Название | Drachenwispern |
---|---|
Автор произведения | Christian D'hein |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991075288 |
Gleich neben dem Haus befand sich ein kleiner Stall für die Tiere der Reisenden, in dem auch sie nun ihre Pferde anbanden, ehe sie die Schenke betraten. Der Raum war schlicht eingerichtet und es waren auch nur wenige Gäste da, drei Männer an einem Ecktisch und eine Frau an einem anderen Tisch. Lian lenkte ihre Schritte zum Tresen und Ardun folgte ihr. Dahinter stand ein kleiner Wirt mit sehr großem Bauch, der ein milchiges Glas mit einem schmutzigen Tuch polierte, ohne dass es den Anschein hatte, als achte er wirklich auf seine Hände.
»Hättet Ihr wohl ein Zimmer für den Tag?«, fragte die Elfe höflich.
Der Mann zeigte ein zahnloses Grinsen und nickte.
»Kein eigenes Zimmer für den Burschen?«, fragte er dann spöttisch.
Ardun sah abwartend zu Lian, welche den Kopf schüttelte und dem Wirt einige Münzen hinlegte.
»Ein Zimmer wird reichen.«
Der Mann zuckte mit den Schultern und kam hinter dem Tresen hervor, um sie ein Stockwerk nach oben zu ihrem Zimmer zu führen. Nachdem er es geöffnet hatte, reichte er Lian den Schlüssel und sagte noch: »Ihr könntet bessere Gesellschaft bekommen.«
Dabei versuchte er sich wohl an einem anzüglichen Blick, der aber eher einer Grimasse glich. Die Elfe hatte seiner nur ein schmales Lächeln übrig, ehe sie ihm die Tür vor der Nase schloss. Ardun sah sich kurz um. Der Raum war klein, hatte nur zwei Betten und ein schmales Fenster. Mit einem zufriedenen Seufzer ließ er sich auf eines der Betten fallen ohne sich an den Flecken auf dem Laken zu stören und schlief beinahe sofort ein.
11
Lächelnd sah Elynia sich um. Sie war nun seit zwei Wochen in den dicken Mauern Celions und hatte ein kleines, aber liebevoll eingerichtetes Quartier bezogen. Die Zeit seit ihrer Ankunft war ereignislos und ziemlich langweilig gewesen, da man ihnen verboten hatte, ihre Zimmer zu verlassen. Aber nun saß sie in einem großen Raum, zusammen mit all den anderen Rekruten und wartete auf ihre Einführung. Neugierig wanderte ihr Blick über die anderen Anwesenden und sie versuchte, sie einzuschätzen. Am auffälligsten waren zwei hochgewachsene Menschen mit sonnengebräunter Haut und ausgeprägter Muskulatur, die sich deutlich unter ihren dünnen Leinenhemden abzeichnete. Sie standen abseits in einer Ecke und bedachten jeden, der ihnen zu nahe kam mit einem finsteren Blick, der nur zu deutlich besagte, dass mit ihnen nicht gut Kirschen essen war. Und Elynia zweifelte nicht daran, dass sie einem auch mit bloßen Händen gefährlich werden konnten, denn in Celion war das Tragen von Waffen streng verboten, doch sie war sich sicher, dass die beiden am liebsten ein ganzes Arsenal von Mordinstrumenten mit sich führten. In der Mitte des Raumes stand eine Gruppe von fünf Zwergen mit langen Bärten und dicken, schwieligen Händen und tuschelten leise in ihrer eigenen, kratzigen Sprache. Und dann gab es noch sie. Abgeschottet von dem Rest lehnte sie sich in einem Stuhl zurück und wartete, was passierte. Ihr war wohl aufgefallen, dass sie der einzige weibliche Rekrut war und entnahm den abschätzigen Blicken der anderen, dass sie allesamt der Überzeugung waren, dass sie aus diesem Grund nicht hierher gehörte, doch das störte sie nicht, denn sie war diese Form der Behandlung inzwischen gewöhnt. Dennoch fühlte sie sich ein bisschen einsam. Aber noch gab sie die Hoffnung nicht auf, zumindest ein bis zwei Freunde zu finden, denn auch wenn sie unter den Rekruten die einzige Frau war, hatte sie in den Mauern Celions doch schon viele weibliche Mitglieder der Aquiron gesehen. Dann vernahm sie Schritte vor der Tür und richtete ihren Blick auf die Klinke. Die anderen hatten nichts gehört und zuckten zusammen, als sich die Tür plötzlich mit einem Knarren öffnete, doch Elynia sah gelassen zu. Es trat ein breitschultriger Zwerg ein, dessen schwarze Augen den Ausdruck eines abgehärteten Veteranen zeigten und dem eine lange Narbe von der Stirn über das linke Auge bis zur Wange das Gesicht verunstaltete. In Elynias Augen waren Zwerge mit ihren dicken, kurzen Beinen und den breiten Nasen in ihren aufgedunsenen Gesichtern von Natur aus hässlich, doch dieser Zwerg war ein besonders unansehnliches Exemplar, wenn er auch ausgesprochen groß für einen Vertreter seiner Rasse war. Der Zwerg stapfte mit schweren Schritten durch den Raum und stellte sich dann an die Stirnseite, während er mit grimmiger Miene jeden Einzelnen musterte. Sie hatte das Gefühl, dass sein Blick auf ihr besonders lange lastete. Automatisch erhob sie sich und stand stramm. Auch die anderen wirkten angespannt und hatten sich aufgerichtet und den Rücken durchgestreckt.
