Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Название Das Erbe der Ax´lán
Автор произведения Hans Nordländer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738038279



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jeder Kapitän hielt sich daran. Und weit aufs Meer fuhren die wenigsten.

      Von der Droswern-Mündung nach Süden fuhren weniger Schiffe. Dort gab es keine großen Hafenstädte und durch den Sund von Ogmatuum kamen sie in die Wilde See, die ihren Namen nicht umsonst trug. Der Handel in den Ländern Australis und Tartuum verlief über die Straßen und Flüsse. Nur wenige Waren verließen diese Länder auf dem Seeweg.

      So war Drossen eine bedeutende Handelsstadt und entsprechend gemischt war die Bevölkerung. Als Meneas und die anderen langsam durch die dicht bevölkerten Straßen ritten, sahen sie neben den hellhäutigen Tetkerern, Girgen, Gilgalen, Skimmern und Beschen, und nur ein geübter Beobachter konnte die geringfügigen Unterschiede zwischen diesen Völkern erkennen, auch blauhäutige Azuraner mit ihrem kupferfarbenen Haar; blassbraune, schwarzhaarige Australier und großgewachsene, blasse Tar-Menschen, auch als Taren aus dem Land Tartuum im Südosten Päridons bekannt, deren männliche Angehörige allesamt mit schütterem Haar gesegnet waren.

      Einpaar Ogmari erkämpften sich ihren Weg durch die Menge. Ihr Land lag nicht weit entfernt von der Hauptstadt Tetkers. Für sie war es wegen ihrer Größe am schwierigsten durchzukommen. Und dort, wo viele Menschen waren, verzichteten sie darauf, sich in ihrer berühmten Art und Weise zu bewegen. Für sie wäre es sicher einfacher und weniger anstrengend gewesen, aber die Unruhe wäre jedes Mal groß gewesen, wenn einer von ihnen aus dem Erdboden oder aus einer Mauer heraus auftauchte. Außerdem konnte er von einem Fuhrwerk oder Pferd verletzt werden, wenn es mitten auf der Straße geschah.

      So weit sie sehen konnten, war Durhad der einzige Morain in der Stadt.

      Es gab zwei Gründe dafür, dass Meneas und Tjerulf nach Drossen gekommen waren. Zum einen wollten sie einige Dinge ihrer Ausrüstung ergänzen, zum anderen lebte ein Bekannter von Tjerulf in der Stadt und er wollte ihn besuchen. Allerdings hatten sie nicht die Absicht, länger als eine Nacht dort zu bleiben. Und der Besuch von Tjerulfs Freund, er nannte sich Marianus, hatte nichts mit dem Zweck ihrer Reise zu tun.

      Marianus war, wie konnte es anders sein, ein Händler und er verkaufte Waren der verschiedensten Art, die er aus allen Ländern Päridons bekam. Das hatte den Vorteil, dass die Gruppe, abgesehen von Proviant, alles andere von ihm bekommen konnte, und die Freundschaft zu Tjerulf ermöglichte einen durchaus annehmbaren Preis.

      Marianus besaß ein ansehnliches Haus am Hafen. Aus allen Zimmern in der Vorderseite des Hauses bot sich ein umfassender Blick auf die Schiffe, die dort auf Reede lagen, hinausfuhren oder hereinkamen. Es herrschte ein unübersehbarer Betrieb. Einige Schiffe wurden entladen, andere beladen und Pferdegespanne fuhren hin und her.

      „Der Hafen hat sich gut entwickelt, seit ich das letzte Mal hier war“, fand Tjerulf.

      „Das hat er“, sagte Marianus. „Schau dort, der Zweimaster am Kai, die »KUMDALA«. Ich habe sie vor kurzem gekauft. Morgen läuft sie aus nach Seestadt und segelt dann weiter nach Brackhaden in Skim.“

      Tjerulf nickte anerkennend.

      „Also bist du unter die Schiffseigner gegangen.“

      „Ich habe es lange überlegt und mich schließlich dazu entschieden. Ein eigenes Schiff macht unabhängiger.“

      „Ist es voll beladen?“, wollte Anuim wissen.

      Marianus nickte.

      „Ja, bis auf den letzten Lagerraum. Warum fragt Ihr?“

      „Na ja, ich hatte mir gedacht, dass uns das Schiff bis nach Seestadt mitnehmen könnte. Das ginge bestimmt schneller als auf dem Landweg.“

      „Ohne mich“, erklärte Erest umgehend. „Ich werde seekrank.“

      „Selbst wenn das nicht der Fall wäre, ich fürchte, das ginge jetzt nicht mehr. Die Ware ist bestellt, leider. Ich hätte euch anderenfalls gern mitgenommen.“

      „Werden Pferde auch seekrank?“, fragte Solvyn.

