Название | Der Bruch |
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Автор произведения | Doug Johnstone |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783948392215 |
»Platztausch.«
Tyler verließ den Beifahrersitz und kletterte in den Fond, während sich Kelly nach vorn setzte.
»Fünfzehnhundert«, sagte sie und wedelte mit einem Bündel Zwanziger.
Barry lächelte. »Ich scheiß mich ein!«
Sie fuhren zurück durch Musselburgh und Fisherrow, dann westlich vorbei an Newcraighall. Tyler warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. Fünfunddreißig Minuten, seit sie das Haus in der St. Margaret’s Road verlassen hatten. Er stellte sich den Ausdruck auf ihrem Gesicht vor, das dunkle Rot des Bluts, viel dunkler, als er jemals erwartet hätte, dunkler als das Zeugs, das man für Halloween kaufen konnte. Er stellte sich vor, das alles wäre nur ein ausgeklügelter Streich, Barry und Kelly hätten ihn reingelegt, würden sich jetzt jeden Moment zu ihm umdrehen und »Reingelegt!« brüllen, ihm die versteckten Kameras zeigen. Du glaubst, wir hätten jemanden umgebracht, aber das war alles nur ein Jux und sie war mit von der Partie.
Wie sonst ließ sich ihr Verhalten da vorn erklären? Kelly bereitete auf ihren Knien neue Lines vor, Barry summte mit, als ein Blues-Typ im Radio davon sang, in die Kirche zu gehen. Als ob das noch irgendwer machte. Kelly sah von ihrem Koks auf und lächelte Barry an, streckte eine Hand aus und streichelte seinen Nacken.
Tyler sah aus dem Fenster. Vorbei an der Abzweigung auf The Wisp und dem Jack Kane Centre, dann waren sie auf der Greendykes Road und wieder in heimischem Revier. Vor Greendykes House hielten sie an, und Tyler dachte an Bean, die oben schlief und träumte.
Sie saßen im Schatten des Hochhauses, der Motor im Leerlauf.
»Wir ziehen noch um die Häuser«, sagte Barry. Damit meinte er das Casino am Ocean Way in Leith, wo sie bis morgens um sechs saufen und so viel wie irgend möglich von dem Geld verprassen konnten.
Barry deutete mit dem Kopf auf das gestohlene Zeug auf dem Rücksitz neben Tyler. »Hast du auch Bares?«
Tyler erinnerte sich an die Geldklammer. Er wühlte in dem Kissenbezug und gab sie ihm, dachte dabei an die Scheine, die er in der Hose versteckt hatte.
Barry warf einen Blick auf die Klammer und pfiff. »Die Fotze hatte echt Schotter, hä?«
Tyler zuckte mit den Achseln.
»Nimm den Rest mit nach oben«, sagte Barry. »Wir gehen morgen alles durch und bringen’s dann rüber zu Fluff.«
Tyler blieb noch einen Moment sitzen.
»Mach hinne, Arschloch, schwirr ab.«
Tyler stieg aus und schleifte seine Beute hinter sich her.
Barry rief ihm nach: »Schlaf schön, Alter.«
Tyler warf die Tür zu und wartete noch ab, während Barry den Motor auf Touren brachte und dann mit quietschenden Reifen abdüste.
Er sah zum Greendykes House hinüber, ganz schwindelig angesichts der Höhe aus dieser kurzen Entfernung. Er stellte sich vor, bis ganz hinauf fliegen zu können, mit der Thermik aufzusteigen und dann aufs Dach hinabzuschießen.
Er zog das Handy der Frau aus der Tasche. Bei deaktivierten Ortungsdiensten waren die Teile nur lokalisierbar, wenn sie eingeschaltet waren, das wusste Tyler nach all den Telefonen, die sie bei ihren Brüchen eingesackt hatten.
Er verstaute das ganze gestohlene Zeug hinter den Mülltonnen und entfernte sich langsam von dem Hochhaus, ging zehn Minuten durch den Park dahinter und über die Fußballplätze, bis er auf der Rückseite der Eiscremefabrik am The Wisp war. Hier gab es keine Videoüberwachung. Er schaltete das Telefon ein und wählte die 999.
»Krankenwagen, bitte.«
Er wartete. Fragte sich, ob es wohl schon zu spät war.
