Название | Cemetery Car® |
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Автор произведения | Angelika Nickel |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847660392 |
Nora lachte von Herzen auf.
»Oh ja, Kaffee, den liebt Salbei. Das hatte ich ganz vergessen, Ihnen zu sagen. Bei Ihrer Tante bekam er jeden Morgen seine eigene Tasse auf den Frühstückstisch gestellt«, erklärte sie, wobei sie immer wieder von Neuem lachte.
Quentin verkniff sich dieses Mal die Bemerkung, dass es sich bei Evelyn nicht um seine Tante, sondern um seine Großtante handelte. Stattdessen, sagte er: »Ich weiß nicht, was daran so lustig sein soll.«
»Quentin, das ist es! Wir hätten Salbei nur seine eigene Tasse hinstellen müssen, dann wäre er erst gar nicht an deinen Kaffee gegangen.«
»Wie schön, Kim, dann vergiss morgen früh auch ja nicht, der Krähe ihren Kaffee hinzustellen. Am besten auch noch auf die Tischmitte, damit sie auch alles genau beäugen kann, während sie ihren Kaffee schlürft.« Bei dieser Vorstellung verzog er erneut den Mund.
»Ach, das braucht es nicht. Salbei ist es gewohnt, den Platz am Fenster zu haben«, sagte Nora. »Dass er bei Evelyn mit am Tisch sein durfte, na ja, sie war eben so. Wenn jedoch Besuch da war, dann begnügte sich Salbei auch mit dem Platz am Fenster.« Sie lächelte ihn an. »Von daher müssen Sie sich nicht gezwungen sehen, ihm seinen Kaffee auf den Frühstückstisch zu stellen. Wenn Sie ihn gleich daran gewöhnen, dass sein Platz in dieser Zeit am Fenster ist, dann wird er sich, über kurz oder lang, auch damit abfinden.«
»Na siehst du, Quentin, dann wird er morgen früh am Fenster seine Kaffeetasse hingestellt bekommen«, lachte Kim, und strich Quentin über den Arm.
Noras Augen wanderten zwischen den beiden hin und her.
»Eines, Kim, sollten Sie jedoch noch wissen. Salbei sitzt auf dem Tisch, an der Seite, die in Richtung des Fensters zeigt, wenn er auf den Tisch darf«, fügte Nora erklärend hinzu. Sie richtete ihren Blick auf Quentin. »Allerdings, wie gesagt, Salbei ist verwöhnt. Versuchen Sie einfach, ihn daran zu gewöhnen, dass ab sofort sein Platz am Fenster zu sein hat.« Sie zupfte eine Falte zurecht. »Sicher ist die Krähe, was den Tisch angeht, schon sehr verwöhnt, denn allzu oft hatte sich kein Besuch zu Evelyn verirrt. Sie lebte sehr zurückgezogen. Und«, wieder wanderte ihr Blick zwischen den beiden hin und her, »vielleicht irre ich mich auch, und Salbei ist nicht willens, am Fenster seinen Kaffee zu schlürfen.« Sie biss sich auf die Unterlippe, und tat, als dächte sie nach. »Immerhin, Sie sind kein Besuch. Sie sind für Salbei eine Art, Ersatz-Evelyn. Auch das sollten Sie dabei bedenken.« Sie fuhr mit der Hand von sich weg. »Ach, was soll’s, ist doch eigentlich ganz gleich, ob die Krähe mit Ihnen am Tisch, oder am Fenster frühstückt.«
Quentins Blick haftete verständnislos auf Nora. Langsam schweiften seine Augen von Nora weg, zu Kim hin.
»Da hast du es! Hab‘ ich es nicht gleich gesagt, dass das Vogelvieh auf dem Tisch sitzen will! Was hat sich meine Großtante nur dabei gedacht, einen Vogel auf den Tisch zu lassen?« Er schüttelte entrüstet den Kopf.
Werden alte, einsame Menschen tatsächlich so? Derart eigenartig?
Er sah Kim vor sich, fast sechzig Jahre älter, und schrullig, und wie sie eine Krähe am Tisch fütterte.
Mit einer Handbewegung wischte er diese Bilder beiseite.
Das bleibt mir hoffentlich erspart! Immerhin, Kim hat mich!
»Nora, was verschlägt Sie so früh zu einem Tierarzt?«, wechselte Kim das Thema. »Sie hatten gar nicht erwähnt, dass Sie auch ein Haustier haben.«
»Mir geht es da ähnlich wie Ihnen. Auch ich habe ein Tier vererbt bekommen.« Sie tupfte sich mit dem Taschentuch über die Augen. »Merlin, den Kater meiner Mutter.« Nora knetete nervös ihre Finger ineinander.
