Название | Der Anfang vom Rest des Lebens |
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Автор произведения | Dominique Haring |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991311546 |
Die Zeit von Eves Schwangerschaft war für Isabell oft schmerzhaft. Auch wenn sich Isabell gemeinsam mit Eve freute, war sie des Öfteren neidisch und manchmal kamen ihr schlechte Gedanken in den Sinn. Warum wurde Eve mit einem Kind beschenkt, obwohl sie doch nie einen Mann oder Kinder gewollt hat? Warum bekam sie nicht den Wunsch erfüllt, ein neues Leben auf diese Welt zu bringen? Es war ihr größter Wunsch und einfach nicht fair. Isabell versuchte, diese Gedanken vor Eve zu verbergen und zog sich in solchen Phasen einfach ein wenig zurück und schob die Arbeit vor. Aber als Cathleen auf die Welt kam, ändert sich alles. Die schlechten Gedanken und die Missgunst waren verschwunden und Isabell war unendlich glücklich über diesen kleinen neuen Menschen, der auch in ihr Leben getreten war. Sie war bei der Geburt die ganze Zeit an Eves Seite und irgendwie hatten die beiden es zusammen durchgestanden. Als Eve Isabell dann noch fragte, ob Isabell die Ehre der Patenschaft für Cathleen übernimmt, war das Glück für alle vollkommen.
Isabell schaute wieder auf die Uhr.
Aus weiter Entfernung hörte sie eine Frauenstimme rufen. Isabell blickte in die Richtung, aus der sie die Stimme wahrgenommen hatte. Eve lief sichtlich abgehetzt auf Isabell zu.
»Sorry, mein Liebe. Ich habe Cathleen noch bei meinen Eltern abgesetzt und auf dem Weg in die Stadt war ein großer Unfall und ein wahnsinniger Stau.«
Isabell wartete noch einen Moment, bis Eve näher bei ihr war, bevor sie antwortete.
»Ach Eve. Ist schon gut. Ich glaube, die letzten zwanzig Male bin ich zu spät gekommen und du musstest auf mich warten.«
»Da könntest du allerdings Recht haben. Aber ich warte natürlich immer gerne auf dich.«
Herzlich begrüßten sich die beiden Freundinnen und Isabell schlug vor, schnell ins Café Little Cake hineinzugehen.
»Einen Tisch am Kamin?«, fragte Isabell.
»Auf jeden Fall. Das Frühstück wie immer?«
»Auf jeden Fall.«
Beide waren ein eingespieltes Team. Isabell ergatterte den letzten freien Tisch am Kamin und Eve bestellte direkt beim Reingehen an der Theke für beide das kleine Frühstück mit krossem Toast, Rührei, gebratenem Speck und einem Buttercroissant mit Zitrusmarmelade, dazu einen Cappuccino und ein Glas Orangensaft.
Das Café Little Cake hatte den Charme einer alten, urigen Kneipe. Eine lange Holztheke erstreckte sich durch den ganzen Raum. Alle Tische, Bänke und Stühle waren ebenfalls in einem dunklen Holzton gehalten. Der Parkettfußboden und der riesige Kamin am Ende des Raumes rundeten das komplette Zusammenspiel ab. Die Plätze vor dem Kamin waren sehr begehrt, da man hier auf der einen Seite die Wärme und Gemütlichkeit des Kamins genießen konnte und auf der anderen Seite bot sich einem eine tolle Aussicht auf die Einkaufsstraße durch die großen bodentiefen Fenster.
Eve nippte an ihrer heißen Tasse Kaffee und lächelte verschmitzt Isabell an. Isabell kannte diesen Blick. Der Blick sagte: »Ich platze gleich, wenn ich dir nicht sofort etwas erzählen kann.«
Isabell machte sich einen Spaß daraus und ließ Eve noch ein wenig zappeln. Aber lange hielt sie es selber nicht aus.
»Ja, Eve. Möchtest du mir irgendwas erzählen oder warum grinst du mich so von der Seite an?«
»Du wirst nie glauben, was mir vorgestern passiert ist!«
Isabell schaute Eve mit einer hochgerissenen Augenbraue an und erwiderte: »Lass mich raten. Du hast einen total heißen Typen kennengelernt. Eure Blicke trafen sich und es war sofort klar, dass da noch etwas geht. Dann seid ihr irgendwo hin verschwunden. Wahrscheinlich eher zu ihm, da du ja nicht so gerne Fremde bei dir zu Hause in die Wohnung lässt. Dann habt ihr euch ein, zwei Stunden richtig vergnügt. Nicht zu vergessen, dass der Typ einfach nur HAMMER aussah und auch richtig was im Bett zu bieten hatte, sondern er auch noch echt witzig war. Kommt das in etwa hin, meine Liebe?«
Eve guckte Isabell mit großen Augen und einem Schmollmund an, der versuchte, Traurigkeit und Entsetzen gleichzeitig darzustellen.
