A Hund bist fei scho. Johann Rottmeir

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Название A Hund bist fei scho
Автор произведения Johann Rottmeir
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783862221691



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gefüllt mit vom Pfarrer gesegneten Weihwasser, das man sich aus der Kirche holte. Man begrüßte sich ebenso selbstverständlich wie gottesfürchtig mit „Griaß God“ (Grüß Gott) und verabschiedete sich mit „Pfià God“ (Behüt’ dich Gott). Wurde ein neuer Laib Brot angeschnitten, so machte die Bäuerin zuvor mit dem Messer ein Kreuzzeichen auf den Boden des Laibs. Man ging regelmäßig zur Beichte, wo man dem Pfarrer im Beichtstuhl seine Sünden vortrug, worauf einem dieser die Absolution erteilte und sich hoffentlich bei der Buße gnädig zeigte und nur ein paar Vaterunser zu beten aufgab.

      Bis heute ist diese Allgegenwart des Religiösen fast überall sicht- und spürbar, in ländlichen Gegenden hat sich der Glaube auch noch durchaus einen ordentlichen Anteil am Alltag bewahrt. Selbst Ungläube lassen sich zu dem Spruch hinreißen: „Ich bin Atheist – Gott sei dank!“. Aus dieser großen Volksfrömmigkeit sind natürlich viele Sprüche und Redewendungen entstanden, und angesichts der einstigen Dominanz der Religion, besonders der katholischen, beginnen wir mit diesem Thema.

      Der liebe Gott und sein Personal

      Aus vielen Sprüchen zur Religion ist der Respekt und die Hochachtung vor Gott und seinen irdischen Vertretern ablesbar. Aber wenngleich die meisten Bayern doch tiefgläubige Menschen waren, so ließen daneben auch immer ein paar die gebotene Achtung und Demut vor theologischer Autorität vermissen. Es gab wohl zu jeder Zeit die Unglücklichen, die auf den Herrgott schimpften und sich mit despektierlichen Bemerkungen Luft machen mussten. Aber manchmal hilft eben nur ein herzhafter Fluch, um das seelische Gleichgewicht wieder ins Lot zu bringen.

      Griàß God! – Pfià God! / Grüß Gott! – Behüt’ dich Gott!

      Dies sind die beiden in Bayern üblichen Formulierungen für Begrüßung und Verabschiedung. Grüßt man eine ganze Gruppe von Personen, kann man auch „Griàßgobbeinand“ (Grüß Gott beieinander) anbringen. Ist man mit der zu grüßenden Person per Sie, so sagt man nicht „Griàß Sie God“ (Grüße Sie Gott), sondern „Griàß Eàhnà God“ (Grüße Ihnen Gott). Eine schlechte Nachricht kommentiert man mit „Ja pfiàt de God“ (Ja behüte dich Gott).

      Vergöit’s God! – Seng’s God! / Vergelte es Gott! – Segne es Gott!

      Anstelle des heutigen „Danke“ und „Bitte“ waren früher diese Worte üblich. Der Dank konnte auch verkürzt mit „Göit’s God” formuliert werden.

      Höif dà God! – Dank dà God! / Helf dir Gott! – Dank dir Gott!

      Musste jemand niesen, dann wünschte man ihm Gottes Hilfe, und der Niesende bedankte sich wiederum mit dem Wunsch, Gott möge seinem Gegenüber die Fürsorge danken. Auch hier gibt es die Kurzformen „Höif God!“ und „Dank God!“. Folgte gleich anschließend ein zweites Niesen, so konnte man den ursprünglichen guten Wunsch mit dem Zusatz „Dass’ wåhr is“ (Damit es wahr ist) erweitern. Angeblich kommt der Appell, Gott möge helfen, daher, dass Niesen als erstes Anzeichen für die Ansteckung mit der Pest galt. In diesem Fall konnte in früheren Zeiten wirklich nur Gott helfen und selbst der war mit seinem Beistand sehr zurückhaltend.

      Woàß God wo. / Weiß Gott wo.

      Bedeutet „irgendwo“ oder auch „von weit her“, von so weit her, dass nur Gott den Ort kennt, z.B.: „De hoin d’ Epfe öiwà woàß God wo“ (Die holen die Äpfel immer von weit her).

      Um Gottes Himmès Wuin. / Um Gott des Himmels Willen.

      Jessàsjessàsnà. / Jesus, Jesus, nein.

      Jessàsmaria (und Josef). / Jesus Maria (und Josef).

