Название | Quellentexte zur jüdischen Geschichte und Literatur |
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Автор произведения | Julius Hoxter |
Жанр | Документальная литература |
Серия | Judaika |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843800242 |
c) »Allegorische Erklärung des Heiligen Gesetzbuches.«
1. Buch. (16)
Der Garten Eden.
»Und Gott pflanzte einen Garten in Eden nach Sonnenaufgang zu und setzte dorthin den Menschen, den er gebildet hatte.« (1. Mos. 2, 8.) Die erhabene, himmlische Weisheit hat die Schrift vielfältig bezeichnet, um ihre Vielnamigkeit darzutun; sie hat sie Anfang, Urbild und Schauen Gottes genannt. Hier aber stellt sie das Abbild des Urbildes, die irdische Weisheit, durch die (Erzählung von der) Pflanzung des Gartens dar. Denn der Menschengeist möge nicht in solcher Ruchlosigkeit befangen sein, um glauben zu können, dass Gott Feldarbeit tue und Gärten pflanze. Denn wir müssen sofort fragen, warum er das täte; doch gewiss nicht, um sich vergnügliche Erholung und Behaglichkeit zu verschaffen – solch mythisches Gerede möge uns nie in den Sinn kommen! –. Ist doch nicht einmal die ganze Welt ein Gottes würdiger Wohnort und Aufenthalt, da er selbst sein eigener Ort, seiner selbst voll und sich selbst genügend ist, der die anderen Wesen in ihrer Dürftigkeit, Öde und Leere erst erfüllt und umfasst, selbst aber von keinem anderen umfangen wird, da er ja selbst der Eine und das All ist. Die irdische Tugend also sät und pflanzt Gott für das Menschengeschlecht, die Nachahmung und das Abbild der himmlischen. Denn er hatte Mitleid mit unserem Geschlecht, da er sah, welch ungemeine Fülle des Schlechten in ihm enthalten ist, und so begründete er als Schutz und Hilfe gegen die Krankheiten der Seele die irdische Tugend, die Nachahmung der urbildlichen himmlischen, wie ich sagte, die die Schrift mit vielen Namen bezeichnet. Ein Garten heißt nun die Tugend in übertragener Redeweise, der dem Garten angemessene Ort Eden, was soviel wie froher Genuss bedeutet; denn zur Tugend gehören Friede, Wohlbefinden und Freude, in denen in Wahrheit das frohe Genießen besteht. Und nach Sonnenaufgang zu geschieht die Pflanzung des Gartens; denn die rechte Vernunft geht nicht unter und erlischt nicht, sondern geht stets auf. Und wie die Sonne, meine ich, wenn sie aufgeht, das Dunkel der Luft mit Lichtglanz füllt, so erhellt auch die Tugend, wenn sie in der Seele aufleuchtet, deren Dunkel und zerstreut die tiefe Finsternis. »Und er setzte dorthin den Menschen, den er gebildet hatte«, heißt es weiter. Denn da Gott gut ist und unser Geschlecht zur Tugend als der angemessensten Betätigung erziehen will, setzt er den Geist in der Tugend ein, natürlich, damit er, einem guten Landwirt gleich, nur sie warte und pflege.
XI. Zeit der Tannaim.
(Bemerkungen über Mischna und Gemara siehe XII und XIV. Unter Tannaim XI und Amoräer XIII sind talmudische Quellenstücke gegeben, die die Weisen als geschichtliche Persönlichkeiten hervortreten lassen, unter Mischna und Gemara werden dagegen rein literarische Proben geboten.)
1. R. Jochanan ben Sakkai.
a) Während der Belagerung Jerusalems unter Vespasian. (10a)
(Talm. Babl. Gittin 56 a und b. Freie Wiedergabe. – Aussprüche vgl. XII, e.)
Der römische Kaiser sandte Vespasian gegen Jerusalem, das dieser drei Jahre belagerte. Damals lebten drei reiche Männer in der Stadt: Nikodemon ben Gorjon, Ben Kalba Sabua und Ben Zizit Hakassat …, welche die Stadt auf einundzwanzig Jahre hinaus mit Weizen, Gerste und Holzvorrat hätten halten können. Aber die Bar Jone (die Anhänger der Kriegspartei), welche auf den Krieg bestanden, hinderten den Friedensschluss, steckten die Weizen- und Gerstenmagazine in Brand, (um die Stadtbevölkerung durch Hunger zu Wutausbrüchen gegen die Belagerer aufzupeitschen), und es entstand Hungersnot, von der selbst die Reichsten nicht verschont blieben. Denn selbst Martha, die Tochter des Boëthos, eine der reichsten Frauen Jerusalems, sandte mehrmals vergebens ihren Diener auf den Markt, um Brot oder Mehl einzukaufen. War er zuerst ausgeschickt, feines Brot einzukaufen, das aber, als er auf den Markt kam, nicht mehr vorhanden, so wurden auch die anderen Sorten verkauft, während er nach Hause gegangen war, um zu fragen, ob er auch eine gröbere Sorte bringen dürfe, und so ging es weiter, bis auch von der geringsten Mehlsorte nichts mehr zu haben war. Nun versuchte sie selbst, in der Stadt nach Nahrung sich umzusehen, denn nagender Hunger hatte sie befallen. Aber sie, die verwöhnte und verzärtelte Tochter, deren Fuß nie das Straßenpflaster betreten, die nur den Wagen oder den Tragsessel kannte, sie erlag den ungewohnten Strapazen …
Der Schwestersohn des R. Jochanan ben Sakkai, Abba Sikra, war das Haupt der Barjone. Zu diesem sandte der Gelehrte, er solle insgeheim zu ihm kommen. Der kam auch; da fragte ihn der Oheim: »Wie lange wollt ihr noch die Einwohnerschaft durch Hunger zugrunde richten?« Da antwortete er: »Was soll ich machen? Sage ich ihnen etwas, so töten sie mich.« Darauf R. Jochanan: »Weißt du vielleicht für mich eine Gelegenheit, aus der Stadt zum römischen Feldherrn zu entkommen? Vielleicht wird es mir durch persönliche Verhandlung möglich, etwas zu retten.« Da antwortete er ihm: »Stelle dich schwer krank; alle Welt wird kommen, nach dir zu fragen, und wenn dafür gesorgt ist, dass etwas ins Haus gelegt wird, was einen schlechten Geruch verbreitet, so wird bald das Gerücht über dich entstehen, du seiest gestorben. Natürlich dürfen nur deine Schüler, die ins Vertrauen gezogen sind, in das angebliche Sterbezimmer kommen und für deine Fortschaffung sorgen; kein Fremder darf sich dabei beteiligen, damit man nicht merke, dass du leicht seiest; denn jene wissen sehr wohl, dass der Lebende leichter ist als der Tote.« Er tat so. R. Elieser kam von der einen, R. Josua von der anderen Seite, um den Sarg hinauszutragen.
Als sie an das Stadttor kamen, wollten die Wachtposten, um zu prüfen, ob nichts Verbotenes hinausgebracht werde, in den Sarg hineinstechen, aber Abba Sikra sprach: »Wie dürft ihr dies wagen? Würden die Feinde doch sagen, die Juden selbst hätten auf ihren Rabbi gestochen.« Dann wollten sie den Sarg schütteln; da sprach Abba Sikra: »Soll man sagen können, die Juden haben die Leiche ihres Rabbi im Sarge geschüttelt!« So wendeten sie es auch ab, dass man den Sarg schüttelte. Als R. Jochanan nun