Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Название Das Erbe der Ax´lán
Автор произведения Hans Nordländer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738038279



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war, konnte in jedem Elveraner, der sich in ihrer Nähe ungewöhnlich neugierig oder verdächtig verhielt, auch so ein Maschinenwesen stecken. Da sie noch in Erinnerung hatten, dass sich der Robotermensch merkwürdig steif bewegte, achteten sie besonders auf den Gang anderer Menschen.

      Dieser Zustand musste auf Dauer unerträglich werden, denn auf ihrer weiteren Reise würden sie unweigerlich mit Einwohnern der Gegenden, durch die sie kamen, zu tun haben und auch ihre Hilfe benötigen. Ständiges Misstrauen musste da eine verheerende Wirkung haben. Deshalb entschloss sich Tjerulf nach zwei Tagen, Meneas und seinen Freunden das erste Gerät vorzustellen, das ihnen die Oson mitgegeben hatten.

      Da Tjerulf den Roboter als das erkannt hatte, was er war, nämlich ein Maschinenwesen aus den Beständen der Ax´lán, glaubte ihm jeder, dass er, nachdem er ihnen schon früher erzählt hatte, dass er und seine Freunde einige Stützpunkte dieses ausgestorbenen Volkes entdeckt hatten, im Besitz einer Vorrichtung war, die einen Roboter erkennen konnte. Er brauchte sich noch nicht einmal besonders anzustrengen, ihnen zu erklären, warum er es bei sich hatte. Denn schon vor ihrem Aufbruch von Wingert-Haus hatten sie darüber gesprochen, dass ihre Suche nach den Kristallfragmenten eine Suche nach einer Hinterlassenschaft der Ax´lán war. Also war unter Umständen auch mit der Begegnung mit Robotern zu rechnen. Doch hatte Tjerulf diese Möglichkeit bis dahin für so unwahrscheinlich eingeschätzt, dass er sie für nicht erwähnenswert gehalten hatte. Dieses Erkennungsgerät wollte er seinen Freunden erst vorstellen, wenn es die Lage erforderte.

      Es kam für ihn nicht überraschend, als sich Erest und Solvyn, die erstaunt feststellte, nichts davon zu wissen, darüber beklagten, dass dieses Ding ihnen auch schon bei diesem Überfall einige Quälereien erspart hätte, aber Tjerulf erklärte ihnen überzeugend, dass er mit diesen Maschinen erst in der Nähe der Verstecke der Fragmente gerechnet hatte und da er nicht wusste, wie lange die Speicher die Kraft liefern würden, um das Gerät in Betrieb zu halten, hatte er es noch schonen wollen. Das sahen sie schließlich ein. Und sein Versprechen, es von nun an eingeschaltet zu lassen, stellte sie schließlich zufrieden.

      Natürlich konnte er sein Wort bedenkenlos geben, denn Héth-Béckûs hatte ihm versichert, dass die Batterien einige Monate durchhalten würden und falls das nicht reichte, mussten sie ihnen eben ein neues Gerät zukommen lassen.

      Tjerulf überließ den Detektor, wie er das Gerät nannte, Erest. Als das am härtesten betroffene Opfer des Überfalls stand es ihm zu, meinte er, aber eigentlich hatte er nur keine Lust, sich damit unnötig zu belasten. Tjerulf war sicher, dass Erest auch eher auf Warnzeichen achtgeben würde als er selbst.

      Der Detektor war kaum größer als eine Walnuss und konnte an einer Kette um den Hals getragen werden. Falls sich im Umkreis von einigen hundert Metern ein betriebsbereiter Roboter aufhielt, würde das Gerät einen Warnton und ein Leuchtzeichen erzeugen.

      Damit waren sie alle beruhigt und ritten von da an weniger angespannt weiter. Und seither hatte das Gerät geschwiegen. Überhaupt wunderten sie sich, dass sich der Orden von Enkhór-mûl nicht mehr geregt hatte, seit sie von dem Waldbauern aufgebrochen waren. Die einzige Erklärung, die sie dafür hatten, war, dass er tatsächlich ihre Fährte verloren hatte und sie hofften, dass es noch lange so blieb. Trotzdem gab es keinen Grund, in ihrer Wachsamkeit nachzulassen.

      Eckersbruch hatten sie durchquert, ohne anzuhalten. Sie befanden sich auf der Straße in Richtung Drossen. Auf ihrem Weg lagen einige Ortschaften, denn sie kamen in ein Gebiet, dass dichter besiedelt war und dort gab es nicht mehr nur Bauern, sondern auch immer häufiger Ansiedlungen mit Handwerkern und kleinen Manufakturen, deren Güter von örtlichen Händlern verkauft oder in mehr oder weniger großen Handelskarawanen zu den Märkten in den Städten gebracht wurden, von denen ihnen einige begegneten.

      Bis sie Drossen erreichten, brauchten sie nicht mehr unter freiem Himmel zu übernachten, denn jetzt gab es auch für größere Reisegruppen ausreichend Unterkunft. Auf einem ungewöhnlich ereignislosen, geradezu erholsamen Ritt kamen sie durch die kleinen Städte Reitbach und Floßhausen. Diese Städte lagen in einer Entfernung zueinander, dass sie leicht in einem Tagesritt erreicht werden konnten.

