Название | Tod auf der Trauminsel |
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Автор произведения | Thomas Bornhauser |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783038182788 |
«Sag mal, Wolf, ich hätte Lust, demnächst zwei Wochen Ferien einzuschieben, was glaubst du, liegt das drin?»
«Véronique, you’re the boss, weshalb die Frage?»
«Hast du selber keine Ferien eingeplant, in nächster Zeit?»
Auch wenn Uebersax nicht der Geschäftsleitung angehörte – jedoch die Protokolle des Gremiums verfasste und somit über fast alles im Bild war, was sich bei DBD tat –, legte die Chefin Wert auf seine Meinung.
«Ich kann mich einrichten, verschieben, kein Problem. Zudem sind Sommerferien, da wird sich nicht sehr viel bewegen, was wir an geschäftlichem Knowhow nicht bereits intus hätten. Wohin willst du?»
«Ich hatte schon länger vor, nach Mauritius zu reisen. Ich werde mich mal schlau machen.»
«Weshalb ausgerechnet Mauritius?»
«Freunde, die dort waren, schwärmen davon. Das ist alles.»
Dieses scheinbar belanglos angehängte «Das ist alles» vermochte Uebersax nicht wirklich zu überzeugen. Dennoch unterliess er es, weitere Fragen zu stellen und sagte stattdessen: «Ich würde Business Class bei Emirates buchen, die haben ein tolles Oberdeck im A380, mit ein, zwei Tagen Stopover in Dubai, für eine Citytour und Shopping. Gehst du mit Philippe?»
«Nein, er ist beruflich im Juli stark beschäftigt, meistens in Paris, da fällt meine Abwesenheit nicht einmal gross auf.»
«Geh du nur, teil mir einfach den Flugplan mit und in welchem Hotel du bleiben willst, für alle Fälle. Apropos: Das Paradis Beachcomber soll ein Hotel der absoluten Luxusklasse sein, habe ich von Freunden gehört. Wie lange gedenkst du zu bleiben?»
«Eine oder zwei Wochen, das weiss ich noch nicht, ich informiere dich.»
Obwohl immer noch vom Gespräch mit Crooks abgelenkt, gelang es von Greifenbach nach der Besprechung mit Wolfgang Uebersax, sich erfolgreich durch ihren Pendenzenberg durchzuarbeiten. Ihr Motto lautete «Für Pendenzen habe ich keine Zeit», weshalb einmal die Woche, eben freitags, stur «office day» eingetragen war, auf Monate hinaus.
Véronique von Greifenbach wohnte in Muri bei Bern, im Elternhaus, 1814 gebaut, in einer grossartigen Villa mit einem kleinen Park an der Elfenaustrasse, inmitten vieler Prominenter, mit direktem Autobahnanschluss in Richtung Bern und Thun. Autofahren war eine ihrer Leidenschaften. Ihr Maserati Ghibli S stand in der kleinen Einstellhalle für die Freizeit bereit, ins Büro fuhr sie mit einem neuen Range Rover Evoque. Vor 20 Jahren heiratete von Greifenbach, aus einer altehrwürdigen Berner Patrizierfamilie stammend, den sieben Jahre jüngeren Philippe de Lattre de Tassigny, Anlageberater bei einer grossen französischen Bank mit Sitz in Bern. Er war nach wie vor sehr attraktiv, Freunde foppten ihn, seiner herben und verwegenen Schönheit wegen, jeweils mit dem Übernamen Bébel, in Anlehnung an den französischen Filmschauspieler Jean-Paul Belmondo zu dessen besten Zeiten. Philippe war übrigens kein Nachkomme von Jean Joseph-Marie Gabriel de Lattre de Tassigny, Oberkommandierender General der 1. Französischen Armee, die zu Ende des Zweiten Weltkrieges den Süden Deutschlands eroberte. Ihren Namen behielt Véronique von Greifenbach nach der Heirat, das Konstrukt Véronique de Lattre de Tassignyvon Greifenbach war ihr ein Gräuel. Die Ehe blieb kinderlos, bewusst.
Nach dem Nachtessen – das Ehepaar beschäftigte Gärtner, Haushälterin und Koch für das Anwesen – blieb gerade noch genügend Wein, ein edler Château Duhart-Milon, um draussen auf der Terrasse standesgemäss ein Gespräch über den Telefonanruf aus Palo Alto zu führen. Véronique erzählte ihrem Mann die Umstände.
«Woran leidet Eduard eigentlich?»
«Man sagt, es sei Pankreaskrebs …»
«Bauchspeicheldrüsenkrebs, schlimm.»
«Philippe, was meinst du zum Vorschlag? Soll ich annehmen?»
«Sagen wir es einmal so: Ich würde mehr als nur einmal darüber schlafen.»
