Название | Sein Horizont |
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Автор произведения | Con Riley |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783960895015 |
Louise bemerkte es. »Habt ihr zwei euch gerade gestritten, oder so?«
Oder so ist richtig. Jude nickte zur gleichen Zeit, als Rob den Kopf schüttelte.
Louises Augen verengten sich über dem Rand ihrer Tasse. »Ich dachte, ihr mögt euch.«
Jude hatte das getan. Aber es war sinnlos, Gefühle wieder aufzugreifen, unter die Rob gerade einen klaren Schlussstrich gezogen hatte. Er nahm lieber einen großen Bissen von seinem Sandwich, als irgendetwas davon auszusprechen, schon gar nicht Louise gegenüber. Stattdessen tat er, was er geübt hatte, seit er gemerkt hatte, dass Männer sein Interesse weckten; Jude verschloss sich, schwieg.
Seine Schwester stellte ihre Tasse auf den Tisch. »Du musst wissen, dass ich Rob überhaupt nur kontaktiert habe, weil es so aussah, als hättet ihr beide euch während des Wettbewerbs angefreundet.«
Jude schnaubte.
»So sah es aus«, beharrte Louise. »Ihr müsst gute Freunde gewesen sein. Rob hat dir den Sieg im Wettbewerb gewidmet.«
Jude hörte auf zu kauen, als Rob so schnell aufstand, dass der Tisch ein wenig wackelte. Der Tee schwappte auf die vernarbte Oberfläche, das Holz war von den jahrelangen Touristen verbeult, deren Anwesenheit ein kleines Zeichen dafür war, dass zumindest Teile der Geschichte des Anchor unberührt blieben. Als Louise den verschütteten Tee aufgewischt hatte, stand Rob schon hinter der Bar und stellte ein Glas auf den Tresen. Er öffnete eine Flasche Cognac und sagte: »Es ist zu früh für diese Unterhaltung«, während er einschenkte und beim ersten Schluck das Gesicht verzog. »Mein Gott, das schmeckt wirklich Scheiße. Das ist schlimmer als der Kaffee.«
Jude schaffte es schließlich zu schlucken. »Du hast mir den Sieg gewidmet?«
Rob nahm einen weiteren kleinen Schluck und nickte. Die Wiederholung seiner Grimasse wäre komisch gewesen, wenn sich Judes Herz nicht zusammengezogen hätte. »Warum?«
Rob schnappte sich die Flasche und das Glas und kehrte dorthin zurück, wo sie am Fenster saßen. Das Sonnenlicht ließ nichts verborgen. »Warum ich dir den Sieg gewidmet habe?« Er hob sein Glas wieder; ein zweiter Gedanke drängte sich auf, und er setzte es stattdessen ab, um es wegzuschieben. Die Dellen und Kratzer in der Tischplatte mussten sehr interessant sein. Er zeichnete sie sehr sorgfältig nach, anstatt zu Jude aufzublicken. »Denn ohne dich als Konkurrenten hätte ich es nie nötig gehabt, mich so sehr anzustrengen, um im Wettbewerb zu bleiben.« Seine Stimme senkte sich zusammen mit seinem Blick. »Ich habe nur teilgenommen, um Dad zu ärgern. Warum sollte ich das Preisgeld brauchen, um mein eigenes Restaurant zu eröffnen? Aber du hast mich dazu gebracht, ins Finale zu wollen.« Er hob den Blick. Er wirkte verletzlich auf eine Weise, die Jude den Atem raubte. »Das hast du«, beharrte Rob. »Zum ersten Mal wollte ich unbedingt kochen.« Er fuhr fort, die Narben im Holz nachzuzeichnen, die Fingerspitze kam Judes Hand immer näher.
Er sollte sie wegbewegen, beschloss Jude; seine Hand weit aus Robs Reichweite bewegen, bevor Louise sah, dass sie sich fast berührten. Stattdessen entfalteten sich seine Finger wie die Wedel einer Anemone bei Flut. Etwas tief in ihm war so verzweifelt, sich nach dem kleinsten Stückchen Kontakt zu sehnen. Das bedeutete sicherlich Ärger, aber trotzdem konnte Jude nicht anders, als sich etwas näher zu beugen, bis sein Knie gegen Robs unter dem Tisch drückte. Das Gefühl, dass er zurückdrückte, war willkommen und doch beängstigend.
»Es stand in der Zeitung«, sagte Louise, ohne zu bemerken, dass Jude kurz vor einer ausgewachsenen Krise stand. »Ich habe ein Interview gelesen, das Rob gegeben hat. Der Reporter ging sehr ins Detail über Robs familiären Hintergrund. Darüber, wie die Familie seiner Mutter das Landhotel führte, in dem sein Vater zuerst arbeitete.«
Aha. Das hatte Jude nicht gewusst.
