Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
»Ja, ich glaube fest daran.« Und sie erzählte ihm von der Insel der Hoffnung, die das Vermächtnis von Daniels Vater an die Nachwelt war. Dr. Friedrich Norden, der große Arzt und Menschenfreund hatte es nicht mehr
erlebt, dass seine wunderbare Idee Wirklichkeit geworden war, aber sein Geist lebte in dieser Schöpfung weiter.
»Ich habe es dort selbst erlebt, wie Verzweifelte, Kranke, Gedemütigte und Hoffnungslose gesundeten«, sagte Fee sinnend. »Eine heilende Quelle, die vor Jahrhunderten versiegt war, wurde durch ein Kind, das wir vor dem Ertrinken retten durften, wieder entdeckt. Unser kleiner Mario, den mein Vater und seine Frau Anne adoptiert haben, wird Saskia zu dieser Quelle führen, und sie wird daraus trinken und Kraft schöpfen. Sie sehen mich so ungläubig an, Herr Boerden. Meinen Sie, dass ich eine Märchentante bin?«
»Nein, das meine ich nicht, aber Sie sprechen so überzeugend. So viel Glauben liegt in Ihren Worten.«
»In meinem Herzen und in meiner Seele. Gewiss gehört Glauben an Unbegreifliches dazu und auch der Wille zum Leben, damit etwas vollbracht wird, das wie ein Wunder erscheint. Evelyn Boerden hätte diese Quelle und die Insel auch nicht mehr helfen können, weil ihre Sehnsucht dorthin ging, wo sie den Menschen finden wollte, den sie so tief geliebt hat. Sie ist mit ihm vereint, auch daran glaube ich.«
Cornelius neigte sich tief über ihre Hand und zog sie an seine Lippen.
»Ich hoffe, dass ich Saskia besuchen darf«, sagte er leise.
»Und dann werden auch Sie aus der Quelle trinken und quälende Gedanken vergessen, die Sie bedrücken.«
»Können Sie in meiner Seele lesen?«, fragte Cornelius heiser.
»Ein wenig. Ich ahne, was Sie bewegt, aber ich hoffe von ganzem Herzen, dass Sie sich davon befreien. Ich habe Ihren Vater nicht gekannt, aber ein Mensch, der so sehr geliebt worden ist und der so gut war, wird seinem Sohn viel Kraft mitgegeben haben. Sie werden von dem Neurologen überdies erfahren, ob Tatjana van Reyken an einer vererbbaren Geisteskrankheit leidet.«
Gebe Gott, dass dem nicht so ist, dachte sie für sich.
Saskia sehnte den Samstag herbei. Sie wollte weg aus diesem Haus, das so erdrückende Erinnerungen barg. Cornelius hatte ihr zwar vorgeschlagen, in ein Hotel zu ziehen, aber das hatte sie auch nicht gewollt, denn dort müsste sie fremden Menschen begegnen. Sie war noch zarter geworden, ihr Gesicht noch durchscheinender, ihr Blick noch in sich gekehrter.
So gern hätte Cornelius sie tröstend in die Arme genommen, so sehr drängte es ihn, ihr zu sagen, was sie ihm bedeutete, aber er wagte es nicht, die Hand nach ihr auszustrecken.
Ihm war es längst bewusst, dass er dieses zerbrechliche Geschöpf liebte. Aber konnte es auch für ihn eine Hoffnung geben, sie für immer an sich zu binden? Die Last, die er mit sich herumtrug, erdrückte ihn fast.
Der Gedanke, Saskia missen zu müssen, peinigte ihn, und doch sehnte auch er den Samstag herbei, weil er fürchtete, seine tiefsten Gefühle zu verraten.
Sie bewegte sich wie eine Traumwandlerin und immer, wenn er sie ansprach, schien es, als müssen ihre Gedanken erst einen weiten Weg zurücklegen, um in die Gegenwart zurückzukehren.
Der Freitagabend war herangekommen. Schweigend saßen sie sich am Tisch gegenüber. Das Hausmeisterehepaar war zurückgekehrt, tief bestürzt von den traurigen Ereignissen und besorgt um die beiden jungen Menschen, die ihr Leid nicht verbergen konnten. Regelmäßig kam das Essen auf den Tisch, bestens zubereitet und doch appetitlos gegessen.
Zu Cornelius’ Überraschung begann Saskia an diesem Abend zu sprechen.
