Cemetery Car®. Angelika Nickel

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Название Cemetery Car®
Автор произведения Angelika Nickel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847660392



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auf die einladende moosgrüne Cordcouch.

      Zufrieden lehnte er sich zurück und sah sich ebenfalls um.

      Madame Zink ließ es sich nicht nehmen, ihren Gästen Kaffee zu kochen. Dazu kredenzte sie mundgerechte Gebäckteilchen, die sie morgens selbst gebacken hatte.

      Kim, die sich unauffällig im Wohnzimmer umsah, war fasziniert von dem, was sie sah.

      All die vielen Pflanzen, in vielerlei Blütenfarben und den unterschiedlichsten Grüntönen.

      Und überall lagen Bücher herum, auf jene Art und Weise verteilt, dass sie eine augenfreundliche Harmonie ergaben. Umringt waren die Bücher von altem Trödel, längst vergangener Tage.

      Kerzen standen in den unterschiedlichsten Gefäßen, ebenfalls weitflächig verteilt, herum.

      An den Wänden hingen gemalte Bilder, die fast alle die gleiche Signatur trugen.

      Von manchen Schränken und Regalen lachten dicke, kugelrunde und auch oval lang gezogene Kürbisköpfe die Besucher an.

      Alles in allem, strahlte der Raum eine freundliche, warme Behaglichkeit aus.

      In einer Ecke des Zimmers stand eine hohe und breite Vogelvoliere, in der sich Wellensittiche in den unterschiedlichsten Farben, blau, grün, gelb, violett, und vielen anderen mehr, tummelten. Im Inneren der Voliere wuchs ein Zierkirschenbaum, an dem rosa Blüten prangten.

      Kim konnte sich gar nicht sattsehen, so sehr gefiel ihr das alles.

      Sie fühlte sich wohl, sehr wohl sogar. Und sie hatte das Gefühl von Sicherheit. Sie war sich ganz sicher, dass, auch wenn Madame Zink im ungefähren Alter ihrer Mutter war, sie sich mit der Freundin von Quentins Großtante anfreunden würde.

      Auch Rhapsodie fühlte sich wohl. Er hatte sich, zusammen mit dem Cockerspaniel auf den breiten braunen Teppich, nahe dem Backsteinkamin, alle Viere von sich gestreckt, hingelegt.

      Als sich auch Madame Zink zu ihnen gesellte, musste Quentin zuallererst von sich selbst erzählen. Sein ganzer Protest, dass es nicht sehr viel über ihn zu erzählen gäbe, ließ sie nicht gelten.

      Als es zu dunkeln anfing, lud sie ihre Gäste kurzerhand zum Übernachten ein.

      Kim, die sich Sorgen um Salbei machte, wollte ablehnen, doch Madame Zink beruhigte sie: »Glauben Sie mir, Salbei weiß sehr gut auf sich selbst aufzupassen. Er weiß, wo er sein Futter findet, und er kann Gefahren erahnen, weit, bevor sie überhaupt passieren. Von daher, machen Sie sich keine Gedanken. Salbei könnte sogar sehr gut, längere Zeit, ohne Sie auskommen. Wichtig für Salbei ist, dass Sie wieder zurückkommen. Wenn es Ihnen aber lieber ist, rufe ich Nora Frost an, dass sie zu Ihnen ‘rüber fährt, und sich Salbei für die Nacht annimmt. Sie hat bestimmt noch einen Reserveschlüssel für Ihr Haus. Die beiden alten Damen, Evelyn und Sophie, Noras Mutter, waren in dieser Hinsicht nämlich sehr vorsichtig. Da sie beide in einem recht betagten Alter waren, war es ihnen sicherer, zu wissen, dass die andere jederzeit ins Haus käme, würde etwas passiert sein, um es einmal vorsichtig auszudrücken.«

      »Was meinst du, sollen wir Madame Zinks Angebot annehmen? Für eine Nacht wird Salbei ganz bestimmt, auch ohne uns, zurechtkommen. Und verhungern wird er auch nicht. Auf dem Tisch steht eine Schale mit gewaschenem Obst, am Fenster hast du einen Salat hingelegt, und Wasser hat er doch sowieso schon, von dir hingestellt bekommen. Ach, und die Futterkörner, die hat er ja auch noch. Also kann er gar nicht verhungern. Das Einzige, was passieren könnte, wäre, dass er uns alles vollkackt, na ja, das müssen wir dann eben wieder sauber machen.« Quentin war nicht abgeneigt, die Einladung Madames anzunehmen.

      »Da kann ich Sie beruhigen, Salbei macht nirgendwo hin. Er ist, sozusagen, stubenrein. Ihre Großtante hat ihm eine winzige, ganz unauffällige Tür in der Küchenaußentür einbauen lassen, so dass er jederzeit nach draußen gehen und wegfliegen kann. Er kann überall da hinmachen, wo er will.«

      »Eine stubenreine Krähe. Was kommt da wohl noch alles?« Quentin schüttelte ungläubig den Kopf.

