Die Klinik am See Staffel 2 – Arztroman. Britta Winckler

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Название Die Klinik am See Staffel 2 – Arztroman
Автор произведения Britta Winckler
Жанр Языкознание
Серия Die Klinik am See Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740939724



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daß Sie abreisen wollen.«

      Angelas Miene wurde starr. »Hat Herr Frehner sonst noch etwas gesagt?«

      »Wie? Nein, ich verstehe das nur nicht! Wollten Sie wirklich abreisen, ohne sich von mir zu verabschieden?«

      Angela konnte es nicht lassen, sie kokettierte nun mal für ihr Leben gern und daher beugte sie sich auch jetzt weiter aus dem Fenster und flötete: »Ich habe die ganze Zeit an Sie gedacht, Andy. Es fällt mir schwer, von hier wegzugehen, aber was soll ich noch hier?«

      »Patrick wird wieder gesund werden. Er lebt noch. Die Krise ist zwar noch nicht ganz überschritten, aber morgen wird es soweit sein. Auch Herr Frehner hat Hoffnung.«

      »Ich weiß und ich hoffe auch, daß Patrick wieder ganz gesund wird. Es hat trotzdem keinen Sinn, wenn ich bleibe.« Angela wollte das Fenster schließen.

      »Angela, bitte! Ich möchte mit Ihnen sprechen.«

      Sie zuckte die Achseln, beugte sich noch einmal hinaus. »Andy, ich habe nicht viel Zeit. Ich will heute noch abreisen.«

      »Aber ich will nicht, daß Sie wegfahren!« Andy wurde zum schmollenden Jungen. »Sie können doch nicht einfach abreisen! Wir haben uns so gut verstanden.«

      »Ja, das haben wir!« Angela lächelte geschmeichelt. »Ich würde auch gern bleiben, aber das liegt nicht an mir.«

      »Ich verstehe nicht! Herr Frehner sagte mir, daß Sie abreisen wollen.«

      »Wollen…« Angelas Mundwinkel sanken nach unten.

      »Wir müssen miteinander reden, Angela! Ich bin so froh, daß ich Sie noch erreicht habe.«

      Selbst vom Fenster aus konnte Angela den verliebten Gesichtsausdruck wahrnehmen.

      Er schmeichelte ihr und vor allem stärkte er ihr Selbstbewußtsein, das durch Ingo Frehners Kühle einen argen Dämpfer erlitten hatte. Sie entschied sich schnell. »Ich komme hinunter, Andy, und dann werde ich Ihnen alles erklären.«

      Angela ließ sich Zeit. Sie unterzog ihr Gesicht einer eingehenden Prüfung. Die Aufregung der letzten Tage hatte Spuren hinterlassen. Sie konnte einige Fältchen entdecken. So holte sie ihr Make-up hervor und machte sich sorgfältig zurecht. Sie wollte wenigstens Andys uneingeschränkte Bewunderung noch einmal genießen. Als sie endlich aus der Haustür trat, starrte er sie an, als wäre sie das achte Weltwunder.

      »Ich bin so froh… Angela… Ich hatte schon solche Angst, Sie nie wiedersehen zu können. Ich hätte es nicht ertragen. Angela, ich habe noch nie jemanden… ich mag Sie sehr«, stotterte er mit roten Ohren.

      »Danke, Andy!« Angela lächelte verführerisch.

      »Begreifen Sie jetzt? Sie dürfen nicht einfach gehen und mich hier allein zurücklassen.« Er streckte beide Hände nach ihr aus, wagte aber nicht, sie zu umarmen.

      »Ich würde ja gern bleiben, aber es geht nicht.«

      »Warum, Angela?« Seine Augen wurden groß und rund. »Es hat Ihnen hier doch gefallen. Die Gegend ist sehr schön. Wir können Ausflüge machen, ich kann Ihnen noch viel zeigen.«

      »Ich würde auch gern bleiben, Andy.« Angela streckte ihre Hand aus und berührte seine Wange. »Sie sind sehr nett, Andy.«

      Andy wurde rot und blaß. Sein Herz schlug wie rasend. Er wußte nicht, was er sagen sollte, aber er fing Angelas Hand ein und küßte sie leidenschaftlich.

      Angela lächelte. »Schon gut! Wollten Sie mich nicht etwas fragen?«

      »Fragen? Natürlich, Angela! Warum reisen Sie ab? Ich möchte Sie bitten zu bleiben. Ohne Sie will ich auch nicht länger hier leben.«

      »Andy, Andy!« Angela ließ ein glockenhelles Lachen hören. »Sie sind süß!«

      Andy trat einen Schritt zurück. »Sie nehmen mich nicht ernst! Ich liebe Sie! Ich werde es Ihnen beweisen. Ich will alles für Sie tun. Wenn es irgendwelche Probleme gibt, auf mich können Sie sich hundertprozentig verlassen.«

      Angelas Augen verengten sich. Sie würde sich an Ingo rächen. Jetzt war sowieso schon alles egal, er wollte von ihr nichts wissen.

