Название | Symbolische Dimension des Wohnens in der Stadt |
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Автор произведения | Monika Arlt |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783844258653 |
Bei einem engen Symbolbegriff sind Bild, Zeichen und Bedeutung im Sinne einer Entsprechung „pragmatisch“ eng miteinander verbunden, wie das z.B. bei Flaggen oder Wappen der Fall ist. Auch hier gibt es einen Bedeutungsüberschuss, der aber erläutert und begründet werden kann.
Als Beispiel kann die amerikanische Flagge dienen: Vor den letzten Präsidentschaftswahlen verteilten amerikanische Wissenschaftler Online-Formulare, in denen Menschen ihre Wahlabsichten angeben sollten. Auf einigen Fragebögen war eine kleine amerikanische Flagge abgebildet. Jene Versuchsteilnehmer, die Formulare mit der Flagge erhielten, gaben darauf häufiger an, für die Republikaner stimmen zu wollen. Sie taten das bei der Wahl tatsächlich ... (DER SPIEGEL, 29/2011). Die Betrachtung der amerikanischen Flagge hat womöglich Menschen dazu motiviert, die republikanische Partei zu wählen.
In einer weiten Fassung des Begriffs meint „Symbol“ den bildhaften Ausdruck von etwas anderem, das nicht unmittelbar anschaulich im Bild des Objektes mitschwingt. Es ist eben mehr als das Bild der Handhabung des Gegenstandes und seiner augenfälligen Bedeutung. Der weite Begriff ist vieldeutig, er kann selbst Gegensätzliches im Symbol zusammenführen, und der davon Berührte erfährt es gefühlsmäßig. Der Deutende erschließt den Sinn durch seine eigenen Assoziationen und die Auswahl von Bedeutungen, die ihm zur Verfügung steht, d.h. sein Wissen darüber. Symbolik in dieser Form ist Teil des geistigen Gesamterbes der Menschheit, das universale Vorstellungen im zeitgenössischen Objekt zum Ausdruck bringt.
Die Farbe Rot dient zum Beispiel als Symbol der Macht und kann als Farbe des Blutes Wärme und Geborgenheit, oder aber Gewalt zum Ausdruck bringen. Der Selbstdarstellung eines „Stars“ findet auf einem „roten Teppich“ statt. Eine reale rote Textilie liegt dem Auftritt im wahrsten Sinne des Wortes zugrunde. Das kostbare Rot hat seine Ursache im einst so wertvollen Drüsensekret der Purpurschnecke, das im Mittelalter für Kaiser, Könige und Kirche reserviert war. Liebe, Macht und Blut lassen sich auf einem Teppich assoziieren, der Menschen in Szene setzt, der ihnen einen Auftritt verschafft, durch den sie gesehen werden und „Aufmerksamkeitskapital“ anhäufen können.
Was allgemein als Symbol gilt, kann sich für Individuen oder Gruppen ganz unterschiedlich darstellen. Sofern sich große Gruppen oder Menschenmengen für ein Objekt mit Symbolcharakter begeistern, entwickelt das eine Sogkraft, die immer mehr Menschen in ihren Bann zieht. Der verhüllte Reichstag in Berlin war so ein Symbol. Nicht alle haben es geliebt. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl soll sich sogar geweigert haben, ihn auch nur einmal anzusehen.
Symbole und das Unbewusste
Eine Besonderheit der Symbole liegt darin, dass sie Brücken zwischen Bewusstem und Unbewusstem sind. Das Unbewusste ist auch durchaus nicht nur das Unsichtbare. Es ist lediglich „der andere Schauplatz“.
Lange Zeit wurde das Unbewusste vornehmlich als das „Primitive“, das „Niedere“, das „Kranke“, das „Degenerierte“ ausgegrenzt. „Heute“, so Prof. Dr. Michael Hagner auf einer internationalen Konferenz mit dem Thema: Das Unbewusste als Störung der Wissensordnung und als Antrieb der Wissensproduktion, im Kulturlabor Berlin 2007, „leben wir in einem neurowissenschaftlichen Biedermeier“. Das Unbewusste hat aus dieser Sicht seinen Schrecken verloren. Es ist in die Bereiche des Kollektiven ausgewandert. Es ist in den Genen oder über die bildgebenden Verfahren der Neurowissenschaften im Gehirn lokalisierbar. Wer damit allerdings meint, man habe es „im Griff“, der ist damit einer Fehlinterpretation aufgesessen.