«Jonathan lässt mir bis am 10. Juli Zeit. Da du im Juli sowieso oft nicht da bist, habe ich mir überlegt, nach Mauritius zu fliegen, du weisst ja, auch wegen ‹Bordeaux›, um das einmal abzuklären.»
«Ja, und ich finde das eine gute Idee. Zufälligerweise hat mir ein Bekannter von einem guten Hotel an der Ostküste erzählt, warte mal, ich rufe ihn schnell an.»
Philippe schritt zum Telefonieren – mit dem Glas in der Hand – zurück in den Salon, da die Eheleute schon vor langer Zeit abgemacht hatten, dass Handys und Tablets nicht auf die Terrasse gehörten. Der Koch hatte kurz zuvor seinen Arbeitstag beendet, man war also «unter sich».
«Crystals Beach heisst das Hotel, in Belle Mare», sagte Philippe wenig später, als er wieder Platz auf der Terrasse nahm, «mein Bekannter war jedenfalls sehr zufrieden, kein Luxuskasten, aber ideal für eine Retraite. Das Hotel gehört zur Maritim-Gruppe. Dort kenne ich die Besitzerin, soll ich dir ein schönes Zimmer reservieren lassen?»
«Notfalls, gerne ja, aber vorher will ich die Flüge buchen, das hat Priorität. In Mauritius ist zurzeit ja nicht Hochsaison, da finde ich bestimmt etwas Passendes», sagte Véronique. «Vielleicht», entfuhr es ihr beschwingt, «brauche ich nicht einmal dein Vitamin B.»
Sekunden später – und eigentlich entgegen allen häuslichen Abmachungen – holte sie ihren Laptop auf die Terrasse, um bei Emirates nach Flügen in Richtung Dubai und Mauritius zu suchen.
«Nur im Sinne der Ausnahme …», sagte sie, als sie den Laptop auf den Tisch stellte und Philippe ein Bisou auf die Wangen drückte, «Wolf hat mir Emirates empfohlen, mit einem ein- oder zweitägigen Zwischenhalt in Dubai.»
«Gute Idee, das Burj Al Arab ist fantastisch, mit Blick aufs Meer, samt der Palm Jumeirah, diesen palmenförmig angelegten Luxusvillen mit künstlichem Sandstrand. Ich war ja letztes Jahr kurz dort, mit Investoren aus Frankreich.»
«Das Burj Al Arab ist doch jenes Hotel, das wie ein riesiges Segelschiff aussieht, nicht wahr?»
«Exakt. Und damit es klappt, buchen wir auch gleich eine Besichtigung des Burj Khalifa, dem höchsten Gebäude der Welt.»
«Chéri, das mit dem höchsten Gebäude der Welt weiss ich. Ich lese Zeitungen …»
Die folgende Stunde verbrachte das Ehepaar damit, Flüge, die Hotels und die Besichtigung des Wolkenkratzers Burj Khalifa in Dubai zu buchen: Hinflug am Samstag, 27. Juni ab Zürich nach Dubai mit einem A380 in der Businessclass der Emirates mit Abflug in Zürich um 15.35 Uhr und Ankunft in Dubai kurz vor Mitternacht Ortszeit, zwei Übernachtungen im Burj Al Arab, Besichtigung des Burj Khalifa am Sonntag, Weiterflug wiederum mit A380 in der Businessclass ab Dubai am frühen Montagmorgen, 29. Juni um 3.20 Uhr mit Emirates EK 701 nach Mauritius, elf Übernachtungen in einer Junior-Suite zur Alleinbenutzung im Crystals Beach Hotel in Belle Mare, Rückflüge Mauritius – Dubai – Zürich am Freitag, 10. Juli. Die Transfers vom/zum Flughafen waren in den Preisen für die beiden Hotelaufenthalte inbegriffen.
«Eigentlich würde ich am liebsten sofort packen und morgen schon fliegen, das Angebot von Jonathan gehört so schnell als möglich beantwortet. Irgendwie reizt es mich wirklich, so zum Schluss der Karriere.»
«Und wieso reist du erst in einer Woche?»
«Chéri», sagte sie lächelnd und hob ihr Glas, um mit Philippe anzustossen, «ich bin doch keine Chaotin, ich möchte das Büro comme il faut hinterlassen, man weiss schliesslich nie, was passieren kann.»
«Also, von einem Tiger wirst du bestimmt nicht angefallen, die gibt’s in ganz Afrika nämlich nicht, hat es nie gegeben, auch auf Mauritius nicht. .»
«Auch das ist mir bekannt, aber Wolf ist möglicherweise in den Ferien und einige Mitglieder der Geschäftsleitung ebenso.»
«Wirst du wegen ‹Bordeaux› Erkundigungen anstellen?»
«Gewiss, das ist mit ein Grund, weshalb ich dorthin fliege, aber das braucht ja niemand zu wissen. Ich bin ja gespannt …»
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