A Hund bist fei scho. Johann Rottmeir

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Название A Hund bist fei scho
Автор произведения Johann Rottmeir
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783862221691



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jetzt muss er sie auch selber auslöffeln.

      In dieses Schlamassel hat er sich selbst hineingebracht, also muss er auch selbst schauen, wie er da wieder herauskommt.

      „Wià schmeckt’s dà ’n?“ „Net schlecht. Aber schlecht kànnt oàn wern.“ / „Wie schmeckt es dir denn?“ „Nicht schlecht. Aber schlecht könnte einem werden.“

      Antwort samt Wortspiel auf die Frage nach dem Genuss beim Essen. So vernichtend wie es klingt, ist es aber in der Regel nicht gemeint. Meist wird die Frage nach dem Genuss derart kommentiert, um einfach einen lustigen Spruch von sich zu geben – obwohl einem das Essen durchaus schmeckt.

      Bedienung beim Abservieren: „Håt’s gschmeckt?“ / Hat es geschmeckt? Gast: „I håb scho besser gessen.“ / Ich habe schon besser gegessen. Bedienung: „Aber net bei uns!“ / Aber nicht bei uns!

      Dieser Dialog wird gerne erzählt, wenn die Qualität des in einem Gasthaus servierten Gerichts sehr zu wünschen übrig lässt.

      À-r-à guàtn Kechin grat wås å. / Auch einer guten Köchin gerät etwas ab (daneben).

      Auch bei einer guten Köchin gelingt gelegentlich ein Gericht nicht so gut, geht beim Kochen mal etwas daneben.

      À so à Zeig! / So ein Zeug!

      Oder etwas ausführlicher:

      Wås is ’n dès für à Zeig? / Was ist denn das für ein Zeug?

      Ausrufe beim Anblick eines Gerichts, das einem nicht schmeckt bzw. das man nicht kennt und allein deshalb schon ablehnt.

      Wås der Bauer net kennt, frisst er net. / Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht.

      Eine etwas fragwürdige Begründung, warum man eine Speise nicht mag oder sie ablehnt bzw. partout nicht essen will.

      Des schmeckt wià eigschlaffàne Fiàß. / Das schmeckt wie eingeschlafene Füße.

      So beschreibt man ein nicht oder zu wenig gewürztes, fades Gericht.

      Es wissts ja net wås guàt is. / Ihr wisst ja nicht, was gut ist (schmeckt),

      sagt man, wenn einige der Anwesenden erklären, ihnen würden die von anderen als Leibspeise genannten Gerichte überhaupt nicht schmecken.

      Bi net går so äggschtre! / Sei nicht gar so extrig!

      Sei nicht gar so wählerisch beim Essen. Alternativ: „Bi net går so ausgstochà (ausgestochen)/gnàschè (naschend)/gschleckàd (schleckig)/ hoàggle (heikel)“.

      ’S Hundertste schmeckt eàm net. / Das Hundertste schmeckt ihm nicht.

      Hier haben wir eine Person, die bei der Nahrungsaufnahme sehr wählerisch ist.

      À Möispeis zum Umhängà. / Eine Mehlspeise zum Umhängen.

      Als „Mehlspeisen“ bezeichnet man in Bayern nicht alle Speisen, bei denen Mehl die Hauptzutat darstellt, sondern in erster Linie Süßspeisen, z.B. Semmelschmarrn, Apfelstrudel, Dampf-, Rohrnudeln oder Pfannkuchen. Vorwiegend wurden sie an Freitagen gekocht, an denen aus religiösen Gründen kein Fleisch gegessen werden durfte. Diese Mehlspeisen kann man sich selbstverständlich nicht um den Hals hängen, also steht diese Redewendung für etwas Unmögliches, Sinnloses, Unbekanntes, Unwahrscheinliches oder Unsinniges.

      Der verbringt vielleicht à Fresserei. / Der hat sehr ungewöhnliche Essgewohnheiten.

      Der hat keine Manieren beim Essen. Das zeigt sich z.B. durch ungeschickte Benutzung des Bestecks oder durch lautes Schmatzen und Rülpsen.

      Jetz håt’s-à-se umdràht. / Jetzt hat es sich umgedreht.

      So äußert bzw. rechtfertigt man sich, wenn man nach dem Essen aufstoßen muss und es nicht gelingt, dies vor den Tischnachbarn zu verbergen.

      Macht nix, àn Mång drunt kimmt àso ois zamm. / Das macht doch nichts, im Magen unten kommt ohnehin alles zusammen.

