Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Название Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Dr. Norden Bestseller Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740937553



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die einzelnen Stationen seines und ihres Lebens, während er mit Whisky seine Schmerzen zu betäuben versuchte.

      Natürlich hatte es ihn auch gewurmt, dass dieses Land so ertragreich geworden war, dass es Magnus reich gemacht hatte. Aber es war nicht das erste Mal gewesen, dass er eine Schlappe erlitten hatte. Auch nicht das letzte Mal. Er war dennoch immer wieder auf die Füße gefallen, bis er sich von Tatjana einwickeln ließ.

      Zuerst war sie überzeugt gewesen, dass Magnus sich großzügig erweisen würde, wenn er erfuhr, dass Cornelius doch sein Sohn war.

      »Du musst mit ihm sprechen, Anatol«, hatte sie gesagt. »Du kannst ruhig sagen, dass es von mir eine Lüge gewesen ist.«

      Er hatte mit ihm sprechen wollen, aber er war dazu nicht mehr gekommen. Magnus war bereits tot gewesen, als er an dem vereinbarten Treffpunkt auf ihn wartete. Jetzt war van Rayken überzeugt, dass Tatjana wieder einmal einen impulsiven Entschluss gefasst hatte. Viele Jahre war er überzeugt gewesen, dass Dejali den Mörder gedungen hatten.

      Sie wird mich auch aus dem Wege räumen, ging es ihm jetzt durch den Sinn, als er an ihre kalten glitzernden Augen dachte.

      »Mal sehen, wer eher zum Ziel kommt«, hatte sie gesagt. »Wenn du nichts erreichst, brauchst du mir gar nicht wieder unter die Augen zu kommen.«

      Er warf sich auf sein Bett und schloss die Augen. Alles schien sich um ihn zu drehen. Mühsam richtete er sich wieder auf und ging ins Bad.

      Vornehm geht die Welt zugrunde, hatte er sich gedacht und sich im besten Hotel ein Appartement genommen. Er wusste genau, dass er es nicht bezahlen konnte, und erst recht wusste er nicht, dass in der Halle Kurti Schnell saß, die Treppe und den Lift im Auge behaltend. Er war ihm auf den Fersen geblieben. Einen Kurti Schnell schüttelte man nicht so leicht ab.

      Das Nachtleben begann eben erst. Kurz vor Mitternacht wurden die Reichen munter. Kurti Schnell begriff nicht, dass man so viel Geld in einer Nacht ausgeben konnte, wie es hier der Fall war, aber er wusste, dass Anatol van Reyken nicht das Geld hatte, um mitzuhalten. Er war schon drauf und dran, sich in sein Auto zu setzen und ein kleines Nickerchen zu machen, da ihm selbst für eine bescheidene Pension die Preise zu hoch waren, als Anatol van Reyken nun doch aus dem Lift trat. Er trug keinen Abendanzug. Er legte seinen Schlüssel auf den Tresen und ging hinaus, dicht an Kurti Schnell vorbei.

      Der stand gemächlich auf und folgte ihm. Er sah, wie Anatol van Reyken zum Parkplatz ging und seinen Wagen bestieg.

      Er tat das gleiche. Feiner Nieselregen fiel vom Himmel herab. Er wurde stärker, als sie ein paar Minuten unterwegs waren, aber Kurti Schnell verlor die Schlusslichter des vor ihm fahrenden Wagens nicht aus den Augen. Es war viel Gegenverkehr. Manche Scheinwerfer blendeten stark, und wie ein dichter Schleier senkte sich nun der immer stärker werdende Regen über die Landschaft.

      Wie zwei große, grell leuchtende Augen kamen plötzlich Hallogenscheinwerfer auf Kurti Schnell zu. Er nahm das Gas weg, aber das hatte van Reyken wohl nicht getan. Kurti Schnell sah noch rote Lichter, die sich schwankend bewegten und dann krachte es gewaltig. Gerade noch konnte er seinen Wagen an der hinteren Stoßstange eines anderen zum Stehen bringen. Trotz seiner Fülle sprang er schnell heraus. Andere Wagen hielten mit kreischenden Bremsen. Stimmen wurden laut, gellten in seinen Ohren, während er auf den Mann starrte, der über dem Steuerrad lag.

      Viel Leben war nicht mehr in Anatol van Reyken, aber er war nicht tot. Irgendwann, sicher sehr schnell, wenngleich für Kurti Schnell die Zeit stehengeblieben zu sein schien, kamen Ambulanzwagen und in dem behäbigen Detektiv mischte sich mit dem Gefühl des Grauens die Unzufriedenheit, dass er seinen Auftrag so beendet sehen sollte.

      *

      Während Cornelius und Saskia an Evelyns Bett weilten, hatten sich Fee, Daniel, Dieter Behnisch und Jenny Lenz lange unterhalten.

