Название | Quellentexte zur jüdischen Geschichte und Literatur |
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Автор произведения | Julius Hoxter |
Жанр | Документальная литература |
Серия | Judaika |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843800242 |
Rabbi pflegte nach seinem Gebet Folgendes zu sagen: »Möge es dir wohlgefällig sein, Ewiger, unser Gott und Gott unserer Väter, dass du mich bewahrest vor frechen Menschen und vor Frechheit, vor einem bösen Menschen und vor einem bösen Ereignis, vor dem bösen Trieb (der Leidenschaft), vor schlechtem Umgang, vor einem bösen Nachbarn, vor dem Satan, dem Verderber (der Verführung), vor strengem Gerichte und vor einem hartherzigen Gegner im Gerichte, mag er ein Sohn des Bundes (Glaubensgenosse) oder mag er kein Sohn des Bundes sein …« (Ein Stück unseres täglichen Morgengebetes.)
Raba sagte nach Beendigung seines Gebets noch folgendes: »Mein Gott, bevor ich gebildet wurde, war ich ein Nichts, und nun, da ich erschaffen bin, ist es so, als wäre ich nicht erschaffen. Staub bin ich in meinem Leben, um wieviel mehr in meinem Tode. Siehe, hier bin ich vor dir wie ein Gefäß voll Schmach und Schande. Möge es dein Wille sein, Ewiger, mein Gott, dass ich nicht mehr sündige, und was ich vor dir gesündigt habe, tilge in deiner großen Barmherzigkeit, aber nicht durch Leiden und schlimme Krankheiten …« (Schlussgebet unseres Sündenbekenntnisses am Versöhnungstag.)
Wenn Mar bar Rabina sein Gebet beendete, sagte er Folgendes: »Mein Gott, bewahre meine Zunge vor Bösem und meine Lippen vor trügerischen Reden. Gegenüber denen, die mir fluchen, lass meine Seele schweigen, und gleich dem Staube (d. i. demütig) sei sie gegen alle. Öffne mein Herz deiner Lehre, und deinen Geboten jage meine Seele nach … Mögen wohlgefällig sein meines Mundes Worte und meines Herzens Gedanken dir, Ewiger, mein Hort und mein Erlöser!« (Auch wir beenden damit unser Hauptgebet = Tefilla, Schĕmone Esre.)
b) Gleichheit der Menschen und ihrer Arbeiten. (12a)
(Bĕrachot 17 a.)
Ein Wahlspruch war im Munde der Rabbinen aus Jamnia: »Ich bin ein Geschöpf, und mein Nächster ist ein Geschöpf; meine Arbeit ist in der Stadt, seine Arbeit ist im Feld. Ich mache mich früh zu meiner Arbeit auf, er macht sich früh zu seiner Arbeit auf. Wie er sich nicht überhebt wegen seiner (weltlichen) Beschäftigung, so darf auch ich mich nicht überheben wegen meiner (geistigen) Beschäftigung. Vielleicht aber sagst du: ›Ich tue viel, er aber tut wenig‹, so haben wir ja gelernt: ›Einerlei, ob man viel oder wenig tut, wenn man nur sein Herz zum Himmel richtet.‹«
c) Alle im Dienste des andern. (12a)
(Bĕrachot 58 a.)
Ben Soma sah eine Schar Menschen auf der Höhe des Tempelberges; da sprach er: »Gepriesen sei der Allweise, der die Geheimnisse kennt«, und »gepriesen sei er, der alle jene erschaffen hat, um mich zu bedienen«.
Dieser pflegte zu sagen: »Wieviel Mühe hatte Adam der Urmensch, bis er Brot zum Essen erhielt. Er pflügte, säte, mähte, band Garben, drosch, worfelte, siebte, mahlte, beutelte, knetete und buk, dann erst aß er; ich aber stehe morgens auf und finde all dies vor mir zubereitet. Und wieviel Mühe hatte Adam der Urmensch, bis er ein Kleid zum Anziehen erhielt. Er schor, wusch, hechelte, spann und webte, dann erst erhielt er ein Kleid zum Anziehen; ich aber stehe morgens auf und finde all dies vor mir zubereitet. Alle Handwerker geben sich Mühe und kommen zur Tür meines Hauses, und wenn ich morgens aufstehe, finde ich sie vor mir.«
d) Tue Buße einen Tag vor deinem Tode. (12a)
(Sabbat 153 a.)
