Название | Tod auf der Trauminsel |
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Автор произведения | Thomas Bornhauser |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783038182788 |
«Jaidev, Sie gefallen mir!», lachte sie. «Sie kennen Mauritius, Sie wissen, was sehenswert ist. Ich habe volles Vertrauen, dass Sie mich begeistern werden.»
«Ich habe die Nordküste vorgesehen, den Botanischen Garten und die alte Zuckerfabrik in Pamplemousse, einen Teil der Westküste, und zum Schluss Port Louis.»
«Das passt. Vor allem Port Louis interessiert mich. Können Sie dort in der Nähe des Blue Penny Museums parkieren?»
«Das ist gar kein Problem.»
«Und noch ein Wunsch …»
«Gerne.»
«An der Westküste liegt offenbar ein Maritim Hotel, könnte ich mir das anschauen?»
Jaidev lächelte.
«Weshalb lachen Sie?»
«Anthony arbeitet in unserer Firma, er hat uns gestern von seinem Missgeschick erzählt …»
Augenblicke später fuhr der Lexus ab, um wenige Kilometer später bereits anzuhalten, im Ort Trou d’Eau Douce.
«Madame, von hier aus», der Chauffeur zeigte mit der Hand in Richtung der Bucht, «können Sie eine Bootsfahrt zur Ile aux Cerfs buchen, mit einem der schönsten Strände der Welt.»
«Davon habe ich bereits gelesen, danke für den Hinweis.»
Im Gedanken sah sie sich bereits mit ihrem Geliebten über den Strand laufen.
Sie konnte sich kaum auf den Botanischen Garten mit seinen riesigen Seerosen oder auf die alte Zuckerfabrik in Pamplemousse einlassen. Véronique sehnte nicht nur den Mittwoch herbei, sondern auch den bevorstehenden Besuch in Port Louis. Unterwegs holte sie der Chauffeur aus ihren Träumen heraus.
«Hier sind wir also vor dem Maritim Hotel in Balaclava, Terre Rouge.»
Véronique von Greifenbach hatte nicht einmal bemerkt, wie Jaidev ins Hotelgelände gefahren war.
«Sieht ganz schön aus, hier …»
«Oui, Madame. Ein Luxushotel der Sonderklasse, mit einem Stern mehr als das Crystals Beach. Das Gelände ist 25 Hektar gross. Spielen Sie Golf?»
«Nein, das tue ich nicht.» Am liebsten hätte sie mit «Nein, ich habe noch Sex, und wie!» geantwortet, empfand den Spruch aber dann doch als wenig passend.
«Hier befindet sich auch das beste Restaurant der Insel, das Château Mon Désir.»
«Was für ein passender Name», dachte sie, «ich werde ihn hierher einladen, samt einer Übernachtung in einer sündhaft teuren Suite.» Sie wunderte sich nicht, dass ihr Herz wieder schneller zu schlagen begann.
«Danke, sehr schön. Und jetzt nach Port Louis, bitte.»
«Oui, Madame.»
Eine halbe Stunde später hielt der Lexus vor dem Blue Penny Museum in Port Louis, angrenzend an die Caudan Waterfront, die Einkaufsmeile des Hauptortes, der von der Zitadelle Fort Adelaide überragt wurde.
«Gibt es ein Restaurant, das Sie mir empfehlen können?»
«Wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf: Eines der Restaurants entlang der Waterfront, da essen Sie gut – und auch preisgünstig. Zudem können Sie dem Treiben zuschauen. Aber vor einem muss ich Sie warnen …»
«Nämlich?» Véronique schien auf einmal beunruhigt.
«Um fünf Uhr ist hier – wie sagt man bei Ihnen? – tote Hose. Sobald es dunkel wird, schliessen die Geschäfte. Mit anderen Worten: Wenn Sie die berühmten Märkte an der Rue de la Reine erleben wollen, den Bazaar, sollten Sie zwischen drei und vier Uhr hingehen, sonst herrscht bereits Aufbruchstimmung.»
«Danke, das werde ich mir merken. Können Sie mich also um … sagen wir halb fünf Uhr am Eingang der Champs de Mars abholen, der Pferderennbahn?»
«Oui, Madame, das passt. Viel Vergnügen. Und verpassen Sie auf keinen Fall einen Besuch im Blue Penny Museum. Dort sehen Sie eine der berühmtesten Marken auf der Welt, die Blaue Mauritius, und ihre kleine Schwester, die Rote Mauritius.»
