Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
»Was ist er für ein Mensch?«, fragte Harald nach einem inhaltvollen Schweigen.
Violet zuckte die Schultern. »Ehrlich gesagt, nicht mein Fall, aber Vanessa ist sehr unerfahren. Ich möchte sagen, dass sie seinem unbestreitbaren Charme erlag.«
»Und was gäbe es sonst über ihn zu sagen?«
»Nicht viel, was mir bekannt wäre. Er entstammt einer guten, aber verarmten Familie. Hat alles mögliche studiert, auch Jura, aber meiner Ansicht nach hielt er in erster Linie Ausschau nach einer reichen Frau. Ich habe es Vanessa gesagt, aber sie ist so arglos, so naiv. Vielleicht dachte sie auch, ich wäre eifersüchtig.«
»Was aber jeder Grundlage entbehrt?«, fragte Harald.
»Was jeder Grundlage entbehrt«, konterte sie ironisch. »Ich bin eine berufstätige Frau, Mr. Johanson. Eine emanzipierte Frau, wenn Sie das hören wollen. Ich bin mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gegangen und habe als Sekretärin eines Ministers genug Männer kennengelernt, um mir eine Meinung bilden zu können.«
Sie wurden unterbrochen. Laura brachte den Tee. Sie warf Harald einen langen Blick zu. »Hoffentlich ist Miss Vanessa nichts passiert«, murmelte sie.
»Soviel kann ich Ihnen sagen, dass sie am Leben ist und jetzt in guter Hut«, erklärte er.
Darauf rollten Tränen über Lauras faltige Wangen, Violet aber war aufgesprungen.
»Sie wissen es bestimmt? Es ist wahr?«, fragte sie erregt.
»Ja, es ist die reine Wahrheit. Ich werde Ihnen alles erzählen, so rätselhaft es auch noch immer erscheinen mag.«
»Wo ist Vanessa?«, fragte Violet.
»In einer Privatklinik in München«, erwiderte Harald.
»Aber warum sind Sie hergekommen, um Vanessa zu suchen?«, fragte sie mit unverhohlenem Misstrauen.
»Weil ich nicht wusste, dass es sich um Vanessa Hunter handelt«, erwiderte er.
»Sie müssen mir viel erklären, Mr. Johanson«, sagte Violet.
»Das werde ich tun. – Laura, kann ich Miss Violet vertrauen?«, fragte er die alte Frau.
Verwirrt sah sie ihn an. »Aber ja, Sir, sie liebt Vanessa wie eine Schwester«, erwiderte sie tonlos.
»Sie sind ein misstrauischer Mann«, sagte Violet spöttisch.
»Sie sind eine misstrauische Frau«, gab er mit einem entwaffnenden Lächeln zurück.
»Jetzt haben wir uns genug beschnüffelt und sind beide zu der Überzeugung gekommen, dass wir uns trauen können«, sagte sie. »Also zur Sache, Mr. Johanson.«
»Ich heiße Harald. Das vereinfacht das Verständnis.«
»Okay.« Sie trank einen Schluck Tee. »Ich bin wie ausgedörrt«, erklärte sie. »Ich bin nämlich heute schon mal verhört worden.«
»Von Lord Dalton?«, fragte Harald.
Ihre schöngeschwungenen Augenbrauen ruckten empor. »Sie sind aber gut informiert. Sind Sie Detektiv?«
»Nein, ich kenne eine Stewardess sehr gut«, erwiderte er. »Ist Lord Dalton von Scotland Yard?«
»I wo. Eine Zufallsbekanntschaft, aber eine nette. Wir schweifen schon wieder ab. Also noch einmal von vorn. Ich erzähle Ihnen jetzt, wie sich Geoffrey, ich meine Gottfried Detloff, und Tante Vanessa kennenlernten. Sie hat ein Tagebuch hinterlassen, das Vanessa mir zu lesen gab. Das war vor einundzwanzig Jahren in London. Die Hunters waren eine sehr angesehene Familie. – Geoffrey, ich möchte ihn auch so nennen, weil Tante Vanessa es tat, hatte geschäftlich mit ihrem Vater zu tun. Es war zwischen ihnen die große Liebe auf den ersten Blick, aber Geoffrey war leider verheiratet. Tante Vanessa wusste es, aber sie dachte wohl, lieber ein paar Wochen glücklich, als ein ganzes Leben unglücklich. Für sie hat es nie einen anderen Mann gegeben. Ihr Vater, mein und Vanessas Großvater, starb sehr plötzlich an einem Herzschlag. Mein Vater, übrigens ein prächtiger Mann, hielt zu seiner Schwester. Sie zog sich hier von aller Welt ganz zurück, und wenn man ihr überhaupt einen Vorwurf machen kann, dann nur den, dass Vanessa in dieser Abgeschiedenheit aufwuchs, von ihrer Mutter abgöttisch geliebt. Ich war ihre einzige Spielgefährtin, ihre einzige Freundin. Wir waren wie Geschwister. Ich bin fünf Jahre älter als sie«, fügte Violet mit einem flüchtigen Lächeln hinzu. »Aber was ist mit Vanessa?«
»Wir wollen die Reihenfolge einhalten«, sagte Harald. »Sonst verlieren wir das Konzept. Eigentlich müsste jemand Protokoll führen.«
»Ich habe ein gutes Gedächtnis, aber ich kann ja mitstenografieren«, sagte Violet und holte sich sogleich einen Notizblock. Ihr Gesicht war sehr ernst geworden, als sie sich wieder setzte.
