A Hund bist fei scho. Johann Rottmeir

Читать онлайн.
Название A Hund bist fei scho
Автор произведения Johann Rottmeir
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783862221691



Скачать книгу

und bei geselligen Runden eindeutig das Wichtigste. Gefeiert, ausgelassen getrunken und aufgetischt was die Küche hergab wurde früher nur bei besonderen Gelegenheiten. Das Äußere durfte an solchen Tagen natürlich nicht vernachlässigt werden. Die Sprüche zu Festen und Feiertagen drehen sich also rund um die Festtagskleidung, das Sonntagsgewand, um die Vergnügungen wie den Tanz und das Schnupfen des Schnupftabaks sowie – für viele der unangenehmste Teil – ums Heimgehen. Von den Leuten, die sich damit besonders schwer tun, wird inzwischen gemunkelt, sie hätten einen genetischen Defekt: Ihnen fehle das sogenannte Heim-Gen.

      Richt de zamm! / Richte dich zusammen!

      Oder:

      Leg de o! / Leg dich an!

      Aufforderungen an den Partner, die Partnerin oder die jeweilige Begleitung, sich fertig zu machen, sich anzuziehen. Meist etwas ungeduldig geäußert, wenn man ausgehen möchte und es langsam an der Zeit ist aufzubrechen.

      Gschneizt und kàmpèd. / Geschneuzt und gekämmt.

      Zum Ausgehen bereit.

      Der danzt heit wià dà Lump am Stäckà. / Der tanzt heute wie der Lump am Stecken.

      Er ist ein eifriger Tänzer, er tanzt nahezu ohne Pause und voller Begeisterung. Er ist so quirlig und beweglich wie ein Stück Stoff (ein Lumpen), der an einem Stock (Stecken) befestigt ist und im Wind hin und her flattert.

       ’Gäns und d’ Àntn, ’Gäns und d’ Àntn.

      Sprachliches Rhythmus-Beispiel für einen Zweivierteltakt.

       D’ Àntn und ’Gäns, D’ Àntn und ’Gäns.

      Beispiel für einen Dreivierteltakt.

      „Die Gänse und die Enten“ bzw. „Die Enten und die Gänse“: Mit diesen beiden Beispielen erklärten früher die Tanzlehrer – meist keine Professionellen, sondern Vater oder Mutter – den Unterschied zwischen dem Zweivierteltakt (Boàrischer, Schottisch) und dem Dreivierteltakt (Walzer, Landler), weil hier der Sprechtakt im Bairischen dem jeweiligen Musik- bzw. Tanztakt entspricht.

      ’S Neujahr åbgwingà. / Das Neujahr abgewinnen.

      Glückwünsche zum Neuen Jahr überbringen. Das „Abgewinnen“ rührt daher, dass man früher versuchte, den anderen bei den Neujahrswünschen zuvorzukommen. Wer zuerst gratulierte, hatte den anderen „das Neujahr abgewonnen“. Bei Paten oder Großeltern bekamen die Überbringer der Glückwünsche in der Regel eine kleine Belohnung.

      Der Küàdà (Kürdà) dauert oft bis zum Müàdà, Es kànnt se schickà, à bis zum Mickà. / Die Kirchweih dauert oft bis zum Dienstag, Es könnte sich schicken, auch bis zum Mittwoch.

      Die Kirchweih wird am Kirchweihsonntag als wichtiges Kirchenfest gefeiert. Früher war die „Küàdà“ gerade auf dem Land ein seltener und daher willkommener Anlass, den Alltag für ein paar Tage ruhen zu lassen. Die Feiern dauerten dann häufig vom Sonntag bis zum darauf folgenden Dienstag, dem „Küàdàmüàdà“ (Kirchweihdienstag) – und wenn’s gar so schön war, manchmal sogar bis zum Mittwoch.

      Hau à Bris her! / Hau eine Prise her!

      Gib mir doch auch eine Prise Schnupftabak! Die Bitte an den Tischnachbarn – meist im Gasthaus und bei Festen und Feiern –, einen am Genuss des Schnupfens teilhaben zu lassen. Der bekannteste Schnupftabak ist der „Schmaizler“ oder „Schmalzler“, kurz auch „Schmai“ genannt. Dazu ein kleiner Ausflug in die bairische Grammatik: Besonders interessante Dialektlaute ergeben sich, wenn man zum Thema Schnupftabak folgenden Satz durchkonjugiert: „Wenn ich einen Schmai hätte, schnupfte ich ihn (würde ich ihn schnupfen).“ Wenn i àn Schmai häd, schnupfàd è ’n. / (Wenn ich … schnupfte ich ihn.)

