Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
Saskia wollte noch manches sagen, aber sie unterließ es, um ihre Mutter nicht erneut in Erregung zu versetzen. Es vergingen nur noch wenige Minuten, dann erschien Dr. Behnisch und sagte, dass Cornelius Boerden gekommen sei.
Da bekam Evelyns blasses Gesicht sogar Farbe. Saskia stand auf und ging zur Tür. Auf dem Flur traf sie mit Cornelius zusammen.
»Guten Morgen«, sagte er leise. Sie erwiderte seinen Gruß und bemerkte, dass sich seine Miene etwas aufhellte.
»Ich bitte dich sehr herzlich, nicht fortzulaufen, Saskia.«
»Ich würde nicht fortlaufen«, erwiderte sie verhalten. »Meine Mutter ist wach. Sie erwartet Ihren Besuch sehr sehnsüchtig.«
»Danke«, sagte er.
»Auf Sie wartet auch jemand, Fräulein Boerden«, sagte Dr. Behnisch. »Darf ich Sie in mein Zimmer bitten.«
»Wer?«, fragte sie.
»Ein Herr Dr. Camphausen.«
Dr. Camphausen sah Saskia fassungslos an.
Ein Kind sei sie, hatte Cornelius gesagt, dabei war sie das bezauberndste junge Mädchen, das ihm je begegnet war.
Er verneigte sich tiefer, als es eigentlich angebracht war.
»Sie werden meinen Namen noch nicht gehört haben, gnädiges Fräulein«, sagte er.
»Doch, meine Mutter erwähnte ihn«, erwiderte Saskia zurückhaltend. »Ich solle mich auch an Sie wenden, wenn …«, sie unterbrach sich und sah ihn forschend an.
»Ich genieße das Vertrauen Ihrer Mutter seit vielen Jahren«, erklärte er. »Sie habe ich zuletzt gesehen, als Sie ein Jahr alt waren, Saskia.«
»So weit kann ich mich nicht zurückerinnern«, sagte Saskia mit einem leichten Lächeln. »Was haben Sie mir zu sagen, Herr Dr. Camphausen?«
»Eine ganze Menge. Ich konnte nicht warten, bis Sie zu mir finden. Aber zuerst die Frage: Wie geht es Ihrer Mutter?«
»Ich kann es schwer beurteilen. Heute etwas besser als gestern, aber die Ärzte sagten mir, dass es eine vorübergehende Besserung sein könnte. Gesund kann sie wohl nicht mehr werden.«
Ihre Stimme bebte, aber sie nahm sich zusammen und bewahrte Haltung.
»Ich möchte vor allem erklären, dass mich Ihre Mutter damit betraut hat, Ihr Vermögen vor dem Zugriff Dritter zu schützen. Auch Ihnen soll Schutz gewährt werden.«
»Meine Mutter lebt, Herr Dr. Camphausen«, sagte Saskia steif.
»Und ich hoffe von ganzem Herzen, dass sie noch länger lebt«, sagte er. »Sie hat schon vor Jahren alles für Ihre Sicherheit getan, Saskia.«
Aber warum war sie nicht immer bei mir, dachte Saskia. Warum nicht? Dann hätte ich sie doch wenigstens ein paar Jahre gehabt.
Konnte Dr. Camphausen ihre Gedanken lesen? Er sah sie mit einem Blick voller väterlicher Güte an.
»Ihre Mutter hätte diese Jahre gern mit Ihnen verbracht, aber sie wollte wohl nicht, dass Sie ihr Leiden miterleben und mitleiden. Sie hat sich oft gefragt, was besser wäre, oder ob etwas besser sein könnte. Sie glaubte schließlich auch, dass sie in einer großen Stadt nicht vermutet würde. Ich selbst gab ihr die Empfehlung, in meine Nähe zu ziehen. Man wusste nicht, wie man es richtig machen sollte. Wären Sie hier oder irgendwo zur Schule gegangen, wäre sie wohl jeden Tag fast vor Angst gestorben.«
»Aber im Grunde war sie dann hier ganz allein und schutzlos«, sagte Saskia. »Das soll kein Vorwurf sein, Herr Dr. Camphausen. Wer profitiert, wenn ich sterbe?«
Sie sagte es ruhig, unbeteiligt, als ginge es um etwas ganz Nebensächliches. Er war regelrecht schockiert.
»Sie würden mir einen großen Gefallen erweisen, wenn Sie mir diese eine Frage wahrheitsgemäß beantworten.«
Sie sah ihn unbeirrt an.
