Cemetery Car®. Angelika Nickel

Читать онлайн.
Название Cemetery Car®
Автор произведения Angelika Nickel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847660392



Скачать книгу

auch nichts tun.«

      Salbei krächzte, als hätte er Kims Worte verstanden. Bereits im nächsten Moment saß er auf ihrem Kopf und knabberte an ihren Locken.

      »Nicht, Salbei, das kitzelt. Da, nimm ein Stück Brötchen.« Sie zupfte von ihrem Brötchen eine Krume und hob sie ihm hin.

      Sofort schnappte Salbei mit seinem langen schwarzen Schnabel danach. Gleich darauf flatterte er, mit dem Krumen im Schnabel, auf das Geschirrregal zu.

      »Irgendwann wird er noch bei seinen sturzflugartigen Landemanövern das Geschirr runterwerfen.« Quentin verfolgte Salbeis Flug. Wieso er ausgerechnet auch noch eine Krähe vererbt bekommen hatte, das wusste er nicht. Als wenn an einer Krähe etwas Besonderes wäre.

      Zudem gehörten diese Vögel in die freie Natur oder auf Friedhöfe, aber nicht ausgerechnet in eine Familie, und erst recht nicht in ein Haus. Aber, da es nun einmal Tante Evelyns Vermächtnis war, musste er sich diesem beugen, und versuchen, sich damit abzufinden, ab sofort, mit einer Krähe unter einem Dach leben zu müssen.

      »Sag, hast du einen Vorschlag?«

      »Hast du etwas zu mir gesagt, Kim?« Quentins Blick suchte gedankenverloren Kims Augen.

      »Wo bist du nur mit deinen Gedanken?«, fragte Kim und sah ihn aufmerksam an.

      »Ach, ich habe nur über diesen Vogel nachgedacht, und was sich Tante Evelyn dabei gedacht hat, ihn mir zu vererben.«

      »Ich finde Salbei toll. Ich hatte schon immer eine Vorliebe für Krähen.« Ihr war die Freude über den Besitz von Salbei, anzusehen.

      »Ich weiß, Schatz.« Er blickte zu Salbei. »Es macht den Eindruck, dass er dich auch mag.«

      Für Salbei war das das Stichwort. Erneut setzte er zum Flug an, und landete diesmal genau zwischen ihren Tellern. Aufgeregt schlug er mit den Flügeln, während er mit geneigtem Köpfchen zu Quentin hinschaute.

      »Was ist, Salbei? Sind das etwa deine guten Tischmanieren? Hat dich Tante Evelyn tatsächlich auf dem Tisch sitzen lassen? Wie wär’s, möchtest du auch noch ein wenig Kaffee?« Vorsichtig streichelte Quentin den Kopf der Krähe. So ganz geheuer war ihm dieses Vogelvieh nicht. Es kam ihm vor, als beobachtete die Krähe ihn. Doch das bildete er sich mit Sicherheit nur ein.

      »Sei doch nicht so ironisch, Quentin. Salbei ist ein Vogel, er kann doch nicht wissen, dass dein Sarkasmus mal wieder mit dir durchgeht. Stell dir einmal vor, er würde tatsächlich Kaffee mögen. Woher sollte er denn dann jetzt wissen, dass du die Frage gar nicht ernst gemeint hast?«

      »Kim, jetzt hör' aber auf, du tust ja gerade so, als könnte Salbei meine Worte verstehen.« Quentin winkte belustigt ab.

      »Das tut er auch, da bin ich mir sicher. Aber jetzt sollten wir uns einmal um einen Hundenamen Gedanken machen. Sag, Quentin, fällt dir ein schöner Name für unseren Hund ein?«

      »Hasso. Was hältst du von Hasso?«

      »Oh, Quentin. Hasso, das ist ein Name für einen Schäferhund.«

      Während Kim und Quentin über einen Hundenamen nachdachten, nutzte Salbei die Gunst der Stunde. Er drehte krächzend seinen Kopf, seine winzigen Lider zitterten. Er gierte mit seinem Schnabel in Quentins Tasse, um gleich danach den Kaffee seine Kehle hinunterlaufen zu lassen.

      »Hast du das gesehen, Kim? Igitt, igitt! Den Kaffee kannst du wegschütten, den will ich jetzt beim besten Willen nicht mehr.« Angewidert schob er die Kaffeetasse von sich, was Salbei wiederum als Einladung ansah, und erneut aus der Tasse schlürfte.

      »Das kann ja noch heiter werden. Demnächst kann ich unter dem Tisch frühstücken, damit ich nicht mit dem Vieh teilen muss.« Angeekelt, verzog er seinen Mund.

      »Lass es gut sein, Schatz. Sag‘ mir lieber einen Namen für unseren Hund.« Kim beobachtete belustigt Salbeis Kaffeezeremonie.