       Wennst àn Schmai hädst, schupfàdst ’n. /

      (Wenn du … schnupftest du ihn.)

       Wenn à àn Schmai häd, schnupfàd à ’n. /

      (Wenn er … schnupfte er ihn.)

       Wenns àn Schmai häd, schnupfàds ’n. /

      (Wenn sie … schnupfte sie ihn.)

       Wemmà àn Schmai hän, schnupfàd mà ’n. /

      (Wenn wir … schnupften wir ihn.)

       Wennts àn Schmai häds, schnupfàds ’n. /

      (Wenn ihr … schnupftet ihr ihn.)

       Wenns àn Schmai hän, schnupfàdns ’n. /

      (Wenn sie … schnupften sie ihn.)

       Jetz håt oànà wås gsungà,

       Des håt se net greimt,

       Den ghert glei der Bläschl,

       Àn Årsch hintre gleimt. /

      Jetzt hat einer etwas gesungen,

      Das hat sich nicht gereimt,

      Dem sollte man gleich seine Zunge,

      An seinem Arsch hinten ankleben.

      Bayerisches Gstànzl: ein Vierzeiler, meist im Dreivierteltakt als Spottgesang präsentiert. Das Wort „Gstànzl“ leitet sich vom italienischen „stanza“ (Strophe) ab. Vorgetragen werden die kurzen improvisierten Lieder z.B. gern bei Hochzeiten oder auch offiziellen Preissingen. Bei Letzterem geben die Teilnehmer abwechselnd ihre Gstànzl in gereimten Versen zum Besten. Da jeder mit seinem Gesang auf den seines Vorsängers eingehen muss, liegt die Herausforderung natürlich darin, aus dem Stegreif einen passenden Text zu erfinden, der sich auch noch reimt. Gelingt das nicht, dann antwortet je nachdem der Gegner, Moderator oder Hochzeitslader mit obigem deftigem Reim.

      I mach mei Gràtàlation. / Ich mache meine Gratulation.

      Mit diesen Worten gratulierte man früher, insbesondere zum Namenstag. Aus der damaligen Religiosität heraus war dieser Tag aufgrund seines Bezugs zum Namenspatron, einem Heiligen der katholischen Kirche, von dem man sich Hilfe in schwierigen Situationen erwartete, sehr wichtig. Die Priorität des Feierns und Gratulierens verlagerte sich im katholischen Bayern erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf den Geburtstag.

      I moàn, du gehst jetz hoàm. / Ich meine, du gehst jetzt heim.

      Auch wenn die Pluralform „wir“ verwendet wird („I moàn, mir gengà jetz hoàm“), ist damit vor allem der Angesprochene gemeint. Es handelt sich hier um eine freundliche Aufforderung bzw. um den sprachlichen Versuch, jemandem nahezubringen, dass jetzt die rechte Zeit für einen Aufbruch in Richtung seines Zuhauses wäre. Das betrifft vor allem Gäste, die „àn Sitzàdn“ (einen Sitzenden), also ein starkes Sitzfleisch haben und nur schwer dazu zu bewegen sind, die angenehme Umgebung auf einem Fest oder in einem Gasthaus zu verlassen.

      Der braucht öiwei weidàbàddàn. / Den muss man immer weiterpatern.

      Den muss man jedes Mal hinauskomplimentieren, also freundlich, aber bestimmt zum Verlassen der Örtlichkeit auffordern. „Weiterpatern“ kommt vom „Pater“ (Ordensbruder) und ist verwandt mit dem „langsamen Bàddà“ (langsamer Pater, der ewig braucht, um eine Messe zu lesen), einer Bezeichnung für einen besonders gemütlichen, behäbigen Menschen.

      Maaner und Weiberleid

      Zwischenmenschliches und Erotisches

      Das Verhältnis zwischen Mann und Frau war zu allen Zeiten und in allen Kulturen ein ganz besonderes. Es hat unendlich viele