Die Bewohner von Plédos. Richard Oliver Skulai

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Название Die Bewohner von Plédos
Автор произведения Richard Oliver Skulai
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783991312833



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sagte der kleine Idan. „Sie denken wie Menschen und sind vernünftig.“

      „Das bin ich auch“, mischte sich Erfinder-Äffchen ein, „und bin kein Mensch.“

      „Du bist eben eine Ausnahme wie alle Plédo-Affen“, sagte Idan.

      „Ja, es gibt Grenzfälle“, pflichtete Bär Porbulo bei, „und wenn ich’s recht bedenke, bin ich auch nicht dumm, obwohl ich ein Bär bin. Würdest du mir vernünftiges Denken absprechen?“

      „Nein“, sagte Idan.

      „Ich schon!“, rief Erfinder-Äffchen.

      „Bist du aber hochmütig!“, sagte Idan.

      „Bin ich nicht! Immerhin kann ich vernünftig reden. Diese Tiere aber verständigen sich nur durch dumpfe Laute, und da du ein sehr feinfühlender Mensch bist und ihre Gefühle verstehst, kannst du diese Laute übersetzen. Am Ende deutest du aber mehr hinein, als darin enthalten ist.“

      „Tue ich nicht! Du verstehst sie ja auch – genauso wie ich.“

      „Nun ja – ich bin ein Affe!“

      „Aber ein sprechender!“

      „Richtig, und daher vernünftig!“

      „Bär Porbulo, was sagst du denn dazu“, wandte sich der kleine Idan Hilfe suchend an den Grizzly-Hauptmann.“

      „Was soll ich dazu sagen? Ich habe meine Gefühle und meine Gefühle sind meine Gedanken und du verstehst sie. Das ist die Hauptsache!“

      „Da bin ich aber froh, dass du dich verstanden fühlst“, jubelte der kleine Idan.

      „Kannst du nicht wissen, dass er dich verstanden hat“, konterte Äffchen. „Du hast seine Laute nur gedeutet. Du kannst nicht sicher sein. Es sind ja bloße Laute!“

      „Dann wundere ich mich, dass du diese bloßen Laute genauso deutest wie ich“, fuhr Idan das Äffchen an.

      „Bin ja selbst auch ein Tier“, gackerte Äffchen.

      „Aber ein sprechendes!“

      „Eben!“

      „Mensch, du machst mich verrückt!“, rief Idan und wandte sich wieder Bär Porbulo zu.

      „Richtig wäre es, zu sagen: Affe, du machst mich verrückt!“, spottete Äffchen und eilte davon.

      „Jedenfalls finde ich es sehr, sehr ungehörig von den Wildhörnern, was sie da getan haben“, beeilte sich Idan zu sagen. „Das ist gar nicht lieb! Und Tierfreunde sind sie auch nicht! Und das mit der Menschenähnlichkeit lasse ich nicht gelten! Die Mammutfresser gleichen ja sicher den Menschen nicht mehr als die Wildhörner selbst! Und ein echter Tierfreund ist zugleich ein Menschenfreund und umgekehrt! Wie will man das trennen?“

      „Ich weiß nicht“, sagte der Bär, „frage sie selbst! Tatsache ist, dass wir auf diese Weise zu den Mammutfressern kamen und der Ente ein Geschenk machen konnten. Und Tatsache ist leider auch, dass die Lebensmittel zur Neige gehen, mit denen wir dieses Kerlchen ernähren können. Wir müssen also dringend etwas unternehmen!“

      Auf Äffchens Anregung wurde eine Versammlung aller Bewohner des Waldes einberufen. Die beiden Riesen Idan und Oler nahmen nicht teil. Sie waren gerade auf Reisen und Erfinder-Äffchen hatte sich, schlau wie es war, gerade diesen Termin gewählt, um über einen Plan entscheiden zu lassen, den die Riesen nie gebilligt hätten.

      In der Mitte der Versammelten saß der bibergroße Sabut und lallte die wenigen Worte, die er gelernt hatte: „Schwein, Mammut schlicht viel Reis.“ Mit „Mammut“ meinte er selbstverständlich sich selbst, mit „Schwein“ meinte er „nein“ und mit „Reis“ meinte er „Fleisch“. Entchen, als die gestrenge Frau Lehrerin, die es war, versuchte Sabut zu korrigieren. Aber das Mammutfresserchen weigerte sich und rief: „Schwein, Mammut schlicht still! Wanderreis!“ Das hieß soviel wie: „Nein, Sabut nicht will! Was andres als Fleisch!“ Aber natürlich verstand ihn weder Mensch noch Tier und folglich konnte ihn Entchen auch nicht richtig korrigieren, was zu weiteren Auseinandersetzungen führte. Im Übrigen beachtete auch niemand so recht das seltsame Streitgespräch zwischen Sabut und seiner Lehrerin. Es gab wichtigere Dinge zu regeln. Es sollte nämlich entschieden werden, was für den Fall zu tun sei, dass die Fleischvorräte völlig zur Neige gehen sollten.

