, erklärte Harald, »und als ich Sie vor meinem Hause fand, wusste ich nicht, dass Sie Vanessa Hunter sind. Ich suchte diese junge Dame in Hunter Cottage, stattdessen fand ich aber eine Violet.«

      »Violet«, flüsterte Vanessa. »Sie wird sich sorgen.«

      »Sie ist auch hier, und Sie werden sie bald sehen, aber ich denke, dass wir einiges miteinander zu besprechen haben, Vanessa. Es war doch kein Zufall, dass wir Sie vor meinem Hause fanden?«

      Widersprüchliche Empfindungen verrieten ihr Mienenspiel. »Nein, es war kein Zufall«, erwiderte sie gequält. »Ich wollte Sie aufsuchen.«

      »Darf ich den Grund erfahren? Es kann sehr wichtig sein, um diese rätselhafte Geschichte zu klären. Woher wussten Sie meinen Namen und meine Adresse?«

      Ihre schlanken Finger verkrampften sich in der Bettdecke. »Ich kann nicht die richtigen Zusammenhänge finden«, flüsterte sie, »und schon gar keine Erklärung.«

      »Vielleicht können wir das gemeinsam«, sagte Harald sanft.

      Jetzt, da ihr Gesicht wieder etwas Farbe bekam, wurde die Ähnlichkeit mit ihrer Mutter noch deutlicher, und Harald fragte sich, was diese unbeschreibliche Ähnlichkeit für Gottfried Detloff bedeuten konnte.

      »Darf ich Ihrem Gedächtnis ein wenig nachhelfen?«, fragte er. »Sie kamen in Begleitung von Simon Terence nach München, um Ihren Vater zu besuchen.«

      Ihre Lider senkten sich. »Was wissen Sie von meinem Vater?«, fragte sie leise.

      »Ich kenne ihn sehr gut und weiß, dass er sich große Sorgen um Sie macht. Er weiß allerdings noch nicht, was mit Ihnen geschehen ist. Sie wissen, dass Sie eine ganze Portion Gift in Ihrem Magen hatten, Vanessa? Wer hat es Ihnen eingeflößt?«

      Ihre Mundwinkel zuckten. »Ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht erinnern.«

      »Ist es nicht so, dass Sie es nur nicht glauben wollen, dass es jemand gewesen sein könnte, den Sie gut kennen?«

      Sie schluchzte leise auf. »Aber wa­rum denn? Es gibt doch keinen Grund. Nein, ich finde keine Erklärung.«

      Beruhigend nahm er ihre zarten Hände. »Sie dürfen sich nicht aufregen, Vanessa«, sagte er weich. »Es wird sich schon alles aufklären. Vielleicht fällt es Ihnen leichter, mit Violet zu sprechen. Aber vielleicht verraten Sie mir wenigstens, warum Sie mich aufsuchen wollten.«

      »Weil meine Papiere verlorengegangen waren«, erklärte sie stockend und brachte ihn damit ziemlich aus der Fassung, bis sie hinzufügte: »Ich konnte Herrn Detloff nicht erreichen, und jemand sagte mir, dass Sie sehr gut mit ihm bekannt wären und auch sehr gute Beziehungen hätten.«

      »Welcher jemand?«, entfuhr es ihm, und wieder senkte sie den Blick.

      »Es war nicht zufällig Mr. Simon Terence!«, fragte Harald.

      Sie machte eine heftige, abwehrende Handbewegung. »Sie kennen ihn?«, fragte sie bebend.

      »Bisher nur aus der Entfernung, aber ich werde ihn sehr bald kennenlernen und er mich auch.« Er erhob sich. »Ich werde jetzt Violet zu Ihnen schicken.«

      Sie schöpfte tief Luft. »Bitte noch nicht, Mr. Johanson, ich muss Ihnen noch einiges sagen.«

      *

      Simon machte einen gehetzten Eindruck, als er Margit aufsuchte. Von der Klinik aus war er gleich zu ihr gefahren, denn er sah keinen anderen Ausweg, als offen mit ihr zu sprechen. Was nämlich niemand von allen Beteiligten für möglich hielt, war Tatsache. Margit war völlig ahnungslos über die Zusammenhänge. Sie wusste nichts davon, dass Vanessa die Tochter ihres Vaters war, also ihre Stiefschwester. Sie wusste auch nicht, dass sie mit Simon verlobt war und erst recht nicht, welche zwielichtige Rolle Simon in diesem Geschehen spielte.

      Lange konnte ihr dies jedoch nicht mehr verborgen bleiben, und so hatte sich Simon eine plausible Erklärung ausgedacht, die ihn nicht in einem schlechten Licht erscheinen lassen würde. Margits Zuneigung konnte seine Rettung sein. Er musste jetzt diese Chance nutzen.

      »Was hast du denn?«, fragte Margit. »Warum bist du so nervös?«

      Er raffte sich auf. Der Anfang fiel ihm schwer. »Ich habe Gewissensbisse, weil ich dir etwas verschwiegen habe, Margit«, sagte er.

      Ihre Augen wurden schmale Schlitze. »Bist du verheiratet?«, fragte sie.

      »Nein, aber ich war verlobt.« Er betonte »war« und wartete auf ihre Reaktion. Sie winkte lässig ab und lächelte. »Na und? Ich war ja auch beinahe verlobt. Ist das alles?«

      Sie war in ihrem Selbstbewusstsein nicht zu erschüttern, aber Simon war sich auch durchaus bewusst, dass sie viel zu intelligent war, um sich mit Märchen zufriedenzugeben. Es gab nur eine Möglichkeit, sich ihre Loyalität zu sichern. Sie musste Angst bekommen, dass ihr das väterliche Erbe streitig gemacht würde.

      »Bitte, höre mir mal zu«, sagte er schleppend. »Es fällt mir nicht leicht, dir diese Geschichte zu erzählen, die dich sehr treffen wird, aber es muss sein. Sonst müsste ich fürchten, dass man mich bei dir in Misskredit bringen wird.«

      »Das klingt ja spannend«, sagte Margit ironisch.

      »Ich war mit Vanessa Hunter verlobt«, sagte er.

      »Vanessa Hunter?«, fragte Margit gedehnt.

      »Dein Vater ist auch ihr Vater«, erklärte er und brachte sie damit erstmals aus der Fassung.

      »Du bist verrückt!«, zischte sie.

      »Es ist die Wahrheit. Bitte, höre mich an, Margit.«

      Sie versuchte, ein blasiertes Lächeln aufzusetzen, aber es misslang ihr.

      »Ich weiß es von Vanessa