»Fee hat mir von der Insel der Hoffnung erzählt«, sagte sie leise. »Sie hat selbst dort gearbeitet, bevor sie heiratete.«
»Du magst sie«, sagte Cornelius.
»Ja, sehr. Ich hatte sie gleich sehr gern. Sie stellte keine Fragen. Sie war einfach lieb. Man fühlt, wenn ein Mensch gut ist.« Sie hob ihren Kopf und sah Cornelius an. »Du bist auch gut«, fügte sie verhalten hinzu. »Ich war ungerecht. Du sollst wissen, dass ich dies bedaure, wenn wir uns jetzt trennen müssen.«
Es gab ihm einen schmerzhaften Stich. »Es muss keine Trennung für immer sein, Saskia«, sagte er leise.
»Auf dich warten jetzt viele Aufgaben, Cornelius.«
»Bei denen du mir helfen könntest«, drängte es sich über seine Lippen. »Wie denkst du dir deine Zukunft, Saskia?«
Sie sah ihn noch immer unverwandt an. »Was kann man tun, um die Welt zu verbessern, Cornelius?«, fragte sie gedankenverloren.
»Die Welt werden wir nie verändern können, Saskia. Es wird immer Reichtum und Elend geben, und auch gute und böse Menschen. Ich danke dir, dass du Gutes in mir siehst. Was immer du beginnst, ich wünsche, dass du glücklich wirst. Du bist jung. Das Leben liegt vor dir. Du sollst nicht zurückschauen, nur vorwärts.«
»Aber die Erinnerungen darf ich mir bewahren«, flüsterte sie.
»Die schönen Erinnerungen«, erwiderte Cornelius.
Sie stand jetzt auf und ging langsam durch den Raum, zu dem Bild von Magnus Boerden, das wieder auf seinem alten Platz stand und nun kein Geheimnis mehr barg. Sie legte ihre schmalen Hände um den kühlen Rahmen.
»Wirst du mich besuchen?«, fragte sie.
Sein Herz tat einen schnellen Schlag. »Möchtest du es?«
Sie drehte sich langsam um und sah ihn wieder an. »Ja, Cornelius«, erwiderte sie. »Lass mir ein wenig Zeit. Es gibt noch so vieles, worüber ich nachdenken muss.«
»Lass es mich wissen, wann du mich sehen willst«, sagte Cornelius.
»Du musst es selbst wissen«, erwiderte Saskia, »oder fühlen.«
»Und wenn Zweifel in mir sind, ob ich dir willkommen bin?«
Ein seltsamer Ausdruck war in ihren Augen, als sie sagte: »Es dürfen keine Zweifel in dir sein, wenn unsere Gedanken sich begegnen.«
Wie verzaubert blickte er sie an. Sie kam auf ihn zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange.
»Gute Nacht, Cornelius«, flüsterte sie. »Meine Wünsche werden dich immer begleiten, wenn du das tust, was du nun tun musst.«
Und dann huschte sie hinaus.
*
Beim Abschied am nächsten Morgen war ihr Gesicht wieder verschlossen. Er hielt ihre kleine kühle Hand sekundenlang fest.
»Auf Wiedersehen, Saskia. Auf bald«, sagte er.
»Faber est suae quisque fortunae«, murmelte Daniel vor sich hin.
Nur Fee hörte es.
»Jeder ist seines Glückes Schmied«, wiederholte Fee auf Deutsch. »Wie meinst du das?«
»Sieh dir doch diese beiden an«, erwiderte er lächelnd.
Dann hielt Cornelius Saskia schon die Wagentür auf. Ein kurzes Winken noch und Daniel gab Gas.
»Factum fieri infectum non potest«, sagte er dann.
»Hast du deinen philosophischen Tag?«, fragte Fee.
»Geschehene Dinge sind nicht mehr zu ändern«, warf Saskia ein.
Daniel drehte sich kurz um. »Sie waren sicher eine gute Schülerin. Das war perfekt übersetzt.«
»Sie haben die Schule schon ein paar Jahre länger hinter sich als ich«, erwiderte Saskia schlagfertig. »In Latein war ich sogar sehr gut.«
»Was heißt: Quidquid agis, prudenter agas et respice finem?«
Sie konnten hören, wie Saskia tief Atem holte.
»Was du auch tust, tue es klug, und bedenke das Ende«, erwiderte sie. Und dann