      »Andy!« Sie seufzte gekonnt. »Ich wollte in Auefelden bleiben. Ich war gern hier. Vor allem wollte ich Patrick die Mutter ersetzen. Doch jetzt ist das nicht mehr möglich. Herr Frehner will es nicht. Andy, ich wäre nie abgereist, ohne auf Patricks Genesung zu warten. Herr Frehner hat mir dies nahegelegt.«

      »Du willst gar nicht abreisen?« Andy legte ihr nun doch die Hand auf die Schulter, dann zog er sie an sich. »Ich bin so froh darüber.«

      »Moment, Andy! Auch wenn ich nicht will, ich kann nicht hierbleiben. Herr Frehner macht mich für Patricks Erkrankung verantwortlich.«

      »Aber das ist doch ungerecht«, empörte Andy sich.

      »Ich habe Patrick sehr lieb. Ich hätte alles getan, um ihm helfen zu können.« Unter halbgesenkten Lidern sah sie ihn an. »Du glaubst mir doch, Andy?«

      »Natürlich glaube ich dir! Wie kann Herr Frehner nur etwas anderes behaupten? Ich werde sofort zu ihm gehen und ihm sagen, daß dies nicht stimmt.« Andy streckte sich.

      »Nein, nein, Andy, das hat keinen Sinn!« Beschwörend hob sie die Hände. »Ich war dabei, als Patrick unter dem Stacheldraht durchkroch. Ich hatte es ihm verboten, doch er wollte nicht auf mich hören.« Sie seufzte. »Patrick war wirklich nicht leicht zu beaufsichtigen.«

      »Ich weiß! Auch das kann ich Herrn Frehner sagen. Ich war doch oft dabei. Er wollte nie bei uns auf der Bank sitzen. Angela, du hast… Sie haben…«

      »Andy, Sie können ruhig du zu mir sagen.«

      »Und Sie… und du? Angela, ich bin so glücklich!« Jetzt gab es für Andy kein Halten mehr, fest nahm er Angela in die Arme und küßte sie herzhaft auf den Mund.

      »Aber Andy!« Angela entzog sich ihm. Schließlich standen sie noch immer vor der Haustür.

      Sofort färbten sich Andys Wangen. Viel Erfahrung mit Frauen hatte er noch nicht. »Ich wollte doch nur… ich dachte, wenn wir jetzt per Du sind? Wir sind doch jetzt Freunde?«

      »Natürlich sind wir Freunde. Du hast mir auch geholfen, du hast so oft mit Patrick gespielt.«

      »Ich möchte dir weiter helfen. Du mußt nur sagen, was ich für dich tun soll.«

      »Du kannst mir helfen, meine Sachen herunterzutragen. Vorerst werde ich zu meiner Mutter fahren. Sie wohnt in einem Vorort von München.«

      »Du darfst nicht wegfahren! Ich werde nicht zulassen, daß du wegfährst.«

      »Andy, was soll ich machen, da Herr Frehner mir nicht glaubt? Er selbst hat seinen Sohn vernachlässigt, und nun gibt er mir die Schuld. Ich kann einfach nicht länger in seinem Haus leben. Ich will es auch nicht. Ich lasse mich doch von ihm nicht beleidigen.« Angela senkte den Kopf.

      »Natürlich nicht! Was bildet er sich überhaupt ein? Am liebsten würde ich sofort noch einmal zu ihm ins Hotel gehen.«

      Sie mußte ihn bremsen. In seinem Eifer wäre er noch imstande, eine Dummheit zu machen. Sie konnte Ingo nichts nachsagen, er hatte ihr sogar das Gehalt für ein halbes Jahr ausbezahlt. Das war viel Geld, aber sie hatte mehr gewollt. Sie hatte gehofft, hier einmal Herrin sein zu können.

      »Wenn Herr Frehner schon ungerecht ist, dann dürfen wir es nicht auch noch sein.« Sie schob ihre Hand unter Andys Arm. »Herr Frehner ist sehr verzweifelt. Er hat Angst, auch noch seinen Sohn zu verlieren. Dabei übersieht er völlig, daß auch mir Patrick sehr viel bedeutet. Es fällt mir schwer zu gehen. Wenn Patrick wieder gesund ist, dann kannst du Herrn Frehner ja einmal sagen, wie sehr ich seinen Sohn ins Herz geschlossen gehabt hatte. Vielleicht erkennt er dann, daß er mir Unrecht getan hat.«

      »Und bis dahin? Ich laß dich nicht weg! Ich werde mit Herrn Frehner sprechen.«

      »Das ist sehr lieb von dir, ich habe aber auch meinen Stolz. Ich bleibe doch nicht