»Tante Vanessa starb nach einem langen Leiden, das sie aber vor uns allen verbergen konnte. Sie war eine unerhört tapfere Frau.«
»Gottfried Detloffs Frau ist auch schon lange tot«, sagte Harald leise, »wusste sie es nicht?«
»Doch, aber sie wusste auch, dass er eine Tochter aus dieser Ehe hat. Sie ist drei Jahre älter als Vanessa.«
»Und sehr gut bekannt mit Simon Terence«, warf Harald nun ein.
Violets Augen weiteten sich. »Ist das die Möglichkeit?«, staunte sie. »Davon hat er mir nichts gesagt.«
»Dann wird er seine Gründe haben. Er hat also Vanessa nach München begleitet.«
»Er hat es sich nicht nehmen lassen«, sagte Violet sarkastisch. »Ich war beruflich sehr beansprucht. Vor drei Tagen bekam ich ein Telegramm von Simon. Vanessa sei verschwunden, telegrafierte er. Ich solle Nachricht geben, ob sie wieder daheim wäre.«
Sie ließ ihren Blick zum Fenster hinausschweifen.
»Ich fuhr hierher und stellte fest, dass Vanessa nicht hier war. Ich sagte Laura nichts, um sie nicht aufzuregen, ließ mir Urlaub geben und flog nach München. Ich rief bei Mr. Detloff an, bekam aber den Bescheid, dass er verreist sei.«
»Verreist? Wer hat das gesagt?«, fragte Harald erregt.
»Eine weibliche Stimme. Ich nahm an, es wäre das Hausmädchen. Simon traf ich am Abend, er war selten im Hotel. Er hatte auch nicht viel Zeit für mich. Wir trafen uns heute Vormittag, und er brachte mich zum Flughafen zurück, nachdem er mir eingeredet hatte, dass Vanessa bestimmt wieder nach Hunter Cottage zurückgekehrt sei. Sie hätten Meinungsverschiedenheiten gehabt, weil sie sich plötzlich geweigert hätte, ihren Vater zu treffen, hat er mir gesagt. Er hätte eine Woche in Paris mit ihr verbracht, weil sie es so gewünscht hätte.«
»Das ist eine Lüge. Ich habe ihn vor mehr als einer Woche auf einer Party kennengelernt – in München«, sagte Harald.
»Auf einer Party?«, fragte Violet erstaunt. »Ohne Vanessa?«
»Ohne Vanessa. Margit Detloff brachte ihn mit.«
Violet schnappte nach Luft. »Geoffreys Tochter?«
»Mit der ich so gut wie verlobt war«, sagte Harald.
Violet betrachtete ihn kopfschüttelnd. »Das ist ja eine schöne Geschichte«, murmelte sie.
»Schön? Eine sehr seltsame Geschichte, finde ich. Diesem Burschen misstraue ich sehr.«
»Simon? Dann sind wir wieder einmal einer Meinung, Harald«, sagte Violet. »Und nun erzählen Sie mir bitte, was Vanessa widerfahren ist.«
Das tat er ausführlich.
*
Margit Detloff saß Simon Terence gegenüber. »Wo warst du den ganzen Tag, Terry?«, fragte sie. »Ich habe dauernd versucht, dich zu erreichen.«
»Ich bin eigentlich nicht zum Vergnügen hergekommen, Darling«, erwiderte er. »Verzeih, aber Zeit ist Geld.«
»Ihr