Der Anfang vom Rest des Lebens. Dominique Haring

Читать онлайн.
Название Der Anfang vom Rest des Lebens
Автор произведения Dominique Haring
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783991311546



Скачать книгу

jetzt ein echt gemeiner Scherz von dir.«

      »Natürlich passt der Schlüssel. Gibt mal her!«, sagte Nick etwas angespannt und nahm Isabell den Schlüssel aus der Hand. Nick drehte den Schlüssel nach links und zog dabei die Tür etwas zu sich und schon machte es klick und die Tür ließ sich öffnen.

      »Sieht du, Issi? Es war kein Scherz! Du bist nur wieder zu ungeduldig.«

      Nick blieb auf der Schwelle stehen und hob den linken Arm in Richtung Flur.

      »Bitteschön, Madame.«

      »Nichts da. Ich glaube, du hast was vergessen.«

      »Was habe ich denn vergessen?«

      »Ja jetzt, wo wir verheiratet sind und wir gerade unser erstes Eigenheim beziehen, muss du mich doch über die Schwelle tragen, oder nicht?«

      »Eher oder, nicht!«, sagte Nick und schüttelte den Kopf dabei.

      Isabell gab sich aber noch nicht geschlagen. Prompt setzte sie ihren süßesten Schmollmund auf, versteckte beide Arme hinter dem Rücken und schaute Nick mit großen Augen an.

      »Oh Mann. Ernsthaft, Issi?«, erwiderte Nick fragend und versuchte dabei, ernst zu bleiben. Dies gelang ihm aber nicht. Es dauerte nicht lange und Nick musste lachen. Er ging in ihre Richtung und schob die Ärmel seines Pullovers an beiden Seiten bis zum Ellenbogen hoch.

      »Na, dann wollen wir mal. Gut festhalten!«

      Isabell streckte Nick die Arme entgegen, die sie allerdings gar nicht brauchte zum Festhalten. Mit einem großen Ruck lag Isabell über der rechten Schulter von Nick. Die Beine vor seiner Brust, fest mit seinen Armen umklammert, hing Isabell kopfüber an Nicks Rücken.

      »AHHHHHH. NICK. WAS MACHST DU?«, schrie Isabell einfach nur aus sich heraus.

      »Du hast doch gesagt, dass ich dich über die Schwelle tragen soll, aber nicht wie!« Dabei klopfte er Isabell noch zweimal liebevoll auf den Hintern und lachte. Dann setzte er Isabell im Hausflur ab und gab ihr einen dicken Kuss auf den Mund, um sie wieder zu besänftigen. Das funktionierte in der Regel immer ganz gut, wenn sie einen kleinen Tobsuchtsanfall hatte.

      Isabell schaute sich in Ruhe um. Am Ende des Hausflures führte eine Treppe in die erste Etage. Vor der Treppe links war ein großer Raum, in dem auf der einen Seite eine große, weiße Landhausküche mit Gasherd eingebaut war und auf der anderen Seite ein langer Esszimmertisch mit Bänken auf beiden Seiten stand. An dem Tisch fanden bestimmt zehn Personen Platz. Gegenüber der Küche lag das Wohnzimmer. Der Raum war nicht wie die Küche bereits eingerichtet, sondern leer. Aber es musste das Wohnzimmer sein. In der linken Ecke befand sich ein kleiner Kamin mit ein paar Holzscheiten darunter. In der Raummitte konnte man einen klaren dunklen Abdruck an der Wand sehen. Hier musste der Fernseher oder ein großes Bild gehangen haben. Vom Wohnzimmer aus konnte man durch die bodentiefen Fenster eine kleine Terrasse erblicken. Die Räume im oberen Geschoss hatten alle die perfekte Größe. Ein Schlafzimmer mit einem kleinen Ankleideraum und angeschlossenem Bad mit schöner Badewanne und Dusche, ein Büroraum und ein weiteres Zimmer für den geplanten Nachwuchs. Isabell war begeistert. Das Haus war von innen genauso traumhaft wie von außen. Es hätte besser nicht sein können. Nur als Nick die Lage des Hauses verriet, und zwar Fleetwood, war Isabell leicht geschockt. Aber das Haus war so perfekt, dass der Schock schnell überwunden war. Sie wusste, dass sie etwas Schöneres so schnell nicht wieder finden würden.

      Nick schaute Isabell an und fragte: »Und? Ist es unser Haus oder habe ich uns ins Unglück gestürzt?«

      »Vielleicht tust du das noch, aber nicht mit dem Haus! Ja, es ist unser Haus! Ich liebe dich.«

      Es war bereits dunkel, als Isabell zu Hause ankam, aber am und im Haus war kein Licht angeschaltet. Isabell schloss die Tür auf und rief nach Nick.

