Название | Handbuch Messer: 101 Dinge, die Sie schon immer über Messer wissen wollten. |
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Автор произведения | Oliver Lang |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783964530202 |
Holz Nahezu jede Holzart ist als Messergriffmaterial geeignet: An Messern findet man Schalen aus relativ weichen heimischen Hölzern wie Birne oder Pflaume genauso wie das versteinert wirkende und enorm harte Holz des Wüsteneisenbaums aus der Wüste Arizonas oder das kaum weniger harte, bei Drechslern sehr beliebte Holz des Buchsbaums. Je nach Art des Gewächses verwendet man das Holz von Ästen, Stämmen und Wurzeln, ja sogar das Holz aus Stammwucherungen. Gerade Letzteres ist meist besonders aufregend gezeichnet. Bei nordischen Messern wird gern das Holz der Maserbirke verwendet, das durch eine spezielle Öl- und Wärmebehandlung besonders stabil wird. Dauerhaft haltbar und unempfindlich gegenüber Umwelteinflüssen wird Holz, wenn man es stabilisiert. Dazu wird die im Holz eingeschlossene Luft mittels eines Vakuums herausgesaugt. Die verbleibenden Hohlräume werden anschließend mit einem dünnflüssigen Kunstharz gefüllt, das aushärtet. Auf diese Weise lässt sich auch von Pilzbefall geschwächtes Holz (was sehr gut aussehen kann) dauerhaft festigen und nutzen.
Bewährt: Holzschalen wie hier am Ledermesser 39 von Tina sind gut formbar und vermitteln ein natürliches Greifgefühl.
Horn Griffschalen aus Widderhorn, Rinder- und Büffelhorn und vor allem aus Hirschhorn gehören zu den Klassikern bei Messergriffen. Bei Widderhorn sorgt die krustige Oberflächenstruktur für eine tolle Optik und ein angenehmes Griffgefühl. Bei Rinder- und Büffelhorn hat man es vor allem auf die massiven Hornspitzen abgesehen, aus denen man Schalen schneiden kann. Diese werden meistens poliert angeboten. Hirschhorn ist das klassische Material für die Beschalung von Jagdmessern: Man nutzt entweder die äußere Schicht des Geweihs oder das – vom Mark geschwächte und daher nicht ganz so hochwertige – Innenmaterial. Das Horn des südasiatischen Sambarhirsches ist besonders dicht und daher sehr beliebt, aber kaum noch erhältlich.
Knochen wurden von jeher von den Menschen im Werkzeugeinsatz und auch zur kunstvollen Bearbeitung (Scrimshaw-Gravuren der Walfänger) genutzt. Vor allem die Schienbeinknochen von Rindern (heutzutage meistens aus Südamerika) und Giraffenknochen werden zur Beschalung von Messern benutzt. Die Knochen werden ausgekocht, häufig eingefärbt und mit Fräsmustern (etwa zum Imitieren von Hirschhorn) verziert. Besonders wertvolle Messer werden mit stabilisierten Mammutknochen beschalt.
Micarta Faser-Kunststoff-Verbundmaterialien wurden erstmals Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Markenbezeichnung Micarta geschützt und vertrieben. Das vielseitig verwendbare Material zeichnet sich unter anderem durch eine geringe elektrische Leitfähigkeit und hohe Festigkeit aus und wird in zahlreichen Industriebereichen und sogar als Bestandteil von Raumfähren genutzt. Micarta wird aus saugfähigen Materialien hergestellt, die mittels Kunstharz und Druck zu einer festen Platte verbunden werden. Bei Micarta sind Canvas, Leinen, Jeans und Papier besonders gefragt. Micarta ist warm und weich im Griff und fühlt sich geradezu natürlich an. Das macht es zu einem der beliebtesten Griffmaterialien für Messer.
Titan kombiniert Korrosionsbeständigkeit mit hoher Festigkeit und leichtem Gewicht. Aufgrund seiner geringen Wärmeleitfähigkeit fühlt es sich in der Hand nicht so kalt an wie Stahl oder Aluminium. Vor allem bei Klappmessern ist Titan ein beliebtes Griffmaterial. Auch Messerklingen werden zum Teil aus Titan hergestellt: dann, wenn antimagnetische Eigenschaften und Rostfreiheit im Vordergrund stehen, wie das etwa bei Tauchermessern des Kampfmittelräumdienstes der Fall ist.
