Quellentexte zur jüdischen Geschichte und Literatur. Julius Hoxter

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Название Quellentexte zur jüdischen Geschichte und Literatur
Автор произведения Julius Hoxter
Жанр Документальная литература
Серия Judaika
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783843800242



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zu Jerusalem an den Wallfahrtsfesten), die Wohltätigkeit und das Lernen der Tora. Folgende Dinge sind es, deren Früchte der Mensch bereits in diesem Leben genießt, deren Stammgut (der Hauptlohn) jedoch ihm für das künftige Leben verbleibt: Ehrerbietung gegen Eltern, Wohltätigkeit, Friedenstiften unter Nebenmenschen; aber das Lernen der Tora wiegt alle auf.

      Traktat Joma (Versöhnungstag). VIII. Abschnitt, 9. Mischna.

      Sündenvergebung.

      Wenn jemand sagt: Ich will sündigen und Buße tun, (wieder) sündigen und Buße tun, so wird ihm nicht vergönnt, Buße zu tun. (Wer spricht): Ich will sündigen und der Versöhnungstag wird es sühnen, für den hat der Versöhnungstag keine sühnende Wirkung. Sünden des Menschen gegen Gott sühnt der Versöhnungstag, Sünden des Menschen gegen seinen Nebenmenschen sühnt der Versöhnungstag nicht, bis man seinen Nebenmenschen besänftigt hat. Das leitete R. Eleasar ben Asarja aus der Schriftstelle ab: »Von all euren Sünden vor Gott sollt ihr rein werden.« (III. B. M. 16, 30.) Sünden des Menschen gegen Gott sühnt der Versöhnungstag, Sünden des Menschen gegen den Nebenmenschen sühnt der Versöhnungstag nicht, bis man seinen Nebenmenschen besänftigt hat. R. Akiba sprach: »Heil euch, Israel! Wer ist’s, vor dem ihr euch reinigt, und wer ist’s, der euch reinigt? Euer Vater im Himmel.« Denn so heißt es: »Ich werde reines Wasser auf euch sprengen und ihr werdet rein werden.« (Ez. 36, 25.) …

      a) Traktat Baba kamma (Erste Pforte). III. Abschnitt, 2. Mischna.

      Schadenersatz.

      Wenn jemand im öffentlichen Gebiete Wasser ausgießt und es wird dadurch ein anderer beschädigt, so ist jener zum Schadenersatz verpflichtet. Wenn jemand Dornen oder Glas (im öffentlichen Gebiet) verwahrt oder sich einen Zaun von Dornen macht, ebenso wenn seine ihm gehörige Einfriedigung nach dem öffentlichen Orte hin eingestürzt ist und andere dadurch beschädigt worden sind, so ist er zum Schadenersatz verpflichtet.

      Ortsübliche Behandlung der Arbeiter.

      Wenn jemand Arbeiter mietet und zu ihnen sagt, dass sie früh (vor Sonnenaufgang) anfangen und spät (nach Sonnenuntergang) aufhören sollen, so ist er dort, wo es üblich ist, nicht früh anzufangen und spät aufzuhören, nicht berechtigt, sie (dazu) zu zwingen. Wo es üblich ist, (die Arbeiter) zu verköstigen, muss er (sie) verköstigen; (wo es üblich ist), Süßes zu verabreichen, muss er (es) verabreichen; (kurz:) alles nach dem Brauche des Landes …

      Zeugenermahnung.

      In welcher Weise machte man die Zeugen in Rechtsfällen, auf welche die Todesstrafe stand, ängstlich? Man führte sie herein und machte ihnen Angst (mit den Worten): »Vielleicht sprecht ihr aus Vermutung, vom Hörensagen, oder (ihr denkt): Wir haben es aus dem Munde eines andern Zeugen oder aus dem Munde eines glaubwürdigen Mannes gehört, oder vielleicht wisst ihr nicht, dass wir euch später durch Ausforschung und Untersuchung prüfen werden? Wisset, dass Rechtsfälle, auf welche die Todesstrafe steht, nicht wie Geldsachen sind; bei Geldsachen kann der Mensch das Geld wiedergeben, und es wird ihm eine Sühne zuteil, aber bei Rechtsfällen, auf welche die Todesstrafe steht, haftet an ihm das Blut des Hingerichteten und das Blut seiner (möglichen) Nachkommen bis ans Ende der Welt; denn so finden wir bei Kain, der seinen Bruder erschlug, da heißt es (Gen. 4, 10): ›Das mehrfache Blut deines Bruders schreit.‹ Es heißt nicht: ›das Blut deines Bruders‹ (die Einzahl Dam), sondern ›das mehrfache Blut deines Bruders‹ (die Mehrzahl Dĕme), nämlich sein Blut und das Blut seiner (möglichen) Nachkommen … Deshalb ist nur ein einziger Mensch erschaffen worden, um dich zu lehren, dass, wenn einer eine einzige Person vernichtet, es ihm die Schrift anrechnet, als hätte er eine ganze Welt vernichtet, und wenn einer eine einzige Person erhält, es ihm die Schrift anrechnet, als hätte er eine ganze Welt erhalten.«