»Niemand. Das heißt keine Einzelperson. Das gesamte Vermögen würde dann wohltätigen Stiftungen zufallen.«
»Also wäre ich für irgendjemanden nur interessant, solange ich lebe. Das ist beruhigend«, sagte sie mit bitterem Spott. »Wer könnte das sein? Doch wohl nicht der Fürst Dejali?« Sie machte eine kleine Pause. »Allerdings sollen ja die Orientalen sehr rachsüchtig sein.«
Er war jetzt wirklich geschockt durch ihre Sachlichkeit. Sie war bezaubernd schön, aber so intelligent, wie er es nicht erwartet hatte.
»Sie wissen nichts mehr zu sagen, Herr Dr. Camphausen?«, fragte sie.
»Doch. Es könnte durchaus möglich sein, dass man Cornelius damit erpressen will, wenn Sie in die Gewalt gewisser Leute geraten, über die ich mir noch nicht im klaren bin.«
»Cornelius? Er kann doch kein Interesse haben an meinem Leben«, sagte Saskia gedehnt.
»Darin täuschen Sie sich. Er würde alles geben, was er besitzt, und das ist weit mehr, als Sie denken.«
»Ich denke gar nichts. Ich war nicht freundlich zu ihm. Er weiß, dass ich ihn ablehne, oder bisher abgelehnt habe«, räumte sie nach kurzem Zögern ein.
»Aber Sie sind für ihn das Vermächtnis seines Vaters, und er verehrt Ihre Mutter sehr.«
Saskias Lider senkten sich. Ihre langen Wimpern warfen Schatten auf ihre Wangen.
»Er liebt meine Mutter«, sagte sie leise.
*
»Reyken sagte, er sei der zukünftige Mann meiner Mutter«, sagte Saskia zu Dr. Camphausen. Der lachte blechern auf.
»Er meinte wohl, Sie einschüchtern zu können, Saskia. Er ist verheiratet mit der Schwester von Cornelius’ Mutter.«
Saskias Gesicht versteinerte. »Und da trauen Sie Cornelius?«, fragte sie.
»Ja, denn wenn er überhaupt fähig ist zu hassen, sind es drei Menschen, die er hasst. Eine ist tot, seine Mutter.«
»Er hasste seine Mutter?«
»Sie hat seinen Vater betrogen, mit einigen Männern. Auch mit Reyken. Tatjana wollte Magnus um jeden Preis für sich haben, allerdings erst, als sie wusste, dass er ein sehr reicher Mann sein würde. Reyken hatte ihm zuerst wertloses Land angedreht. Dafür hatte er seine ganzen Ersparnisse hergegeben. Auf diesem Land wurde Öl gefunden. Tatjana war schon immer sehr raffiniert. Sie hatte überall ihre Fühler ausgestreckt, sie wusste das, bevor es irgendein anderer erfuhr. Sie sagte Magnus, dass er nicht der Vater von Cornelius sei. Da er wusste, dass seine Frau ihn betrogen hatte, glaubte er ihr auch. Die Scheidung kam. Cornelius blieb bei seiner Mutter. Magnus tauchte unter. Er lernte später Evelyn kennen, und sie heirateten. Cornelius erfuhr die Wahrheit erst, als seine Mutter starb. Sie beichtete ihm alles. Als er seinen Vater aufsuchen wollte, war Magnus tot.«
»Ermordet«, schluchzte Saskia auf. »Mein Papi wurde ermordet.«
»Ob das jemals zu beweisen sein wird? Machen wir uns keine Illusionen, Saskia.«
»Dann hat Papi nie über Cornelius gesprochen, weil er meinte, dass er nicht sein Sohn sei?«, fragte Saskia nach einer langen Pause.
»Ja, das war wohl der Grund. Und er hat auch nie erfahren, dass er einer grässlichen Täuschung unterlegen war.«
»Aber er liebt meine Mutter dennoch«, flüsterte Saskia.
»Weil sie ihm vorbehaltlos entgegenkam. Sie wusste sofort, dass er Magnus’ Sohn war. Und wenn ich Ihnen einen väterlichen Rat geben darf, Saskia, Sie können sich gewiss keinen besseren Bruder wünschen als Cornelius. Ihm ist wahrlich nichts erspart worden. Er hat den Glauben an den Sieg des Guten dennoch nicht verloren.«
Und als er dies gesagt, kam Cornelius. »Evelyn möchte Sie kurz sprechen, Herr Dr. Camphausen«, sagte er. »Sie ist müde.«
Dann