Zytel ist der Handelsname für ein von DuPont entwickeltes glasfaserverstärktes Nylonmaterial, das im Spritzgussverfahren verarbeitet wird. Zytel gilt als hitze- und kältefest, stoßbelastbar, schlagzäh und abriebfest. Zur Erhöhung der Griffigkeit wird die Oberfläche von Zytel-Schalen häufig texturiert. FRN (Fiberglass Reinforced Nylon) bezeichnet das gleich aufgebaute Material anderer Hersteller.
Hipster: Zwei Hippen aus der Kollektion von PassionFrance mit Schalen aus hartem Buchsbaum und griffigem Widderhorn
11 Das Schweizer Offiziersmesser
Aus der Schweiz um die Welt
Es ist ein Messer der Masse, bis ins letzte Detail funktional und so clean designt, dass es regelmäßig in Ausstellungen der bekanntesten Museen auftaucht: Die Rede ist vom Original Victorinox Offiziersmesser, das in über 400 Varianten existiert.
Am 12. Juni 1897 wurde das Offiziersmesser gesetzlich geschützt. Sein Entwickler war Karl Elsener, der drei Jahre zuvor seine Messerschmiede gegründet hatte und für die Schweizer Armee auch das Soldatenmesser fertigte. Neben der Klinge, der Bohrahle, dem Dosenöffner und dem Schraubenzieher des Soldatenmessers war das Offiziersmesser zusätzlich mit einer zweiten, kleineren Klinge, auch Radierer genannt, und einem Korkenzieher ausgestattet. Zwei Rückenfedern hielten die sechs Klingen in Arbeitsposition.
Schon bald wurden dem Modell noch weitere Werkzeuge eingefügt wie Holzsäge und Schere, Kapselheber, Metallsäge mit Metallfeile, Fischerklinge mit Angellöser … Sogar die Griffschalen werden zum Unterbringen von nützlichen Funktionen wie Kugelschreibermine, Pinzette, Zahnstocher oder Stecknadel genutzt. Die Serie gipfelt im Modell »SwissChamp«, das aus 64 Einzelteilen besteht und über 30 verschiedene Funktionen erfüllt: ein kleiner Werkzeugkoffer, der sich bequem in der Hand halten lässt und nur 185 Gramm wiegt.
Stahlhart: Qualität im Fokus
• Nach dem Härten bei 1040 Grad und Anlassen bei 160 Grad haben die Klingen eine Härte von 56 HRC (Härte nach Rockwell). Die Holzsägen, Scheren und Nagelfeilen haben eine Härte von 53 HRC, die Schraubenzieher, Dosenöffner und Ahlen 52 HRC und die Korkenzieher und Federn 49 HRC.
• Die Metallsäge und -feile ist einsatzgehärtet und hartverchromt, sodass damit auch Eisen und Stahl gesägt und gefeilt werden können.
• Die Feder drückt mit etwa 12 Kilogramm auf die große Klinge und auf der Gegenseite mit circa 8 Kilogramm auf die kleine Klinge. Zum kräftigen Zuklappen der Klinge ist so viel Druck notwendig, weil das Übersetzungsverhältnis zwischen Achse und Druckpunkt und zwischen Achse und Nagelgriff ungefähr 1:20 beträgt.
12 Das Laguiole
Sinnbild für elegante Schärfe
Mythenumrankt und »everybody’s darling« – das französische Laguiole übt seit rund 170 Jahren einen ganz besonderen Reiz aus. Um seine Entstehung und Formgebung entstanden im Lauf der Zeit zahlreiche Legenden, denen der französische Autor und Historiker Christian Lemasson in akribischer Forschungsarbeit auf die Spur gegangen ist. Seine Erkenntnisse zeichnen ein neues, aber nicht weniger faszinierendes Bild.
Für die tägliche Arbeit
Wie praktisch alle Messer der damaligen Zeit war auch das ursprüngliche Laguiole ein Schneidwerkzeug für die tägliche Arbeit auf dem Land. Seine Käufer waren Viehzüchter, Bauern, Winzer und fahrende Händler, die mit Wein und Kohle aus der Aubrac- und der Auvergne-Region bis nach Spanien Handel trieben.
Authentischer Ansatz: drei ausgezeichnete Laguiole-Modelle von PassionFrance in historischer Ausführung und ein Laguiole en Aubrac mit Damastklinge (unten)
Rückenansichten: fein gearbeitete Rückenfedern, zweimal mit figürlicher Mouche und einmal linsenförmig; Messer von PassionFrance
Mythencheck
• Oft wird behauptet, dass sich das Laguiole aus dem Capuchadou, dem in