Heute können wir sagen, dass sich das Unbewusste nicht nur im Traum, in Bildern, Symbolen, Kunst, Märchen und Mythen, Riten und Zeremonien, Sprache und Bewegung, Geschichten und Fehlleistungen mitteilt, sondern in allen Bildern, die symbolische Qualität für jemanden haben. Das kann auch das Bild einer Stadt, einer Straße, eines Quartiers sein, das Bild, das ein Künstler herstellt, oder das Bild eines psychisch Kranken. Die Bildqualität lässt das Erleben auf eine nicht vorgeformte Weise mit der symbolischen Dimension des Unbewussten interagieren.
Heute ist bekannt, dass sich das Gehirn im bewussten Bereich mit 10 bis 40 informationstechnischen Einheiten pro Minute, im unbewussten Bereich dagegen mit bis zu 100 Millionen Einheiten beschäftigt. Auch wenn die bewussten Erfahrungen nur Bruchteile ausmachen, so liegt der Rest doch nicht brach. Das Gehirn arbeitet immer.
Viele Verhaltensweisen erfolgen zwangsläufig unbewusst, reflexhaft. Wie beim Autofahren handelt es sich um automatische Vorgänge, die den bewussten Denkvorgang nur partiell tangieren. Autofahren wäre ohne solche Habitualisierung gar nicht möglich. Unbewusst ablaufende Vorgänge, eingeübte Verhaltensweisen, Habitualisierungen sind Vorbedingungen der menschlichen Existenz. Individuelle und soziale Verhaltensweisen dieser Art werden allerdings dann problematisch oder auch gefährlich, wenn die Habitualisierung die Wahrnehmung der Realität verhindert.
Gewohnheit als das Gewohnte, im Kontext einer gleichbleibenden, verlässlichen Identität, versteht sich im Festhalten und Behalten und lässt nicht los, was einmal gefunden und für gut befunden wurde. Man macht sich etwas vor und verhindert unbewusst die direkte Wahrnehmung und die diesbezügliche Gefühlswahrnehmung — zum Beispiel wenn Ordnung als höchster Wert erachtet wird und Tätigkeiten des Aufräumens und Saubermachens oder des Sammelns von Gegenständen zwanghaft werden.
In der Psychoanalyse ist das Unbewusste seit Freud, Jung und Adler ein grundlegendes Konzept. Diese Psychoanalytiker der ersten Stunde haben erkannt, dass das Unbewusste Symbole produziert, die für das menschliche Leben bedeutsam sind. Das Unbewusste lässt Intuition entstehen und es vermag Einfälle auf das hin zu ordnen, worauf es ankommt.
C. G. Jung hat sich gewünscht, dass jeder Mensch sein eigenes Unbewusstes dazu erforschen möge, und er war der Meinung, es sei der Mühe wert zu erforschen, ob das eigene Unbewusste Wege kennt und weist, die das Bewusstsein nicht erwartet. Es enthält alle Aspekte der menschlichen Natur, Gut und Böse und es ist grenzenlos und mächtig wie die Sterne)). Die Kreativität, die durch die Arbeit mit dem eigenen Unbewussten ausgelöst werden könne, sei stärker als Gewalt und sie sei auch ein angemessenes Mittel gegen Gewalt, wenn sie als Instrument genutzt werde.
Neben den individuellen Symbolen, die mit persönlichen Mustern und Komplexen korrespondieren, hat C. G. Jung eine tiefer in der menschlichen Psyche liegende Schicht des Unbewussten beschrieben, welche archetypische Vorstellungsbilder enthält. Er war der Auffassung, den Menschen sei eine Tendenz zur Formung von kollektiven und mythologischen Bildern angeboren, die kulturübergreifend überall auf der Welt entdeckt werden könnte. Diese im Menschen angelegten archetypischen Bilder könnten über die Zugänge des Unbewussten, wie Träume, Mythen, Märchen, Bilder, Spiritualität, Meditation, Yoga und anderem mehr abgerufen werden. Aus „Es“ solle „Ich“ werden — für Jung handelte es sich dabei um ein „Es“, das weit über die Triebstruktur der Sexualität hinausreicht.
Potenziell sind Symbole in der Psychoanalyse und -therapie etwas Tiefgehendes, bis hin in die „Konstruktion“ oder „Dekonstruktion“ des Unbewussten der Persönlichkeit. Für Susanna K. Langer ist die Bildung von Symbolen (…) eine ebenso ursprüngliche Tätigkeit des Menschen wie essen, schauen oder sich bewegen. Sie ist der fundamentale, niemals stillstehende Prozess des Geistes (Langer, 1965). In der Psychoanalyse und –therapie geht es ganz wesentlich darum, eine Symbolsprache für Unsagbares, Verstörendes, traumatische Erlebnisse und Beziehungen zu finden. Die Symbolisierungsprozesse sind notwendig, damit kognitiv Verstandenes emotional verfügbar gemacht werden kann.
Die Wirkung der Symbole beruht auf einer Art „psychischer