Название | Drachenwispern |
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Автор произведения | Christian D'hein |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991075288 |
Sie verstummte und Stille senkte sich über den Saal. Unsicher hob Elynia den Kopf und sah zum König auf. Dieser hatte sich lächelnd erhoben und ließ sich von seinem Berater ein Schwert reichen, welches er dann auf den Handflächen die Stufen hinabtrug und hinter Elynia trat.
»Rekrut, Ihr habt einen Eid geleistet. Solltet Ihr in jemals brechen, ist der Tod allein die Strafe. Nun erhebt Euch als ein Ritter des Königs!«
Dann berührte er ihre Schulter mit der Schwertspitze und bedeutete ihr aufzustehen. Leicht bebend erhob sie sich und nahm die Klinge entgegen. Derweil wandte sich der König an die Anwesenden.
»Heute ist ein besonderer Tag. Zum ersten Mal in unserer Geschichte hat ein weiblicher Rekrut, eine Rekrutin, ihren Eid geschworen. Doch damit noch nicht genug. Sie wird noch heute mit einem besonderen Auftrag betraut.« Überrascht sah Elynia auf und blickte in die grauen Augen des Menschen, der sie in unbändigem Zorn anstarrte, mit einem Ausdruck, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Doch der König schien davon unbeeindruckt, denn er fuhr feierlich fort: »Sie wird nicht in den Verband unserer Armee eintreten, sondern unsere Grenzen an anderer Stelle schützen. Als Mitglied der Aquiron.«
Sie traute ihren Ohren nicht, als sie die Worte vernahm. Doch noch ehe sie etwas sagen konnte, ertönte plötzlich ein kaltes schallendes Lachen, welches sie zusammenzucken ließ. Verwirrt blickte sie sich um und sah den Menschen, der sich vor Lachen bog.
»Majestät belieben zu scherzen!«, rief er in spöttischem Ton durch den Saal.
Gespannt verfolgte Elynia das weitere Geschehen. Der König hatte die Augenbrauen hochgezogen und tat unschuldig, als er antwortete: »Die Aquiron verlangten nach einem Rekruten und sie bekommen einen.«
Nun richtete sich der Mensch zu seiner vollen Größe auf und seine Augen richteten sich drohend auf den Elfenherrscher, ehe er leise erwiderte: »Sehr wohl, einen Rekruten! Und nicht eine schwache Elfe.«
Das Lächeln auf den Zügen König Eldors wurde noch breiter. Süffisant erklärte er: »Ihr selbst seid Zeuge, dass sie ihren Eid geleistet hat. Sie ist ein Rekrut wie jeder andere. Und kämpfen in den Reihen der Menschen nicht schon seit etlichen Jahren auch weibliche Krieger? Nahmt ihr nicht sogar Menschenfrauen bei euch auf?«
Da der Mensch nicht antwortete, schätzte Elynia, dass die Worte stimmten.
»Oder wollt Ihr etwa sagen, dass eine Elfe weniger wert ist, als eine Menschenfrau?«, setzte der König drohend nach.
Kurz glaubte sie, dass der Mensch eine Waffe ziehen und auf den Elfenherrscher losgehen würde, doch nachdem er den König schier endlos hasserfüllt angestarrt hatte, senkte er den Blick und bekundete: »Die Aquiron nehmen Euren Tribut mit Freuden an«, dann richteten sich seine unerbittlichen Augen auf Elynia. »Pack deine Sachen, wir brechen im Morgengrauen auf!«
Danach verließ er mit wehendem Umhang den Saal, ohne dem König die gebührende Ehre entgegenzubringen oder noch einen der Anwesenden eines Blickes zu würdigen. Unsicher sah Elynia zum König, doch dieser bedeutete ihr mit einem Nicken, dass sie entlassen war. Wie in Trance verließ sie den Saal, ihr neues Schwert so fest umklammert, dass ihre Knöchel weiß wurden. Kaum hatte sie die forschenden Blicke der Wachen hinter sich gelassen, kauerte sie sich in eine dunkle Nische und hielt die Tränen nicht mehr zurück, die ihr nun hemmungslos übers Gesicht liefen. Sie wusste nicht mehr, ob sie sich freuen sollte oder nicht. Denn es galt gemeinhin als große Ehre, den Aquiron beitreten zu dürfen und es stand außer Frage, dass sie ihrem Reich dort einen großen Dienst erweisen konnte, aber es entsprach nicht dem, was sie sich vorgestellt hatte. Nun würde sie niemals eine Soldatin im königlichen Heer werden. Doch schon nach kurzer Zeit erhob sie sich wild entschlossen und ihre Tränen versiegten. Sie war eine treue Untertanin des Königs, daran konnte niemand etwas ändern. Und wenn es sein Wunsch war, dass sie sich den Aquiron anschloss, so tat es nichts zur Sache, wie sie sich dabei fühlte. Denn auch wenn sie kein Teil der Armee werden sollte, so hatte sie doch das Schwert von ihm erhalten. Sie war eine Kriegerin und würde ihren Befehl ohne Fehl und Tadel ausführen. Denn sie war nur ein kleiner Baustein im gigantischen System der Elfen und würde sich diesem System fügen. Sie gehörte nicht zu jenen, die in die Türme des Vergebens gebracht werden musste. Sie kannte ihre Pflichten nur allzu gut. Diese Überzeugung half Elynia, ihr Schicksal zu akzeptieren und sie schlug den Weg zu ihrem Quartier ein, um ihre wenigen Habseligkeiten zusammenzuklauben, damit sie sich für das Bevorstehende rüsten konnte.