      Hier handelt es sich allesamt um Ausrufe der Überraschung, die selbstverständlich Gott und die Heilige Familie miteinbeziehen.

      Àn Herrgod àn guàdn Mo sei lassn. / Den Herrgott einen guten Mann sein lassen.

      Den Tag unbekümmert verbringen, es sich einfach gut gehen lassen, ohne darüber nachzudenken, ob dieses Verhalten auch im Sinne Gottes ist.

      Himmevaddà schiàß, glåån is scho! / Himmelvater schieß, geladen ist schon!,

      sagte man gern, wenn man sich besonders geärgert hatte, z.B. wenn einem Mitspieler beim Schafkopfen ein grober Fehler unterlaufen war.

      Dà Himmevaddà schimpft. / Der Himmelvater schimpft.

      So erklärte man Kindern die Ursache des Donners. Eine andere Erklärung war:

      Dà Petrus duàt kegelscheim. / Der Petrus tut kegelscheiben (kegeln).

      So wie Kegelfiguren mit viel Getöse von der Kugel umgeworfen werden, donnerte es in den Wolken, wenn der heilige Petrus – der ja gern als himmlischer Wettermacher angerufen wird – dort oben mit dem Spiel beschäftigt war.

      Jetz håt de dà Himmevaddà gstraft. / Jetzt hat dich der Himmelvater bestraft.

      Hatte sich jemand ungebührlich benommen und kurz darauf durch eigenes Verschulden verletzt, musste er sich dazu noch anhören, diese Strafe zu Recht von höchster Stelle erhalten zu haben. Sehr häufig fand der Spruch Anwendung, wenn jemand bei handwerklicher Arbeit geflucht und sich anschließend weh getan, sich z.B. mit dem Hammer auf den Daumen geschlagen hatte.

      Alloà is àn Himmè drin net schè. / Alleine ist es im Himmel drinnen nicht schön.

      Der Mensch braucht die Geselligkeit, andernfalls ist es sogar im Himmel, dem Inbegriff des Glücks, langweilig.

       Für jedes Häslein wächst ein Gräslein,

      pflegten die geistlichen Herren zu sagen, wann immer sie den göttlichen Wunsch nach einer großen Kinderschar predigten, ihre Schäflein aber darüber klagten, dass sie diese mit ihrem kargen Einkommen nicht ernähren konnten. Zu Recht erhielten die Pfarrer darauf die Antwort:

      I konn aber meine Kinder net zum Gråsn nausschickà. / Ich kann aber meine Kinder nicht zum Grasen hinausschicken.

      Wià dà Pfarrer um Kirchà rumgeht. / Wie der Pfarrer um die Kirche herumgeht.

      Mit diesen Worten erklärte man, was der Begriff „Im Uhrzeigersinn“ bedeutet. Früher war es üblich, dass der Pfarrer vor dem sonntäglichen Hauptgottesdienst zusammen mit einem Ministranten im Uhrzeigersinn die Kirche umrundete, Kirche und Friedhof segnete und dabei mit Weihwasser besprengte.

      Der håt sein Jàhrling wieder beinander. / Der hat seinen Jährling wieder zusammen.

      Der war in den letzten 12 Monaten nicht bei der Beichte. Beim „Jàhrling“ handelt es sich um die Summe der Sünden, die in der Zeit zwischen dem letzten und aktuellen Osterfest aufgelaufen sind und für die der Betroffene vom Pfarrer keine Vergebung (Absolution) erhalten hat, weil er nicht zur Beichte gegangen ist. Hintergrund davon ist eine Vorschrift der katholischen Kirche, nach der man regelmäßig, mindestens aber ein Mal im Jahr (dann möglichst an Ostern) beichten, also seine Sünden dem Pfarrer im Beichtstuhl bekennen sollte. Hatte dieser einen dann von seinem Sündenballast losgesprochen, konnte man wieder „mit reiner Seele“ die Heilige Kommunion empfangen. Wer dabei die volle Jahresfrist ausschöpfte, seinen „Jàhrling“ also beieinander hatte, musste sowohl vom Pfarrer als auch von Seiten der gläubigen Mitmenschen mit kritischen Kommentaren rechnen.

      Då dàt e mir ja Sünden fürchten. / Da würde ich mich ja davor fürchten, eine Sünde zu begehen.

      Hiermit wird bekräftigt, dass man etwas Bestimmtes wegen der damit verbundenen Sünde auf keinen Fall tun würde.

      Für àn Briminzsegn làfft mà se scho à båår Stiefesoin durch. / Für einen Primizsegen läuft man sich schon ein