Название | Quellentexte zur jüdischen Geschichte und Literatur |
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Автор произведения | Julius Hoxter |
Жанр | Документальная литература |
Серия | Judaika |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843800242 |
So sehr man nun auch den Untergang eines Werkes beklagen muss, welches von allen, die wir durch eigene Anschauung oder vom Hörensagen kennenlernten, ebensowohl hinsichtlich seiner Pracht und Größe im Allgemeinen wie in Betreff der Kostbarkeit seiner einzelnen Bestandteile und besonders der hehren Bedeutung des Allerheiligsten das staunenswerteste war, so mag man doch noch reichen Trost finden in dem Gedanken an das Geschick, dem, wie nichts Lebendiges, so auch kein Werk von Menschenhand und keine Gegend der Erde entrinnen kann. Merkwürdig ist die Genauigkeit, mit der dasselbe die Zeitläufe einhielt. Es bestimmte nämlich, wie schon gesagt, zur Zerstörung sogar denselben Monat und denselben Tag, an welchem der Tempel einstmals von den Babyloniern in Asche gelegt worden war. Von seiner ersten Erbauung durch den König Salomon bis zu der in unseren Tagen erfolgten Zerstörung, die in das zweite Regierungsjahr des Vespasianus fiel, rechnet man tau-sendeinhundertunddreißig Jahre, sieben Monate und fünfzehn Tage, und von der zweiten Erbauung, für die im zweiten Jahre der Regierung des Cyrus der Prophet Aggaeus seine Stimme erhob, bis zur Zerstörung unter Vespasianus sechshundertneununddreißig Jahre und fünfundvierzig Tage.
IX. Juden in Ägypten.
1. Bittschrift der Juden aus Elephantine an den persischen Statthalter von Judäa 407 v. (14)
(Aus den Papyri, die 1906–1908 auf der Nilinsel Elephantine ausgegraben wurden und die Geschichte der dortigen jüdischen Militärkolonie uns erschließen.)
»An unseren Herrn Bagohi, den Statthalter von Juda, deine Knechte Jedonja und seine Genossen, die Priester in der Festung Jeb. Es grüße unsern Herrn der Gott des Himmels gar sehr zu jeder Zeit, und er gebe dir Gnade vor dem König Darius und den Söhnen des (königlichen) Hauses tausendmal mehr noch als jetzt, und er gebe dir langes Leben. Sei fröhlich und stark zu jeder Zeit. Nunmehr sprechen deine Knechte Jedonja und seine Genossen also: Im Monate Tammus des Jahres 14 des Königs Darius, als Arscham zum Könige fortgezogen war, machten die Götzenpriester des Gottes Chnub in der Festung Jeb eine Verschwörung mit Waidrang, der hier Kommandant war, mit folgender Bestimmung: Den Tempel des Gottes Jaho in der Festung Jeb soll man von dort wegschaffen. Darauf schickte jener verfluchte Waidrang einen Brief an seinen Sohn Nepajan, der Heeresoberster in der Festung Syene war, des Inhalts: Den Tempel in der Festung Jeb soll man zerstören. Darauf führte Nepajan Ägypter samt anderen Truppen herbei. Sie kamen mit ihren Waffen in die Festung Jeb, traten in jenen Tempel, zerstörten ihn bis auf den Grund; die steinernen Säulen, die dort waren, zerbrachen sie, ferner: fünf steinerne Tore, gebaut aus behauenen Steinen, die dort in jenem Tempel waren, zerstörten sie, ihre Türflügel aus Holz und die Angeln dieser Türflügel aus Erz, das Dach aus Zedernbalken, alles samt der übrigen Ausstattung und anderes, was dort war, alles verbrannten sie mit Feuer; die goldenen und silbernen Sprengschalen und was sonst im Tempel war, alles nahmen sie und eigneten es sich an.
Bereits in den Tagen der Könige von Ägypten haben unsere Väter diesen Tempel in der Festung Jeb gebaut, und als Kambyses nach Ägypten kam, fand er diesen Tempel gebaut vor, und die Tempel der Götter Ägyptens zerstörte man alle; aber diesem Tempel fügte niemand irgendeinen Schaden zu. Und nachdem sie also getan hatten, kleideten wir uns samt unseren Frauen und Kindern in Säcke, fasteten und beteten zu Jaho, dem Herrn des Himmels, der uns (Frohes) verkündete über diesen Waidrang: Die Hunde rissen die Kette von seinen Füßen (er wurde seines Amtes entsetzt?), und alle Güter, die er erworben hatte, gingen verloren, und alle Männer, die Böses gegen diesen Tempel wollten, wurden insgesamt getötet, und wir schauten unsere Lust an ihnen. Auch vordem, zur Zeit, als uns dieses Böse angetan wurde, sandten wir einen Brief an unsern Herrn und an Jochanan, den Hohenpriester, und seine Genossen, die Priester in Jerusalem, und an Ostan, den Bruder des Anani, und die Edlen der Juden, – eine Antwort schickten sie uns nicht. So tragen wir denn seit dem Monate Tammus des Jahres 14 des Königs Darius bis zu diesem Tage Säcke und fasten, unsere Frauen wurden wie eine Witwe, wir salben uns nicht mit Öl und trinken keinen Wein. Auch hat man von damals an bis zum Jahre 17 des Königs Darius Speiseopfer, Weihrauch und Ganzopfer in diesem Tempel nicht dargebracht. Nunmehr sprechen Jedonja und seine Genossen und die Juden, insgesamt Bürger von Jeb, also: Wenn es unserm Herrn gut scheint, so werde gedacht an diesen Tempel, ihn aufzubauen, da man uns ihn nicht aufbauen lässt. Sieh auf die Empfänger deiner Wohltaten und Gnadenbezeigungen hier in Ägypten. Ein Brief werde von dir an sie geschickt wegen des Tempels des Gottes Jaho, ihn aufzubauen, wie er vorher gebaut war, und Speiseopfer, Weihrauch und Ganzopfer sollen dargebracht werden auf dem Altare des Gottes Jaho in deinem Namen. Und wir wollen für dich beten zu jeder Zeit, wir, unsere Frauen und Kinder und alle Juden hier, wenn man so tut, dass dieser Tempel wieder aufgebaut wird. Und ein Verdienst wirst du haben vor Jaho, dem Gotte des Himmels, mehr als ein Mann, der ihm Ganzopfer und Schlachtopfer darbringt im Werte von tausend Pfund Silber.
