Название | Die Bewohner von Plédos |
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Автор произведения | Richard Oliver Skulai |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991312833 |
„Petersilie?“
„Ja, Petersilie in ungeheuren Mengen. Der ganze Graben ist voll davon, vom Boden bis zum Rand. Im Graben fließt ein Bach, den man ‚Silberpfad‘ nennt. Es heißt, dass er für das Gedeihen der Petersilie verantwortlich sei. Die Kyruppen wachen über die Petersilie. Wehe, ein anderes Wesen verirrt sich in den Graben und wagt, von der Petersilie zu kosten. Es ist des Todes und wird von ihnen sofort verspeist.“
„Sofort?“
„Sofort! Vorausgesetzt, es wird von den Kyruppen entdeckt. Was aber beinahe sicher der Fall ist. Denn die Kyruppen haben feine Nasen.“
„Und gibt es keine Möglichkeit, mit ihnen zu verhandeln? Du hast gesagt, die Kyruppen können sprechen und denken wie Menschen! Gibt es da wirklich keine Möglichkeit?“
„Doch“, sagte Äffchen nachdenklich, „eine Möglichkeit gibt es, eine einzige!“
„Und welche?“
„Du musst ihnen Rätsel aufgeben! Die Kyruppen lieben es, Rätsel zu lösen. Es gibt nur einen Haken.“
„Und der wäre?“
„Sie sind sehr klug. Und die Rätselfragen werden von den ‚Goldenen Drei‘ gestellt und beantwortet. Es ist nicht bekannt geworden, dass einer sie besiegt hätte.“
„Also Finger weg von der Petersilie!“, sagte Kuno Weißhaar.
Sie zogen weiter. Die Fruchtbäume wurden immer spärlicher. Weit und breit waren keine Seen und Tümpel mehr zu sehen. Einen ganzen Tag lang hatten sie nichts gegessen und getrunken. Der Abend dämmerte, und die tiefen Schatten der Berge, die das Land überzogen, kündigten an, dass es sehr kalt werden würde. Und dann begann der sogenannte Kyruppengraben. Er sah aus wie ein Wald aus baumhoher Petersilie, der eine Talschneise ausfüllte. Und tief unten leuchtete der Silberpfad.
„Lasst uns in den Petersilienwald hinabsteigen“, schlug Kuno Weißhaar vor. „Es wird sehr kalt werden heute Nacht.“
„Nein, das ist lebensgefährlich“, raunzte Äffchen.
„Nicht, wenn wir die Petersilie nicht anfassen“, erklärte der Kuno.
„Wie wollen wir das beweisen?“, fragte Erfinder-Äffchen.
„Brauchen wir nicht. Es heißt, dass die Kyruppen fühlen, wenn Petersilie gegessen wird.“
„Aber wir könnten die Petersilie zertreten“, sagte der kleine Idan. „ist das dann nicht dasselbe?“
„Da müssen wir eben aufpassen“, sagte Kuno Weißhaar. „Wir müssen zwischen der Petersilie hindurchgehen. Hauptsache, wir werden dadurch ein wenig angewärmt. Dieser Petersilienwald ist ein guter Wärmespeicher!“
Idan und Äffchen hörten auf Kuno Weißhaar, da dieser ein erfahrener Trapper war. Äffchen selbst hatte den Komponischen Märchenwald kaum je verlassen, ganz zu schweigen vom kleinen Idan. Tatsächlich wurde es bald empfindlich kalt und sie fanden in der Abenddämmerung kunstvoll angelegte Fußwege, die zwischen den Petersilienbeeten hindurchführten. Zwischen den üppigen Kräutern wurde es ihnen wieder warm. Und unten im Graben auf der rechten Seite des silbernen Flusses setzten sie ihre Reise fort. Sie gingen solange, bis es dunkel wurde und Äffchens Taschenlampe nicht mehr ausreichte, um die Umgebung zu erhellen. Dann kauerten sie sich nieder und schlugen am Flussufer ihr Lager auf. Der dichte Petersilienwald schützte sie vor der einbrechenden Kälte. Am nächsten Morgen zogen sie weiter. Ihren Durst konnten sie mit Wasser aus dem silbernen Fluss stillen, denn Kuno Weißhaar hatte versichert, dass solches erlaubt sei. Das Wasser sei in ständiger Bewegung, es plätschere über die Felsen und Steine, bilde allenthalben Wirbel und die Kyruppen, so überaus feine Sinne sie auch besäßen, stünden nicht immer mit dem Fluss in Verbindung und könnten nicht abschätzen, wann ein Mensch das Wasser berührte. Bei den Pflanzen sei das