Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
Damit konnte Tatjana nicht rechnen, denn sie hatte nicht die geringste Ahnung, dass sie unter Beobachtung stand. Es sprach für die perfekte Arbeit des Detektivinstitutes Pichler und Schnell.
Ihr selbstsicheres Auftreten war verblüffend. »Ich war schon vor einigen Tagen hier«, sagte Tatjana. »Da war eine andere Sprechstundenhilfe hier. Mein Name ist Anatol.«
Sie hat keine Ahnung, dass ich Daniels Frau bin, ging es Fee blitzschnell durch den Sinn, und es ist wohl auch besser, wenn sie es nicht erfährt.
»Meine Migräne hat sich verschlimmert«, sagte Tatjana. »Ich fühle mich sehr elend.«
»Sie werden sich aber etwas gedulden müssen«, sagte Fee zögernd. »Ich werde Dr. Norden fragen, ob er Sie einschieben kann.«
Ihre Gedanken überstürzten sich. Wahrscheinlich hatte van Reyken seiner Frau erzählt, dass sie mit Saskia im Hause gewesen war. Zumindest war das nicht auszuschließen. Es war auf jeden Fall besser, die Sprechstundenhilfe zu spielen.
»Bitte, warten Sie hier«, sagte sie zu Tatjana und führte sie in das Büro.
Dann ging Fee ins Sprechzimmer, was sie nur in ganz besonderen Fällen tat.
Daniel wusste das, entschuldigte sich bei der Patientin und ging mit Fee ins Labor.
Er war auch maßlos überrascht, als sie ihm sagte, wer gekommen sei. »Nun bin ich aber sehr gespannt«, meinte er.
»Ich auch. Also behandle mich bitte als deine Sprechstundenhilfe.«
»Wird mir schwerfallen«, erwiderte er lächelnd.
Fee ging ins Büro zurück. Tatjana saß auf dem Stuhl, die Beine übereinandergeschlagen, eine Zigarette in der Hand, dennoch hatte Fee das Gefühl, dass sie sich am Aktenschrank zu schaffen gemacht hatte.
»Bitte nicht rauchen«, sagte sie.
»Entschuldigung, eine lästige Gewohnheit«, sagte Tatjana. Fee zog den oberen Karteikasten heraus und
nahm die Karte mit dem Namen Anatol an sich.
»Darf ich Sie noch um einige Daten bitten, gnädige Frau«, sagte sie. »Ihre Karte ist unvollständig ausgefüllt.«
»Ich wusste gar nicht, dass schon eine existiert«, sagte Tatjana nervös.
Es bereitete ihr Genugtuung, dass Tatjana immer nervöser wurde.
»Ihr Geburtsdatum und Ihre Adresse bitte«, sagte sie.
»Ist das denn so wichtig? Ich werde mich nur ein paar Tage hier aufhalten. Aber Dr. Norden hatte mir eine klinische Untersuchung empfohlen, und ich habe eingesehen, dass dies wohl nötig sein wird.«
Aha, daher weht der Wind, dachte Fee. Sie will in die Behnisch-Klinik, und Daniel soll ihr dazu verhelfen.
»Dr. Norden kann ja die Eintragungen selber machen«, sagte sie leichthin.
Das Telefon läutete, und zu ihrem Erschrecken war Cornelius am Apparat.
»Nein, das geht leider nicht. Dr. Norden ist sehr beschäftigt«, sagte sie. »Rufen Sie bitte später wieder an.«
Was Cornelius wohl jetzt für ein Gesicht machen mochte? Sie hatte ihn gar nicht zu Wort kommen lassen.
Das Telefon läutete wieder. Und noch einmal war es Cornelius.
»Ist jemand in der Praxis, der mich kennt?«, fragte er leise.
»Ja«, erwiderte Fee. »Ich werde Herrn Doktor Bescheid sagen, dass er vorbeikommen soll. Sie brauchen sich nicht zu ängstigen. Machen Sie einstweilen kalte Wadenwickel.«
»Dr. Norden ist ein vielbeschäftigter Arzt«, stellte Tatjana fest. »Ich entnahm dem Türschild, dass er die Praxis mit seiner Frau gemeinsam betreibt.«
Fee fing einen lauernden Blick auf und bekam es mit der Angst, dass Tatjana nun doch noch misstrauisch werden würde. Zu ihrer Erleichterung erschien jetzt Daniel.
Tatjana erhob sich hastig.
»Sie erinnern sich an mich?«, fragte sie.