»Ich hätte es nicht besser erzählen können, Isabell. Woher wusstest du das so genau? Warst du dabei oder hast du neuerdings telepathische Fähigkeiten, von denen du mir noch berichten wolltest?«
Beide guckten sich an und fingen laut an zu lachen.
»Definitiv telepathische Fähigkeiten!!! Eve, ich kenn dich einfach erschreckend gut.«
»Das stimmt wohl. Aber dir erzähl ich besser gar nichts mehr. Und nur zu deiner Info … Das Ganze ging lediglich eine halbe Stunde und er sah, nachdem er seine Klamotten ausgezogen hatte, nicht mehr so gut aus wie ursprünglich angenommen. Diese Aktion hätte ich mir sparen können.«
»Ach, jetzt sei nicht beleidigt. Ich liebe deine Bettgeschichten. So höre ich wenigstens mal etwas darüber«, entgegnete Isabell und schaute in ihre eigentlich schon längst leere Kaffeetasse.
»Oh je. Ist es immer noch nicht besser geworden zwischen dir und Nick?«
»Mal so, mal so. An einigen Tagen geht es und ich denke, dass alles wieder auf einem guten Weg ist und an anderen Tagen wirkt er so weit weg. Als wenn wir beide kilometerweit voneinander getrennt sind, obwohl wir im gleichen Haus, im gleichen Raum oder im gleichen Auto sitzen und das gleiche Bett teilen.«
Eve sah ihre Freundin an und erkannte den Kummer in der Tiefe ihres Herzens. Aber sie wusste auch, dass sie jetzt nur versuchen konnte, ihre Freundin abzulenken und ihr keine guten Ratschläge geben sollte. Schließlich war sie ja nicht unbedingt die richtige Person, um Beziehungstipps zu geben.
»Kellner, zwei Prosecco bitte.«
»Eve, wir wollten doch nach dem Kaffee los.«
»Ach, einen kleinen Prosecco bekommen wir schon noch zeitlich reingequetscht. Schließlich sind wir ja nicht auf der Flucht. ODER?«
»Manchmal habe ich schon das Gefühl, wenn ich mit dir von einem Schlussverkauf zum Nächsten muss.«
Beide lachten wieder und nahmen sich in den Arm.
Nach ein paar größeren und kleineren Schnäppchen hatte sich bereits der späte Nachmittag eingeschlichen und beide beschlossen, sich auf den Nachhauseweg zu machen. Eve musste noch Cathleen von ihren Eltern abholen und Nick würde bestimmt mit dem Abendessen warten.
»Meine Liebe, ich wünsche dir einen besonders schönen Abend.« Eve grinste und schnappte sich die kleine rosafarbene Tüte, die Isabell mit den anderen Einkäufen kurz auf den Boden abgestellt hatte, um ihren Autoschlüssel aus der Handtasche herauszuholen. Die Tüte hielt Eve mit ihrem Zeigfinger hoch und ließ sie von rechts nach links schwingen. Isabell war das sichtlich unangenehm. Ihre Gesichtsfarbe verwandelte sich schlagartig in einen hellen Rotton.
»Geht es noch, Eve? Vielleicht noch ein bisschen lauter, damit alle hören und sehen, was ich gekauft habe und was ich damit vorhabe.«
»ISSI! Bleib mal locker. Es interessiert sich kein Mensch für deine kleine Tüte hier. Als wenn du die einzige Frau wärst, die aus der Stadt mit einer Victoria’s-Secret-Tüte nach Hause geht.«
»Komm her, du Verrückte«, sagte Isabell, als sie Eve zur Verabschiedung in den Arm nahm.
»Ich wünsche dir ein schönes Wochenende. Gib Cathleen einen dicken Kuss von mir. Es wird Zeit, dass ihr mal wieder zusammen vorbeikommt.«
»Das machen wir! Dir auch ein noch schönes Wochenende und vor allem einen schönen Geburtstag am Montag. Ich bin untröstlich, dass ich geschäftlich nicht da bin und mit dir feiern kann.«
»Da ist echt schade, aber mit sechsunddreißig Jahren gibt es da ja auch nicht wirklich was zu feiern.«
»Man sollte jedes Jahr feiern, meine Liebe. Vor allem, wenn man noch so verdammt heiß aussieht wie wir beide!!«, schrie Eve förmlich hinter Isabell her, die sich bereits