Die Klinik am See Staffel 1 – Arztroman. Britta Winckler

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Название Die Klinik am See Staffel 1 – Arztroman
Автор произведения Britta Winckler
Жанр Языкознание
Серия Die Klinik am See Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740912307



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sprechen«, gab Dr. Lindau zurück. Galant half er der Sängerin beim Einsteigen in ihren Wagen und verabschiedete sich mit einem freundlichen Gruß.

      »Roger, ich fahre vor, und du folgst mir bitte!« rief Sonja Parvetti dem Vater ihres kommenden Kindes zu und startete.

      Dr. Lindau blickte den beiden entschwindenden Fahrzeugen sekundenlang nach und begab sich dann ins Haus.

      »Nun?« wurde er von seiner Tochter empfangen. »Was war?«

      »Alles in Ordnung, Mädchen«, antwortete Dr. Lindau.

      »Hast du die Frau…?«

      »Erwischt?« fiel Dr. Lindau seiner neugierigen Tochter ins Wort. »Das wolltest du doch fragen, wie?« Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Meine Antwort: ja und nein«, fuhr er fort. »Aber dafür habe ich Frau Parvetti vor einer Torheit bewahren können und dadurch höchstwahrscheinlich zwei Menschen zu einem gemeinsamen Glück verholfen.«

      »Wie schön«, kam es über Astrids Lippen. Sie wollte noch einiges fragen, kam aber nicht dazu, weil ihr Vater sich schon den weißen Arztkittel übergezogen hatte und nach dem nächsten Patienten fragte.

      Astrid verdrängte ihre Neugier und bat die nächste Patientin ins Sprechzimmer.

      *

      Zwei volle Tage hörte Dr. Lindau nichts von der Opernsängerin und ihrem Verlobten. Er war etwas enttäuscht. Aber was soll’s? dachte er. Deshalb geht die Welt nicht unter.

      Auch Astrid, der er alles in groben Zügen erzählt hatte, wunderte sich. »Sehr nett finde ich es nicht von Frau Parvetti, daß sie nichts von sich hören läßt, obwohl sie es versprochen hat«, sagte sie zu ihrem Vater, als die letzte Patientin gegen Mittag gegangen war.

      »Vielleicht sind sie schon abgereist«, murmelte Dr. Lindau.

      In diesem Augenblick läutete das Telefon. Dr. Lindau meldete sich.

      Seine Miene wurde heller, als er hörte, wer am anderen Ende der Leitung war. »Frau Parvetti? Nett, daß Sie anrufen«, rief er erfreut. »Ich dachte schon, Sie und Herr Steenwell wären bereits abgereist.«

      »Wir sind noch hier«, klang es zurück. »Ich, also Roger und ich, möchten Sie gern heute nachmittag zum Tee einladen. Haben Sie Zeit? Wir möchten gern etwas mit Ihnen besprechen. Um fünfzehn Uhr? Ja?«

      »Gern«, erwiderte Dr. Lindau, der plötzlich neugierig wurde und sich fragte, was die beiden wohl mit ihm zu besprechen haben konnten. »Wohin bitte darf ich kommen?« fragte er.

      »Roger kommt Sie abholen«, kam die Antwort. »Um halb drei.«

      »Ich werde bereit sein, Frau Parvetti«, erwiderte Dr. Lindau. Es wun­derte ihn ein wenig, weshalb er abgeholt werden sollte. Schließlich hatte er einen Wagen und konnte selbst fahren.

      »Also auf Wiedersehen, bis nachher, Herr Doktor…«

      »Auf Wiedersehen…« Dr. Lindau legte auf.

      »Sie hat sich doch gemeldet?« fragte Astrid, die das kurze Telefonat mitbekommen hatte.

      »Ja«, bestätigte ihr Vater und berichtete mit ein paar Worten.

      »Was können die wohl mit dir sprechen wollen, was so wichtig ist?« wunderte sich Astrid.

      »In ein paar Stunden werde ich es wissen«, meinte Dr. Lindau. »Komm, jetzt gehen wir essen.« Eine sonderbare Spannung machte sich in seinem Innern bemerkbar, die auch während des Essens und der darauffolgenden Stunde noch anhielt. Sie verstärkte sich noch, als um halb drei Uhr Roger Steenwell ihn abholte.

      »Wohin fahren wir?« wollte Dr. Lindau wissen.

      Roger Steenwell lächelte verschmitzt. »Lassen Sie sich überraschen, Doktor«, antwortete er ausweichend.

