Название | Ryloven |
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Автор произведения | Manuel Tschmelak |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991076872 |
„Komm, lass uns etwas zu essen kaufen und dann setzen wir uns an einen ruhigeren Ort. Ich bekomme auf diesen Märkten immer Hunger“, bemerkte er mit einem grimmigen Gesicht. Keron stimmte seinem Freund zu. Deshalb gingen sie zum nächsten Bauernstand und kauften dort einen kleinen Laib Brot und etwas Obst. Danach verließen sie den Platz durch eine kleine Seitengasse und kamen an einem weiteren Platz heraus. Er war nicht so groß wie jener, auf dem die Händler ihre Waren feilboten, allerdings war es auch nicht so laut. In der Mitte des Platzes befand sich eine Statue auf einem etwas erhöhten Plateau, zu deren Füßen sie sich hinsetzten und aßen. Nach dem sie beide etwas im Magen hatten, besserte sich Wills Laune wieder und er vergaß die unerreichbaren Dolche. Diesen Umstand nützte Keron gleich aus, um Will eine weitere Frage zu stellen.
„Will, wie ist Sir Nicolas eigentlich so?“
„Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Nicolas ist ein guter Lehrer und ich habe gehört, dass er nicht jeden als Schüler akzeptiert, deshalb können wir uns glücklich schätzen, denke ich.“
„Das ist ja alles schön und gut, aber kannst du mir nicht bitte mehr über ihn erzählen“, ließ Keron nicht locker, der vermutete, dass Will noch mehr wusste. Immerhin reiste er schon längere Zeit mit Sir Nicolas durch Ryloven.
„Na gut. Ehrlich gesagt, redet er kaum über sich selbst, aber das ist vermutlich so, wenn man ein Mitglied der Reichsschützen ist, denn die sind ein eher verschwiegener Orden.“ Bei diesem Wort wurde Keron neugierig. Er hatte Geschichten gehört, allerdings nie erfahren, ob sie auch wahr waren.
„Stimmt es, dass sie die besten Bogenschützen des Reiches sind?“, fuhr ihm Keron dazwischen.
Will nickte. „Ja, ihre Schussgenauigkeit auf weite Distanzen ist sehr gefürchtet und die Tatsache, dass sie äußerst schnell zwischen verschiedenen Zielen wechseln können, macht sie zu sehr gefährlichen Gegnern. Allerdings habe ich Nicolas noch nie schießen sehen. Er trägt den Bogen und den Köcher zwar meistens bei sich, doch ich konnte ihn noch nie in Aktion sehen.“
„Wenn das stimmt, dann würde ich es sehr gerne von ihm lernen. Aber erzähl mir noch mehr über ihn“, drängte Keron auf weitere Informationen.
„Tja, ich bin selbst noch nicht einmal ein Jahr bei ihm und bis jetzt hatten wir, abgesehen von ein paar Grundstellungen im Schwertkampf, nicht viel Zeit uns mit meiner Ausbildung zu beschäftigen, weil wir eigentlich ständig auf Reisen waren. Viele Menschen treten Sir Nicolas mit großer Ehrfurcht gegenüber, da er im letzten großen Krieg gegen die Teatoken, deren Land an das Gebirge im Nordwesten angrenzt, eine wichtige Rolle gespielt hatte. Doch was er wirklich getan hatte, weiß ich selber nicht so genau.“ Will unterbrach seine Erläuterungen kurz und schien zu überlegen. Doch schließlich erschien erneut sein vertrautes Grinsen auf seinem Gesicht: „Genau, bevor ich es vergesse, sollte ich dir sagen, dass du ihm lieber nicht zu viele Fragen stellst. Denn das kann er nicht so gut leiden. Außerdem verlangt er beim Training und bei jeder anderen Arbeit, die er dir aufträgt, vollste Konzentration und Aufmerksamkeit. Ich glaube, das ist das Wichtigste, das du über ihn wissen musst. Alles andere wird er dir schon selber erzählen, wenn er es für notwendig empfindet.“
Während Keron noch über die Worte seines Freundes nachdachte, stand dieser schon auf, um die Stadt etwas weiter zu erkunden. Will wollte noch unbedingt zur großen Burg des Königs gehen. Er ersuchte Keron hier kurz auf ihn zu warten, während er in die Schenke auf der anderen Seite des Platzes ging, um den schnellsten Weg zu erfragen. Nachdem Keron einige Zeit den vorbeigehenden Leuten zugesehen hatte, kam Will wieder und die beiden machten sich auf den Weg. Sie waren noch nicht weit gegangen, da konnten sie schon die Turmspitzen über den Dächern der Häuser aufragen sehen. Umso näher sie der Burg kamen, umso mehr veränderte sich auch der Stil der Häuser.