«Oder immerhin Kopien davon», dachte Véronique.
«Merci beaucoup, das werde ich tun.»
Im Grunde genommen hatten beide recht, was die Marken anging. Um die Qualität der Raritäten vor Lichteinfluss zu schützen, wurden die Originale pro Stunde nur gerade zehn Minuten gezeigt, jeweils im Stundentakt ab 10.30 Uhr. Was dazu führte, dass jeweils zur halben Stunde vor der Vitrine im ersten Stock ein grosses Gedränge herrschte. In der übrigen Zeit bekamen die Besucherinnen und Besucher Kopien zu sehen, die von den Originalen allerdings nicht zu unterscheiden waren.
Véronique von Greifenbach hatte im Museum aber ganz etwas anderes im Sinn.
«Bonjour, Chantal de Senarclens. Ich habe eine Verabredung mit dem Direktor. Können Sie ihm mitteilen, dass ich hier bin, bitte?», stellte sie sich nun am Souvenirkiosk im Parterre des Museums vor.
«Monsieur le directeur ist im Moment ausser Haus, er sollte aber in einer Viertelstunde wieder hier sein. Möchten Sie in der Zwischenzeit ins obere Stockwerk, die Marken anschauen?»
Das Blue Penny Museum in Port Louis, zu Ehren der Blauen Mauritius.
«Nein, danke, ich schaue mich hier bei den Souvenirs um», antwortete von Greifenbach, zum grossen Erstaunen der Museumsmitarbeiterin, waren Touristen doch sonst besessen davon, die beiden Marken zu sehen.
Was niemand wusste, und weshalb Véronique sich eines falschen Namens bediente: Philippe war durch einen Onkel zweiten oder dritten Grades und dessen Beziehungen zu einem ehemaligen Bürgermeister von Bordeaux im Besitz einer ungestempelten Blauen Mauritius, von deren Existenz aber ausser Philippe und Véronique seit dem Tod ihrer beider Eltern niemand wusste. Die Marke lag in einem Banksafe bei jener Pariser Grossbank, in deren Dienste Philippe stand. Die Eheleute hatten nicht vor, mit dieser philatelistischen Sensation Kasse zu machen, vielmehr interessierte sie, was die Nachricht von einer fünften ungestempelten Blauen Mauritius auslösen könnte. Denn heute, dies hatte Philippe hatte am Abend vor Véroniques Abreise im Internetlexikon Wikipedia kurz nachgeprüft, gab es noch vier ungebrauchte Blaue-Mauritius-Marken, die sich im Privatbesitz von Queen Elisabeth II, im Museum voor Coommunicatie in Den Haag, in der British Library in London und eben im Blue Penny Museum in Port Louis befanden.
Exakt nach der von der Angestellten vorausgesagten Viertelstunde traf der Direktor des Museums ein. Nach einem kurzen Gespräch mit seiner Mitarbeiterin kam er auf Véronique von Greifenbach zu.
«Madame de Senarclens?»
«Oui, Monsieur, danke, dass Sie sich Zeit für mich nehmen.»
«Ich bitte Sie … Gerne. Sie klangen gestern am Telefon sehr geheimnisvoll. Ich bin deshalb sehr gespannt, was Sie mir zu sagen haben. Kommen Sie doch mit in mein Büro, da sind wir ungestört.»
Von Greifenbach alias Chantal de Senarclens sprach zuerst von ihrem Interesse an der Philatelie, was den Direktor aber wenig zu interessieren schien. Nach einigen Minuten kam sie auf die berühmten Marken zu sprechen.
«Was halten Sie von der Möglichkeit, dass es eine fünfte ungestempelte Blaue Mauritius gibt?»
«Madame, da kann ich mich kurz halten: Das ist unmöglich.»
«Nichts im Leben ist unmöglich, Herr Direktor.»
«Doch, das gibt es – oder können Sie sich Olympische Winterspiele auf Mauritius vorstellen? Wissen Sie, es gibt keine Marke auf der Welt, die öfter hinterfragt wurde und über die man mehr geforscht hat als die Blaue Mauritius. Da gibt es keinen Interpretationsspielraum. Ich wiederhole: keinen.»
«Mir ist jedoch