Die Bewohner von Plédos. Richard Oliver Skulai

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Название Die Bewohner von Plédos
Автор произведения Richard Oliver Skulai
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783991312833



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Gärung und Hoffnung. Ohne Grün gibt es kein Gedeihen. Blau ist die Farbe der Weisheit und der Geduld. Ohne Blau gibt es weder Ziel noch Ruhe. Violett ist die Farbe der Vollendung. Zwischen diesen Farben gibt es zahlreiche Zwischentöne und Schattierungen, die der einen oder anderen benachbarten Farbe zuneigen. Daneben gibt es auch noch unreine Farben in der Gestalt der vielen Braun- und Grautöne. Solche Farben entlarven eine verschattete Seele.“

      „Aber ich dachte immer, dass es sieben verschiedene Grundfarben gibt“, sagte Erfinder-Äffchen, „und nicht nur fünf.“

      „Wir unterscheiden fünf Grundfarben“, sagten die Kyruppen. „Alles andere ist in unseren Augen Willkür und entbehrlich.“

      „Quatsch Grundfarben“, rief Kuno Weißhaar. „Es gibt viele Millionen Farben. Und jede Farbe ist anders und unvergleichlich! Jede hat ihre besondere Eigenschaft. Wenn wir Kunos einander Namen geben, dann schauen wir auf die Haarfarbe. Wir benennen jeden nach seiner Haarfarbe und schreiben ihm dadurch eine bestimmte Eigenschaft zu. Das ist meistens nicht gerecht. Besonders ich bin dabei schlecht weggekommen. Ausgerechnet weiß! Das ist ja überhaupt keine Farbe!“

      „Wir kennen gar kein reines, ungetrübtes Weiß“, versetzte Gran.

      „Wir auch nicht“, sagte der Kuno. „Aber wenn den Haaren die Pigmente fehlen, sind sie weiß. Und Kunohaare ohne Pigmente sind immer gleich weiß. Es ist eben das spezifische Weiß von Kunohaaren ohne Pigmente. Sie können in der Sonne ein wenig gilben, das ist aber schon alles! Und leider bin ich der einzige Kuno, dessen Haare keine Pigmente haben. Ich bin eben eine Missgeburt!“

      „Bist du nicht“, sagte der kleine Idan. „Dein Lichtkranz ist blau.“

      „Tatsächlich? Welches Blau? Gib mir die Linse!“

      Idan reichte sie ihm. „Aber du kannst dich doch nicht selber sehen!“ wandte er ein.

      „Meinst du wohl? Ich kann meinen Arm ausstrecken. Dann sehe ich mich!“ Das wollte er tun, aber der Arm war zu kurz. „Oder ich kann mich im Spiegel ansehen“, ergänzte er. „Habt ihr einen Spiegel?“, wandte er sich an die Kyruppen.

      Goa reichte ihm aus einem Fach einen ovalen Handspiegel aus blankem Metall. Kuno Weißhaar blickte hinein und bewunderte seinen Strahlenkranz.

      „Wunderbar!“ rief er aus. „Das ist Hyazinth-Awara! Eine ganz seltene Farbe! Kommt in der Natur nicht vor! Nur an lichtreflektierenden Metallflächen! Kuno Hyazinth-Awara müsste ich mich nennen! Könnt ihr mir die Herstellungsanleitung für diese Linse verraten? Ich werde in ganz Rüsselschwein solche Linsen herstellen lassen. Künftig sollen alle Kunos nur noch nach ihren Farbenkränzen benannt werden!“

      „Leider ist die Herstellung dieser Linsen ein Geheimnis, das wir den Menschen nicht preisgeben“, erwiderte Goa.

      „Den Menschen?“, fragte Idan. „Aber seid ihr keine Menschen? Ja, offenbar nicht! Aber wie kommt es dann, dass ihr wie Menschen denkt? Und wie kommt es eigentlich, dass ihr alle einen roten Farbkranz habt? Wozu braucht ihr die Linsen, wenn jeder von euch gleich aussieht?“

      „Es sieht nicht jeder von uns gleich aus“, erwiderte Gran. „Wir können unsere Farbenkränze unterscheiden.“

      „Aber sie sind alle rot“, warf Idan ein.

      „Ja, aber die Farbe Rot hat viele Zwischentöne. Und wir sind auch keine Menschen. Menschen denken immer wieder um, sie wandeln tagtäglich ihre persönliche Wahrheit, rätseln an der Wahrheit herum und erreichen sie nie. Das tun wir Kyruppen nicht. Unsere Kultur ist seit Jahrtausenden dieselbe. Unser Leben ist ein gleichmäßiger Schritt. Wir leben in der Wahrheit und leben uns immer tiefer in sie ein. Und so entwickelt sich unsere Kultur ganz langsam, während die Menschen tagtäglich um die Wahrheit herumtanzen und immer neuen Unsinn aushecken. Es ist klar, dass für euch Menschen Rot Rot und Grün Grün ist, aber nicht für uns Kyruppen. Da gibt es die größte Vielfalt!“

      „Ihr sprecht einem Kuno aus dem Herzen“, sagte Kuno Weißhaar. „Farben gibt es Millionen!“

      „Und fünf Grundfarben“, sagte Goa.

