Potsdamer Abgründe. Carla Maria Heinze

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Название Potsdamer Abgründe
Автор произведения Carla Maria Heinze
Жанр Языкознание
Серия Enne von Lilienthal
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783960416838



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housebreaking, Mikey.« Sie streckte das Kinn vor und blickte ihn wütend an. »Das lasse ich nicht zu.« Sie ging zur Tür und öffnete sie weit. »Go!«, sagte sie mühsam beherrscht. »You and the rest of you.« Mit dem Kinn wies sie zu Susanne und Kalumet, die in der Diele standen, und zu Rödelheim, der gerade wieder zur Haustür hereinkam.

      Lilienthal hob resigniert die Schultern. »Tut mir leid, Katie«, murmelte er und ging an ihr vorbei.

      Als er als Letzter am Haus Richtung Tor vorbeilief, hörte er sie durch das gekippte Küchenfenster schluchzen.

      Rödelheim war zurück zu seiner Berliner Dienststelle gefahren. Da die Inaugenscheinnahme des Hauses des Opfers eher suboptimal verlaufen war, hatten sie sich auf eine offizielle Hausdurchsuchung geeinigt. Welche Staatsanwaltschaft dafür zuständig und wie das Anliegen zu formulieren wäre, damit sie mit ihm Erfolg hätten, musste noch geklärt werden. Rödelheim wollte sich darum kümmern und ihnen bei Neuigkeiten Bescheid geben.

      »Ich freue mich auf eine Zusammenarbeit mit Ihnen«, hatte er zum Abschied zu Susanne gesagt und Lilienthal nur kurz zugenickt.

      Die Kollegen des MK1 hatten sich in Lilienthals neuem Büro um den Besprechungstisch eingefunden. Irgendwie konnte Lilienthal immer noch Körners Präsenz fühlen. Wenn möglich, vermied er es, sich hinter den überdimensionalen Schreibtisch des Alten zu setzen.

      Heike hatte während ihrer Abwesenheit ganze Arbeit geleistet und wartete mit neuen Details über Holm auf. »Desmond Magnus Albert York Holm«, fing sie an. »Geboren am 30. April 1955 in Silverdale im County Lancashire, das ist in Nordengland. Eltern sind Lysann Holm, geborene Lydia Anne Seeger, Krankenschwester, und Roger Desmond Clive Holm, verstorbener promovierter Historiker.«

      »Seeger? Hört sich deutsch an.«

      »Holms Mutter kam in Berlin-Charlottenburg in der Leibnizstraße zur Welt, Leo«, erklärte Heike.

      »Der noble alte Westen. Ku’damm-Nähe. Net schlecht«, bemerkte Kalumet.

      »Bitte bleibt beim Thema, oder ist das für unseren Fall relevant?«, unterbrach Lilienthal das Geplänkel der beiden.

      Heike senkte den Kopf.

      Susanne schaute ihn irritiert an. »Ob das relevant ist, werden wir später sehen. Ich denke, momentan sollten wir jede Info über das Opfer sammeln«, sprang sie ihren beiden Kollegen bei.

      »Jedenfalls besuchte Holm die Gordon’s School in Woking«, fuhr Heike fort. »Ein nobles Internat, das ein sogar für britische Verhältnisse hohes Schulgeld verlangt. Später ging er wie sein Vater Roger zum Studium nach Schottland, auf die University of St Andrews.«

      »St Andrews«, wiederholte Lilienthal nachdenklich. »Die älteste Universität Schottlands und zusammen mit Cambridge und Oxford eine der drei Eliteuniversitäten im schönen Königreich. Sogar einige Royals haben dort ihre Söhne hingeschickt.«

      Heike zuckte mit den Schultern. »Na und?«, erwiderte sie schnippisch. »Muss man jetzt beeindruckt sein, oder was?«

      Kalumet griente in die Runde und bemerkte im breiten Offenbacher Dialekt: »Addel verpflischtet, gelle, Maik?«

      Lilienthal behielt lieber für sich, dass auch sein Onkel Ernst Albrecht, der ältere Bruder seines Vaters, in St Andrews studiert hatte.

      »Nach seinem Abschluss in Economics ging er nach Bonn an die Uni und legte dort sein Staatsexamen in Volkswirtschaft ab«, setzte Heike fort.

      »Aha«, murmelte Lilienthal.

      »Nebenher besuchte er auch Vorlesungen in Kunstgeschichte.«

      Als Lilienthals Handy sich bemerkbar machte, schaute er auf das Display, stand auf, ging zum Fenster und meldete sich. Nachdem er das Gespräch beendet hatte, informierte er die anderen: »Holm wird gerade ins Ernst-von-Bergmann-Klinikum nach Potsdam verlegt. Auf ausdrückliche Anordnung von Katie McLaren und dem Chefarzt der dortigen Neurologie.«

      »Ungewöhnlich, oder?«, bemerkte Susanne.