»Und darüber, wie Robs Vater und Mutter ihr eigenes Hotel von Grund auf renovierten. Sie blieben dort, bis …« Sie warf einen Blick zur Seite und fuhr auf Robs kleines Nicken hin fort. »… bis es seiner Mutter sehr schlecht ging.« Louise tat, wovor Jude sich nur mit Mühe zurückgehalten hatte; sie nahm Robs Hand ganz leicht und drückte sie. »Sein Vater hat nach ihrem Tod verkauft, und dann hat er angefangen, Restaurants in London zu eröffnen.«
Dieser Teil war auch für Jude neu. Jetzt wo er genauer darüber nachdachte, wusste er nur, dass Robs Vater in den engen Londoner Restaurantkreisen sehr angesehen war und sein guter Ruf Rob Türen öffnete, von denen Jude nur träumen konnte. »Es tut mir leid«, brachte er heraus. »Wegen deiner Mum.«
Rob nickte und schaute überall hin, nur nicht direkt zu ihm, während Louise fortfuhr. »Daher weiß ich, dass Rob nicht nur was vom Kochen versteht. Er weiß auch, wie Hotels funktionieren, weil er dort aufgewachsen ist. Der Artikel über Rob kam nach dem Sturm heraus«, erklärte sie. »Bis dahin hatten die grundlegenden Reparaturen die Sommergewinne sowie die Notfallkasse von Mama und Papa aufgezehrt. Wir bekamen nicht die normalen Winterbesucher. Normal …« Sie hielt einen Moment lang inne, dunkle Wolken zogen über ein Gesicht, das normalerweise hell und offen war. »Seitdem ist hier nichts mehr normal. Nach dem Sturm hatte ich nur einen Stapel letzter Forderungen und keine Möglichkeit, sie zu bezahlen.«
»Aber, Lou, als ich anrief, um dich zu fragen, was du davon hältst, dass ich an Bord der Aphrodite bleibe, um länger zu suchen, hast du nicht einmal angedeutet, dass es ein Problem gibt. Du hast mir gesagt, ich solle nicht zurückkommen.«
Sie nickte, die Tasse nun in beiden Händen haltend. Sie nahm einen letzten Schluck, während Jude seinen eigenen leerte. Sein Mund war trocken bei dem Gedanken, dass Louise hier allein mit einem Problem dasaß, für das es keine Lösung gab. Sie stellte ihre Tasse ab; ein Lächeln, das nicht ganz glücklich aussah, umspielte ihre Lippen. »Ich dachte, du wärst nützlicher, wenn du nach Mom und Dad suchst.«
»Inwiefern war das nützlicher?«, fragte Jude verärgert.
Rob hob die Cognacflasche, als wolle er ihm einen Schluck einschenken. Jude lehnte ab. Louise schob ihm ihre Tasse entgegen. Sie nahm ihn wieder, nachdem er etwas eingegossen hatte. Sie rümpfte die Nase, als sie nippte, und richtete ihren nächsten Kommentar an Rob.
»Du hast nicht gelogen. Das ist übel.« Ihre Grimasse spiegelte die von Rob wider, bevor sie tief einatmete und direkt zu Jude sprach. »Als mir klar wurde, dass der Pub nicht ohne die üblichen Touristen auskommen würde, waren mir die Möglichkeiten ausgegangen.«
»Ich hätte …«
»Du hättest was tun können, Jude?« Sie schob sich eine Locke hinters Ohr, ihre Unterlippe bebte. »Gerade noch rechtzeitig nach Hause kommen, um zuzusehen, wie die Gerichtsvollzieher alles mitnehmen, wofür Mom und Dad so hart gearbeitet haben?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Du warst viel nützlicher, wo du warst.«
»Die Versicherung hat doch bestimmt …« Jude hielt inne, als Louises Augen sich für eine Sekunde schlossen.
»Nur Sturmschäden, weißt du nicht mehr? Natürlich habe ich wieder den Gerichtsmediziner kontaktiert.« Es war eine Überleitung, die Jude verwirrte, bis sie erklärte. »Ich habe gefragt, ob die Todesvermutung vorgetragen werden kann.«
»Todesvermutung?« Jude konnte eine Reihe von Möwen auf der Ufermauer sehen, einige mit offenen Schnäbeln, die zweifellos krächzten, aber alles, was er hörte, war das schnelle Pochen seines Herzens. »Du wolltest, dass der Gerichtsmediziner Mom und Dad für tot erklärt?«
Es war kein Lachen, das Louise ausstieß, nicht wirklich. Es gab kein Wort, um einen so freudlosen Laut zu beschreiben. »Natürlich wollte ich das nicht.« Mit einem abrupten Ruck griff sie nach ihrer Tasse, das Porzellan klirrte gegen ihre Zähne, als sie schluckte, statt zu nippen. »Natürlich wollte ich das nicht.«
»Warum dann …?«
Dann ergriff Rob das Wort. »So wie ich es verstehe, kann der Tod einer vermissten Person erst nach sieben Jahren vermutet werden, aber diese Zeitspanne kann verkürzt werden, wenn eine überwältigende Menge an Beweisen angeboten wird, wie zum Beispiel die Lokalisierung