Название | Handbuch Messer: 101 Dinge, die Sie schon immer über Messer wissen wollten. |
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Автор произведения | Oliver Lang |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783964530202 |
Archaisch: eine japanische Kiridashi-Klinge im gefalzten Messinggriff mit nachträglich angebrachter Paracord-Wicklung
Asiatische Vielfalt Zu den wichtigsten Messerlandschaften Japans gehören Sakai, Takefu, Kyoto und Seki. Sakai liegt in der Nähe von Osaka, dem traditionellen Handelszentrum Japans. In Sakai wurden schon ab dem 14. Jahrhundert Schwerter hergestellt.
Die Fertigung von Messern – zunächst vor allem für die Tabakverarbeitung, denn die Portugiesen hatten den Tabak nach Japan eingeführt – begann im 16. Jahrhundert. Heute ist Sakai wichtigster Standort für die klassischen Kochmesser Japans, die Wabocho. Das ist auch auf die Nähe zu Osaka und Kyoto zurückzuführen. Beides sind traditionelle Zentren der japanischen Esskultur. Takefu gilt wie Sakai als überwiegend handwerklich orientierter Standort und hat ebenfalls eine lange Tradition der Messerfertigung.
Von China nach Japan
Nicht nur die Schwerter der japanischen Clans kamen ursprünglich aus China oder waren nach chinesischem Vorbild gefertigt, auch die ersten Kochmesser zeugen vom chinesischen Einfluss. Aus diesen »abgekupferten« Anfängen hat sich allerdings etwas Besonderes entwickelt: Die japanischen Klingenwaffen der Samurai-Krieger sind längst legendär – wie die Kochmesser auch.
Moderner Fertigungsstandort: Die technischen Möglichkeiten Chinas werden inzwischen auch von anspruchsvollen internationalen Messerherstellern genutzt. Hier der technisch perfekte Slipjoint »Paragon« von Amare Knives aus Deutschland.
Kyoto, die alte Kaiserstadt Japans, spielt heute keine große Rolle mehr, war historisch jedoch ein wichtiger Schmiedestandort für die Kohlenstoffstahlmesser Japans. Seki ist weltweit vielleicht der bekannteste Name, wenn es um Klingen aus Japan geht. Im Land selbst gilt Seki als hochmechanisierter Industriemesser-Standort, wo Haushaltsmesser, aber auch hochwertige Messer für den Export gefertigt werden.
China ist inzwischen einer der maßgeblichen Player in der Produktion von Messern. Einer der bekanntesten Messerhersteller Japans ist kai. Zum 1908 in Seki gegründeten Unternehmen gehören auch die renommierten Messerhersteller Kershaw und Zero Tolerance. Noch ein Jahr länger besteht der Messerhersteller Moki, der für seine eleganten und perfekt verarbeiteten Serienmesser bekannt ist. Auch renommierte internationale Messerhersteller aus Europa oder den USA lassen eigene Designs in China fertigen oder ordern bestehende Designs wie Böker, PumaTec, Spyderco oder Ka-Bar. Die Fertigung ist dort auf zahlreiche Standorte verteilt und findet überwiegend industriell statt. Seit einigen Jahren produzieren immer mehr chinesische Messerhersteller, die zuvor ausschließlich im Auftrag ausländischer Messerhersteller fertigten, unter eigenem Namen. Die Botschaft lautet: »Wir können nicht nur billig, sondern auch extrem hochwertig. Wir fertigen nicht nur im Auftrag bekannter Marken, sondern kommen ganz selbstverständlich auch mit unseren eigenen Produkten auf den Markt.« Dazu gehören Firmen wie Realsteel Knives, Kizer, Bestech, Tuya oder WE Knife, die auf höchstem technischen Niveau produzieren. Wer auf technisch anspruchsvolle Messer steht, darf China mittlerweile nicht mehr außer acht lassen.
