Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Название Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Dr. Norden Bestseller Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740937553



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Sklerose ist? Sie befinden sich jetzt im Anfangsstadium. Es wird immer schlimmer werden. Sie werden nicht mehr richtig gehen können, immer mehr an Gleichgewichtsstörungen leiden, das Zittern Ihrer Hände wird immer stärker werden, eines Tages werden Sie ganz kraftlos sein. Sie sind jetzt schon nicht mehr in der Lage, richtig zu zielen. Schießen Sie doch«, sagte er laut.

      Und da sprang die Tür auf, ein weißer Kittel war alles, was Dr. Behnisch in diesem Augenblick wahrnahm, dann knallte ein Schuss und im nächsten Augenblick wälzte sich Tatjana hysterisch schreiend am Boden.

      In der Klinik lief alles zusammen. Dr. Behnisch brauchte ein paar Sekunden um zu begreifen, was da vor sich gegangen war und wer der Mann im weißen Kittel war, der sich über Tatjana beugte und rechts und links in Tatjanas Gesicht schlug, bis sie verstummte.

      »Cornelius«, stammelte sie, und blankes Entsetzen stand in ihrem verzerrten Gesicht geschrieben, irre flakkerten ihre Augen.

      Dr. Behnisch ging zur Tür. »Es ist nichts«, sagte er heiser. »Ein Nervenzusammenbruch. Gehen Sie wieder an die Arbeit.«

      Nur Jenny Lenz blieb und sah ihn angstvoll an. So fassungslos hatte er sie noch nie gesehen.

      »Ist Ihnen etwas geschehen?«, fragte sie bebend.

      »Nein, nein, keine Aufregung. Auf später.«

      Er wollte sich nicht mit langen Erklärungen aufhalten, denn so ganz traute er der plötzlichen Stille nicht. Aber als er sich umdrehte, sah er eine vor Schrecken fast gelähmte Tatjana, die sich unter dem drohenden Blick von Cornelius zusammenkrümmte.

      Er hatte ihr den Revolver aus der Hand genommen. Mühsam versuchte sie, sich aufzurichten. Cornelius dachte nicht daran, ihr Hilfestellung zu leisten. Ihm bereitete es Genugtung, dass sie vor seinen Füßen auf dem Boden lag. Nicht eine Spur von Mitgefühl war in ihm, als Dr. Behnisch sagte: »Die Frau ist krank, Herr Boerden.«

      »Diese Frau ist eine Mörderin«, sagte Cornelius kalt. »Sie hat meinen Vater umgebracht.«

      »Ich war es nicht, nein, ich war es nicht. Es war Anatol«, stöhnte Tatjana. »Ich bin die Schwester deiner Mutter, Cornelius. Hast du das vergessen?«

      »Ich möchte es sehr gern vergessen«, sagte er rau. »Hier habe ich einen Brief, den du an meinen Vater geschrieben hast. Soll ich ihn vorlesen? Ja, Dr. Behnisch soll wissen, was drinnen steht.«

      »Das ist kein Beweis für deine Anschuldigungen«, begehrte sie auf.

      »Es wird sich herausstellen«, sagte Cornelius. Er faltete den Bogen auseinander. »Lieber Magnus, es ist mir gelungen, deinen Aufenthaltsort ausfindig zu machen«, begann er heiser. »Ich habe dir Wichtiges zu berichten, was Cornelius, aber auch deine Stieftochter betrifft. Du würdest es bereuen, wenn du meinen Vorschlag ignorierst, dich mit mir zu treffen. Ich erwarte dich am Donnerstag 11 Uhr am Waldgasthof.«

      »Ich habe ihn nicht getroffen«, begehrte Tatjana auf.

      »Du hast ihn ins Herz getroffen«, sagte Cornelius. »11 Uhr 20 wurde mein Vater tot aufgefunden. Er war wohl auf einiges gefasst, aber nicht, dass Mörder auf ihn warteten.«

      »Ich war nicht an diesem Treffpunkt«, widersprach Tatjana.

      »Du hast ihn gehasst, weil er dir die kalte Schulter zeigte, weil er dich durchschaut hatte. Der Hass ließ dir keine Ruhe. Du hast ihn getötet, und du wolltest die Menschen vernichten, die er liebte. Ich werde alles beweisen. Du bestehst nur aus Hass und Gier. Willst du leugnen, dass du diesen Brief geschrieben hast.«

      »Ich wollte deinen Vater daran erinnern, dass es dich auch noch gibt«, stieß sie hervor.

      »Aber ich habe ihn nicht getroffen, das schwöre ich.«

      »Du hast in deinem Leben so viel gelogen, dass es auf eine Lüge mehr oder weniger nicht ankommt. Aber die nützt dir jetzt nichts mehr.«

      »Er hat sich nicht um dich gekümmert«, sagte sie klagend.