      „Sieben“, beharrte Äffchen. „Der Regenbogen hat sieben Farben.“

      „Wir unterscheiden fünf“, sagte Traula.

      „Kann man nicht sagen, dass alles aus einer Farbe geworden ist?“, fragte Idan. „Aus der einen Farbe sind dann zwei geworden, aus der Mischung dieser eine dritte und aus deren Mischung und Verdünnung viele, viele Zwischenfarben!“

      „Welches soll denn die eine gewesen sein?“, fragte Traula mit sirrender Stimme.

      „Ich glaube weiß“, erwiderte Idan. „Alles Weiße kann einen warmen oder einen kalten Ton enthalten. Der warme Ton ist gelblich. Wenn man Gelb weiter verdichtet, kommt man zu Rot. Der kalte Ton ist bläulich. Wenn man Blau und Gelb mischt, erhält man Grün, wenn man Blau und Rot mischt, Violett.“

      „Womit wir fünf Grundfarben hätten“, flötete Traula befriedigt.

      „Wenn man die Grundfarbe Weiß dazuzählt, sind es sechs“, versetzte der kleine Idan.

      „Ist es wahr?“, rief Kuno Weißhaar. „Du betrachtest die Farbe meiner Haare als die Grundfarbe schlechthin? Ich, Kuno Weißhaar, vereinige in der Farbe meiner Haarpracht alle Millionen Farben der Kunos?“ Der Kuno jubelte förmlich.

      „Ja“, sagte Idan verlegen.

      „Wir rechnen Weiß nicht zu den Farben“, belehrte Traula. „Schwarz ist ja auch keine Farbe. Grundfarben gibt es nur fünf.“

      „Sieben, wenn man Orange und Indigo hinzurechnet“, beharrte Äffchen.

      „Gilt nicht, Orange ist ein verdünntes Rot oder verdichtetes Gelb“, warf Goa ein.

      „Ebenso gut könnte man die Existenz der Farbe Rot als Grundfarbe abstreiten, weil sie ein verdichtetes Gelb ist“, entgegnete Äffchen. „Trotzdem erregt Rot einen völlig anderen Gefühlseindruck als Gelb, und es ist auch ein Unterschied, ob ich Gelb oder ob ich Rot mit Blau mische. Grün und Violett haben wenig miteinander gemein.“

      „Richtig, aber mische mal Orange mit Blau“, erwiderte Traula, „da kommt nur dreckiges Braun heraus.“

      „Jedenfalls unterscheiden wir sieben Farben im Regenbogen“, sagte Erfinder-Äffchen. „In der Mitte treffen sich in Grün das warme und kalte Spektrum. Nach außen hin verdichten sich die Spektren, das warme von Gelb zu Rot, das kalte von Blau nach Indigo und Violett.“

      „Das ist eine reine Konstruktion“, erwiderten die Goldenen Drei.

      „Mehr als eine Konstruktion“, erklärte Äffchen. „Die sieben Farben haben ihre Entsprechung in sieben Kristallen auf dem Insektenplaneten Pessian. Und dieser Planetenmond ist unser nächstes Ziel, wenn wir die erste Aufgabe erledigt haben, Nahrung für unser Haustier zu beschaffen.“

      „Was hat es mit diesen sieben Kristallen auf Pessian auf sich?“, fragte Traula.

      „Sie sind die Grundlage für ein Lebenselixier“, sagte Kuno Weißhaar. „Sonnenstrahlen, die zur gleichen Zeit durch alle sieben Kristalle fallen, müssen zu einem einzigen Strahl vereinigt werden. Wenn dann ein Mensch von diesem durchflutet wird, erhält er das ewige Leben. Das ist eine alte Kunoweisheit.“

      „Du sprichst von den sieben Strahlen des Lebens!“, rief Traula erstaunt. „Dann sind also nach eurer Meinung die sieben Strahlen des Lebens Farbstrahlen und diese sieben Kristalle filtern sie heraus?“

      „Es sind besondere Farbstrahlen“, sagte Weißhaar. „Es sind konzentrierte Farbstrahlen, die noch andere Eigenschaften des Lichtes enthalten. Alle diese Eigenschaften werden durch die Kristalle herausgefiltert. Und, wie gesagt, die Strahlen müssen gleichzeitig durch alle sieben Kristalle fallen, sich vereinigen und als ein Ganzer den Kandidaten treffen.“

      „Und ihr seid sicher, dass sich diese sieben Kristalle auf Pessian befinden?“

      „Ganz sicher!“, schnatterte Äffchen. „Das besagt