Название | Sein Horizont |
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Автор произведения | Con Riley |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783960895015 |
Jude hatte in letzter Zeit viele Tiefpunkte erlebt; Zeiten, in denen er vertraute Segel am Horizont erspäht hatte, nur um unter ihnen ein anderes Boot als die One for Luck zu finden, aber vor diesem Moment hatte er noch nie einen solchen Tiefpunkt erreicht.
Er saß seiner Schwester gegenüber und verstand endlich, warum sie nicht darauf bestanden hatte, dass er nach Hause kam, auch wenn ein zusätzliches Paar Hände vielleicht nützlich gewesen wäre.
Sie hatte aufgehört zu glauben, dass er ihre Eltern lebend finden würde.
Wann würde er es auch akzeptieren?
Rob bot wieder den Cognac an. Jude schob ihm seine leere Tasse entgegen und hörte kaum zu, als Rob sagte: »Louise hat den Gerichtsmediziner gefragt, aber seine Antwort war nicht hilfreich. Und die der Bank auch nicht. Sie wollten keinen Kredit gewähren, wenn das Grundstück den vermissten Eigentümern gehörte. Ihr gingen wirklich die Möglichkeiten aus.« Er goss einen großzügigen Schluck ein, bevor er die Flasche wieder verschloss. »Da hat sie sich an mich gewandt. Erinnerst du dich, dass der Wettbewerb mit einem Geldpreis verbunden war?«
Natürlich tat er das. Das war seine einzige Motivation gewesen – gerade genug für einen aufstrebenden Koch, um sich selbstständig zu machen. Es war das, was Jude überhaupt erst dazu gebracht hatte, teilzunehmen – endlich ein guter Grund, um ihn langfristig von Porthperrin fernzuhalten.
Rob schob die Tasse zurück auf Judes Seite des Tisches. »Deine Schwester hat das Interview gelesen, in dem ich sagte, dass ich es ohne dich nicht gewonnen hätte.«
Jude hob seinen Cognac und verschluckte sich fast, weil Rob noch nicht fertig war.
»Sie sagte mir, wenn das wahr wäre, sollte ich es mit dir teilen.«
* * *
Diesmal folgte Rob Jude, als dieser die Bar verließ und die Eingangstür öffnete, um die Straße zur Deichmauer zu überqueren. Er stellte Judes Tasse ab – sie enthielt noch eine Pfütze Cognac am Boden – und nahm einen Schluck von seinem eigenen.
»Sich am Tag zu betrinken, wird nichts bringen.«
»Nein«, stimmte Rob zu und blinzelte in das Sonnenlicht. »Aber je eher die Flasche leer ist, desto eher wird Lou mich sie durch etwas Besseres ersetzen lassen.« Er kippte den Rest in den Hafen. »Sie führt ein sehr strenges Regiment.«
»Hört sich an, als müsste sie das auch.« Jude atmete Salzluft ein und eine Frage aus. »Du hast ihr wirklich die Hälfte des Preisgeldes gegeben?«
»Nein. Natürlich habe ich das nicht.« Rob blickte aufs Meer hinaus. Jenseits der Hafenmündung brachen die Wellen, turbulent und schäumend. »Ich habe ihr alles gegeben.«
»Du hast was?«
Rob verschränkte die Arme und starrte immer noch in die Ferne. »Oder, um genau zu sein, ich habe es gegen einen Teil der Gewinnbeteiligung deiner Schwester eingetauscht.« Bevor Jude das verarbeiten konnte, sagte Rob: »Es ist eine Investition, das ist alles. Es hat nichts damit zu tun, was zwischen uns passiert ist. Wie ich schon sagte, hast du deutlich gemacht, dass es keine Priorität ist, in Kontakt zu bleiben. Für dich steht die Familie an erster Stelle, und das verstehe ich. Ich respektiere es. Also musst du mir glauben, dass, als ich mich mit deiner Schwester geeinigt habe, dich wiederzusehen, nicht Teil der Abmachung war. Es war rein geschäftlich.«
Das war das zweite Mal an diesem Morgen, dass er den gleichen Satz benutzte.