      Der Schreck in der Abendstunde war gebannt. Ihre Freundschaft sollte darunter nicht leiden. Dramatische Situationen gab es oft genug in einer Klinik. Dr. Behnisch fand es erregender, wenn er einen Patienten operierte und feststellen musste, dass alles Bemühen umsonst war.

      Fee dachte jetzt an Evelyn Boerden, an Saskia und Cornelius. Für Evelyn würde alles Leid ein Ende haben, wenn sie hinüberschlummerte in die Ewigkeit, in der sie mit ihrem so sehr geliebten Mann vereint sein würde. Aber was erwartete Saskia und Cornelius?

      Mitternacht war vorbei, als sie heimfuhren. Wieder begann ein neuer Tag. Saskia hatte den Zeiger ihrer Uhr beobachtet, wie er langsam voranrückte. Ihre Augen brannten. Cornelius hatte ihr geraten, dass sie sich eine Weile niederlegen solle, aber das wollte sie nicht. Sie ahnte, dass diese Nacht die Entscheidung bringen sollte. Sie wollte bei ihrer Mutter sein, ihre Hände halten, noch einmal in ihre Augen blicken.

      Evelyn öffnete ihre Augen mühsam, doch ihr Blick weilte schon in einer anderen Welt.

      »Mein Kind«, flüsterte sie, »meine Kinder«, als Cornelius nach ihrer Hand griff.

      Cornelius beugte sich tief zu ihr herab. »Die Gerechtigkeit hat gesiegt, Evelyn«, sagte er dicht an ihrem Ohr. »Du kannst jetzt ruhig schlafen.«

      Ganz leicht bewegte sie verneinend den Kopf.

      »Magnus wartet. Es war ein weiter Weg.« Dann richtete sie ihren Blick auf Saskia. »Liebt euch so, wie wir uns geliebt haben.«

      Kaum noch vernehmbar waren diese Worte, und doch tönten sie in den Ohren der beiden jungen Menschen fort, während Evelyns Atemzüge immer leiser wurden. Ihr Gesicht aber war entspannt, verklärt, entrückt.

      Saskia wollte es nicht begreifen, als Cornelius seinen Arm um sie legte und leise sagte: »Sie hat uns verlassen, Saskia.«

      Ein Beben durchlief ihren Körper, und ihr Kopf sank an seine Brust. Weich strich seine Hand über ihr seidiges Haar.

      *

      Evelyn war still und ohne Schmerzen zu empfinden von dieser Welt gegangen. Für Anatol van Reyken begann in dieser Nacht ein qualvolles Sterben. Ihn würde kein irdisches Gericht mehr verurteilen, doch das göttliche ersparte ihm nichts.

      Während Fürst Dejali nun die Freuden des Daseins genoß und nicht einen Gedanken an seine Tochter verschwendete, musste van Reyken seine Schuld bitter büßen.

      Er dachte an nichts anderes mehr als an die Schmerzen, die ihn peinigten. An dem Morgen, als Evelyn Boerden an der Seite ihres Mannes zur letzten Ruhe gebettet wurde, starb er.

      Kurti Schnell berichtete es, Edwin Pichler gab es an Daniel und Fee weiter.

      An Zufall könne man da kaum noch glauben, meinte Fee, die Evelyn das letzte Geleit gegeben hatte, während sich Daniel um seine Patienten kümmern musste. Nur sie, Dr. Camphausen, und Dr. Jenny Lenz hatten mit Saskia und Cornelius am Grab gestanden.

      Wenn sie doch nur weinen könnte, hatte Fee gedacht, als sie in Saskias traurige Augen blickte. Aber Saskia fand keine erlösenden Tränen. Sie fand auch keine Worte.

      »Wir müssen etwas für Saskia tun«, sagte Fee. »Ich werde sie zur Insel der Hoffnung bringen. Sie muss weg von allem, Abstand gewinnen, sich ins Leben zurückfinden.«

      »Wenn sie ja sagt, steht dem doch nichts im Wege«, meinte Daniel. »Wir können am Samstag fahren.«

      »Du bist lieb«, sagte Fee dankbar.

      »Na, hör mal, Kleines, meinst du, ich ließe dich allein fahren?«

      Saskia sagte ja, als Fee sie anrief. Ganz schlicht und einfach nur »ja«.

      Am Nachmittag kam dann Cornelius in die Praxis. Er bedankte sich, dass man so besorgt um Saskia war. Er sagte auch, dass es besser sei für Saskia, wenn sie das letzte Kapitel nicht miterleben müsse. Er wollte Tatjana aufsuchen. Leicht fiel ihm das nicht, aber Dr. Behnisch hatte ihm erklärt, dass es vielleicht die einzige Möglichkeit sei, die ganze Wahrheit zu erfahren. Man hatte ihm bereits Sprecherlaubnis erteilt. Er wolle diese jedoch erst wahrnehmen, wenn Saskia nicht mehr hier sei.

      »Sie ist überaus sensibel«, sagte er gedankenvoll.

      »Wem sagen Sie das«, meinte Fee. »Sie