Und wegen des Goldes haben wir durch Boten (das Nötige) kundgetan. Übrigens haben wir auch in einem Briefe alle Vorgänge in unserem Namen dem Delaja und Schelemja, den Söhnen des Sanballat, des Statthalters von Samarien, mitgeteilt. Übrigens hatte Arscham von allem, was uns geschehen ist, nichts gewusst. Am 20. Marcheschwan des Jahres 27 des Königs Darius.«
2. Die Synagoge in Alexandrien. (3b u. 12a)
(Babyl. Talmud, Sukka 51 b.)
… R. Jehuda sagt: Wer die Doppelgalerie zu Alexandrien in Ägypten nicht gesehen, hat Israel nie in seiner Herrlichkeit gesehen. Man erzählt: Sie war wie eine große Basilika, in der eine Galerie innerhalb einer anderen war. Oftmals waren dort zweimal sechzig Myriaden Menschen versammelt, doppelt soviel wie aus Ägypten gezogen waren. Einundsiebzig goldene Stühle, von denen ein jeder nicht weniger als einundzwanzig Myriaden Goldtalente gekostet hat, befanden sich da, entsprechend den einundsiebzig Alten des großen Synhedrions.
In der Mitte war eine hölzerne Tribüne (Bima), auf der der Vorbeter (Chasan) der Synagoge mit Tüchern in der Hand stand. Sowie man an eine Stelle kam, wo mit Amen eingestimmt werden sollte, schwenkte er die Tücher, und das ganze Volk antwortete Amen. Man saß da nicht durcheinander, sondern Goldschmiede für sich, Silberschmiede für sich, Eisenschmiede für sich, Bergleute für sich und Weber für sich. Und wenn ein Dürftiger dahinkam, so erkannte er seine Berufsgenossen, wandte sich an sie und erhielt von ihnen den Unterhalt für sich und seine Hausgenossen.
3. Judenhetze in Alexandrien.
Gründe des Judenhasses bei den Ägyptern. (15)
(Aus Flavius Josephus »Über das hohe Alter des jüdischen Volkes, Contra Apionem = gegen Apion«, I. Buch 25. Die Hauptvertreter des Judenhasses waren Molon, Poseidonios, Chaireraon, Lysimachos und Apion.)
Den Anfang mit Schmähungen gegen uns machten die Ägypter, und um sich ihr Wohlgefallen zu erwerben, haben auch sonst manche sich damit abgegeben, die Wahrheit zu verdrehen, indem sie weder die als geschichtliche Tatsache feststehende Einwanderung unserer Vorfahren nach Ägypten zugeben noch ihren Auszug wahrheitsgemäß darstellen. Gründe, uns zu hassen und zu beneiden, hatten ja die Ägypter genug, vor allem den, dass unsere Vorfahren in Ägypten das herrschende Element waren und, als sie nach dem Auszug von dort die Reise in ihr Heimatland machten, abermals der Gunst des Glückes sich erfreuten. Arge Feindschaft erregte ferner bei ihnen der religiöse Gegensatz; denn der Unterschied unserer Gottesverehrung von der dort vorgeschriebenen ist ebenso groß wie der Abstand zwischen der Natur Gottes und der der unvernünftigen Tiere. Herrscht doch bei ihnen der allgemeine Glaube, die Letzteren seien Götter, so sehr sie auch in der Art, sie zu verehren, voneinander abweichen mögen. Fürwahr, das sind gedankenlose und ganz unverständige Leute, die sich seit uralter Zeit an schlechte Vorstellungen über die Götter gewöhnt haben. Unsere ehrwürdige Lehre von Gott anzunehmen, dazu konnten sie sich nicht aufraffen, und als sie sahen, wie zahlreich die Anhänger unseres Glaubens wurden, da regte sich ihr Neid. Einige von ihnen gingen in ihrer geistigen Beschränktheit und in ihrem Unverstand so weit, dass sie sich nichts daraus machten, ihren eigenen