„Ohne Zweifel befinden wir uns jetzt in den Adelsvierteln“, dachte Keron. Und sein Eindruck betrog ihn nicht, denn die Häuser waren nun um einiges größer und prunkvoller gebaut als in den Straßen zuvor. Sie hatten alle große Eingangsportale und zu einigen führte eine Marmortreppe hinauf. Keron entdeckte sogar Statuen auf kleinen von den Dächern abstehenden Sockeln. Doch keines dieser Gebäude war wie die Burg selbst. Es war das beeindruckendste Gebäude, das Keron je gesehen hatte. Sie war von einem breiten Burggraben umgeben, der mit dem Fluss verbunden war, der durch die Stadt ins Meer und damit direkt zum Hafen von Reduna führte. Hinter dem Burggraben stand eine sehr hohe Mauer, die das ganze Gebäude umgab, und in jeder der fünf Ecken der Mauer befand sich ein Wachturm. In das Innere der Festung konnten die beiden nicht genau hineinsehen, aber sie erkannten ein riesiges Gebäude aus weißem Stein im hinteren Teil der Anlage, das das Herzstück der Burg bildete. In diesem Palast würden sich vermutlich die königliche Familie, alle Adeligen und die Diener aufhalten. Außerdem vermutete Keron den großen Prunk- und Ballsaal in diesem Gebäude, von dem er schon manche Leute in Gasthöfen schwärmen gehört hatte.
Nachdem Keron und Will sich einige Zeit diesem Anblick hingegeben hatten, beschlossen sie langsam wieder zurückzugehen. Sie nahmen nicht den direkten Weg zurück zum Gasthof, sondern streiften noch länger durch das Adelsviertel, in dem es mehrere Geschäfte gab, in denen man zum Beispiel prachtvolle Ballkleider kaufen konnte. Ohne ein besonderes Ziel gingen sie durch die Gassen, bis sie wieder am Marktplatz ankamen, auf dem nun nicht mehr so viele Leute waren wie vor einigen Stunden. Viele der Händler fingen sogar bereits an ihre Stände abzubauen und ihre überzähligen Waren wieder auf die Karren zu laden. Mit leichten, schnellen Bewegungen überquerte Will den Platz und Keron folgte ihm mit geringem Abstand, weil er noch einige Gegenstände der Händler betrachtete, die er bei ihrem ersten Besuch aufgrund der vielen anderen Personen nicht gesehen hatte. Am Anfang der Straße auf der anderen Seite des Platzes wartete Will auf seinen neuen Freund, damit Keron ihn einholen konnte. Langsam wurde der Himmel immer dunkler und erstrahlte bereits in einem hellen roten Licht, als Keron das Schild des Gasthofes vor ihnen entdeckte. Er ging voraus durch die Tür und die beiden bahnten sich einen Weg durch die lachenden und trinkenden Arbeiter, die nach ihrem Tagewerk in den Gasthof gekommen waren, um sich etwas zu vergnügen. Will setzte sich auf einen freien Hocker an der Bar und bestellte bei Bert etwas zu essen, während Keron sich neben ihn setzte. Als Bert ihnen zwei Teller vor die Nase stellte, sah Will das breite Grinsen unter seinem buschigen Bart.
„Warum denn so fröhlich heute?“, fragte Will und musste ebenfalls grinsen.
„Es ist nichts Besonderes, aber es kommt eben nicht so oft vor, dass ich schon so früh so viele Kunden habe und da sich, während ihr weg wart, ein umherreisender Barde ankündigte, werden die Leute bis spät in die Nacht bleiben und sich viel zu trinken bestellen“, antwortete der Wirt mit seiner tiefen Stimme. Kurz bevor die beiden ihr Mahl aufgegessen hatten, kam wirklich ein Mann mit einem recht bunten Mantel und einem Zupfinstrument in den Schankraum und fing an zu spielen. Begeistert lauschten die beiden