»Sie haben eine Katze? Ich mag Katzen sehr. Kim hat mit ihnen leider nicht viel am Hut.« Quentin klang bereits wieder versöhnlicher. Katzen, er mochte Katzen. War fasziniert von ihrem eigenwilligen Wesen, und davon, dass sie sich nur bedingt erziehen ließen, und dass sie immer nur das taten, was sie auch tun wollten. Nicht so, wie ein gut erzogener Hund, der auf Kommando parierte.
»Honey, das kannst du aber so nicht sagen. Ich mag Katzen auch, aber nicht bei mir zuhause. Katzen und ich, da treffen zwei Welten aufeinander. Wahrscheinlich sind wir beide zu eigensinnig, um auf Dauer miteinander klarzukommen. Ich bin nun einmal ein Fan, von Hunden und Vögeln«, rechtfertigte Kim, ihr Verhältnis zu Katzen.
»Deswegen freut sie sich auch so über dieses Krähenvieh« Quentin schickte seinen Blick zwischen Kim und Nora hin und her.
»Ihre Meinung, über Salbei, wird sich schon noch ändern, wenn Sie erst einmal hinter sein Geheimnis gekommen sind. Und ich bin mir sicher, dass diese Krähe ein Geheimnis umgibt«, flüsterte Nora, als hätte sie Angst, dass jemand anderes sie womöglich belauschen könnte.
Auch wenn Nora nicht wusste, welches Geheimnis Salbei umgab, war sie sich dennoch sicher, dass er eines in sich barg.
Wenn sie nur daran dachte, wie sehr sich Evelyn um Salbei gesorgt hatte.
Und auch die mysteriöse Art und Weise, wie sie damals zu dem rabenartigen Vogel gekommen war.
Nora war sich ziemlich sicher, dass mit dem Federvieh irgendetwas nicht ganz geheuer war. Irgendetwas nicht stimmte.
Auch die Augen des Vogels …, und wie sie einen ansahen ... Als wollten sie die Abgründe der Seele ergründen. Womöglich Verborgenes enthüllen.
»Geheimnis? Was soll das nun wieder heißen? Nora, ich finde Sie eigentlich recht sympathisch, aber Ihre Phantastereien, in allen Ehren, die sind nicht so ganz meine Welt. Sie machen um alles ein Geheimnis. Als wären überall um uns herum, rätselhafte, um nicht zu sagen, geisterhafte, mysteriöse Dinge.«
»Nora, Sie können jetzt zu Merlin. Der Doktor hat ihm den Magen ausgepumpt. Es geht ihm bereits schon wieder besser. Allerdings, heute und morgen müssen Sie ihn mit Babybrei ernähren.« Schwester Maria war hereingekommen und hatte das Gespräch unterbrochen.
Nora stand auf, verabschiedete sich von Kim und Quentin und folgte Maria.
Kurz danach kam Maria, um Kim und Quentin zu holen.
»Den Magen ausgepumpt? Bei einer Katze? Was fehlt Noras Katze?« Kims Braue hob sich unmerklich, sie war besorgt und erschüttert zugleich.
»Fehlen ist wohl das falsche Wort. Doktor Morgenrot hat Merlin den Magen auspumpen müssen, weil der Kater irgendwo anscheinend Gift gefressen hat.«
»Vergiftet? Wer vergiftet eine Katze?« Kim war entsetzt. Sie liebte Tiere und sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass es Menschen geben konnte, die Tiere einfach vergifteten.
»Katzenhasser! Und die gibt es leider überall. Übrigens, auch Ihr Hund muss für einige Tage Babybrei gefüttert bekommen. Ich sage Ihnen das besser jetzt gleich. Nicht, dass wir es später vergessen, zu erwähnen.« Maria fuhr mir der Hand in die Tasche ihrer Schwesterntracht.
»Tierhasser? In so einer idyllischen Gegend?« Kim konnte es nicht fassen.
»Lassen Sie sich von dem friedvollen Bild unserer Gegend nicht täuschen. Auch hier gibt es Menschen, um die man besser einen großen Bogen machen sollte. Aber das werden Sie mit Sicherheit bald selbst herausfinden.« Ein listiges Leuchten huschte durch ihre Augen, doch das bemerkte weder Quentin noch Kim.
Kim kamen die Worte der Sprechstundenhilfe wie eine Warnung, fast schon wie eine Art Drohung vor.
Wo, um alles in der Welt, waren sie nur hingeraten?
In Kim wuchs erneut die Furcht.
Konnte es sein, dass Dämonen Katzen vergifteten? War es das, was Maria ihnen zu sagen versuchte? Doch Kim wusste, dass sie diese Frage nicht so ohne Weiteres stellen konnte.
Noch in Gedanken versunken, wurde sie plötzlich überfallen. Ohne Vorwarnung sprang etwas an ihr hoch, schleckte über ihre Hand. Ein weißes, fellgelocktes Hundebündel umsprang sie, winselte freudig, geradeso, als hätten sie schon immer zueinander gehört.
»Das