      Wie aufs Stichwort, klopfte es an den Türrahmen und Madame Zink stand auf.

      »Hallo, Professor Gräulich, kommen Sie doch, bitte, herein.« Sie zeigte mit dem Kopf auf die beiden. »Und sehen Sie nur, wer uns besucht.« Sofort machte sie alle miteinander bekannt.

      15 - Der unscheinbare Professor Gräulich

      »Nickel? Ein recht ungewöhnlicher Name, für einen Hund.« Kim betrachtete den rehbraunen Cockerspaniel und versuchte, hinter den eigentlichen Grund von dessen Namen zu kommen.

      »Na ja, Nickel und ich, wir sind mitunter auch etwas außergewöhnlich. Zumal ich eine Vorliebe für etwas andersartige Namen habe, wie man an dem Meinigen sehr gut erkennen kann«, erklärte Madame Zink, während sie ein weiteres Kaffeegedeck für den Professor auflegte. Mit einem lächelnden Augenzwinkern, sagte sie: »Nickel und Zink, das passt doch gut, nicht wahr? Von Zink zu Nickel ist es nicht mehr weit … Man weiß immer sofort, um wen es sich handelt, wer zu wem gehört.«

      Professor Gräulich hatte sich unterdessen in den breiten, mit einer Flickendecke abgedeckten Sessel gesetzt. Hinter seiner groß umrandeten Nickelbrille, bewegten sich flinke blaue Augen, die Quentin und Kim aufmerksam beobachten.

      »Professor Gräulich ist mein Untermieter. Auch wenn mein Haus über eine Vielzahl von Zimmern verfügt«, sie unterbrach sich selbst, »ich weiß, von außen wirkt es klein und unscheinbar. Aber von innen, da sieht das Ganze ganz anders aus.« Sie lachte herzhaft. »Doch zurück zu unserem Professor. Wie gesagt, auch wenn das Haus viele Zimmer hat, hat er es sich nicht nehmen lassen, auf dem Dachboden wohnen zu wollen. Nun ja, Professoren, sie sind mitunter auch sehr eigen, um nicht zu sagen, ein klein wenig wunderlich. Nicht wahr, mein Bester.« Sie lächelte dem Professor zu, und in ihrem Blick lag die gesamte Vertrautheit, die die beiden miteinander verband.

      Zink nahm die Platte mit den Kaffeeteilchen und bot sie nochmals an. »Noch ein Stückchen von der leckeren Hefeschnecke? Nein? Ich habe auch noch Dampfnudeln in der Küche. Möchte jemand? Ich hole sie, dann können Sie zugreifen, wann immer Sie möchten.« Es dauerte nicht lange und sie war mit einer blauen Kuchenplatte, auf der sechs propere Dampfnudeln, mit krustigem Boden lagen, zurück.

      Professor Gräulich griff, etwas verlegen, nach einer verlockend aussehenden Dampfnudel, während er immer wieder die Schultern hochzog, breit grinste, und sich dabei kleine Stücke des leckeren Hefegebäckbratlings abzupfte.

      Auch Nickel und Rhapsodie umrundeten den Tisch, bettelten leise fiepend, was ihnen sofort eine Rüge von Madame Zink einbrachte.

      »Professor, lehren Sie an einer Universität?«, interessierte sich Quentin für den Professor. Er fand den unscheinbaren Mann nicht unbedingt sonderbar, dafür allerdings umso interessanter. Irgendetwas ging von diesem Mann, den er auf Mitte vierzig schätzte, aus. Auch wenn Quentin nicht hätte sagen können, was es war. Er fühlte sich zu diesem Mann irgendwie hingezogen; und das war für Quentin eine ganz neue Erfahrung, denn eigentlich brauchte er immer eine Zeit lang, bis er sich jemandem öffnete, nicht weiterhin reserviert gegenüberstand. Mit dem Professor jedoch verhielt sich dies anders. Gleichzeitig warnte ihn aber auch genau dieses Gefühl, vor diesem Mann, und versuchte, Quentin auf Distanz zu zwingen.

      Auch Kim war von Professor Gräulich recht angetan.

      »Wie bitte?« Er lächelte, gedankenversunken. »Nun ja, das kann man so nicht sagen. Ich habe sehr wohl an einer sehr alten Uni einen Lehrstuhl inne, aber die Anzahl meiner Lesungen, sind heutzutage, relativ gering gehalten.«

      »Nicht so bescheiden, mein Bester. Professor Gräulich ist immer dermaßen bescheiden. Er mag zwar nicht allzu viel Zeit an Universitäten verbringen, dafür ist er aber stetig in unserer alten Abtei zu finden. Die Mönche dort, sie können gar nicht genug von Professor Gräulichs Vorlesungen bekommen«, unterbrach ihn Zink.

      »Madame Zink, so können Sie das nicht sagen.« Leicht verlegen, rutschte der Professor auf dem Sessel hin und her, wobei die Flickendecke verrutschte. Er zupfte sich sein Hosenbein