Название | Tod auf der Trauminsel |
---|---|
Автор произведения | Thomas Bornhauser |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783038182788 |
Unterwegs telefonierte Véronique von Greifenbach, um Philippe ihre Ankunft auf der Insel mitzuteilen, anschliessend führte sie ein zweites Gespräch, wobei Anthony sie regelmässig im Rückspiegel beobachtete. Mit ihren dunkelblonden langen Haaren fiel sie inmitten der Einheimischen, Nachkommen von Einwanderern aus Indien und ehemaligen Sklaven aus Afrika und Madagaskar, auf. Sie hatte sich auf ihren Aufenthalt gut vorbereitet und wunderte sich deshalb, dass Anthony Richtung Hauptstadt fuhr, nach Port Louis, an der Westküste der Insel gelegen.
«Entschuldigung, Anthony, liegt das Crystals Beach Hotel in Belle Mare nicht an der Ostküste?»
«Oui, Madame.»
«Sie aber fahren an die Westküste.»
«Ja, dort liegt das Maritim Hotel.»
«Ich habe aber im Crystals Beach Hotel gebucht, in Belle Mare.»
«Nein, ich muss Sie ins Maritim fahren.»
«Das Crystals Beach ist auch ein Maritim Hotel …»
«Ich denke nicht, dass Sie an die Ostküste wollen, die Zentrale hat mich angewiesen, Sie ins Maritim zu fahren, und das liegt an der Westküste, oberhalb von Port Louis, deshalb fahre ich diesen Weg.»
«So. Anthony, jetzt halten Sie sofort und rufen Ihre Zentrale an.»
Anthony stoppte den Mercedes und tat wie befohlen. Und obwohl des Morisyens, einer vom Französischen abgeleiteten Kreolsprache, unkundig, konnte Véronique aus dem Gespräch unschwer heraushören, dass Anthony eine falsche Spur verfolgte, respektive in die falsche Richtung fuhr. Der Irrtum war aber nicht ihm, sondern der Zentrale anzulasten. Nachdem er das Gespräch beendet hatte, drehte Anthony sich zu «Madame Greifenback» um, mit vielen entschuldigenden Worten. Sie lächelte versöhnlich. Immerhin kam sie durch das Missverständnis in den Genuss einer kleineren Inselrundfahrt.
Beinahe zwei Stunden nach ihrer Ankunft am Flughafen empfing sie im Crystals Beach Hotel der Resident Manager, Michael Hacker, ein Thurgauer aus Weinfelden, der aber Véroniques Bruder Charles, ebenfalls in Weinfelden wohnhaft, nicht kannte. Er wusste über das Malheur bereits Bescheid und entschuldigte sich seinerseits nochmals in aller Form, obwohl unschuldig im Sinne einer nicht erfolgten Anklage. Er lud Véronique von Greifenbach zu einem Glas Champagner ein und zeigte ihr persönlich die Hotelanlage.
«Wir haben Ihnen ein wirklich schönes Zimmer reserviert, eine Junior-Suite mit fantastischer Aussicht auf Palmen und Meer.»
«Liegt es an ruhiger Lage?»
«An sehr ruhiger Lage, etwas abseits, Privatsphäre garantiert.»
«Das freut mich sehr, danke vielmals.»
«Gerne. In Ihrem Arrangement ist ja auch eine Inselrundreise inbegriffen …»
«… die ich zum Teil bereits hinter mir habe …», antwortete Véronique von Greifenbach belustigt.
«Dem kann man so sagen, wirklich. Für morgen ist schönes Wetter angesagt, wollen Sie nicht …»
«… nur morgen, dann nicht mehr?»
«Doch, doch, ich kann Sie beruhigen, es bleibt schön. Von Gästen weiss ich, dass so eine Rundfahrt zu Beginn der Ferien besser ist als noch schnell zum Schluss. Die ganze Insel zu erkunden liegt zeitlich nicht drin. Ich empfehle Ihnen die Nord-Tour mit Besuch in Port Louis, die Süd-Tour können Sie ja nächste Woche buchen.» «Das tönt sehr gut, das wäre also am Dienstag, 30. Juni, ich bringe im Moment noch die Tage durcheinander …»
«Keine Angst, das passiert vielen Gästen, die neu ankommen», sagte Michael Hacker, nun vor dem Gebäude, wo sich Véroniques Zimmer befand und wohin ihre beiden Koffer bereits gebracht wurden. «Ja, wir sprechen vom Dienstag, 30. Juni, morgen also. Der Chauffeur – er heisst Jaidev – erwartet Sie um neun Uhr in der Lobby. Und jetzt lasse ich Sie das Zimmer beziehen. Falls Sie etwas benötigen, können Sie sich jederzeit an die Réception wenden. Am besten fragen Sie nach Anabelle oder Delphine. Und Sie haben ja ‹all inclusive› gebucht, können Ihr Portemonnaie also gut in den Zimmersafe legen.»