»Deine Schwester brauchte eine Finanzspritze, wenn der Pub über den Winter kommen sollte. Wie gesagt, keine der Banken gab nach, aber ich konnte sehen, dass das New Anchor mit ein paar Investitionen eine Menge Geld verdienen könnte. Außerdem kam ich so aus London raus.«
»Warum wollest du das?«
»Warum wollte ich dortbleiben?« Rob drehte sich so, dass seine Hüfte an der Ufermauer lehnte. »Das war es, was mein Vater für mich wollte. In seine Fußstapfen treten und seine Restaurants leiten? Nein, danke«, sagte er mit einem Schaudern, als ob die Ablehnung dieses Glücks wie das Ausweichen vor einer Kugel war. »Ich habe gesehen, was dieses Leben mit den Menschen macht. Mit den Familien. Das war nicht das, was ich jemals wollte.«
Möwen flogen über ihnen und jagten sich gegenseitig, das ruhigere Wasser unter ihnen war meergrün und so klar, dass Jude einen Seestern auf dem Meeresboden sehen konnte. Rob wiederholte etwas, was Jude schon lange dachte. »Es ist so schön hier. Ich kann mir keinen besseren Ort auf diesem Planeten vorstellen.« Er hielt inne und überlegte. »Abgesehen von Glastonbury vielleicht.«
»Du bist nicht in London aufgewachsen?« Das Landleben war nicht gerade das, was er sich vorgestellt hatte, Rob so weltmännisch und entspannt im Trubel der Hauptstadt.
»Nein, aber Glastonbury war auch nicht wie Porthperrin. Weniger Atlantik; mehr Brachlandlinien, Druiden und Hippies. Unser Hotel zog die seltsamsten Leute an. Dort aufzuwachsen war magisch.« Sein ganzer Gesichtsausdruck hellte sich auf, was ihm gut stand. »In einem gut geführten Hotel packt jeder mit an, damit es funktioniert, wenn viel los ist. Mom gab mir die besten Aufgaben, zum Beispiel jedem neuen Gast nach dem Essen ein Glas Cognac einzuschenken. Sie plauderte mit ihnen, bis Papa mit dem Kochen fertig war, dann setzte er sich auch zu ihnen; redete mit ihnen, bis sie eher Freunde als Kunden waren. Er nahm sich damals Zeit für die Leute. Mom hat ihn dazu gebracht.« Seine nächste Pause war langatmig. »Mir gefällt die Idee, ein Hotel zu leiten, selbst ein kleines. Es ist viel besser, als nur eine Küche zu führen. Was hat es für einen Sinn, Essen zuzubereiten, wenn man nie eine Minute Zeit hat, um zu erfahren, wen man da verköstigt?« Er schüttelte den Kopf und blickte auf seine Tasse. »Ich habe nie wirklich über diesen Zusammenhang nachgedacht, aber ich habe mit deiner Schwester Cognac getrunken, als wir unsere Vereinbarung getroffen haben. Ich versprach, mein Geld zu investieren. Alles. Den Preis und das letzte Geld, das Mom nach ihrem … Wie auch immer. Louise hat versprochen, mich entweder mit Zinsen am Ende dieses Sommers auszuzahlen oder wir teilen uns eventuelle Verluste zu gleichen Teilen. Das ist ein guter Ansporn für uns beide, den Laden zum Laufen zu bringen.« Die Brise peitschte sein Haar nach vorne. »Wenn die Sommersaison so gut läuft, wie wir es planen, bin ich im Handumdrehen weg von dir.«
Jude murmelte Worte, die ihm in der Kehle steckten. »Und wenn es nicht klappt? Was, wenn die Einnahmen schrecklich sind? Du hast gehört, was Lou gesagt hat, oder? Das Gesetz besagt, dass der Tod erst in sieben Jahren festgestellt werden kann. Du könntest für eine lange Zeit mit mir festsitzen.«
»Ja.« Rob sah aus, als bereue er es, den letzten Cognac weggekippt zu haben. »Das ist mir schon ein paarmal in den Sinn gekommen.«
»Und du hast nicht daran gedacht, irgendetwas davon zu erwähnen, bevor du mich geküsst hast?«
»Du hast bereits gesagt, dass du wieder gehen willst.« Diese Tatsache war nicht zu bestreiten. »Es war praktisch das Erste, was du zu Lou gesagt hast, als du zurückkamst. ›Ich werde nach dem Sommer nicht mehr bleiben‹«, zitierte er. »Sie hat es mir gesagt.« Er hielt eine Hand hoch, um seine Augen abzuschirmen, als er denselben Satz ein drittes Mal sagte, als ob die Wiederholung die Worte überzeugender machen würde. »Also ist es wahrscheinlich am besten, wenn wir es streng geschäftlich halten, nicht wahr«, sagte er, bevor er ging.
Jude sah ihm nach und fragte sich, ob es Robs Absicht war, dass diese letzte Aussage wie eine Frage klang.
Kapitel 7
Jude ließ sich Zeit, bevor er wieder ins Haus ging, und schaute auf seine Uhr, als die Kirchenglocke läutete. Wie konnte es noch so früh sein, wenn so viel passiert war? Er wischte sich mit den Händen über das Gesicht und hielt inne, als seine Handfläche über seine Lippen strich, die noch immer überempfindlich von Robs früherem