anders. Alles, was die Petersilie spüre, jede noch so geringe Bewegung der Angst, teile sich auch dem Volk der Kyruppen mit. Das Wasser des Silberpfades war sehr wohlschmeckend. Aber es reichte nicht, um auch den Hunger zu stillen. Und am Nachmittag überkam die Freunde ein schreckliches Hungergefühl. Äffchen und Idan konnten sich noch am besten beherrschen. Aber Kuno Weißhaar war das Hungern nicht gewöhnt. Und alle Ermahnungen in den Wind schlagend, auch seine eigenen Grundsätze, rief er aus: „Nur ein kleines, kleines Kräutchen! Ein winzig, winzigkleines Petersielchen, nur ein winzigkleines Petersielchen!“
Und schon war er über die Petersilie hergefallen, noch ehe Äffchen und Idan ihn daran hindern konnten, und hatte sich den Rachen damit voll gestopft. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis ein feines Beben durch den ganzen Wald lief, ausgehend von der Stelle, an der sich die Freunde befanden. Und schon vernahmen sie Schritte, die im Dreitakt aufeinander folgten, Schritte von hunderten Wesen und ein jedes hatte seinen Takt. In der Ferne tauchten diese Wesen auf und sie kamen immer näher. Ihre Köpfe erhoben sich über die Petersiliewälder. Sie glichen grazilen Vogelköpfen mit langen, vorspringenden Schnauzen, die schnabelartig vorgewölbt waren. Und sie trugen keine Zähne im Maul, sondern gezackte Hornscheiden und ihre Körper waren schuppig und metallen glänzend. Sie alle hielten ihre scharfen Klauen vorgestreckt und gingen auf drei Beinen. Es waren unzählig viele. Sie verstopften die linke Seite des Kyruppengrabens und kamen geradewegs auf die Reisenden zu. Angeführt wurden sie von den Goldenen Drei, und diese waren leicht zu erkennen an ihren weißgoldenen Schuppenpanzern, die in der Sonne strahlten. Die größte Kyruppe schritt ihnen voraus und wie man sehen konnte, war es die größte im ganzen Heer. Sie kamen ganz nahe heran und machten erst unmittelbar vor den Gefährten halt. Die größte Kyruppe öffnete ihren Rachen und die Stimme, die aus ihm hervorging, formte Laute in der Menschensprache. Sie war grauenvoll und ungewohnt, aber ihre Worte waren klar und unmissverständlich: „Ich bin Traula, das Haupt der goldenen Drei, und diese, meine beiden Gefährtinnen sind Goa und Gran, meine Mitregenten. Ihr habt Petersilie gegessen. Ihr habt es gewagt, euch an unserem Wald zu vergehen. Dies ist der Grund, warum ihr sterben müsst.“
„Ich habe nur ein wenig ge … k … k … k … kostet“, stotterte Kuno Weißhaar. „K … k … kaum probiert!“
Die Kyruppen stießen hohe, lachende Trillertöne aus.
„Reicht schon, um selbst gefressen zu werden“, entgegnete Traula.
„W … w … wenn ihr uns fresst, w … w … was passiert dann mit unseren Eseln? Sie sind unschuldig! Wenn ihr sie leben lasst, müsst ihr uns leben lassen. Sie sind ja ohne uns hilflos.“
Wieder lachte Traula in hohen Tönen und die übrigen Kyruppen stimmten in ihr Lachen mit ein.
„Den Eseln geschieht nichts“, sagte sie. „Sie haben ja nichts getan. Wir werden sie zu uns nehmen und gut versorgen.
„Aber e … e … es gibt noch einen weiteren Grund, warum ihr uns schonen müsst“, rief Kuno Weißhaar. Er gab noch nicht auf. „W … w ... wir haben einen jungen Mammutfresser, der mit Fleisch versorgt werden muss. Deshalb sind wir aufgebrochen, um den Nordpol zu erreichen. Unsere Fleischreserven gehen uns aus. Wenn ihr uns tötet, wird der Kleine ohne Nahrung sein. Er wird ebenfalls sterben. Und er ist unschuldig!“
Traula stieß einen leisen Pfiff aus, als sei sie über die Unverschämtheit solch einer Lüge zu höchst entrüstet.
„Das ist wohl die unglaubwürdigste Ausrede, die ich je gehört habe“, sagte sie. „Wo ist denn dieser kleine Mammutfresser?“
„Z … z … zu Hause im Komponischen Märchenwald! Wir mussten ihn bei den Fleischvorräten lassen. Er wäre uns hier verhungert.“
„Also