      In Reitbach übernachteten sie in der »Fuhrmannschänke«. Es war ein durchaus passender Name für eine Herberge an einer Handelsstraße. Außer ihnen befanden sich dort zahlreiche Händler und sogar einpaar Ogmari, die ebenfalls als Händler unterwegs waren, und nach Drossen wollten. Ihre Heimatstadt war Elgen Damoth.

      Von ihnen erfuhren sie, dass sich der neue Edoral gut eingeführt hatte. Seitdem Meneas und seine Freunde Ogmatuum verlassen hatten, war es in dem Land ruhig geblieben. Silberheim war wieder neu aufgebaut und die Schäden durch das Erdbeben fast vollständig beseitigt worden. Das Gebiet um den »Eisernen Wächter« hatte Glanlaird für unbestimmte Zeit zum verbotenen Land erklärt. Tjerulf wusste, dass Trywfyn noch auf dem Totenbett seinen Nachfolger vor dieser Gefahr gewarnt hatte.

      Tjerulf fragte die Ogmari, ob sie Drachen gesehen oder zumindest von Sichtungen gehört hatten, allerdings stellte er die Frage so unauffällig, dass sie keiner der Menschen an den Nachbartischen verstehen konnte. Einige von Tjerulfs Begleitern befürchteten, dass die Ogmari darüber lachen würden, aber sie blieben ernst. Mittlerweile hatte sich der Fund der beiden Kadaver in den Drachenbergen herumgesprochen. Aber sie konnten weder weitere Sichtungen bestätigen noch hatten sie erfahren, wer sie getötet haben sollte. Aber auch sonst erfuhren Tjerulf und Meneas nicht viel Neues von ihnen.

      Die folgende Nacht blieben die Reiter in Floßhausen. Diese Stadt war kleiner als Reitbach und lag an einem Nebenarm der Droswern. Der Ort hatte zwei Gasthäuser, aber nur im »Tannenschläger« war noch genug Platz für die acht Reiter. Es war auch das bessere Gasthaus in der Stadt. Von Floßhausen war es nicht mehr weit bis nach Drossen. Tjerulf und Meneas entschlossen sich dafür, auf der Straße weiterzureiten. Seit nur noch wenig Fährverkehr auf dem Fluss stattfand, war die Straße auf der anderen Seite des Ufers vernachlässigt worden und mancherorts bis auf den Zustand eines Feldweges heruntergekommen. Möglicherweise war er sicherer, denn falls die Priester ihre Fährte schon wieder aufgenommen hatten, was noch nicht der Fall zu sein schien, rechneten sie vielleicht nicht damit, dass sie schon in Floßhausen das Ufer wechselten. Andererseits war bei dem dichten Verkehr auf der diesseitigen Straße ein Überfall unwahrscheinlicher. Sie würden etwas länger brauchen, aber es bis zum Abend leicht schaffen.

      Das Wetter war spürbar wärmer geworden. Sie befanden sich in der Nähe des Äquators und in der Mittagssonne wurde das Reiten fast schon zur Qual, deswegen suchten sie sich am späten Vormittag ein kühles Plätzchen für eine längere Rast.

      Nicht weit entfernt, bedeckt von einer Weide, befand sich ein Hügel, von dem sich Durhad und Freno umschauten. Viel sehen konnten sie allerdings nicht, denn fast in allen Richtungen wuchs Buschwerk und Wald. Als Aussichtspunkt war er also denkbar ungeeignet und sie entdeckten auch nichts Verdächtiges.

      Wenige Stunden später erreichten sie die Stadtmauern von Drossen und waren nass bis auf die Knochen. Auf den letzten beiden Meilen hatte sie ein kleines Unwetter heimgesucht, und da es nirgends eine Möglichkeit gab, sich unterzustellen, mussten sie wohl oder übel weiterreiten. Immerhin war der Regen warm gewesen und sie froren nicht. Trotzdem war es unangenehm.

      Drossen war die größte Stadt im Land Tetker und der Regierungssitz des Königs. Entsprechend gründlich war die Überprüfung am Stadttor. Natürlich erregten die Gerätschaften der Gruppe einiges Interesse der Wachen, schließlich hatten sie so etwas noch nie gesehen, konnten aber auch nichts damit anfangen. Das war ein heikler Augenblick, denn es bestand die Gefahr, dass die Wachen diese Dinge einzogen. Aber mit ein wenig Trinkgeld für eine zuvorkommende Behandlung konnten sie die Bedenken der Wachen zerstreuen. Außerdem waren Tjerulf und Meneas keine Händler und brachten der Stadt keine Steuern. Daher ließen die Wachen sie ziemlich schnell durch, um sich der bereits wartenden Handelskarawane zuzuwenden.

      Wie viele Einwohner Drossen beherbergte, wussten sie nicht, aber die Stadt war nicht klein, und nicht sehr sauber. Da die Stadt am Flussufer lag, besaß sie einen Hafen, von dem aus Handelsschiffe über das offene Meer nach Norden bis nach Seestadt und weiter an der Küste Päridons entlang bis nach Landsende im Nordosten des Kontinentes fuhren und die Hafenstädte von Gilgalen, Skim und Beschen anliefen. Landsende war der letzte