Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Название Das Erbe der Ax´lán
Автор произведения Hans Nordländer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738038279



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stimmt. Aber wenn wir es sind, werde ich sehr zufrieden mit mir sein.“ Er blickte zum Himmel. „Ich glaube, das werden wir aber erst morgen feststellen. Es ist schon spät. Ich finde, hier ist ein guter Platz zum Lagern.“

      Sie waren damit einverstanden, denn der Tag war schon fortgeschritten, und bevor sie die Dunkelheit irgendwo im tiefsten Wald überfiel, waren sie auf der Lichtung sicher besser aufgehoben.

      An diesem Abend stellten sie ihre Zelte auf. Schon in den letzten Nächten hatten sie feststellen müssen, dass es kühler wurde. Und jetzt befanden sie sich sogar in einer Höhenlage. Nach Regen sah es zwar nicht aus, aber der Tau am Morgen würde unangenehm werden.

      Sie hatten die Lichtung nicht gründlich untersucht, sonst wären ihnen die Wühlspuren an dem entgegengesetzten Waldrand aufgefallen. So kam es, dass sie mitten in der Nacht durch ein vernehmliches Grunzen und Schnaufen aufwachten. Als Meneas erschrocken aus dem Zelt blickte, weil es hin- und hergerissen wurde, entdeckte er ein Wildschwein vor dem Eingang. Es machte sich gerade fleißig an den Abspannbändern zu schaffen.

      Erst Meneas´ beherzte Versuche, es mit seinem Schwert fortzujagen, ließen das Tier auf ihn aufmerksam werden und es trollte sich unwillig davon. Dabei ließ es auch das Zelt von Valea und Solvyn nicht aus, die ebenfalls kurz darauf verwirrt und ärgerlich ihre Köpfe aus der schlaffen Plane hervorstreckten, aber da hatte das Wildschwein schon fast wieder die kleine Rotte erreicht, die am Waldrand nach Wurzeln wühlte. Und kurz darauf waren sie im Wald verschwunden. Die beiden Frauen mussten ihr Zelt erst wieder aufrichten, bevor sie weiterschlafen konnten. Immerhin waren Erest und Anuim ritterlich genug, ihnen zur Hand zu gehen.

      „He, schläfst du?“, fragte Meneas Freno ein wenig ärgerlich, der gerade Wache hatte und neben dem Lagerfeuer stand, aufgeschreckt von den Geräuschen.

      Was sollte er darauf antworten? Er war wohl kurz eingenickt und erst durch die Unruhe zwischen den Zelten aufgewacht.

      Sie hörten Durhad lachen, der die ganze Geschichte aus einiger Entfernung beobachtet hatte. Es war wieder einmal eine mondhelle Nacht und er war einige Zeit durch den Wald gewandert. Als er zurückkehrte, war Meneas gerade dabei, das Wildschwein zu vertreiben.

      „Geh schlafen“, sagte er zu Freno. „Ich löse dich ab und werde darüber wachen, dass wir nicht noch einmal von wilden Tieren überfallen werden.“

      Eine gewisse Heiterkeit lag in seiner Stimme.

      „Das ist mir recht.“

      Am Morgen kam heraus, dass Tjerulf von dem »Schweinangriff« überhaupt nichts bemerkt hatte. Durhad war nicht im Zelt gewesen und er selbst war nicht aufgewacht. Aber er fand die Angelegenheit genauso amüsant wie der Morain.

      „Wir sind hier übrigens gar nicht so verkehrt“, sagte Durhad beim Frühstück. „Nicht weit von hier verläuft ein Weg und zumindest in die richtige Richtung zur Gil. Ob er bis zu ihm heranreicht, weiß ich allerdings nicht.“

      „Na, seht ihr“, meinte Tjerulf und lächelte zufrieden.

      Zumindest was den Waldweg betraf, hatte Durhad Recht. Von der Lichtung führte ein kleiner Verbindungsweg zu ihm hinauf. Und von dort konnten sie auch wieder reiten.

      Irgendwann am Vormittag hörten sie ein entferntes Rauschen. Es kam nicht plötzlich, sondern verstärkte sich allmählich. Durhad war der Erste, der es wahrnahm und die anderen darauf hinwies.

      „Also, wenn der Fluss so ein Getöse macht, dass es bis hierher zu hören ist, erscheint er mir überhaupt nicht leicht überwindbar“, meinte Erest.

      „Lass uns doch erst einmal dort sein“, schlug Valea vor. „Vielleicht ist es nur eine Stromschnelle.“

      Eine andere Möglichkeit gab es auch nicht. Es war jetzt nicht mehr weit bis zum Fluss, da hätte es keinen Sinn mehr gehabt, sich einen vollkommen neuen Weg zu suchen. Dieser führte geradewegs zum Fluss und schwenkte vor ihm nach Westen ab. Auch wenn sie ihn nicht gehört hätten, dann hätten sie bald das silberne Band durch die Bäume hindurchschimmern sehen.

