Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
»Sie wissen also Bescheid«, sagte Saskia plötzlich. Jenny errötete leicht. »Das muss sein«, erwiderte sie. »Es wäre auch möglich gewesen, dass Frau van Reyken oder auch ihr Mann in die Klinik gelangt wäre, ohne dass wir rechtzeitig davon erfahren hätten oder es verhindern könnten. Manchmal huschen Besucher einfach durch, wenn gerade jemand das Haus verlässt und die Tür nicht ins Schloss fällt.«
Eine kleine feine Falte erschien zwischen Saskias schöngeschwungenen Augenbrauen. »Ich möchte nur wissen, was sie im Schilde führt«, sagte sie leise.
Das interessierte Dr. Behnisch auch, aber vorerst jammerte ihm Tatjana etwas vor und während der Untersuchung zeigte sich dann ein Zucken, das nicht simuliert war.
»Wie lange haben Sie das schon?«, fragte er.
»Was?«, fragte Tatjana sichtlich nervös.
»Dieses Zucken der Gliedmaßen!«
»Immer wenn ich erschöpft bin. Das ist doch Nervosität. Diese Migräne ist einfach schrecklich«, stöhnte sie.
»Sie haben keine Migräne. Es ist etwas anderes. Sie hätten schon längst in ärztliche Behandlung gehört.«
Tatjana sah ihn entsetzt an. Dr. Behnisch hatte wahrhaftig keinen Grund, Sympathie für diese Frau zu hegen. Er hätte ihr schon einen Schrecken einjagen wollen, wenn sie meinte, ihn, einen erfahrenen Arzt an der Nase herumführen zu können, aber seine Diagnose war so ernst zu nehmen, dass zumindest für ihn das Spiel, wenngleich es als ein böses Spiel begonnen hatte, zu Ende war. Und anscheinend war Tatjana noch völlig ahnungslos.
»Würden Sie mir bitte erzählen, was Sie an sich selbst beobachtet haben?«, fragte er vorsichtig.
»Was heißt beobachtet?«, begehrte sie auf.
»Wie äußerten sich bei Ihnen Ermüdungserscheinungen?«
Sie kniff die Augen und die Lippen. Sie versuchte das Zittern ihrer Hände zu verbergen.
»Ich bin hier, damit Sie die Ursache meiner Migräne feststellen«, sagte sie, aber ihre Stimme gehorchte ihr nicht mehr so recht.
»Ich bin dabei«, sagte Dr. Behnisch. »Die Untersuchung wird sich über mehrere Tage erstrecken und zeitweise ziemlich schmerzhaft sein.«
»Was haben Sie mit mir vor?«, fragte sie bebend vor Erregung.
»Eine Gegenfrage, was haben Sie vor?«, fragte er kühl.
Und in diese Frage hinein läutete das Telefon.
*
Cornelius Boerden hatte auf den Augenblick gewartet, in Evelyns Zimmer geholt zu werden. Schwester Helga tat dies sehr diskret.
Evelyn schlief. Mit einem wehmütigen Blick betrachtete er sie und stellte fest, dass ihr Gesicht einen ganz entrückten Ausdruck hatte.
Es fiel ihm schwer, an ihrem Krankenlager etwas zu tun, was ihm unrecht erschien, doch er beschwichtigte sein Gewissen mit dem Gedanken, dass er damit eventuell einen großen Schritt weiterkommen könnte.
Vorsichtig löste er das Klebeband auf der Rückseite der Fotografie seines Vaters. Es ging nicht ohne Beschädigung ab. Dann hielt er tatsächlich ein zusammengefaltetes Blatt Papier in den Händen, das er schnell in seine Jackentasche schob. Sein Herz klopfte wie ein Hammer, als er nun versuchte, den Klebestreifen wieder so anzubringen, wie er gewesen war. Er hatte sich eine Tube Klebstoff besorgt, aber in der Erregung waren seine Hände unsicher.
Er blieb ungestört. Langsam wurde er ruhiger, als sein Werk vollendet war und er das Bild wieder auf das Nachtschränkchen stellte.
Dann las er diesen Brief und hatte das Gefühl, dass sein Blut in den Adern erstarrte. Ganz hart waren seine Gesichtszüge geworden, und in seinen Augen glommen Flammen wilden Zornes, die aber schnell erloschen, als er wieder Evelyn anblickte.
Ganz zart streichelte er ihre blassen Hände. Du sollst es noch erleben, dass Vater gerächt wird, dachte er. Du darfst nicht mit diesem Gedanken von der Welt gehen, dass das Böse siegte.
