Название | Handbuch Messer: 101 Dinge, die Sie schon immer über Messer wissen wollten. |
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Автор произведения | Oliver Lang |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783964530202 |
Bei der Griffgestaltung hat man besonders viele Möglichkeiten, da man keine Rücksicht nehmen muss auf die Klingenform, die ja sonst im Griff Platz finden muss, oder auf die Bauform der Arretierung. Auch sind feststehende Messer leichter zu reinigen. Deshalb findet man überall dort, wo es nicht auf ein möglichst unauffälliges Mit-sich-Führen ankommt – also bei Jagd- und Outdoor-Messern, militärischen Einsatzmessern, Tauchermessern, Schnitz- und Arbeitsmessern – auch heute noch bevorzugt feststehende Messer. Das maßgebliche Unterscheidungskriterium bei feststehenden Messern ist die Angel- und Griffkonstruktion.
Flachangelmesser von Buck Knives: das 104 Compadre Camp Knife mit 5160-Federstahl-Klinge
Flachangelmesser Bei einem Flachangelmesser geht die Klinge in gleicher oder geringfügig veränderter Breite und Stärke in die Angel (auch Erl genannt) über, die bis zum Griffende oder darüber hinaus reicht. Behält die Angel dabei ihre Ausgangsstärke, spricht man von einer vollen Flachangel. Flachangelmesser gibt es als Ganzstahlvariante, mit Griffwicklung oder mit Griffschalen. Letztere sind meist über Nieten oder Schrauben mit der Angel verbunden. Auch das Einpassen der Angeln in einen geschlitzten Griff ist möglich. Die Flachangel-Konstruktionsweise gilt als sehr stabil.
Halbintegralmesser und Vollintegralmesser Auch ein Halbintegralmesser besteht von der Spitze bis zum Ende der ans Griffende reichenden Angel aus einem Stück Stahl, hat aber im Gegensatz zum Flachangelmesser Griffbacken, die integraler Bestandteil der Konstruktion sind. Ein Vollintegralmesser besitzt zusätzlich am Griffende Backen. Solche Messer können aus dem Vollen gefräst sein. Häufiger jedoch sind sie geschmiedet, etwa in einer Gesenkschmiede.
Steckangelmesser Bei allen Steckangelkonstruktionen (auch beim Steckoder Spitzerl) geht die Klinge in eine sich oft stark verjüngende Angel über, die später rundum vom Griff umschlossen wird. Die Angel selbst kann rund oder flach geformt sein. Typische Vertreter dieser Gattung sind traditionelle japanische Kochmesser und die nordischen Outdoor-Messer, wie sie seit Jahrhunderten in Schweden, Norwegen und Finnland gefertigt und benutzt werden. Reicht die Steckangel bis zum Griffende, kann man sie dort mit gezielten Hammerschlägen stauchen. Oft reicht die Steckangel nur ein paar Zentimeter in den vorgebohrten Griff hinein, und wird darin verklebt. Früher geschah das mit Birkenpech, heute nutzt man Epoxidharz. Bei anderen Steckangelkonstruktionen schneidet man ein Gewinde in die Angel, sodass man darauf zum Schluss eine Griffabschlusskappe schrauben kann. Ein von der Spitze bis zum Griffende reichendes Stück Stahl ist in Extremsituationen belastbarer als ein im Griff verklebter Erl, doch bei letzterer Griffkonstruktion ist man bei der Griffgestaltung völlig frei. Bei Kälte kommt die Hand zudem nicht in Kontakt mit Stahl, weshalb nordische Messer oft einen komplett geschlossenen Griff besitzen.
Einfaches, aber gutes Steckangelmesser von Isakki Järvenpää
9 Gut behütet
Messerscheiden im Einsatz
Verlustsicher: Typisch für nordische Messer sind verzierte Köcherscheiden, in denen das Messer bis kurz vor dem Griffende sitzt.
Ein feststehendes Messer benötigt eine gute Scheide. Sie schützt den Träger vor der spitzen und scharfen Klinge, schirmt dabei auch das Messer vor Beschädigungen ab und ermöglicht im besten Fall einen einfachen und komfortablen Zugriff.
