Die Klinik am See Staffel 1 – Arztroman. Britta Winckler

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Название Die Klinik am See Staffel 1 – Arztroman
Автор произведения Britta Winckler
Жанр Языкознание
Серия Die Klinik am See Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740912307



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geschenkt. Roger und ich sind uns einig geworden, Ihnen unseren Dank in dieser Form abzustatten. Das Glück, das wir beide durch Ihr letztes Eingreifen und überhaupt durch Ihr Handeln gewonnen haben, ist uns mehr wert, als alle Schlösser zusammen. Ist es nicht so, Roger?«

      »Genau«, bestätigte der. »Also sagen Sie schon ja«, fuhr er fort. »Übernehmen Sie das Gemäuer und machen Sie daraus eine Klinik.«

      »Dennoch geht es nicht«, erwiderte Dr. Lindau. »Was nutzt mir ein Schloß, das sich sicher sehr gut als Klinik einrichten ließe? Aber eben um diese Einrichtung, um verschiedene Um- und Einbauten geht es. Medizinische Apparate, Röntgenstation, OP-Einrichtungen und manches andere mehr, was zum Betrieb einer Klinik unbedingt erforderlich ist. Ich habe zwar einiges Geld auf der Bank, aber das würde bei weitem nicht ausreichen. Also lassen wir es eben nur einen unerfüllbaren Wunschtraum bleiben.« Deutlich war die Resignation aus seinen Worten herauszuhören.

      »Verehrter Dr. Lindau, daran haben wir auch gedacht«, meldete sich Roger Steenwell wieder zu Wort. »Ich habe mich schließlich auch bei Ihnen zu bedanken und tue das in folgender Form: Ich stelle Ihnen ein zinsloses Darlehen für die Umbauten und klinischen Einrichtungen zur Verfügung. Das ist bereits mit dem Notar telefonisch abgesprochen. Wenn Sie also einverstanden sind, dann fahren wir morgen alle drei zum Notar nach Tölz und legen alles vertraglich fest. Okay?«

      Nun gab es für Dr. Lindau kein weiteres Überlegen. Mit sichtlicher Freude erklärte er sich mit allem einverstanden. »Ich soll dann wirklich Chefarzt dieser Klinik sein?« fragte er mit bebender Stimme.

      »So ist es«, bestätigte die Opern­sängerin. »Ihre erste Aufgabe wird es sein, nicht nur mit einem entsprechenden Architekten die notwendigen Umbauten abzusprechen und diese dann auch zu überwachen, sondern sich auch um das für einen Klinikbetrieb erforderliche Personal zu kümmern, denn ich nehme an, daß Sie noch ein oder zwei Ärzte zur Unterstützung brauchen. Ich denke auch an entsprechendes Pflegepersonal und so weiter.«

      Dr. Lindau wurde es fast schwindelig bei allen diesen Perspektiven. »Sie können sich darauf verlassen, daß ich mir das beste Personal für diese neue Klinik zusammenholen werde«, versicherte er. Seine Überlegungen gingen auch schon weiter. Gesundheitsbehörde, Landrat, Bürgermeisteramt – mit allen denen mußte er nun auch noch unverzüglich die notwendigen Kontakte aufnehmen. Er wußte, daß jetzt ein Papier- und Formular-Krieg innerhalb der nächsten Zeit zu bewältigen war. Doch nur zu gern war er bereit, das auf sich zu nehmen, denn das zu erreichende Ziel lohnte jeden Einsatz.

      »Ach ja«, ergriff die junge Schloßherrin nochmals das Wort, »da ist noch eine Bedingung, Herr Doktor. Ich möchte, daß der Kastellan, Herr Schleitz und seine Frau, im Schloß, also in der späteren Klinik bleiben.«

      »Das ist sehr leicht zu machen«, gab Dr. Lindau zurück. »Jede Klinik braucht nämlich mindestens einen Pförtner.«

      Während der kurzen Zeit bis in den Ort erklärte Roger Steenwell dem Arzt noch, wo und wann man sich am nächsten Tag treffen sollte. Er reichte ihm einen Zettel. »Ich habe Ihnen die genaue Adresse des Notars hier aufgeschrieben«, sagte er. »Wir werden dort um vierzehn Uhr erwartet.«

      *

      Astrid platzte beinahe vor Neugier, als ihr Vater die Wohnung betrat. »Nun, was war?« fragte sie aufgeregt.

      Dr. Lindau strahlte seine Tochter an. »Setz’ dich zuerst«, erwiderte er, »damit du nicht umfällst.« Als das geschehen war, berichtete er von seinem Besuch auf dem Schloß am See und von alldem, was dort besprochen worden war. »Ich werde eine Klinik haben, die ich leite«, schloß er. »Ist das nicht wunderbar?«

      Astrid erging es nicht viel anders als ihrem Vater draußen im Schloß – sie war für Minuten sprachlos. Dann aber stieß sie einen Freudenschrei aus und fiel ihrem Vater um den Hals. »Paps, das ist herrlich«, rief sie voller Begeisterung. »Du als Chefarzt einer Klinik und...«

      »… und du wirst dann, wenn du dein Studium geschafft hast, die Kinderstation dieser neuen Klinik am See übernehmen«, fiel Dr. Lindau seiner Tochter lachend ins Wort.