      »Rödelheim hat von der Stationsschwester erfahren, dass Holm und Dr. Stinnes, den Chefarzt der Neurologie, eine enge Männerfreundschaft verbindet.«

      Hektisch schob Heike Lilienthal den Arztbericht zu. »Der ist vorhin gekommen. Hatte ich glatt vergessen.«

      Er überflog den Inhalt. »Holm wurden mehrere Rippen und auch ein Oberschenkel gebrochen, als er in den für Akten vorgesehenen Lastenfahrstuhl gequetscht wurde«, informierte er die anderen. »Was aber beinahe zu seinem Tod geführt hätte, ist eine Kopfverletzung. Verursacht durch einen schweren kantigen Gegenstand. Er hat ein Schädel-Hirn-Trauma. Als er kurzzeitig bei Bewusstsein war, wurde eine Aphasie diagnostiziert, eine Störung des Sprachvermögens. Zur Stabilisierung hatte man ihn kurzzeitig ins künstliche Koma versetzt.«

      Susanne hatte währenddessen den Bericht der Berliner Kriminaltechnik gelesen. »Man hat einen Leihwagen in der Archivstraße sichergestellt«, fasste sie für die anderen zusammen. »Gemietet von einem polnischen Staatsbürger, der zugegeben hat, das Auto im Auftrag von Desmond Holm gemietet zu haben. Im Wageninneren wurden auf dem Fahrersitz Spuren von Holms Kleidung und auf dem Beifahrersitz minimale Spuren von Waffenöl gefunden. Holm muss eine Waffe bei sich gehabt haben, doch bis jetzt ist weder am Tatort noch in den Magazinsälen eine aufgetaucht. Auch vom Tatwerkzeug fehlt jede Spur.«

      »Fingerabdrücke oder andere Fremdspuren an Holms Kleidung oder am Tatort?«, wollte Lilienthal wissen.

      Susanne blätterte zurück. »Bis jetzt keine.«

      »Wir sollten Manni Langer noch mal ranlassen. Der findet was, jede Wette«, überlegte Kalumet laut.

      »Dann rekapitulieren wir mal.« Lilienthal blickte auf seinen Notizzettel. »Holm lässt über einen Mittelsmann einen Leihwagen mieten, den er benutzt. In seiner Garage stand laut Kollege Rödelheim ein Bentley Bentayga.«

      »Is nich wahr?«, bemerkte Kalumet staunend. »Ein Traumgeschoss.«

      Heike verdrehte die Augen.

      »Holm ist bei seiner Aktion also offensichtlich bemüht, nicht aufzufallen, denn ganz klar: Die Aktion ist illegal«, fuhr Lilienthal fort. »Dass er eine Waffe dabeigehabt hat, sehe ich als sicher an, denn in Fahrzeugen der Autovermietungen liegen normalerweise keine Waffen herum, die Ölspuren hinterlassen könnten. Wir können also davon ausgehen, dass er im Geheimen Staatsarchiv nach etwas ganz Bestimmtem gesucht hat. Wonach, wissen wir bisher nicht, aber ich halte es für möglich, dass er sich dazu vorher Notizen gemacht und diese auf seinem Computer abgespeichert hat. Den sollten wir finden.« Lilienthal blickte in die Runde.

      »Der Holm scheint wirklich nicht ganz koscher zu sein, Maik«, ergänzte Kalumet nachdenklich und nickte.

      13

      Die Haustür fiel ins Schloss. Erstaunt schaute Enne hoch und ließ die Zeitung sinken. War Verena schon wieder zurück? In der Früh hatte sie ihr Patenkind das Haus verlassen hören. Auch Churchill, der wieder mal das ganze Fußende von ihrem Bett beanspruchte, hatte seinen dicken grauen Kopf gehoben und die Ohren gespitzt, als Verena die Treppe hinuntergeschlichen war.

      Sie blickte auf die Uhr. Noch nicht mal Mittag, sonst kam Verena nie vor dem frühen Abend zurück. Was sie bewunderte. Sie freute sich darüber, wie fleißig das Mädel war, wie entschlossen, ihre Dissertation zu Ende zu bringen.

      »Moin!«, rief Verena nur kurz, als sie den Kopf durch die Tür steckte. Sie wollte sie gleich wieder schließen, hatte aber nicht mit Churchill gerechnet, der sich von draußen an ihr vorbeidrängte und mit einem Satz zielgenau auf Ennes Schoß sprang.

      »Du weißt aber schon, dass der zu dick ist, oder?«, bemerkte Verena und kam nun doch herein.

      »Bist du dick, mein Moppelchen?«, schnurrte Enne im Gleichklang mit Churchill und kraulte den Kater hinter den Ohren. Er blickte sie aus unergründlichen grünen Sphinx-Augen an und hing entspannt wie ein Sack Kartoffeln über ihren Beinen.

      Verena lachte.

      »Na