      »Weil du ihm eingeflüstert hast, dass er nicht mein Vater sei. Ich weiß mehr, als du denkst. Ich weiß alles. Ich hatte nie viel für meine Mutter übrig, aber für sie war es das Schlimmste, eine Schwester wie dich zu haben. Sie war leichtsinnig, aber du bist von grundauf böse.«

      »Ich bin krank«, sagte sie weinerlich, »sehr krank. Der Doktor hat es mir gesagt. Du darfst nicht so mit mir sprechen, Cornelius. Ich habe Schmerzen.«

      »Ich werde ihr eine Spritze geben«, sagte Dr. Behnisch.

      »Nein«, schrie sie auf, »Sie wollen mich töten!«

      »Daran denkt niemand«, sagte Dr. Behnisch.

      Es wurde laut an die Tür geklopft. »Herein«, sagte Dr. Behnisch. Da standen zwei fremde Männer.

      »Kriminalpolizei«, tönte eine Stimme durch den Raum. »Wir wurden gerufen, weil hier geschossen wurde.«

      Jenny, dachte Dr. Behnisch, sie muss höllische Angst gehabt haben.

      »Nun wirst du dich für alles verantworten müssen, was du getan hast, Tatjana«, sagte Cornelius.

      Aus glasigen Augen blickte sie die Männer an, deren Hände nach ihr griffen. Dann brach sie in ein irres Kichern aus.

      *

      Auch Saskia hatte den Schuss gehört und sie vergaß alle Vorsicht. Sie war auf den Gang hinausgelaufen und lehnte schreckensstarr an der kühlen Wand, bis Jenny Lenz kam.

      »Cornelius?«, hauchte Saskia angstvoll.

      »Es ist nichts passiert«, sagte Jenny Lenz, sich zur Ruhe zwingend.

      »Aber es war ein Schuss.«

      »Niemand ist verletzt«, erwiderte Jenny.

      Saskias Sorge galt Cornelius, ohne dass sie sich dessen so recht bewusst wurde. Jenny Lenz dachte mehr an Dr. Behnisch. Sie hatte es sehr eilig, ans

      Telefon zu kommen, während die Schwestern sich nun bemühten, die aufgeregten Patienten zu beruhigen.

      Nur Evelyn Boerden hatte nichts gehört. Sie schlief. Saskia setzte sich wieder zu ihr, aber sie lauschte unruhevoll, was sich draußen tat. Ruhe kehrte so rasch nicht ein. Ihr junges Herz war von Sorge erfüllt und diese Sorge trieb sie dann auch wieder hinaus. Gerade als Tatjana auf einer Tragbahre hinausgebracht wurde, hatte sie das Ende des Ganges erreicht.

      Mit fahlem Gesicht und geschlossenen Augen lag Tatjana auf dieser Bahre. Cornelius lehnte an der Tür und sah ihr unter halbgeschlossenen Lidern nach. Saskia ging auf ihn zu. Er schrak zusammen, als sie ihre kleine zarte Hand auf seinen Arm legte.

      »Hat sie sich erschossen?«, fragte Saskia leise.

      »Nein, Dr. Behnisch hat ihr eine Beruhigungsspritze gegeben«, erwiderte Cornelius.

      »Wohin wird sie gebracht?«, fragte Saskia.

      »Ins Gefängsnishospital!«

      »Möchtest du mir nicht sagen, was geschehen ist, Cornelius? Was sie getan hat?«, fragte Saskia leise.

      »Später.« Er blickte in ihr verstörtes Gesicht, er las die Angst in ihren Augen, die flehend auf ihn gerichtet waren, und er las darin auch noch etwas anderes, was ihn zu einem anderen Zeitpunkt glücklich gemacht hätte.

      Aber nun war ihm bewusst, dass Tatjana die Schwester seiner Mutter war, seine Tante, die mit aller Wahrscheinlichkeit die Mörderin seines Vaters war.

      Sein Gesicht verdüsterte sich. Er wusste, mit welcher Leidenschaft Saskia ihren geliebten Papi gerächt wissen wollte. Aber würde es ihr dann nicht auch bewusst werden, dass Tatjana eine Blutsverwandte von ihm war?

      Man wird ihr den Paragraphen 51 zubilligen, hatte Dr. Behnisch gesagt. Eine sehr seltene und schwer festzustellende Form des Wahnsinns möge die Ursache für ihre kriminellen Taten sein. Eine Veränderung des Gehirnes, die man erst genau diagnostizieren müsse.

      Mit seiner Kollegin Dr. Jenny Lenz konnte sich Dr. Behnisch in der Fachsprache unterhalten.

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