Quellentexte zur jüdischen Geschichte und Literatur. Julius Hoxter

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Название Quellentexte zur jüdischen Geschichte und Literatur
Автор произведения Julius Hoxter
Жанр Документальная литература
Серия Judaika
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783843800242



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bist du geschaffen.«

      Er sprach zu seinen Schülern: »Geht und seht, welches ist ein guter Weg, den sich der Mensch erwählen soll?« R. Elieser sprach: ein wohlwollendes Auge; R. Josua: ein guter Genosse; R. Jose: ein guter Nachbar; R. Simon: wer die Folgen voraussieht; R. Eleasar: ein gutes Herz. Da sagte er (R. Jochanan) zu ihnen: »Ich ziehe die Worte R. Eleasars, des Sohnes Arachs, den eurigen vor; denn in seinen Worten sind eure Worte mitenthalten.«

      1. R. Jochanan bar Nappacha. (3b u. 12a)

      (200–279 n., hervorragendster palästinensischer Amoräer, in Sepphoris, später in Tiberias. – Babyl. Talm. Běrachot 5 b.)

      Als R. Elieser erkrankte, besuchte ihn R. Jochanan. Er sah ihn in einem dunkeln Zimmer liegen. Da entblößte er seinen Arm und es verbreitete sich Licht. (Nach Baba mezia 84 a war R. Jochanan von solcher Schönheit, dass die Haut seines Körpers im Finstern Licht verbreitete.) Er sah R. Elieser weinen und sprach zu ihm: »Warum weinst du? Vielleicht etwa, weil du dich nicht genug mit der Tora beschäftigt hast? Wir haben doch gelernt, (es ist gleich), ob einer viel oder wenig leistet, wenn nur sein Herz auf den Himmel gerichtet ist. Wenn etwa wegen Nahrungssorgen, so sind nicht jedem Menschen beide Tische (Toragelehrsamkeit und Reichtum) beschieden. (Oder geschieht es) wegen der Kinderlosigkeit? Dies ist der Knochen meines zehnten Sohnes.« (Er hatte zehn Söhne verloren; einen kleinen Knochen seines jüngsten Sohnes trug er stets bei sich und tröstete damit die Trauernden.)

      Da erwiderte R. Elieser: »Ich weine über diese deine Schönheit, die in der Erde verwesen soll.« Da sprach R. Jochanan zu ihm: »Darüber weinst du mit Recht.« Sie weinten nun beide. Inzwischen sprach R. Jochanan zu ihm: »Sind dir die Züchtigungen (Leiden) lieb?« Dieser erwiderte: »Nein, weder sie noch ihr Lohn.« Darauf sprach er (R. Jochanan) zu ihm: »Reiche mir deine Hand.« Er reichte sie ihm, und jener richtete ihn auf (von seinem Lager).

      (Rab = Raw oder Abba Aricha, um 160–247 n., bedeutender Gesetzeslehrer an der von ihm 219 begründeten Hochschule von Sura, die zeitweilig Mittelpunkt der jüdischen Bildung war; weihevolle Gebete verdanken ihm ihre Entstehung. – Mar Samuel = Schmuel, um 165–257 n., in Nehardea, Zeitgenosse Rabs. – Der nachfolgenden Übersetzung ist die besonders ausgeprägte Art der möglichst strengen Wiedergabe der Textgestalt eigen, welche Methode Buber und Rosenzweig in ihrer Bibelübersetzung grundsätzlich vertreten.)

      Es sprach Raw Jehuda, es sprach Raw: Unter allem, was der Heilige, gesegnet sei Er, in seiner Welt erschaffen hatte, hatte er nichts ins Sinnlose erschaffen: er schuf die Schnecke gegen die Wunde, er schuf die Fliege gegen den Biss der Hornisse, die Mücke gegen den der Schlange, die Schlange gegen den Grind, die Eidechse gegen den Skorpion. – (Schab 77 b.)

      Es sprach Schmuel zu Raw Jehuda: Gewitzigter, öffne deinen Mund und lies, öffne deinen Mund und lerne, damit es bei dir bestehen bleibe und du langes Leben hast!

      Es sprach Schmuel zu Raw Jehuda: Gewitzigter, hasch und iss, hasch und trink; denn die Welt, von der wir gehen müssen, gleicht einem Hochzeitsfest!

      Es sprach Raw zu Raw Hamnuna: Mein Sohn, hast du was, so mach’s dir gut; denn im Gruftreich gibt’s keine Lust und für den Tod kein Versäumen. Menschen gleichen dem Gras des Feldes; die einen sprießen auf, die andern welken fort. – (Erub. 54 a.)

