Название | Die Bewohner von Plédos |
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Автор произведения | Richard Oliver Skulai |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991312833 |
„Gut, lasst uns Rätsel raten“, sagte die mächtige Kyruppe, „aber die Bedingungen stelle ich. Drei Fragen ihr, drei Fragen wir, aber seht euch vor: Wenn wir an der Reihe sind, werden die Fragen im Schwierigkeitsgrad ansteigen. Und in jedem Durchgang werden wir nur ein Thema behandeln. Mit anderen Worten: pro Durchgang ein Thema. Das tun wir, weil wir fair und unsere Fragen schwer sind. Von euch verlangen wir nicht dasselbe. Ihr habt die freie Wahl, weil ihr die Gäste seid und ihr fangt an, damit es spannender wird! Aber wohlgemerkt: Wenn ihr nur eine Frage falsch beantwortet und uns nicht spätestens im dritten Durchgang besiegt habt, habt ihr verloren. Und noch eine weitere Bedingung. Es sind nur Fragen nach Gegenständen oder Begriffen erlaubt. Jede Frage muss mit ‚Was ist das?‘ beginnen. Der kleine Mensch da soll anfangen. Er sieht so unbedarft aus!“
„Was ist das?“, fragte der kleine Idan. „Es ist klein, hat einen kleinen und einen großen Kopf und auf jedem Kopf ein Horn?“
„Ein junger Mammutfresser“, sagte Gran. „Hübsches Rätsel, aber leicht. Weiter!“
„Was ist das?“, fragte Kuno Weißhaar. „Es dreht sich immer um sich selbst und es wird ihm doch nicht schwindlig. Während es aber so tut, als ob es sich um sich selbst dreht, dreht es sich immer um einen anderen.“
„Das ist doch einfach“, erwiderte Goa. „Das ist ein Planet.“
„Was könnte es noch sein?“, fragte der Kuno.
„Das gilt nicht. Es ist nur eine Antwort gefordert.“
„Dann stelle ich die Frage als drittes Rätsel“, meldete sich Äffchen. „Was könnte es noch sein?“
Goa schluckte.
„Ich bin dran!“ zischte Traula. „Die Antwort ist: Ein Egoist.“
„Und warum?“, fragte Äffchen.
„Eine vierte Frage ist nicht erlaubt, aber du sollst es trotzdem wissen: Der Egoist dreht sich immer nur um sich selbst und glaubt, das ganze Weltall drehe sich um ihn. In Wahrheit dreht er sich um den Teufel! Wir sind dran!“
„Was ist das?“, fragte Gran. „Es ist im Wasser langsamer als in der Luft. Es wird überall zerbrochen, wohin es fällt und wenn es ganz zerbrochen zurückspringt, freuen wir uns und unsere Freude ist keine Schadenfreude.“
„Hmmm … das Licht! Licht!“, sagte Kuno Weißhaar. „Du beschreibst das Licht, wie es Farben erzeugt.“
„Das ist korrekt. All diese Eigenschaften treffen auf das Licht zu. In dieser Runde gebe ich mich geschlagen.“
„Ich aber nicht“, rief Goa siegessicher. „Was ist das? Wer es sieht, fühlt sich eins mit dem All. Ruhige Freude umhüllt ihn. Und doch vollführt der Tänzer mehr Sprünge, als wenn er in Unruhe ist. Tanzt aber der Tänzer um ein Drittel weniger, dann wirkt er unruhig und glühend.“
„Du beschreibst die Farbe Blau“, erwiderte Äffchen. „Und das andere ist ihre Komplementärfarbe Orange.“
„Ihr seid nicht die Dümmsten“, sagte Traula. „Ja, das ist korrekt. Aber jetzt bin ich dran. Kannst du mir auch sagen, warum der Tänzer mit vielen kleinen Sprüngen Blau erzeugt und mit wenigen großen Gelb, warum er bei vielen Sprüngen ruhiger wirkt und bei weniger Sprüngen unruhiger?“
„Der Tänzer ist das Lichtteilchen“, erwiderte Äffchen. „Je höher das Lichtteilchen schwingt, desto lockerer ist der Verband, in dem es sich bewegt, desto zerstreuter ist das Licht. Deshalb macht die Farbe Blau einen so gelösten Eindruck auf uns und befreit unsere Seele, während wir Orange als dichter, glühender, aufreizender empfinden.“
„Ausgezeichnet“, erwiderte Traula. „Du bist ja ein richtiger kleiner Wissenschaftler. Bisher sind alle an spätestens dieser Frage gescheitert. Ihr seid dran! Jetzt geht es um die Wurst!“
„Ich weiß nichts mehr“, sagte entmutigt der kleine Idan.