R. Elieser sagte: »Tue Buße einen Tag vor deinem Tod.« Die Schüler fragten R. Elieser: »Weiß denn der Mensch, an welchem Tag er sterben wird?« Er erwiderte: »Um so eher muss er heute Buße tun, vielleicht stirbt er morgen, und so wird er alle seine Tage in Buße verbringen.« So sagte auch Salomo in seiner Weisheit (Koh. 9, 8): »Zu jeder Zeit mögen deine Kleider weiß sein, und deinem Haupte mangle es nie an Öl.« R. Jochanan ben Sakkai sagte ein Gleichnis: »Ein König lud einst seine Diener zum Gastmahl, bestimmte ihnen aber nicht die Stunde. Die Klugen schmückten sich und setzten sich vor das Tor des königlichen Schlosses, indem sie sprachen: ›Fehlt denn etwas im Haus des Königs?‹ Die Toren dagegen gingen zur Arbeit, indem sie sprachen: ›Gibt es etwa ein Mahl ohne Vorbereitung?‹ Plötzlich verlangte der König nach seinen Dienern; die Klugen traten geschmückt ein, die Toren dagegen im Schmutz. Da freute sich der König über die Klugen und zürnte über die Toren und sprach: ›Die sich zum Mahl geschmückt haben, mögen sich setzen, essen und trinken; die sich nicht geschmückt haben, mögen stehenbleiben und zuschauen.‹«
e) Ein Segen. (3 a u. b)
(Taanit 5 b.)
Als er (R. Jizchak) sich von (Rab Nachman) verabschiedete, sprach dieser zu ihm: »Der Herr erteile mir seinen Segen.« Jener antwortete: »Ich will dir ein Gleichnis vortragen. Womit ist deine Sache zu vergleichen? Mit einem Menschen, der in der Wüste wanderte und hungrig, müde und durstig war. Da fand er einen Baum, dessen Frucht süß und dessen Schatten angenehm war, und neben ihm floss eine Wasserquelle. Er aß von seinen Früchten, trank von seinem Wasser und ließ sich in seinem Schatten nieder. Als er fortgehen wollte, sprach er: ›O Baum, womit soll ich dich segnen? Wenn ich zu dir sage, dass deine Früchte süß sein mögen, siehe, deine Früchte sind ohnehin süß, dass dein Schatten angenehm sei, siehe, dein Schatten ist ohnehin angenehm, dass neben dir eine Wasserquelle fließe, siehe, es fließt schon neben dir eine Wasserquelle. (Es bleibt mir nur noch der Wunsch übrig), Gott gefalle es, dass alle deine Schösslinge dir gleichen mögen.‹ So geht es mir auch mit dir; womit soll ich dich segnen? Soll ich dir Tora (Gelehrsamkeit) wünschen? Siehe, du hast ja schon Tora (Gelehrsamkeit). Reichtum? Siehe, den hast du. Kinder? Siehe, die hast du auch. So bleibt mir nur der Wunsch übrig, dass es Gott gefalle, dass alle deine Nachkommen dir gleichen mögen.«
f) Körper und Seele. (3 a u. b)
(Sanhedrin 91 a b.)
Antoninus sprach zu Rabbi: »Leib und Seele können sich einst vom Gericht befreien (dem göttlichen Strafgerichte entziehen). Wieso? Der Leib kann sagen: ›Die Seele hat gesündigt; denn von dem Tage an, da sie von mir geschieden ist, liege ich wie ein Stein leblos im Grabe.‹ Die Seele wiederum kann sagen: ›Der Körper hat gesündigt; denn von dem Tage an, da ich von ihm geschieden bin, fliege ich in der Luft umher wie ein Vogel.‹« Da sprach der Rabbi zu ihm: »Ich will dir ein Gleichnis sagen. Womit ist die Sache zu vergleichen? Mit einem irdischen König, der einen herrlichen Lustgarten hatte, in dem schöne frühreife Früchte waren. Er setzte zwei Wächter hinein, von denen der eine lahm und der andere blind war. Da sprach (eines Tages) der Lahme zu dem Blinden: ›Ich sehe schöne frühreife Früchte im Garten; komm, lass mich auf dir sitzen, wir wollen sie holen und essen.‹ Der Lahme setzte sich auf den Blinden und sie holten und aßen sie. Nach einigen Tagen kam der Besitzer des Gartens und sprach zu ihnen: ›Wo sind die schönen frühreifen Früchte hingekommen?‹ Da sprach der Lahme zu ihm: ›Habe ich denn Füße, dass ich gehen kann?‹ Darauf sprach der Blinde zu ihm: ›Habe ich denn Augen, dass ich sehen kann?‹ Was tat er (der Besitzer)? Er setzte den Lahmen auf den Blinden und richtete sie, als ob sie eins wären. So wird auch der Heilige, gelobt sei er, die Seele holen und sie in den Leib zurückversetzen und beide zugleich richten.« …
Halachische Stücke.
a) Zeit des Schěmagebets am Abend. (23)
(Běrachot 2 a.)
Von wann an darf man das Schěma am Abend beten? Auf welchen Bibelvers bezieht sich der Tanna (in dem vorangehenden Satz, der in der Mischna steht und hier erklärt werden soll), wenn er fragt: von wann an? Und ferner: Warum fragt er zuerst: am Abend? Er müsste doch zuerst fragen: (Von wann an darf man das Schěma) »am Morgen« (beten)? Der Tanna bezieht sich auf den Bibelvers: Du sollst davon sprechen (d. h. das Schĕma lesen), wenn du schlafen gehst