      Es sprach Raw Jehuda, es sprach Schmuel: Wer irgendwas in dieser Welt ohne Segensspruch genießt, der ist so, als ob er von dem, was dem Himmel zugeheiligt ist, zu genießen trachtete, denn es ist gesagt: »Des Ewigen ist die Erde und was sie füllt.« (Ps. 24, 1.)

      Rabbi Levi fragte darauf: Es ist geschrieben: »Des Ewigen ist die Erde und was sie füllt« – und es ist auch geschrieben; »Die Himmel sind des Ewigen Himmel, doch die Erde gab er den Menschenkindern«? (Ps. 115, 16.) – Dies ist kein Einwand; das eine gilt vor dem Segensspruch, das andere nach dem Segensspruch. – (Ber. 35a.)

      Raw sprach: Nicht anders sind die Gebote gegeben worden, als durch sie die Geschöpfe zu läutern. Denn: Ist es denn für Ihn wichtig, für den Heiligen, gesegnet sei Er, ob einer am Halse schächtet oder ob einer am Nacken schächtet? Also: Nicht anders sind die Gebote gegeben worden, als durch sie die Geschöpfe zu läutern. – (Gen. r. 44.)

      Es sprach Rabbi Elasar: Weshalb ist geschrieben (Jes. 48, 10): »Wohl, ich habe dich geschmolzen, / nicht zu Silbergewinn, / dich geprüft im Ofen der Armut.« / Dies lehrt, dass der Heilige, gesegnet sei Er, alle guten Eigenschaften prüfte, um Jissrael eine zu geben, aber keine bessre fand als die Armut. Schmuel, und es wird auch gesagt, Raw Josef, sprach: Das ist es, was die Leute sagen: Schön ist Armut für den Juden, wie rote Riemen für ein weißes Ross! (Chag. 9 b.)

      Es sprach Rabbi Jochanan: Groß ist Gastfreundschaft, wie der Frühgang ins Lehrhaus.

      Raw Dimmi aus Nehardea sprach: Mehr als der Frühgang ins Lehrhaus.

      Es sprach Raw Jehuda, es sprach Raw: Größer ist Gastfreundschaft als ein Begrüßen der Schechina! (Sabb. 127 a.)

      Es sprach Raw zu Raw Kahana: Dreh’ ein Aas um, dein Wort nicht!

      Zieh auf der Straße einem Aas das Fell ab und nimm Lohn dafür, sprich aber nicht: Ich bin Kahana, ich bin ein großer Mann, und hässlich ist dies Ding für mich! (Pĕs. 113 a.)

      Komm, höre: Beim Vater des Schmuel hielt man Waisengeld aufbewahrt. Als seine Seele zur Ruhe einging, war Schmuel nicht dabei, und so rief man ihn dann: Sohn des Waisengeldfressers. Da ging er ihm nach auf den Totenacker. – Er sprach zu denen dort: »Ich suche Abba.« – Sprachen sie zu ihm: »Viele Abba gibt es hier.« – »Ich suche Abba bar Abba.« – Sprachen sie zu ihm: »Auch Abba bar Abba gibt es viele hier.« – Sprach er zu ihnen: »Ich suche Abba bar Abba, den Vater des Schmuel; wo ist er?« – Sprachen sie zu ihm: »Er ist hinaufgegangen in die Schule des Himmels.« – Dann aber kam sein Vater; er sah ihn, dass er weinte und lachte, und sprach zu ihm: »Warum weinst du?« Sprach er zu ihm: »Weil bald du herkommen musst.« – »Warum lachst du?« – »Weil du in dieser Welt gar sehr geachtet bist.« – Er sprach zu ihm: »Das Waisengeld, wo ist es?« – Sprach er zu ihm: »Geh, hol’ es aus der Mühle; das Obere und das Untere ist unser, das Mittlere ist den Waisen.« – Sprach er zu ihm: »Warum hattest du es also gemacht?« Sprach er zu ihm: »Wenn Diebe gestohlen hätten, das Unsere hätten sie gestohlen, wenn die Erde zerfressen hätte, das Unsere hätte sie zerfressen.« (Bĕr. 18 b.)

      Es sprach Raw Jehuda, es sprach Schmuel: In der Stunde, da der König Salomo die Tochter Pharaos zur Frau nahm, stieg (der Engel) Gabriel hernieder und steckte ein Schilfrohr ins Meer hinein, und eine Sandbank erhob sich daran. Auf ihr ward die große Stadt Rom erbaut. (Sabb. 56 b.)