„Hihihi! Der kleine Pimpf gibt auf!“, tönte Traula mit schrillem Lachen. „Ihr beiden anderen werdet auch aufgeben müssen. Früher oder später. Das sehe ich kommen!“
„Keineswegs“, sagte Äffchen. „Was ist das? Man verwechselt beide miteinander. Zu Unrecht gibt man ihm denselben Namen. Und doch ist das eine wahr, das andere falsch. Das eine umschreibt die Angst vor der Strafe, das andere Verantwortung aus Mitgefühl.
„Eine leichte Frage. Du meinst das schlechte Gewissen.“
„Das ist leider richtig“, knurrte Äffchen.
„Weiter!“, forderte Traula.
„Was ist das?“, fragte Kuno Weißhaar und seine piepsende Stimme klang zaghaft und weinerlich. „Man verwechselt beide miteinander. Im einen Falle foltert man sich selbst und fühlt sich vernichtet in Anbetracht seiner Schwäche, im anderen Fall betrachtet man ruhigen Mutes seine Fähigkeiten, indem man sich als Glied eines großen Ganzen fühlt. Beide Geisteshaltungen haben verschiedene Namen, aber von den Unkundigen werden sie oft verwechselt. Um welche Namen handelt es sich?“
Gran und Goa zögerten mit der Antwort. Aber Traula kam ihnen zuvor.
„Du meinst den Unterschied zwischen der quälenden Selbstzerknirschung, die man auch Kleinmut nennt, und der wahren Demut des Weisen“, sagte sie.
„Einer Demut, die du nicht kennst“, bemerkte zähneknirschend der Kuno.
„Eure Rätsel langweilen mich“, sagte Traula, ohne auf Weißhaars Bemerkung einzugehen, „es dürfte wohl keine Frage geben, die ich nicht beantworten kann. Ich denke, jetzt bist du wieder dran, Plédo-Affe, da es dem kleinen Menschen die Sprache verschlagen hat und der Kuno eben erst dran war! Gib lieber auf, du kleines, freches Äffchen, und füge dich ins Unvermeidliche und ich verspreche euch einen schnellen Tod!“
Äffchen biss sich auf die Lippen.
„Dieses Rätsel wirst du nicht beantworten können. Wer ist das: Er wurde auf einer Insel geboren und ist auf einer anderen, kleineren Insel gestorben. Er war kein König, sondern erst Soldat, wurde aber zum Herrscher eines großen Weltreiches. Er hat viele Kriege geführt und am Ende haben ihn seine Feinde auf der kleinen Insel festgesetzt, wo er gestorben ist. Wer ist es?“
„Eine solche Person kenne ich nicht“, antwortete Traula. „Sollte mich wundern, wenn sie je existiert hätte.“
Äffchen stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
„Ätsch, gewonnen! Wir haben gesiegt! Die Antwort ist Napoleon!“
„Napoleon? Wer soll denn das gewesen sein?“
„Siehst du, du weißt es nicht! Das ist eine echte Bildungslücke!“
„Ein Napoleon hat sicher auf unserem ganzen Planeten niemals gelebt“, sagte Traula. „Die Ereignisse, die du anführst, hat es nie gegeben. Das würde ich wissen.“
„Wer sagt denn, dass er auf unserem Planeten gelebt haben soll? Hat er natürlich nicht. Sein Heimatplanet wird von seinen Bewohnern so ähnlich wie Ea genannt und ist viertausend Lichtjahre von hier entfernt.“
„Das gilt nicht“, erwiderte Traula. „Woher willst du denn so etwas wissen? Das ist nur ein Ablenkungsmanöver. Man kann viel zusammenfantasieren über Dinge, von denen man keine Kenntnis hat und haben kann.“
„Verdammt, sie hat mich durchschaut“, murmelte Äffchen.
„Dann gibt es also gar keinen Napoleon?“, flüsterte der kleine Idan.
„Woher soll ich das wissen“, flüsterte Äffchen zurück, „ich habe ihn bloß erfunden. Habe gehofft, sie fällt auf den Trick herein.“
„Du langweilst mich mit deinem Gewäsch“, sagte Traula mit durchdringend heller Stimme. „Offenbar willst du nur Zeit gewinnen! Stelle mir eine intelligentere Frage oder lass es bleiben und lass dich fressen. Du hast sowieso nichts mehr vom Leben! Und es wird dir wenig nützen, deine Frist hinauszuschieben. Besser ist’s, ihr lasst