      Ferner (geschah dies) wegen des Friedens der Welt, damit nicht ein Mensch zum andern sage: »mein Ahn war größer als dein Ahn!«; auch damit nicht die Minim sagen: »Es gibt viele Mächte im Himmel«; endlich, um die Größe des Königs aller Könige, des Heiligen, gelobt sei er, zu verkünden; denn wenn ein Mensch viele Münzen mit einem Stempel prägt, sind sie alle einander gleich, aber der König aller Könige, der Heilige, gelobt sei er, hat jeden Menschen mit dem Stempel des ersten Menschen ausgeprägt, und doch ist nicht einer dem andern gleich. Daher ist auch jeder einzelne verpflichtet zu sagen: »Meinetwegen ist die Welt erschaffen worden« …

      Gegen die Todesstrafe.

      … Ein Gerichtshof, der einmal in einer Jahrwoche (im Jahrsiebent) eine Hinrichtung vollzieht, wird ein Verderber genannt. R. Eleasar, Sohn Asarias, sagt: »Einmal in siebzig Jahren.« R. Tarphon und R. Akiba sagen: »Wenn wir im Synhedrion gesessen hätten, so würde nie ein Mensch hingerichtet worden sein.« R. Simon, Sohn Gamliels, sagt: »Auch die würden die Blutvergießer in Israel vermehrt haben.«

      1. Simon der Gerechte . . sprach: »Auf drei Dingen beruht die Welt: auf Gotteslehre, Gottesdienst und Liebestat.«

      Antigonus aus Socho sprach: »Seid nicht den Knechten gleich, die dem Herrn dienen, um Lohn zu empfangen, sondern gleichet den Knechten, die ohne Rücksicht auf Lohn dem Herrn dienen; es sei Gottesfurcht über euch.«

      Jose ben Joeser aus Zereda sprach: »Dein Haus sei eine Stätte der Zusammenkunft für Weise, bestäube dich mit dem Staub ihrer Füße und trinke mit Durst ihre Worte.«

      Jose ben Jochanan aus Jerusalem tat den Ausspruch: »Dein Haus sei der Gastfreiheit offen, und Arme seien die Kinder deines Hauses …«

      Josua ben Perachia: »Schaffe dir einen Lehrer, erwirb dir einen Genossen und beurteile jeden nach der guten Seite.«

      Hillel pflegte zu sagen: »Sei von den Schülern Arons, den Frieden liebend, nach Frieden strebend, die Menschen liebend und sie der Gotteslehre zuführend.

      Wer seinen Namen zu verbreiten trachtet, verliert ihn, wer nicht zunimmt, nimmt ab; wer nicht lernen will, ist todeswürdig, und wer die Krone der Lehre missbraucht, schwindet dahin.

      Wenn ich nicht für mich bin, wer ist für mich? Wenn ich aber nur für mich bin, was bin ich dann? und wenn nicht jetzt, wann sonst?

      Schließe dich nicht aus von der Gemeinde, glaube nicht an dich selbst bis zu deinem Todestage, verurteile deinen Nebenmenschen nicht, bis du dich in seiner Lage befunden hast.«

      Schammai sprach: »Mache das Lernen der Tora zu einer festbestimmten Beschäftigung; sprich wenig, tue viel und empfange jeden Menschen mit freundlichem Angesichte.«

      Simon, der Sohn Rabban Gamliels, sagte: »All mein Lebtag bin ich unter Weisen aufgewachsen und habe nichts Besseres für den Menschen gefunden als Schweigen; nicht das Forschen ist die Hauptsache, sondern die Tat, und wer viel Worte macht, bringt Sünde zuwege. Durch drei Dinge hat die Welt Bestand: durch Wahrheit, Recht und Frieden!«

      2. Rabbi (Juda Hanassi,) sagte: »Bedenke drei Dinge, und du wirst nicht zur Sünde kommen: Wisse, was über dir ist: ein sehendes Auge, ein hörendes Ohr, und alle deine Taten werden in ein Buch verzeichnet.«

      Gamliel III., Rabbis Sohn, sprach: »Vollführe seinen (Gottes) Willen wie deinen eigenen, damit er deinen Willen wie seinen eigenen vollführe; gib deinen Willen vor seinem auf, auf dass er den Willen anderer