O ja, er wusste, wie sehr sie gelitten hatte, wie verzweifelt sie war, wie sie sich Jahre um Jahre mit dem Gedanken gequält hatte, warum der geliebte Mann sterben musste und von wessen Hand. Evelyn sollte nicht mit dem angstvollen Gedanken die Augen schließen, dass auch ihr Kind in ständiger Furcht leben müsse.
Er ging leise zur Tür, doch als er sie öffnete, stand Saskia vor ihm. Schreckensvoll weiteten sich ihre Augen.
»Cornelius, du bist hier? Mein Gott, hat man dir nicht gesagt, dass Tatjana van Reyken in der Klinik ist?«
»Sie ist hier?«, fragte er dumpf.
»Und du darfst ihr nicht begegnen«, flüsterte Saskia. »Dich kennt sie doch. Wir wissen nicht, was sie vorhat.«
»Wo ist sie?«, fragte er.
»Dr. Behnisch untersucht sie.« Verwundert sah Cornelius das Mädchen an, und hastig erzählte Saskia, wie es dazu gekommen war.
»Das ist sehr gut«, sagte er zu ihrer Überraschung. »Einen größeren Gefallen konnte mir Dr. Norden gar nicht erweisen. Hab’ keine Angst, Saskia. Dieses böses Spiel wird bald ein Ende haben.«
»Wir haben doch noch keine Beweise gegen sie«, flüsterte Saskia.
»Doch, den Beweis habe ich«, erwiderte Cornelius. »Den Beweis, den wir brauchen.«
»Welchen?«
Er legte seine Hand an ihre Wange und fühlte beglückt, dass sie nicht zurückwich.
»Ich werde dir später alles erzählen. Aber jetzt darf ich keine Zeit verstreichen lassen. Sie darf mir nicht mehr entwischen.« Er schob sie sanft in das Zimmer hinein. »Du bleibst hübsch hier, kleine Schwester«, sagte er. »Und wenn Evelyn aufwacht, sage ihr, dass die Gerechtigkeit doch noch siegen wird. Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber trefflich klein.« Er beugte sich herunter und küsste sie auf die Stirn.
Dann ging er schnell hinaus.
*
»Sie sollen nicht solchen Unsinn reden, Herr Dr. Behnisch«, stieß Tatjana hervor. »Ich lasse mich nicht zu einer Schwerkranken stempeln.«
»Sie wollten eine klinische Untersuchung, wie Dr. Norden mir sagte. Ich habe Sie nicht gezwungen, hierherzukommen. Hier ist kein Theater, Frau Anatol.« Dr. Behnischs Geduld war jetzt zu Ende. »Ich halte Sie nicht fest. Sie können jederzeit gehen, wenn Sie meinen ärztlichen Rat nicht hören wollen.«
In ihren Augen blitzte es tücksich auf. Sie war aufgestanden und griff nach ihrer Handtasche. Und plötzlich hielt sie eine kleine Waffe in der Hand, die sie auf ihn richtete.
»Und Sie werden jetzt tun, was ich sage«, zischte sie. »Versuchen Sie nicht um Hilfe zu rufen, sonst geht dieses Ding los.«
Da hat mir Daniel ja was Schönes eingebrockt, ging es Dieter Behnisch blitzartig durch den Sinn, aber die Nerven verlor er doch nicht so schnell.
»Also doch Theater«, sagte er spöttisch. »Wir kommen zum dramatischen Höhepunkt.«
»Das Spotten wird Ihnen noch vergehen«, sagte sie. »Sie werden jetzt Bescheid sagen, dass Cornelius Boerden hierherkommen soll. Aber kein
falsches Wort.«
»Er ist nicht im Hause«, sagte Dr. Behnisch.
»Dann warten wir. Er wird schon kommen. Irgendwann wird er kommen.«
»Und mich wollen Sie hier festhalten? Man wird mich vermissen. Ich bin der Chefarzt dieser Klinik und werde ab und zu gebraucht«, sagte Dr. Behnisch in ironischem Ton, während er unentwegt überlegte.
»Aber Sie werden durch eine sehr schwierige Untersuchung festgehalten«, sagte Tatjana zynisch. »Ich habe nichts zu verlieren.«
Dr. Behnisch hatte keine Schusswaffe, aber er überlegte schnell, dass einige Worte diese Frau tödlicher treffen könnten als ein Schuss.
»Nein,