      Isst man verschiedene Speisen zusammen, die gar nicht zueinander passen, dann kann man Kritik an der etwas sonderbaren Zusammenstellung mit diesem Spruch begegnen.

      Wià bein Essen, so bei dà Arwàd. / Wie beim Essen, so bei der Arbeit.

      Wer langsam arbeitet, isst langsam – wer schnell arbeitet, isst schnell. Den Spruch hört man vor allem von Schnellessern, die sich damit gleichzeitig brüsten, sie würden auch schnell arbeiten, während die langsamen Genießer auch bei der Arbeit weniger leisten würden.

      Des sàn mà scho de Rechten: Bein Essen schwitzen und bei der Arwàt friern. / Das sind mir schon die Richtigen: Beim Essen schwitzen und bei der Arbeit frieren.

      Kritische Bemerkung, wenn jemand beim Essen schnell heiß wird. Diesem wird unterstellt, bei der Arbeit zu frieren, also faul zu sein und sich kaum bewegen zu wollen, beim Essen dagegen vollen Einsatz zu zeigen.

      „Wås mächst nachà du àmoi wern?“ „À glerntà Brotzeitmachà àn liàwàn!“ / „Was willst denn du einmal werden?“ „Ein gelernter Brotzeitmacher am liebsten!“

      Der Beruf des „Brotzeitmachers“ ist sehr erstrebenswert, weil seine Aufgabe nur darin besteht zu essen und zu trinken. Während man bei allen anderen Berufen das Geld für seine Ernährung durch die Arbeit erst verdienen muss, beschäftigt sich der Brotzeitmacher schon während der „Arbeitszeit“ mit der Nahrungsaufnahme. Der Beruf des Brotzeitmachers ist verständlicherweise sehr begehrt, aber leider nur Utopie.

      I moàn, jetz dràmst vo de Weißwürscht. / Ich denke, jetzt träumst du von Weißwürsten,

      sagt man zu jemandem, der einen völlig unrealistischen Gedanken geäußert hat, z.B.: „I glàb, dass der Moàster àn Küàdà àn jeden à Brotzeit zoit“ (Ich glaube, dass der Meister auf Kirchweih jedem eine Brotzeit spendiert). Eine solche Freigebigkeit des Meisters ist so unwahrscheinlich, dass es sich nur um einen Traum handeln kann.

      Hunger treibt ’Bråtwürscht nei. / Der Hunger treibt die Bratwürste hinein.

      Verspeist jemand die auf seinem Teller liegenden Bratwürste rasend schnell, so als ob die Würste in seinen Mund hineingetrieben würden, dann muss das am besonders großen Hunger liegen. Der Spruch wird aber auch generell dann gebraucht, wenn jemand offensichtlich gewaltigen Hunger hat und mit großem Appetit große Portionen vertilgt – entsprechend dem im Schriftdeutschen bekannten „Hunger ist der beste Koch“.

      Weißkraut

      Weißkraut war früher ein wichtiges Nahrungsmittel. Das Kraut gedieh im heimischen Boden gut, man konnte es haltbar machen und den ganzen Winter hindurch essen, und gerade in der kalten, dunklen Jahreszeit war es aufgrund seines hohen Vitamin C-Gehalts schier unverzichtbar: Weder frisches Obst noch Gemüse war in den Wintermonaten verfügbar, dazu gab es kaum andere Möglichkeiten für eine ausreichende Versorgung mit dem wichtigen Vitamin C. Auf diese zentrale Stellung des Krauts in der bayerischen Küche dürfte auch ein in manchen Gegenden üblicher Hochzeitsbrauch zurückzuführen sein: Die Braut musste vor dem Betreten des Hochzeitssaales das von der Wirtin angebotene Sauerkraut probieren und für gut befinden, bevor es den Gästen serviert wurde. Meist wurde ihr hierzu ein mit Rosmarin geschmückter Löffel zusammen mit dem Spruch „Bist du Braut, versuch ’s Kraut“ in die Hand gedrückt – ein symbolischer Test, der weniger die Kochkunst der Wirtsleute unter Beweis stellen sollte als die Fähigkeiten der zukünftigen Ehefrau in der Küche.

      Dazu aus den Lebenserinnerungen meiner Mutter:„Jedes Jahr fuhren meine Eltern mit dem Pferd und dem Gäuwagerl nach Freising und kauften dort drei Zentner Kraut am Markt. Das verkauften dort die Bauern aus Ismaning. Daheim kam