Als der Zwerg zu sprechen begann, klang es in Elynias Ohren wie das tiefe Grummeln von Steinen: »Mein Name ist Olk und es ist meine Aufgabe, euch als Rekruten in Celion willkommen zu heißen. Aber eigentlich steht mir nicht der Sinn danach und ich will euch auch keine falschen Hoffnungen machen, sondern nur kurz klarstellen, wo ihr hier seid und was ihr hier seid. Diese Feste ist seit drei Jahrtausenden der Sitz der Aquiron, hier befinden sich die Quartiere der Mitglieder und es laufen alle wichtigen Informationen in diesen Hallen zusammen. Und dann beherbergen wir noch ein paar Frischlinge wie euch. Es gibt zwei Arten von Rekruten. Jene, die eine gewisse Veranlagung besitzen und somit einen entscheidenden Beitrag dazu leisten können, das Böse fernzuhalten, und die Soldaten, wozu auch ihr zählt. Eure einzige Aufgabe ist es, die magischen Bataillone mit eurem Leben zu schützen und dabei ist es mir völlig egal, ob ihr ein Auge, ein Bein oder auch euer Leben verliert, solange ihr euren Zweck erfüllt. Wir sind die Armee und somit die Schachfiguren, die anderen sind die Schachspieler. Ihr kommt hierher, aus den verschiedenen Löchern der Welt gekrochen, und haltet euch für Soldaten, aber ihr seid nur Kinder, die noch nichts von der Wirklichkeit gesehen haben. Wer auch immer euch erzählt hat, ihr wäret hierauf vorbereitet, hat gelogen und gehört öffentlich ausgepeitscht. Denn ihr habt keine Ahnung, mit welchen Gegnern ihr bald konfrontiert sein werdet. Deshalb spart es euch, Freundschaften zu schließen, denn noch ehe eure Ausbildung vollendet ist, werdet ihr nicht mehr alle leben. Manche von euch schaffen es vielleicht einen Monat, in seltenen Fällen auch mal ein Jahr … andere nicht.« Bei diesen Worten streifte sein Blick ein weiteres Mal Elynia und sie erwiderte ihn trotzig, »Hier ist es egal, woher ihr kommt oder was ihr gewesen seid. Mich interessiert es einen Dreck, ob ihr Prinzen oder Bettler seid. Denn ihr seid ihr alle gleich. Eure Ausbildung wird hart. Es stört mich nicht, euch bis zur absoluten Erschöpfung anzutreiben. Es interessiert mich auch nicht, wenn ihr euch wegen der Anstrengung übergeben müsst, solange ihr danach saubermacht. Aber wer ein schwaches Herz hat und keinen unbeugsamen Willen zeigt, der wird tot sein, noch ehe er den Aquiron beitritt.«
So endete der Vortrag und Elynia sah die finsteren Blicke, die die anderen Rekruten sich zuwarfen. Einer der Zwerge war sogar kreidebleich geworden und zitterte. Die Menschen hingegen waren hartgesotten genug, um sich nichts anmerken zu lassen. Sie hingegen konnte sich ein nervöses Lächeln nicht verkneifen. Elynia hatte sich schon immer beweisen wollen und nach einer Herausforderung gesucht und konnte es kaum erwarten, endlich in diese neue Welt einzutauchen. Der Gedanke an mystische Wesen konnte sie nicht schrecken, im Gegenteil, sie freute sich auf die Gelegenheit, sich mit ihnen zu messen. Und nach der Einführung des Zwerges glaubte sie auch nicht, dass sie ihre Zukunft einsam verbringen musste, denn wenn es wirklich zwei Gruppen bei den Aquiron gab und dies hier die militärische war, konnte sie aus eigener Erfahrung sagen, dass die anderen bald vergessen würden, dass sie eine Elfe war und kein Elf, denn Soldaten maßen ihre Mitstreiter stets an ihren Leistungen und an nichts anderem. Und sie hatte keine Sorge, hierbei imponieren zu können. Das Räuspern des Zwerges lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn. Er hatte eine zerknitterte Liste aus dem Wams gezogen und fuhr mit seinem Vortrag fort.
»Wie ich eben schon angedeutet habe, seid ihr die Beschützer der