«Danke. Sie werden ja noch anderes zu tun haben als mich zu betreuen.»
Mit diesen Worten verabschiedete man sich. Wenige Augenblicke später konnte sich Véronique von Greifenbach selber ein Bild ihres Zimmers machen. Michael Hacker hatte nicht übertrieben. Die kleine Suite war wirklich vom Feinsten, im zweiten Stock gelegen. Nachdem sie die Koffer ausgepackt und sich umgezogen hatte, schnappte sie sich ihr zweites Handy für sehr Privates und wählte eine Nummer.
«So, Liebster, ich wäre schon mal hier, jetzt warte ich bloss noch auf dich.»
«Ich komme übermorgen Mittwoch, über Paris, mit Air France.»
In diesem Zimmer des Crystals Beach Hotel auf Mauritius wohnte Véronique von Greifenbach.
«Das trifft sich gut, ich gehe morgen auf Inseltour, um mir die Wartezeit zu verkürzen.»
«Wie ist das Hotel?»
«Sehr schön, mit einem grooossen Bett. Und innerhalb der Anlage etwas abgelegen, da merkt kein Mensch, dass wir das Zimmer zeitweise zu zweit benutzen. In Dubai habe ich übrigens bei Victoria’s Secret einige sehr reizvolle Dessous gekauft …»
«Oh, là, là … Ich werde versuchen, dich nicht zu enttäuschen.»
«Da habe ich aber überhaupt keine Bedenken …», antwortete sie.
«Ich nehme mir pro forma ein Zimmer im Hotel Ambre, gleich neben dem Crystals Beach gelegen, damit wir uns alle Optionen offenhalten können», sagte er lachend.
«Du bist ein Schlingel, melde dich sofort, wenn du da bist, ich freue mich so …»
«Das geht mir gleich. Also, bis übermorgen, ich bin schon ganz aufgeregt.»
«Und ich erregt, wenn ich nur schon deine Stimme höre. »
Mit anderen Worten: Véronique von Greifenbach hatte ein gut gehütetes Geheimnis, von dem niemand etwas wusste, ja, nicht einmal erahnte. Seit mehr als einem Jahr schon. Dass ihr Puls in diesem Moment plötzlich wieder verrückt spielte, führte sie auf das soeben geführte Gespräch zurück – und in Gedanken lag sie bereits mit ihrem Lover im Bett und liess sich wie immer von ihm verführen, auch mit vulgären Flüstereien ins Ohr, etwas, das sie mit Philippe nie erlebt hatte. Fast hätte man sagen können, dass sich Véronique selber total enthemmt erlebte, wenn sie mit ihrem Geliebten zusammen war. Und dies nicht bloss während einer halben Stunde. Sie konnte es kaum erwarten, bis er am Mittwoch anrufen würde.
Im Einteiler, der ihre noch immer fantastische Figur perfekt zur Geltung brachte, machte sie sich auf an den Beach, um sich im Wasser abzukühlen.
Den Rest des Montags verbrachte Véronique am wunderschön gelegenen Strand. Das Wetter war traumhaft, bei 28 Grad, nur der Wind – zu dieser Jahreszeit an der Ostküste üblich – vermochte ein perfektes Sonnenbaden etwas zu trüben. Beim Strandspaziergang lief sie auch am Hotel Ambre vorbei. Allein der Anblick des Hotels inspirierte sie zu erotischen Fantasien. Und wieder stieg ihr Puls an. Nur gut, hatte sie sich entschieden, bereits morgen eine Inseltour zu unternehmen, zudem mit einem Aufenthalt in Port Louis, wo sie einen Besuch eingeplant hatte.
Vom langen Tag müde geworden – der Abflug in Dubai fand bereits um 3.20 Uhr statt –, suchte sie gleich nach einem reichhaltigen indischen Abendbuffet relativ früh ihr Zimmer auf. Von dort aus telefonierte sie mit Philippe, der seiner Frau eine gute Nacht wünschte. Diese gab sich anschliessend sinnlichen Träumen hin, in denen