8
Sie waren die ganze Nacht hindurch geritten und noch den Großteil des darauf folgenden Tages, erst dann waren sie sicher gewesen, genug Weg zwischen sich und Wackenstein gebracht zu haben, um außerhalb des Suchradius der möglichen Verfolger zu sein. Nun saß Ardun der Elfe gegenüber an einem kleinen Feuer und betrachtete wehleidig seine Beine. Er war noch nie zuvor wirklich auf einem Pferd geritten und nun, nach dem langen Ritt, waren seine Unterschenkel und Waden wundgescheuert und brannten fürchterlich.
»Hier, iss das!«
Misstrauisch nahm er die bräunlichen Blätter entgegen, die Lian ihm hinhielt. Als er vorsichtig daran roch, stieg ihm ein bitterer Geruch in die Nase und er verzog unwillig das Gesicht.
»Wozu soll das gut sein?«, verlangte er zu wissen.
Die Elfe seufzte schwer und beschwerte sich: »Wenn du mich weiter so mit Fragen löcherst, dann lasse ich dich hier zurück!«
Allerdings fiel Ardun auf, dass sie bei diesen Worten ein kleines Lächeln nicht verbergen konnte und glaubte, dass sie im Scherz gesprochen hatte. Diese Erkenntnis munterte ihn ein wenig auf, denn er hatte schon befürchtet, die Elfe kenne nur Ernsthaftigkeit. Tatsächlich schien er mit seiner neuen Einschätzung recht zu behalten, denn sie fuhr trotz ihrer Beschwerde erklärend fort: »Das sind Blätter des Aszig, einer Bluteibe.«
Erschrocken hielt Ardun die Blätter von sich weg. In den Wäldern um Wackenstein gab es auch einige Bluteiben, weshalb man schon den kleinen Kindern einbläute, dass sie nichts von diesen Bäumen in den Mund nehmen sollten, da sie allesamt giftig waren. Lian schien seine Gedanken zu erraten, denn sie machte eine auffordernde Handbewegung und sagte: »Keine Sorge, dass wirklich gefährliche Gift ist nur in den Stängeln enthalten. Die Blätter hingegen sind eine wirkungsvolle Droge, welche von fast allen Heilern verwendet wird, da sie deine Sinne benebelt und so dein Schmerzempfinden senkt.«
Ardun nickte nachdenklich. Es schien ihm nicht unwahrscheinlich, dass man die Pflanze auch auf solch positive Art und Weise nutzen konnte. Allerdings erklärte dies noch nicht, weshalb er sie kauen sollt.
»Deine Worte mögen stimmen, aber warum soll ich mich freiwillig in einen Rausch versetzen?«, gab er daher zu bedenken.
Die Elfe lächelte, dann deutete sie auf seinen rechten Arm.
»Der Arm ist gebrochen, ich muss ihn wieder einrenken und den Knochen in eine gerade Position bringen, bevor ich ihn schienen kann, damit er später wieder ordentlich verheilt.« Ardun verzog das Gesicht bei dem Gedanken an das Kommende, aber ihm blieb keine andere Wahl, als die Blätter gehorsam in den Mund zu stecken und gründlich zu kauen. Sie waren noch bitterer, als er auf Grund des Geruchs befürchtet hatte, und der Geschmack verschwand auch nicht, als er die Blätter schluckte. Abwartend sah er zu Lian, doch er hatte nicht das Gefühl, als habe sich sein Schmerzempfinden verändert. Im Gegenteil, seine Beine brannten genauso schlimm wie vorher und auch sein Arm jagte eine Schmerzwelle nach der anderen durch seinen Körper. Die Zeit verstrich in Schweigen, bis Ardun schließlich beschloss, dass sie lange genug gewartet hatten, Eigentlich wollte er sagen: »Vielleicht waren die Blätter ja schon zu alt, denn ich verspüre keinen Unterschied«, aber mit einem Mal war die Zunge ihm schwer und er brachte nur ein undeutliches Lallen heraus. Wie aus dem Nichts hatte ihn die Wirkung mit voller Wucht getroffen und er hörte nur noch wie durch Watte die Worte der Elfe: »Es hat also begonnen zu wirken. Dann mache ich mich mal ans Werk.«
Verschwommen nahm Ardun wahr, wie sie um das Feuer herum kam und sich neben ihn kniete. Doch trotz seines benebelten Verstandes spürte er die Schmerzen, als sie seinen Arm packte. Zwar war