      Tatsächlich war Dr. Lindau überrascht, als er merkte, daß die Fahrt in Richtung See ging, dorthin, wo das Schloß stand. »Aber das ist doch das Schloß«, stieß er erstaunt hervor, als Roger Steenwell Minuten später anhielt. »Wohnt Frau Parvetti etwa hier?«

      »Erraten«, gab Roger Steenwell zurück. »Es gehört ihr nämlich.«

      Dr. Lindau verschlug es die Sprache. Schweigend folgte er dem Verlobten der Sängerin in das Innere des Schlosses. In einem holzgetäfelten Raum, der einem großen Salon ähnelte, sah er sich Sekunden später der Opernsängerin gegenüber, die lä­chelnd auf ihn zukam und ihm die Hand reichte.

      »Ich freue mich, daß Sie gekommen sind, Herr Doktor.«

      »Darf ich vorstellen?« ergriff Steenwell das Wort. »Frau Parvetti, oder wenn es Ihnen lieber ist – Baronesse Selma von Angern, die Herrin dieses Hauses.«

      Dr. Lindau wußte nicht, was er sagen sollte. Verwirrt sah er die Opernsängerin an.

      »Sonja Parvetti ist mein angenommener Künstlername«, erklärte die lächelnd. »Ich hoffe sehr, daß Sie mir mein kleines Versteckspiel nicht verübeln, Herr Doktor«, setzte sie hinzu.

      »Keineswegs, Baronesse«, fand Dr. Lindau seine Sprache wieder. »Es ist... ist... nur etwas ungewohnt für mich, einer Baronesse gegenüberzustehen.«

      »Ich habe nichts dagegen, wenn Sie in mir weiterhin nur die Opernsängerin Sonja Parvetti sehen«, kam die lächelnde Erwiderung. »Doch nun wollen wir erst einmal Tee trinken…«

      Dr. Lindau nickte nur und nahm Platz. Eine ältere Frau servierte Tee und kleine Kuchen.

      Minutenlang war Schweigen an dem Tisch, an dem außer Dr. Lindau, die Schloßherrin und Roger Steenwell saßen. Schließlich konnte sich Dr. Lindau nicht mehr zurückhalten.

      »Was war das, was Sie mit mir besprechen wollten?« fragte er.

      »Es ist wegen des Schlosses«, übernahm die Schloßherrin die Antwort. »Ich möchte, daß Sie es besichtigen.«

      »Weshalb?« fragte Dr. Lindau erstaunt.

      »Darüber reden wir anschließend«, erklärte Roger Steenwell schmunzelnd. »Darf ich bitten!«

      Dr. Lindau wunderte sich nicht mehr. Er ließ alles über sich ergehen, auch wenn er nicht begriff, wozu das gut sein sollte.

      Fast zwanzig Minuten dauerte diese Führung durch die gesamte Schloßanlage. »Nun, wie gefällt es Ihnen?« stellte die Schloßherrin die Frage, als sie alle drei wieder am Teetisch saßen.

      »Ich bin wirklich sehr beeindruckt«, gestand Dr. Lindau. »Aber weshalb sollte ich das alles sehen?« wunderte er sich.

      Seine beiden Gastgeber wechselten einen Blick miteinander. Dann ergriff Roger Steenwell das Wort. »Weil wir von Ihnen, dem Arzt, hören möchten, ob man aus dem Schloß vielleicht ein Krankenhaus machen könnte«, sagte er.

      »Eine Klinik?« stieß Dr. Lindau fragend hervor. Erregung erfaßte ihn. Plötzlich mußte er an seinen Wunschtraum denken. »Das wäre ja phantastisch«, entfuhr es ihm.

      »Es wäre also möglich?« fragte die Sängerin.

      »Aber ja«, versicherte Dr. Lindau. »Es müßten natürlich Veränderungen und kleine Umbauten vorgenommen werden.«

      »Fein, dann soll es eine Klinik werden, die Ihnen gehört und die Sie leiten sollen«, erklärte die Sängerin. »Nehmen Sie an?«

      Dr. Lindau schwirrte der Kopf. »Eine Klinik für mich?« stieß er fassungslos hervor. »Das war immer schon mein größter Wunsch.« Seine Miene verfinsterte sich. »Das aber wird er auch bleiben.«

      »Weshalb bleiben?« fragte die Sängerin. »Möchten Sie denn das Schloß nicht übernehmen?«

      Dr. Lindau schluckte. »Wenn das ein Scherz sein soll«, erklärte er mit vibrierender Stimme, »dann muß ich sagen, daß es ein…«

      »Es ist kein Scherz«, widersprach Roger Steenwell.

      »Was meinen Sie wohl, wie ich ein solches Schloß bezahlen könnte?« Dr. Lindau schüttelte den Kopf und stand