6 Wenn’s einfach klappt
Aufbau eines Klappmessers
Die Musterbücher der großen Messerhersteller aus dem 18. und 19. Jahrhundert zeigen Hunderte unterschiedliche Taschenmessermodelle: vom feinen Herrenmesser bis hin zu hoch spezialisierten Klappmessern für die Arbeit und die Jagd. Noch heute ist die Vielfalt an Modellen überwältigend. Klappmesser sind immer dann eine gute Wahl, wenn es auf ein kleines und unauffälliges Packmaß ankommt: Eine acht Zentimeter lange Klinge kann trotz vollwertigem Griff mit unter 11 Zentimetern »Hosensack-Länge« punkten. Unschlagbar. Bei entsprechender Konstruktion sind die Messer dabei auch besonders sicher zu transportieren, da die Klingenspitze und die scharfe Schneide in eingeklapptem Zustand vom Griff komplett »abgeschottet« werden. Im Vergleich zu feststehenden Messern sind Klappmesser aufgrund der zum Teil hohen Zahl an Bauteilen allerdings meistens etwas pflegeintensiver und auch nicht ganz so belastbar. Klappmesser unterscheiden sich grundlegend bei den Möglichkeiten zum Ein- und Ausklappen der Klinge. Das kann auf die traditionelle Art mit zwei Händen erfolgen oder, wie es seit den 1980ern immer populärer wurde, einhändig. Die typische Klingenausklapphilfe bei Zweihandmessern ist – neben einem weit aus dem Griff hervorstehenden Griffrücken – der sogenannte Nagelhau. Dabei handelt es sich um eine Kerbe in der Klingenflanke, die dem Daumennagel der zweiten Hand, welche die Klinge herausklappt, Halt gibt. Die meisten Schweizer Messer gehören diesem Zweihandtypus an, aber auch die klassischen Cowboy-Messer und Stillegenden wie das Buck 110.
Formvollendet: Der US-Hersteller Spyderco sorgte für einige der tiefgreifendsten Innovationen im Klappmesserbereich. Im Bild das Modell SwayBack mit Spyderco-typischem Daumenloch und Titangriff, der rückseitig einen Clip trägt (durch die Griffbohrungen ist der Taschenclip umsetzbar). Design: Marcin Slysz
Die Klingen von Einhandmessern wiederum können mit der Hand in Arbeitsposition gebracht werden, die das Messer hält. Das ist enorm praktisch. Von Beginn des 19. Jahrhunderts bis Ende der 1970er waren Automatikmesser das Mittel der Wahl, wenn es um die einhändige – und daher komfortable und schnelle – Einsatzbereitschaft von Klappmessern ging.
Vorbild Kino
Die wilden US-Kinohelden der 1950er-Jahre verhalfen den Automatikmessern schließlich zu größter Bekanntheit – und führten doch auch in gewisser Weise zu ihrem Untergang: Denn die rebellischen Darstellungen in den Filmen lösten Ängste und in der Folge strenge gesetzliche Regelungen zum Besitz von Automatikmessern aus. Automatisch oder durch Federunterstützung öffnende Messer gibt es heute natürlich immer noch. Häufiger sieht man jedoch mechanisch einfachere Messer mit Daumenloch, Pin oder Flipper. Sie kamen ab Mitte der 1970er auf.
Als Spyderco 1981 mit dem Worker ein Klappmesser entwickelte, das bis auf die bekannte Rückenfeder-Arretierung nichts gemein hatte mit den Klappmessern der damaligen Zeit, glich das einer Revolution. Denn das Worker glänzte gleich mit zwei Neuheiten: Die Klinge des Messers konnte mittels eines kreisrunden Ausschnitts in der Klinge (bis heute Spydercos Markenzeichen) einhändig herausgeklappt werden. Und zugleich konnte das Messer per Clip zugriffsbereit in der Tasche oder am Hosenbund befestigt und transportiert werden. Das Daumenloch wurde so typisch für die Messer Spydercos, dass es in stilisierter Form auch Teil der feststehenden Messer des Herstellers ist. In letzter Zeit immer häufiger sieht man auch nicht arretierende Klappmesser mit Einhand-Öffnungshilfe und Clip.
Messer für Frauen
Nicht nur behandschuhte Arbeiter, Farmer und Jäger gehörten zur Zielgruppe der Automatikmesser-Hersteller, sondern auch Frauen, speziell Näherinnen, die Messer für