      „Na schön, du hast Recht. Hier kommen wir nicht `rüber“, sagte Anuim zu Erest.

      Sie hatten die Stelle erreicht, die den Lärm verursachte. Der Fluss Gil war dort gute fünfzig Schritte breit. Das allein wäre noch nicht sehr misslich gewesen, aber in seinem Bett lag einiges an Geröll und Treibholz. Beides war im Laufe aus den Bergen herabgespült worden und hatte sich an dieser Stelle gesammelt. Zwischen den Felsen zwängte sich das Wasser mit beachtlicher Geschwindigkeit hindurch. Also war an eine Überquerung an dieser Stelle nicht zu denken.

      „Reiten wir flussabwärts“, schlug Meneas vor. „Vielleicht haben wir dort bessere Aussichten.

      Anuim blickte prüfend in beide Richtungen des Flusses.

      „Das ist auch richtig“, meinte er. „Wenn ich mich nicht täusche, befindet sich die Furt auf der Höhe des Gebirgskammes dort hinten. Es ist nicht mehr weit.“

      „Wie bist du überhaupt in diese Gegend gekommen?“, wunderte sich Valea. „Das ist doch kein Handelsweg hier.“

      Anuim lächelte.

      „Gold.“

      „Gold?“

      „Ja, die Gil stand einmal in dem Ruf, Gold in ihrem Flussbett zu führen. Das reizte mich. Da bin ich ihr flussaufwärts von Seestadt bis in den Gilwald gefolgt. Es ist -“ er überlegte. „Ja, etwa acht Jahre her.“

      „Und hast du etwas gefunden?“

      „Kein Gold, wenn du das meinst. Und auch nichts anderes, mit dem sich hätte handeln lassen. Aber abenteuerlich war es.“

      Valea lachte.

      „Aber bestimmt weniger abenteuerlich als unsere Reise.“

      „Na ja, das schon. Aber abenteuerlich genug, um mir in Erinnerung zu bleiben. Musstest du dich schon einmal vor Bären und Wölfen in Sicherheit bringen?“

      „Nein. Bist du immer nur geflohen?“, wunderte sie sich.

      „Was hätte ich denn tun sollen? Sie waren entweder stärker als ich oder in der Überzahl.“

      „Und du glaubst, nach all der Zeit gibt es die Furt noch?“, fragte Meneas zweifelnd, der wusste, wie schnell sich ein Flusslauf verändern konnte.

      „Ach ja, ich glaube schon. Und wenn nicht die, die ich meine, dann wird es bestimmt eine andere geben. Schließlich müssen die Leute hier ja auch über den Fluss.“

      „Wo wohnen die denn?“, fragte Solvyn. „Ich habe schon lange keine Häuser mehr gesehen.“

      „Weiter flussabwärts. Aber wir müssten bald auf die erste Siedlung treffen. Und vielleicht gibt es sogar schon eine Brücke.“

      „Wir werden sehen“, meinte Meneas und plötzlich war er alles andere als zuversichtlich.

      Aber Anuim behielt Recht, zumindest teilweise. Es gab zwar noch keine Brücke, aber hinter der nächsten Biegung lockerte sich die Landschaft auf, und tatsächlich entdeckten sie einpaar Dächer zwischen den Bäumen. Und kurze Zeit, nachdem ihnen ein Bauer begegnet war, der ihnen das Vorhandensein einer Furt bestätigte, kamen sie dort an. An dieser Stelle war der Fluss zwar doppelt so breit wie bei den Stromschnellen, aber kaum zwei Fuß tief. Und zahlreiche Hufabdrücke und Wagenspuren am flachen Ufer bewiesen ihnen, dass dort ziemlich reger Verkehr herrschen musste, auch wenn in diesem Augenblick kein anderer als die acht Reiter an der Furt stand.

      „Seltsam“, meinte Durhad plötzlich. „Hier muss es sehr leichte Pferde geben.“

      Zuerst wussten sie nicht, was er meinte, aber dann sahen sie es auch. Es war bemerkenswert, wie dem Morain unter all den Abdrücken in dem Sand ausgerechnet diese auffallen konnten, aber vielleicht lag es gerade daran, dass sie so unauffällig waren.

      Die Hufspuren waren von kleinen Pferden, wie es aussah. Aber das war noch nichts Außergewöhnliches. Es gab verschiedene Pferderassen. Bemerkenswert war aber, dass diese Abdrücke bei