Scheiden bestehen traditionell aus Leder, Kunststoffen wie Nylon oder thermoplastischem Kydex, manchmal aber auch aus Holz oder Metall. Sie können ein- oder mehrteilig gearbeitet sein und werden je nach Werkstoff genäht, geklebt, verschraubt, vernietet oder im Spritzgussverfahren hergestellt. Benutzt man weiche Materialien wie Leder oder Nylon, sollte die Scheide mit einer Stichschutzeinlage aus Kunststoff oder – bei Lederscheiden – mit einer festen Lederzwischenlage (Keder) ausgestattet sein, die ein Durchstoßen und -schneiden entlang der Naht verhindert.
Steckscheide mit Griffriemen In Scheiden, die nur die Klinge bedecken, werden die Messer meistens über einen Griffriemen gesichert, der per Klettverschluss oder Druckknopf schließt. Bei Messern mit ausgeprägtem Handschutz läuft der Riemen meist von der Rückseite der Scheide aus diagonal über den Handschutz nach vorne.
Köcherscheiden In der traditionellen Scheide der nordischen Messer sitzt das Messer so tief, dass nur wenige Zentimeter des Griffes hervorschauen. Eine passgenaue Formgebung und die weitreichende Überlappung sorgen für Reibung zwischen Scheide und Messer – und damit für eine hohe Haltekraft. Eine zusätzliche Sicherung, etwa durch einen Griffriemen, ist normalerweise nicht mehr nötig. Köcherscheiden bestehen meist aus Leder, können aber auch aus Kunststoff gefertigt sein.
Modern: Das exzellente Wanger Pronto nach einem Design des deutschen Messermachers Heidi Blacksmith ist wahlweise mit Lederoder Kydexscheide erhältlich.
Pancake-Scheide Die »Pfannkuchenscheide« besteht aus zwei Teilen, die miteinander verbunden werden. Dazwischen liegt das Messer. Typisch für die Pancake-Scheide ist die plastische Ausformung des Materials in Form des Messers zur Vorderseite hin und die Positionierung der eingeschnittenen Gürtelschlaufen seitlich des Messers.
Kydex für Heimwerker
Kydex bezeichnet eine Produktlinie für thermoplastische Kunststoffe und hat als Material für Messerscheiden und Pistolenholster seit Langem eine große Fangemeinde. Denn Kydex gilt als enorm robust, pflegeleicht, sehr gut formbar und – bei korrekter Behandlung – dauerhaft formstabil. Erhitzt man Kydex auf rund 150 Grad Celsius, wird das Material weich wie Scheibenkäse und lässt sich perfekt an die Konturen fast jedes Gegenstands anpassen. Die Form behält das Material nach dem Abkühlen dauerhaft. Zusätzlich lässt sich Kydex dann auch schleifen und polieren. Und sollte man sich bei der Formgebung vertan haben, ist auch das kein Beinbruch. Sobald man das Material wieder auf die Umformungstemperatur gebracht hat, kann man es neu anpassen, ohne im Nachgang Leistungseinbußen befürchten zu müssen. All das macht Kydex auch zu einem beliebten Material für Heimwerker.
10 Angriffspunkt
Die beliebtesten Griffmaterialien
Von der Paracordwicklung bis zum Harz-Kaktusfaser-Gemisch – geeignete Griffmaterialien für Messer gibt es zuhauf. Um der das Messer greifenden Hand eine gute Auflage zu bieten, werden die Griffbereiche mit flachen Schalen oder aus dem Vollen gearbeiteten Materialien versehen. Grundsätzlich ist dafür jedes Material geeignet, das sich angenehm in der Hand anfühlt, möglichst griffig und ausreichend stabil ist. Die Vielzahl der zur Verfügung stehenden Materialien ist dabei enorm. Wir haben die gebräuchlichsten Materialien für Sie zusammengefasst.
Aluminium ist ein leichtes Metall, das zugleich sehr fest ist. Deshalb wird es gern für die Herstellung von Messergriffen, insbesondere bei Klappmessern, verwendet. Durch Eloxieren wird die oberste Aluminiumschicht durch anodische Oxidation in eine Schutzschicht umgewandelt, die vor Korrosion schützt und färbbar ist.
G-10 ist ein Verbundwerkstoff, der aus Glasfasern und Kunstharz aufgebaut ist. Besonders bei Messern, die starken Strapazen und wechselnden Umwelteinflüssen ausgesetzt sind, ist das Material aufgrund seiner hohen Stabilität sehr beliebt. Zur Herstellung von G-10 werden Glasfasergewebe (die einzelnen Fasern werden aus geschmolzenem Glas gewonnen) in eine Epoxid-Kunstharzmasse gegeben, mit dieser geformt und anschließend gehärtet. Der daraus resultierende Faser-Kunststoff-Verbund