»Ja, da ist so eine Frau mit einer lebensgefährlichen Messerverletzung. Sie liegt in Nummer vier St. Margaret’s Road. Hausnummer vier, okay?«
Er beendete den Anruf und schaltete das Telefon aus, dann trottete er zurück nach Hause.
6
Er hörte den Fernseher, sobald er die Wohnungstür öffnete. Sein erster Gedanke war Bean, aber als er das Wohnzimmer betrat, war da nur seine Mum allein in der Dunkelheit, während das Licht des Bildschirms über ihr Gesicht flimmerte. Sie hatte auf einen bescheuerten Shoppingkanal geschaltet, wo gerade Pullover mit Darstellungen von Wölfen angeboten wurden.
Er ließ die Beute ihrer Einbrüche fallen und nahm die Fernbedienung, um den Fernseher leiser zu stellen.
»Mum, du weckst noch Bean.«
Angela lag auf dem Sofa, hatte den Kopf abgewinkelt. Ihre Augen waren fast zugefallen, aber noch nicht ganz, zwischen den Fingern ihrer rechten Hand glimmte ein Joint. Auf dem Boden neben ihr stand eine Flasche Wodka mit einem Rest von zwei, drei Zentimetern, daneben ein Löffel mit einem benutzten Wattebausch, einem Feuerzeug und einer Spritze. Der Gürtel lag locker um ihren Oberarm.
»Scheiße«, sagte Tyler und hob ihr Heroin-Besteck auf. »Du kannst das hier nicht einfach so rumliegen lassen.«
Träge drehte Angela den Kopf vom Bildschirm zu ihm.
»Schmeiß das nicht weg.« Ihre Stimme klang rau und belegt. »Ist meine letzte Nadel.«
Ihre Haare waren fettig, blond an den Spitzen, graue Strähnen an den dunkleren Stellen an ihrem Schädel. Sie war klein und ausgemergelt, Gliedmaßen wie Zweige, die Arme übersät mit vernarbten Einstichen. Sie trug ein schmuddeliges One-Shoulder-Top mit dem Aufdruck Pineapple!, keinen BH darunter, die Leggings überzogen mit der Asche des Joints und anderen Flecken.
Tyler stellte sich vor, wie er sie packte und schüttelte, ihr ins Gesicht brüllte, sich endlich zusammenzureißen und ihren Scheiß auf die Reihe zu bekommen.
Sie drehte sich wieder zum Fernseher, hob eine Hand an den Mund und nahm einen Zug vom Joint.
»Sieh dir die Scheiße an«, murmelte sie und wedelte mit einem Finger Richtung Bildschirm. Eine viel zu stark geschminkte Frau redete über eine Tagesdecke mit einer Bärenfamilie darauf.
Tyler brachte die Spritze und den Rest in Angelas Schlafzimmer, legte alles in die Schublade neben ihrem Bett, kehrte dann ins Wohnzimmer zurück. Er holte eine Decke von dem Stuhl vor dem Fenster, schlug sie auf und deckte sie zu. Er achtete darauf, dass der Stoff nicht zu nahe an ihrer Hand mit dem Joint war, fand einen alten Teebecher und stellte ihn als Aschenbecher auf den Boden. Sie seufzte dankbar.
Er griff in seine Hose und nahm das Geld heraus, zog einen Zwanziger ab und steckte den Rest wieder ein.
»Hier«, sagte er und hielt ihr den Schein hin.
Sie drehte sich zu ihm, sah das Geld, lächelte und nahm es.
»Mein Süßer«, sagte sie. »Komm her.«
Er setzte sich aufs Sofa, allerdings nicht nahe genug, dass sie ihn umarmen konnte. Sie stopfte das Geld in ihre Leggings und berührte seine Hand auf der Decke. Ihre Finger fühlten sich schweißig an.
»Mum«, sagte er und starrte auf den Bildschirm.
»Ich weiß«, sagte sie. Es war kaum zu spüren, als sie nun seine Hand drückte, fast als wäre sie ein Geist. »Ich versuch’s ja.«
Er schloss die Augen und stellte sich die Frau in dem Haus vor, wie sie auf dem Boden lag und zu ihm hinaufstarrte. Als er die Augen wieder öffnete, blinzelte Angela schon wieder auf den Bildschirm.
Er ging in Beans Zimmer. Sie lag quer über dem Bett, ihre Füße hingen über die Kante, die