      Vater und Tochter hatten an diesem Nachmittag und auch den gesamten Abend kein anderes Gesprächsthema, als das der neuen Klinik und deren Einrichtung und Umbau.

      Dr. Lindau beendete die Unterhaltung. »Es ist spät geworden«, sagte er. »Gehen wir schlafen.« Er rief seiner Tochter einen Gutenachtgruß zu und zog sich in sein Schlafzimmer zurück.

      Diese Nacht schlief er traumlos. Als er dann vormittags im Sprechzimmer die Patientinnen empfing, die im Wartezimmer saßen, da war ihm nicht anzumerken, daß sein weiteres Leben eine Änderung erfahren hatte. Ruhig und umsichtig wie immer behandelte er alle, die seinen Rat suchten. Seine innere Spannung aber wuchs, je näher der Mittag kam und der Zeitpunkt, an dem er sich in den Wagen setzte und nach Tölz fuhr.

      Zurück blieb Astrid, die vor Aufregung ganz nervös wurde. Voller Ungeduld wartete sie auf die Rückkehr des Vaters. Ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt.

      Endlich, am späten Nachmittag, war Dr. Lindau wieder zu Hause. Die Besprechungen bei dem Notar hatten Stunden gedauert. Nun aber war alles geklärt.

      Stolz zeigte Dr. Lindau seiner Tochter die verschiedenen Papiere und Verträge, die ihn zum Leiter einer eigenen Klinik machten.

      »Oh, Paps, ich freue mich wahnsinnig«, flüsterte Astrid.

      »Ich auch«, gab Dr. Lindau zurück. »Nun aber gibt es viel zu tun. Als erstes bist du dran«, fuhr er fort und lächelte. »Du hast eine schöne Druckschrift, und deshalb möchte ich, daß du ein Schild schreibst, aus dem hervorgeht, daß bis auf weiteres nur Dienstag und Donnerstag Sprechstunden sind, und zwar von halb neun bis halb elf. Ich brauche jetzt viel Zeit für alle Wege und weiteren Besprechungen.«

      »Verstehe«, entgegnete Astrid und versicherte, daß ein solches Schild noch am Abend neben der Eingangstür zur Praxis hängen würde. »Wo ist eigentlich Frau Parvetti?« fragte sie plötzlich unvermittelt.

      »Sie ist mit ihrem Verlobten schon abgereist, und ich soll dich grüßen«, antwortete Dr. Lindau.

      An diesem Abend hatte er viel zu tun. Er machte Notizen, rechnete und plante – alles für die neue Klinik.

      Astrid aber hielt ihr Versprechen, schrieb das Schild und brachte es noch vor dem Schlafengehen neben dem Praxiseingang an.

      Als am nächsten Morgen Marga Stäuber kam – sie war stets die erste in der Praxis –, staunte sie nicht schlecht, als sie dieses Schild bemerkte und las. »Na, so etwas…«, brummte sie unwillig. Als sie aber wenig später von Dr. Lindau den Grund dieser Änderung erfuhr, war sie zuerst sprachlos. Dann aber strahlte sie und wäre ihrem Chef und Brotgeber am liebsten um den Hals gefallen. Sie freute sich mit Dr. Lindau und seiner Tochter und auf die neue Klinik…

Die Tochter des Chefarztes

      Unbeweglich stand der Chefarzt der Klinik am See, Dr. Hendrik Lin­dau, an einem der beiden hohen Fenster seines Büros. Sinnend blickte er über den bis zum See hinreichenden Park in die Ferne. Die Nachmittagssonne zauberte glitzernde und funkelnde Reflexe auf das spiegelglatte Wasser. Nur im Unterbewußtsein registrierte Dr. Lindau dieses Bild. Auch einige Patientinnen seiner Klinik, die nicht bettlägerig waren und den lauen Spätnachmittag zu einem kleinen Spaziergang im Schloßpark oder Klinikpark, wie er ja jetzt hieß, nutzten, sah er nur aus den Augenwinkeln heraus. Seine Gedanken waren mit etwas anderem beschäftigt. Weit weg waren sie – in Indien, irgendwo in der Gegend von Kalkutta, bei seiner Tochter. Fast drei Monate war Astrid nun schon dort, zusammen mit ihrem Freund Peter.

      »Du fehlst mir, Astrid«, kam es kaum hörbar über die Lippen des Leiters und Chefarztes der Frauenklinik am See, wie das frühere Schloß derer von Angern nun hieß.

      In diesem Augenblick klopfte es an der Tür.

      Dr. Lindau riß sich aus seinen Gedanken und drehte sich um. »Ja, bitte…«, rief er.

      Marga Stäuber, seine bewährte Sekretärin, erschien im Türrahmen. »Es wird langsam Zeit, Herr Chefarzt«, sagte sie.

      Dr.