      »Nick, ich bin wieder da. Wo bist du? Nick?«

      Isabell überlegte, ob sie irgendeinen Termin vergessen hatte, den Nick ihr gesagt hatte. Aber auch nach längerem Überlegen fiel ihr nichts ein.

      »Wahrscheinlich wieder ein Termin im Geschäft«, tröstete sich Isabell. Das Wochenende war früher für beide immer heilig. Aber in den letzten Wochen hatten sich bei Nick viele Überstunden gerade auch an den Wochenenden angesammelt. Isabell war hieran nicht ganz unschuldig. Durch die letzte persönlich von Isabell durchgeführte Marketingmaßnahme war der Umsatz der Sportswear der Firma in die Höhe geschnellt. Auf Grund der erhöhten Nachfrage hatte Nick in Nordengland in den letzten zwei Jahren ganze fünf neue Verkaufsläden mit aufgebaut. Als zuständiger Vertriebsleiter für die gesamte Region England trug Nick eine große Verantwortung. Gerade bei neuen Filialen konnte immer sehr viel schiefgehen. Aus dem Grund kontrollierte Nick alles lieber selber und war bei wichtigen Entscheidungen persönlich vor Ort.

      »Na ja, er wird schon wiederauftauchen«, murmelte Isabell vor sich hin. »So habe ich wenigstens noch genug Zeit, um meine gekauften Schätze einzuräumen, ohne dass Nick etwas davon bemerkt und mein Konsumverhalten mal wieder kritisiert.«

      Isabell zog sich schnell die Schuhe aus, hing ihren Mantel auf, schnappte sich die Einkaufstaschen und ging schnellen Schrittes die Treppe hoch in die Ankleide. Die Ankleide war elf Quadratmeter groß. Ein eigenes kleines Zimmer nur für Anziehsachen. Ein Traum jeder Frau! Auf der rechten Seite des Raumes waren vier große Kleiderstangen an der Wand angebracht, an denen alle Anzüge und Hemden von Nick hingen und alle Blusen, Kleider und Kostüme von Isabell. Die linke Seite bestand aus mehreren Regalen, in denen Pullover, T-Shirts und Hosen untergebracht waren und ein riesiges Regal, das bis zur Decke ging, voll mit Schuhen. Highheels, Turnschuhe, Stiefel, Stiefeletten, Pumps und, und, und …

      Geradedurch am Ende des Raumes stand unter dem Fenster eine weiße Kommode. Auf der Kommode stand nur ein einziger Gegenstand. Ein silberner, mit Rosen verzierter, doppelter Bilderrahmen. In der linken Seite des Rahmens war das Hochzeitsfoto von Isabell und Nick zu sehen. Es zeigte, wie sie beide vor der Kirche standen, beide Hände in den Händen des anderen vergraben, sich tief in die Augen schauend. Isabell in ihrem enganliegenden Kleid aus feinster Spitze mit dem doch sehr gewagten freien Rücken, der nur durch den leichten, bis zum Boden fallenden Schleier verdeckt wurde. Nick hatte einen alten, aber dennoch unglaublich schicken Anzug von seinem Großvater an, der mit seinen goldenen Knöpfen und den schwarzen Stickereien auf dem blauen Stoff schon fast adelig aussah. In der anderen Seite des Bilderrahmes befanden sich beide Eheversprechen, die Nick und Isabell sich nicht wie üblich in der Kirche, sondern später auf ihrer Feier gaben. Für die Feier hatten sich Nick und Isabell den Golf Club Fairhaven, eine halbe Stunde westlich von Preston und direkt an der Küste gelegen, ausgesucht. Hier verließen sie kurz nach der Buffeteröffnung ihre Hochzeitsgesellschaft und liefen bis ganz vorne an das Kliff, wo sie sich ganz alleine ihre Versprechen gegenseitig vortrugen.

      Mein Nick:

      Ich liebe dich

      Du bist mein Leben

      Mit dir fühle ich mich ausgefüllt

      Mit dir fühle ich mich geliebt

      Mit dir fühle ich mich lebendig

      Mit dir fühle ich mich frei

      Du bist mein Leben

      Ich liebe dich

      Meine Issi:

      Du bist alles für mich

      Dein Herz gehört mir

      Mein Herz gehört dir

      Gemeinsam sind wir nie wieder allein

      Gemeinsam werden wir zusammen sein

      Ich liebe dich

      Du liebst mich

      Wir sind eins

      Zwei Herzen für immer vereint

      Wie so oft hielt Isabell inne, nahm den Bilderrahmen in die Hand und betrachtete das Foto von sich und Nick. Sie versuchte sich dann immer an den Tag und diesen Moment zu erinnern und die Gefühle von damals abzurufen. Danach las Isabell die Eheversprechen immer laut für sich vor. Irgendwie hatte sich beides zu einem festen Ritual entwickelt