Название | Drachenwispern |
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Автор произведения | Christian D'hein |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991075288 |
Als seine Sinne langsam zurückkehrten, merkte Ardun als Erstes, dass er sich nicht mehr so erschöpft fühlte wie zuvor. Außerdem schmerzte sein Arm nicht mehr so entsetzlich, sondern fühlte sich eher taub an. Vorsichtig bewegte er ihn hin und her und stellte mit Erleichterung fest, dass ihm dies keine Qualen bereitete. Erst jetzt schlug er die Augen auf. Am Himmel standen inzwischen einige Sterne, doch es war noch immer ein heller Streif am Horizont zu erkennen. Seine Augen wanderten zu seinem Arm und er erblickte eine provisorische Schiene aus Stöcken und geflochtenen Kletterpflanzen. Sie stabilisierte seinen Arm während seiner Bewegungen und fühlte sich dennoch nicht unangenehm an. Anerkennend nickte er Lian zu. Diese lächelte nur stumm und reichte ihm etwas Brot und Wasser.
»Das wird dir guttun«, prophezeite sie.
Daran zweifelte er keine Sekunde und biss herzhaft von dem Brot ab und befeuchtete seine Kehle mit dem Wasser. Dann erst eröffnete er ein neues Gespräch.
»Wie lange war ich … bewusstlos?«, fragte er zögerlich, da er sich für seine Schwäche schämte.
»Nicht lange. Es ist nur wenig Zeit vergangen. Es brennen immer noch die ersten Scheite im Feuer«, antwortete die Elfe ihm bereitwillig.
Ardun nickte kommentarlos. Dann zog er nachdenklich die Krummklinge, welche er bei der Flucht mitgenommen hatte und betrachtete die Spiegelung der tanzenden Flammen auf dem Metall. Er bemerkte den Blick Lians, welche ihn aufmerksam beobachtete und legte die Waffe mit einem Schulterzucken zur Seite.
»Kannst du mit dem Schwert umgehen?«, fragte ihn die Elfe und ihre Augen hatten plötzlich einen ernsten Ausdruck angenommen.
Ardun musste nicht lange überlegen und schüttelte den Kopf, ehe er hastig erklärend hinzufügte: »Manchmal musste ich dem Fürstensohn als Sparringpartner dienen, wenn er seine Schwertkampfstunden absolvierte, aber ich habe nie gelernt, mit solch einer Waffe umzugehen. Ich war wohl immer eher dazu gedacht, um ein Exempel zu statuieren. Ein Prügelknabe.«
Die Elfe nickte, die Stirn in tiefe Falten gelegt.
»Das ist schlecht«, murmelte sie so leise, dass er sich nicht sicher war, ob die Worte für ihn bestimmt waren oder nicht. Doch dann richtete Lian sich wieder direkt mit einer Frage an ihn: »Kämpfst du mit rechts oder links?«
»Rechts«, antwortete Ardun sofort.
Er war mit links so ungeschickt, wie es ein Stallbursche es in der Küche war. Er bemerkte, wie seine Worte ein Lächeln auf das Gesicht der Elfe zauberten, bei dem es ihm eiskalt den Rücken hinunterlief. Diesen Gesichtsausdruck hatte er schon häufig bei Erwachsenen gesehen, wenn sie etwas planten. Und er glaubte nicht, dass sich Elfen und Menschen da unterschieden. Tatsächlich weihte Lian ihn auch sogleich in ihre Idee ein.
»Dann ist das hier eine perfekte Gelegenheit!«, eröffnete sie ihm, »der Weg bis zum Hauptquartier der Aquiron ist weit und gefährlich, daher ist es wichtig, dass du dich selbst verteidigen kannst. Du magst zwar deinen rechten Arm gerade nicht gebrauchen können, aber dafür werde ich dich lehren mit links eine Waffe zu führen.«
Begeistert nickte Ardun. Er war begierig darauf, das Kämpfen zu lernen und so in einer Notsituation nicht mehr auf andere angewiesen zu sein. Dennoch störte ihn eine Sache an der Aussage der Elfe.
»Warum ist der Weg so gefährlich?«, hakte er vorsichtig nach.
Lians Blick war undurchdringlich, als sie entgegnete: »In diesen Zeiten ist das Wandern immer unsicher. Wegelagerer könnten uns auflauern oder wilde Tiere uns anfallen. Es kann immer viel passieren, wenn man lange Strecken unterwegs ist.«
Das war wohl Grund genug, um das Kämpfen zu erlernen, doch Ardun hatte das Gefühl, dass sich noch mehr hinter ihren Worten verbarg und so sah er sie weiter erwartungsvoll an. Seufzend gab Lian nach.