      Urlu, der Löwenkönig räumte ein, dass man es mit der Art des Fleisches nicht so genau nehmen solle, vorausgesetzt, es handle sich nicht um Menschenfleisch, das ekelhaft süß und nur im Notfall zu verzehren sei. Im Übrigen sei aber Fleisch gleich Fleisch.

      „Schwein! Reis schlicht schleich Reis fischt!“, plapperte Sabut empört. Und das hieß natürlich: „Nein! Fleisch nicht gleich Fleisch ist!“ – Was aber niemand verstand. „Brenn Reis schleich Reis schwer, Pfann Mammut Sabut messen föhnte!“, fuhr er fort. Und das bedeutete: „Wenn Fleisch gleich Fleisch wär, dann Sabut Mammut fressen könnte!“ „Haber Korn Pfann Mammut Reis schon Sabut messen!“, sagte Sabut, was bedeutete: „Aber kaum kann Sabut Fleisch von Mammut essen!“ Aber alle Anwesenden lachten nur und hielten die Worte Sabuts für sinnloses Geplapper.

      Erfinder-Äffchen wandte sich gegen die Meinung des Löwenkönigs. „Ich glaube kaum, dass Fleisch gleich Fleisch ist“, sagte es. „Mammutfresser fressen nun mal Mammutfleisch! So steht’s im Lexikon! Sonst würden ja Mammutfresser nicht Mammutfresser heißen, was nur wieder logisch ist! Also ist Sabut auf das Fleisch von Mammuts angewiesen!“

      „Schwein!“, rief Sabut, „Schwein! Mammut schlicht Reis schon Sabut messen!“ Aber das gelehrige Entchen unterbrach ihn sofort: „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du kein Schwein bist! Du bist ein Mammutfresser!“

      „Schwein!“, rief Sabut und stieß mit den beiden Fingern seiner Rechten aufgeregt und widerspenstig in Entchens Federkleid, dass dieses laut aufschnatterte. „Mammut schlicht Sabut fern messen!“

      „Was redest du nur für einen Unsinn“, sagte Entchen. „Das versteht ja weder Mensch noch Tier! Du beharrst darauf, dass du ein Schwein bist? Na bitte, dann bist du eben ein Schwein! Du benimmst dich ja auch wie eines! Man zeigt nicht mit nackten Fingern auf Leute mit Federkleid!“

      „Mammut schlicht Sabut messen viel“, wiederholte Sabut. „Sabutreis Mammut Vieh decken! Mammut Rind!“ Das bedeutete natürlich: „Sabut nicht Mammut fressen will. Mammutfleisch Sabut nie schmecken, Sabut Kind!“

      „Nein, Sabut, ein Mammut ist sicher kein Rind!“, belehrte ihn Entchen. „Da bringst du mal wieder alles durcheinander!“

      Niemand schenkte Sabut weitere Beachtung. Sein Verhalten galt als ungehörig.

      „Ich muss Äffchen Recht geben“, sagte Bär Porbulo. „Gewiss ist Mammutfleisch das einzige Nahrungsmittel, das Mammutfresser vertragen! Es wird daher nötig sein, eine Südpolreise zu unternehmen. Ich aber werde derjenige nicht sein, der sie antritt, denn es sind noch keine Sommerferien und es stehen derzeit keine Bärenfähren zur Verfügung.“

      „Ich und meine Freunde werden die Reise antreten“, sagte Erfinder-Äffchen. „Wir haben schon manches Abenteuer gemeistert und, wie ihr wisst, mit Erfolg. Wir werden zum Südpol reisen. Freilich aber nicht auf gleiche Weise wie Bär Porbulo. Wir werden die Route nach Norden einschlagen.“

      „Verzeihung“, sagte Kiri-Rüssel, der Elefantenhauptmann. „Höre ich richtig? Um zum Südpol zu gelangen, willst du nach Norden reisen? Das mag Affenlogik sein! Meine Logik ist es nicht! Seit wann erreicht man sein Ziel, wenn man in die entgegengesetzte Richtung läuft?“

      „Hängt das damit zusammen, dass die Erde rund ist?“, fragte der kleine Idan.

      „Nein, das hängt damit zusammen, dass sich an der Nordküste die Touristenstädte befinden“, erwiderte Äffchen. „Und da gibt es Flugzeuge, mit denen wir zum Südpol fliegen können.“

      „Schwein!“, schrie Sabut, „Schwein!