      Es kam eine allgemeine heitere Ratlosigkeit auf. Keiner wusste eine Antwort, aber Freno meinte, falls es so war, dann mussten die Tiere bestimmt größere Qualen erleiden als Menschen, denn schließlich konnten sie nicht kotzen, wie jeder wusste.

      Diese Bemerkung fand nicht jeder spaßig.

      Sie blieben über Nacht bei ihrem Gastgeber. Das Haus war groß genug und es gab einige Stallungen auf dem Grundstück. Da Marianus ihnen alles bieten konnte, was sie brauchten, mussten sie nicht in die Stadt gehen, um einzukaufen, und für den Proviant schickte er zwei Boten los.

      Drossen war keine besonders schöne Stadt und deshalb waren sie alle froh, dass sie, anstatt sich durch die engen Straßen zu quälen, ihre Beine hochlegen und sich ausruhen konnten. Außerdem besaß Marianus einen gut beheizten Raum, in dem sie ihre nasse Kleidung bis zum kommenden Morgen trocknen lassen konnten.

      Tjerulf und Meneas erzählten nur wenig über den Grund ihrer Reise. Und Marianus gab sich mit dem Wenigen zufrieden, obwohl er sich durchaus fragte, was es mit den vielen Reitern auf sich hatte. Andererseits kannte er Tjerulfs Vorliebe für Altertümer und offensichtlich hatte er jemanden gefunden, der seine Leidenschaft teilte. Der Norden Gilgalens war bekannt dafür, dass er in dieser Hinsicht noch einiges bieten konnte. Marianus selbst hatte mit solchen, wenig einträglichen Geschäften nichts im Sinn. Wenn er seine Besucher auch großzügig bewirtete, so wusste Tjerulf doch, dass er bei anderen Gelegenheiten ein wahrer Pfennigfuchser sein konnte.

      Für lange Zeit sollte dieses die letzte Nacht in einem Wohnhaus sein. Die nächste Etappe würde sie in die nur dünn besiedelten Gebiete Westgirgens führen. Die Region Gilgalens, in denen die Eisberge lagen, war unbewohnt. Also würden sie von nun an viele Tage in ihren Zelten übernachten müssen. Aber dieser Gedanke war ihnen weniger unangenehm als der einer weiteren Nacht in Drossen.

      Als sie beim Frühstück saßen, begann es erneut zu regnen, und der Himmel sah nicht so aus, als wollte es bald wieder aufhören. Da würden sie keine lange Freude an ihren inzwischen getrockneten Sachen haben.

      Marianus bot ihnen an, solange seine Gäste zu sein, bis sich das Wetter besserte, aber Meneas und seine Freunde und dieses Mal ohne Ausnahme, zogen es vor aufzubrechen. Nicht, dass sie sich bei ihrem Gastgeber nicht wohl fühlten, das Gegenteil war der Fall, aber sie zogen es vor, der Enge der Stadt zu entfliehen. Der Regen war warm und wenn sich das Wetter in diesem Teil Tetkers nicht deutlich von dem in anderen Gegenden, die sie kannten, unterschied, dann musste er um die Mittagszeit aufhören. Sie konnten sich zwar nicht immer auf diese Regel verlassen, aber doch oft genug, um zuversichtlich sein zu können, dass die Aussichten darauf nicht schlecht standen.

      Trotzdem, ein wenig mehr Zeit als sonst ließen sie sich doch. Am späten Vormittag schließlich ritten sie durch das nördliche Stadttor. Dieses Mal ließen die Wachen sie durch, ohne sie zu überprüfen.

      „Ich atme auf“, sagte Anuim.

      Freno grinste.

      „War es so unerträglich?“

      „Eigentlich nicht, und ich beobachte mit Befremden, dass ich mich seit einiger Zeit in Städten zunehmend unbehaglich fühle.“

      „In dieser Stadt, aber mir ging es nicht anders, und dabei hätten wir uns bei den Ogmari noch beklommener fühlen müssen.“

      „Erzbünden und Elgen Damoth waren fremd und bewundernswert“, erklärte Valea. „Vielleicht lag es daran.“

      „Vielleicht.“

      Sie hatten, ohne dass es ihnen klar war, eine bis dahin sehr seltene Erfahrung gemacht. In jenen Tagen erging es vielen Einwohnern von Drossen wie ihnen, ohne dass sie eine Erklärung dafür gehabt hätten. Es hatte nichts mit dem Orden von Enkhór-mûl zu tun und auch nicht mit dem trüben Wetter, sondern war eine eng begrenzte Erscheinung in der Erdkruste Elverans, die einmal hier, einmal dort auftrat. Und da sie meistens in unbewohntem oder dünnbesiedeltem Gebiet stattfand und selten länger als einige Tage dauerte, nahmen die Menschen diesen Zustand als vorübergehendes Unwohlsein wahr.

      Was genau geschah, hätte niemand sagen können, aber es wurde verursacht durch das Wesen