»Gewiss. Darf ich bitten, gnädige Frau?«
Über die Schulter hinweg, warf er Fee einen schalkhaften Blick zu. »Sie vertrösten bitte die anderen Patienten, Fräulein Cornelius«, sagte er mit hintergründiger Betonung, was Fee sehr gewagt fand.
Tatjana reagierte auch aufgeregt. »Cornelius?«, fragte sie heiser.
»So heißt meine Hilfe«, erwiderte Daniel. »Wie war doch gleich Ihr Name? Mein Personengedächtnis ist besser als mein Namensgedächtnis.«
»Anatol«, erwiderte Tatjana.
»Und wo fehlt es? Wirken die Tabletten nicht mehr?«
»Ihre Diagnose scheint gestimmt zu haben, Herr Doktor. Es muss etwas anderes dahinterstecken. Sie sehen, ich habe so großes Vertrauen zu Ihnen, dass ich hierher zurückgekehrt bin. Ich wollte Ihrem Rat folgen und mich vielleicht doch einer klinischen Untersuchung unterziehen. Ich hörte bei meinem ersten Besuch zufällig, dass Sie mit einer sehr guten Privatklinik Verbindung haben.«
»Ja, das stimmt. Privatklinik Dr. Behnisch, aber leider ist sie sehr belegt.«
»Ich bin bereit, jeden Preis zu zahlen, um von diesen entsetzlichen Beschwerden befreit zu werden«, sagte Tatjana mit leidender Stimme. »Ich kann keine Nacht mehr schlafen.«
Auch Daniel stellte fest, dass sie genauso aussah. Das Gewissen plagte sie wohl, und wenn sie kein Gewissen hatte, dann vielleicht die Furcht. Aber was wollte sie in der Behnisch-Klinik? An Evelyn Boerden herankommen oder an Saskia? Es war äußerst riskant, aber es bot sich auch die Chance, die Pläne dieser Frau und van Reykens aufzudecken. Erbaut würde Dieter Behnisch natürlich nicht sein, wenn seine Klinik zum Schauplatz einer dramatischen Entwicklung ausersehen wurde.
Während er überlegte, maß er Tatjanas Blutdruck, der tatsächlich nicht in Ordnung war. Auch der Puls flatterte. Wenn ihr organisch auch nichts fehlen mochte, was er allerdings auf Anhieb nicht beurteilen konnte, so befand sie sich doch in einem Erregungszustand, der bedenklich war.
Vielleicht mochte sie mit Medikamenten, überstarkem Kaffee oder Aufputschmitteln nachgeholfen haben, aber was immer es auch sein mochte, es war ihrem Befinden bestimmt nicht zuträglich, da sie ohnehin von der Konstitution her zu überhöhtem Blutdruck neigen mochte. Außerdem hatte sie eine Schilddrüsenunterfunktion. Er sagte ihr das, und sie sah ihn erstaunt an.
»Das ist mir auch noch nicht gesagt worden«, erregte sie sich.
»Wann haben Sie sich das letzte Mal untersuchen lassen?«, fragte er.
»Wozu sollte ich mich untersuchen lassen? Ich war nie krank. Außer der Migräne natürlich«, berichtigte sie sich rasch, als er ihr einen eigentümlichen Blick zuwarf.
»Und die Tabletten sind Ihnen einfach so verschrieben worden«, bemerkte Daniel.
»Genauso, wie Sie sie mir verschrieben haben.« Ihr Lächeln wurde herausfordernd.
So ganz war er mit seinen Gedanken nicht bei der Sache, weil er unentwegt überlegte, wie er eine richtige Entscheidung treffen könnte, dann aber sagte er sich, dass man sie in der Behnisch-Klinik unter Aufsicht haben würde und eine Begegnung zwischen ihr und Saskia zu vermeiden war.
»Ich denke auch, dass Sie gründlich untersucht werden sollten«, sagte er. »Wenn Sie einverstanden sind, rufe ich jetzt meinen Kollegen Dr. Behnisch an.«
Das triumphierende Aufleuchten in ihren Augen entging ihm nicht, und nun fragte er sich, woher sie diese Kaltblütigkeit nahm. Anscheinend war es ihr bisher meistens gelungen, ihre Mitmenschen zu bluffen. Und wenn er nicht schon so viel über sie gewusst hätte, wäre er wohl auch keineswegs misstrauisch geworden.
Er behielt sie im Auge, während er die Nummer wählte. »Ja, hier Norden, Dr. Behnisch bitte«, sagte er ganz gelassen. »Grüß dich, Dieter, ich bin’s mal wieder. – Nein, darum handelt es sich