»Dass die Jugend von heute nicht einmal mit einer Antwort zufrieden sein kann!«, grummelte sie, »na schön, du hast sowieso ein Anrecht darauf, es zu erfahren. Nicht alle sind den Aquiron freundlich gesinnt. Viele halten uns für Kriminelle, die ihre Macht durch Lug und Trug ausbauen wollen. Allen voran gibt es eine Vereinigung, die sich der schwarze Zirkel nennt. Seine Mitglieder versuchen, uns aufzulauern, wenn wir die neuen Rekruten nach Celion bringen. Sie töten alle Anwärter, die sie in die Finger bekommen, um uns zu schwächen.«
Stirnrunzelnd dachte Ardun über diese Worte nach. Wieder fragte er sich, was das wohl für eine Organisation sein sollte, der er sich anzuschließen im Begriff war. Aber Lian schien nicht gewillt, ihm diese Frage zu beantworten. Aber vielleicht konnte er wenigstens etwas mehr über diesen Zirkel in Erfahrung bringen.
»Was hat der Zirkel gegen euch?«
Die Elfe schüttelte nur den Kopf und wiegelte ab: »Um das zu beantworten, muss man tief in die Geschichte dieser Welt eintauchen. Das wirst du alles während deines Studiums in Celion erfahren, doch ich bin nicht gut darin, das Gewesene zu lehren. Umso besser aber bin ich in der Unterweisung der Kampfkünste. Zunächst aber müssen wir uns fragen, welche Waffe wohl die richtige für dich ist.«
Ardun bemerkte wohl, dass sie versuchte, das Thema zu wechseln, doch die Vorfreude auf das Kampftraining bewog ihn dazu, es vorerst dabei zu belassen. Lange dachte er über ihre Frage nach. Er hatte noch nie mit etwas anderem als einem hölzernen Übungsschwert gefochten und wusste nicht, was er antworten wollte.
»Steh auf und nimm einmal das Krummschwert in die Hand«, empfahl ihm Lian, die sein Zögern bemerkte.
Ardun tat, wie ihm geheißen wurde und er hielt die Waffe vor sich, ganz so, als wolle er sich gegen einen Angreifer zu Wehr setzen. Die Klinge lag so schwer in seiner Hand, dass er sie schon bald wieder runternehmen musste. Unsicher sah er zu der Elfe. Diese wiegte nachdenklich den Kopf, ehe sie ihn ablehnend schüttelte und ihm bedeutete, sich wieder zu setzen.
»Eine Waffe muss wie die Verlängerung deines Armes sein«, erklärte sie, »du machst aber auf mich nicht den Eindruck, als würdest du einen Kampf mit einem einzigen verheerenden Schlag beenden. Ein Langschwert oder gar eine Axt fallen für dich also aus. Ich denke, dass deine Stärke eher in der Schnelligkeit liegt. Daher solltest du es einmal mit einem dünnen, langen Dolch versuchen. Er liegt sehr viel leichter in der Hand und erlaubt dir mehr Beweglichkeit.«
Ardun nickte zustimmend. Rohe Kraft hatte ihm noch nie gelegen und somit leuchteten ihre Worte ihm ein, aber es gab einen Haken. Sie hatten keinen entsprechenden Dolch. Er machte Lian auf dieses Problem aufmerksam. Doch die Elfe lächelte ihn schelmisch an.
»Ich habe dir doch gesagt, dass wir jene mit einer gewissen Veranlagung aufnehmen«, erinnerte sie ihn, »genauer wäre es wohl gewesen zu sagen, jene mit der Gabe, die Geheimnisse der Magie zu ergründen. Dabei gibt es einige wenige Klassen, denen ein Magier angehören kann. Den Elementen. Manche beherrschen Feuer, andere Wasser, Luft oder Erde. Und manche auch den Geist. Innerhalb dieser Klassen gibt es natürlich noch etliche Spezialisierungen und Unterklassifizierungen. So kann ein Wassermagier einfach das übliche Wasser beherrschen, andere jedoch können Eismagie einsetzen oder auch den Zustand des Wassers verändern. Meine Fähigkeiten gehören zu dem zuletzt Genannten. Wenn ich das Wasser betrachte, sehe ich die Verbindungen, in denen es vorkommt und erkenne die unzähligen Möglichkeiten, wie es genutzt werden kann. So konnte ich eine diamantähnliche Legierung erschaffen, aus der sich Waffen formen lassen, die härter als Stahl sind. Denn ich bin eine Schmiedin.«
Mit offenem Mund lauschte Ardun ihren Worten und versuchte zu verstehen, was er da hörte. Es war ein gut bekanntes Geheimnis, dass viele Bewohner der verschiedenen Länder in der Lage waren Magie zu manipulieren. Dennoch …
»Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, wie uns das weiterhilft«, gab er kleinlaut zu.
Lians Lächeln wurde noch breiter und unter Arduns aufmerksamen Blick begann sie damit, eine längliche Mulde auszuheben, die sie dann mit flachen Steinen auslegte. Als Nächstes griff sie zu ihrem Schlauch und füllte die Mulde mit Wasser und legte aus ihrem Beutel einige