      »Rex. Benno«, schlug Quentin vor.

      »Das sind doch keine Namen für so einen Wollknäuel. Mich erinnert der Hund an Peppels.«

      »Peppels? Den Hund unserer ehemaligen Nachbarin? Warum nennst du ihn dann nicht auch so?«

      »Weil Peppels, Peppels ist, und unser Hund seinen eigenen Namen haben soll.«

      »Ach, Kim, ich weiß keinen. Los, lass uns aufräumen, den Transporter zurückbringen, und dann nach dem Hund sehen.«

      Sie standen auf, räumten ab und stellten das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine.

      Kim zündete sich eine Zigarette an, stellte sich ans Fenster und sah hinaus. Dabei schlenderte ihr Blick zu dem Leichenwagen hin.

      »Eigenartig, im Licht sieht er fast aus, als wäre er fliederfarben«, dachte Kim und bemerkte gar nicht, dass sie ihre Gedanken laut ausgesprochen hatte.

      Quentin kam zu ihr, stellte sich hinter sie und sah ebenfalls hinaus. »Nicht fliederfarben, Kim. Lavendelfarben sieht er heute Morgen aus, und dabei bin ich mir sicher, dass seine Farbe eigentlich eine Mischung aus Schwarz und Grau ist. Aber«, Quentin machte eine Pause, »wer weiß, vielleicht sitzt Tante Evelyn gerade in ihm drin, so dass sich vor lauter Lavendelduft der Wagen der Farbe des Lavendels anpasst.«

      Kim drehte sich entrüstet um, und pustete Quentin, ungewollt, den Rauch ihrer Zigarette ins Gesicht. »Du solltest mit solchen Dingen nicht scherzen, Schatz.«

      »Kleines, du hast dich von dieser Nora ganz verrückt machen lassen, das ist alles. Dass Cemetery Car heute Morgen lavendelfarben aussieht, hat mit dem Lichteinfall etwas zu tun, mehr aber auch nicht.«

      »Ich weiß nicht. Ach, lass uns aufhören, darüber zu diskutieren.« Sie gab auf, und winkte ab. »Geh mir aus dem Weg, ich muss noch die Milch in den Kühlschrank stellen.« Sie versetzte ihm einen leichten Schubs, nahm die Milchkanne und stellte sie zurück in den Kühlschrank.

      Beim Öffnen der Kühlschranktür, rief sie: »Rhapsodie! So soll unser Hund heißen. Das ist ein schöner und außergewöhnlicher Name für einen Hund, und er passt phantastisch. Rhapsodie, genauso werden wir ihn nennen.«

      »Wie du meinst.« Quentin nahm seinen Schlüssel, holte die Papiere des Transporters und sie verließen das Haus.

      »Welchen von beiden?« Quentin hielt Kim die Schlüssel des Transporters und den Cemetery Cars vor die Nase.

      »… wenn es nicht anders geht. Aber ich sag‘ dir gleich, nur unter Protest.« Kim verzog ihren schönen Mund, so dass ihre Lippen zu einem Strich wurden.

      »Du kannst auch den Transporter fahren. Nur, ich kann nun mal nicht beide Autos gleichzeitig fahren, Kim. Und irgendwie müssen wir ja wieder zurückkommen.«

      »Ich hab‘ dir gleich gesagt, dass wir den Leichenwagen bei der Leasinggesellschaft hätten stehen lassen sollen. Aber nein, du wolltest ja nicht auf mich hören.« Widerwillig nahm Kim den Schlüssel von Cemetery Car, schloss auf und setzte sich hinein.

      Schon beim Einsteigen nahm sie den leichten Duft von Lavendel wahr.

      »Zimt, du hast nach Zimt zu riechen. Zimtduftspray hat Quentin in dir versprüht.« Sie drehte den Zündschlüssel um und startete, gleich darauf fuhr sie los.

      13 - Wiedersehensfreude

      »Kommen Sie doch bitte herein. Der Doktor ist gleich soweit. Nur noch ein vierbeiniger Patient, ist vor Ihnen, danach hat er Zeit, für Sie«, begrüßte die Sprechstundenhilfe Maria, Kim und Quentin.

      Die beiden betraten das Wartezimmer und stutzten.

      »Sie hier?« Quentin blickte die Frau mit einem Hauch von Misstrauen an.

      »Nora, wie schön, Sie zu sehen«, freute sich Kim, als sie Nora im Wartezimmer sitzen sah.

      »Kim, Quentin, hallo! Was hat Sie beide zu unserem guten Morgenrot verschlagen? Salbei wird doch nicht womöglich krank sein?« Nora gab sich besorgt.

      »Nein,