A Hund bist fei scho. Johann Rottmeir

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Название A Hund bist fei scho
Автор произведения Johann Rottmeir
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783862221691



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und ins Krautfassl getan, da musste eins von uns Kindern das Kraut eintreten. Zuerst wurden natürlich die Füße sauber gewaschen! Bei jedem Wandl Kraut kam eine Hand voll Salz zum Kraut. Getreten wurde so lange, bis sich oben Wasser ansammelte. Dann kam oben ein Tuch drauf und auf dieses ein rundes Brett, das schließlich mit einem großen Stein beschwert wurde. Das Kraut gärte, und die obere Schicht musste nach einiger Zeit immer wieder sauber gemacht werden. Dabei wurde der Schaum abgeräumt, die braunen Teile vom Kraut wurden entfernt. Das Tuch wurde gewaschen und das Kraut erneut damit bedeckt. Wenn das Kraut schließlich nicht mehr gärte, war es fertig und konnte als Sauerkraut gegessen werden.“

      Wià Kraut und Ruàm. / Wie Kraut und Rüben.

      Total durcheinander, völlig wirr. Neben Sauerkraut waren lange Zeit auch die Rüben ein wichtiges, viel gegessenes und gut haltbares Nahrungsmittel, bis ab etwa 1800 die aus Südamerika eingeführte Kartoffel auch in Bayern immer weitere Verbreitung fand. Der Ursprung des Spruchs könnte darin liegen, dass Kraut und Rüben früher häufig zusammen angebaut wurden, im Gegensatz zu anderen Feldfrüchten, die voneinander getrennt gepflanzt wurden. Denkbar wäre aber auch, dass sich der Spruch auf einen Eintopf bezieht, in dem Kraut und Rüben gemeinsam gekocht werden.

      Der håt mà ’s Kraut ausgschütt. / Der hat mir das Kraut ausgeschüttet.

      Der hat mich total verärgert, der hat mich total enttäuscht. Kraut ist – wie eingangs ausgeführt – nicht nur ein ernährungsphysiologisch wertvolles, sondern auch ein schmackhaftes Lebensmittel und war deshalb schon immer sehr wichtig und begehrt. Hat sich jemand erdreistet, einem anderen dessen Portion Kraut zu verschütten bzw. es auszuschütten, so hat sich diese Person absolut daneben benommen und man will mit ihr nichts mehr zu tun haben.

      Den frieß e aufn Kraut. / Den fresse ich auf dem Kraut.

      Hier handelt es sich um die Drohung, jemanden so richtig zur Schnecke zu machen.

      Der nimmt se aber vui Kraut raus. / Der nimmt sich aber viel Kraut heraus.

      Der ist aber frech, der maßt sich mehr an, als ihm zusteht. Dem Spruch liegt folgende Situation zugrunde: Der Krauttopf stand bei den Bauern in der Mitte des Tischs und jeder holte sich mit seiner Gabel seine Portion Kraut auf seinen Teller. Hatte sich einer der Esser offensichtlich übermäßig bedient, dann wurde das von der Tischgesellschaft, die ihren Anteil gefährlich verschmälert sah, natürlich moniert und nicht akzeptiert.

      Des macht’s Kraut à nimmer fett. / Das macht das Kraut auch nicht mehr fett.

      Allgemein angewandt bedeutet dieser Spruch: Diese Sache ist so unbedeutend, sie spielt keine Rolle, darauf kommt es gar nicht mehr an. Aufs Kraut bezogen: Würde man eine derart verschwindend geringe Menge Fett ins Kraut geben, würde das den Geschmack und die Nahrhaftigkeit überhaupt nicht verändern.

      Wer auf Gott vertraut, braucht koà Sauerkraut. / Wer auf Gott vertraut, braucht kein Sauerkraut.

      Gott wird schon dafür sorgen, dass man das Notwendige zum Essen hat und nicht Hunger leidet. Der Spruch war allerdings ironisch gemeint, weil allein durch Gottvertrauen noch niemand satt geworden ist.

      Was ràchst ’n du für à Kraut? / Was rauchst denn du für ein Kraut?

      Hier wird kein Glimmstengel aus Sauerkraut angesprochen, sondern der Tabak einer Zigarre oder Zigarette, deren Geruch manch feine Nase nicht als angenehm empfindet.

      ’S Saufà und d’ Häpfà

      Das Trinken und der Rausch: Ein bedeutsamer, weithin bekannter Wesenszug der Bayern ist ihre Fähigkeit, gutes Bier zu brauen – und es aus „Halbekriàgln“ (kleine Krüge mit ½ Liter Fassungsvermögen) oder Masskrügen (1 Liter) in manchmal erstaunlichen Mengen zu sich zu nehmen. Dabei wird nicht nur darauf abgezielt, den Flüssigkeitsbedarf des Körpers zu decken oder den Geschmack zu genießen, auch die Wirkung des im Bier enthaltenen Alkohols wird meist als äußerst angenehm empfunden. Ein bairisch „Häpfà“ genannter Rausch leitet sich von der Hefe im Bier ab – als pars pro toto. Gerade in früheren Zeiten, aber auch heute noch werden die Gefahren des übermäßigen Alkoholkonsum gern unterschätzt.

      Interessante Ausführungen zum Thema „die Bayern und ihr Bier“ finden sich auch in Ludwig Thomas „Agricola“: „Für Strapazen und Mühseligkeiten haben die Bajuvaren große Ausdauer, nur Durst können sie nicht ertragen ... Das Hausgerät ist einfach. Besonders an den Gefäßen schätzen sie den Umfang höher als die kunstfertige Arbeit … Wenn sie nicht in den Krieg ziehen, kommen sie zu geselligen Trinkgelagen zusammen. Auch hier pflegen sie des Gesanges, der sich aber von dem Schlachtgeschrei wenig unterscheidet. Tag und Nacht durchzuzechen, gilt keinem als Schande. Versöhnung von Feinden, Abschluss von Eheverbindungen, der beliebte Tauschhandel mit Vieh und sogar die Wahl der Häuptlinge wird meist beim Becher beraten … Das Getränk der Bajuvaren ist ein brauner Saft aus Gerste und Hopfen. Häufig beklagen sie den schlechten Geschmack, niemals enthalten sie sich des Genusses.“

      In den hierzu gesammelten Sprüchen kommen die angenehmen Seiten des Alkoholgenusses, aber auch dessen Tücken zum Ausdruck.

      Des Bissl, wås i iß, des konn e à saufà. / Die geringe Menge, die ich esse, kann ich auch trinken.

      Spruch von Leuten, die überwiegend „nåß fiàdern“ (nass füttern), ihre Ernährung also hauptsächlich in flüssiger Form bestreiten und dabei übermäßig viel Alkohol trinken, vor allem Bier. Früher hatten insbesondere die Maurer diesen Ruf.

      Zwoà Hoiwe sàn à-r-à Wurschtsèmmè. / Zwei Halbe sind auch eine Wurstsemmel.

      Bayerische Kalorienrechnung: Wenn man zwei Halbe Bier trinkt, entspricht das dem Nährwert der Semmel.

      Prost, dass Gurgl net verrost! / Prost, auf dass die Gurgel nicht verroste!

      Trinkspruch, der scherzhaft zum Ausdruck bringt, dass man die Speiseröhre regelmäßig mit einem Gleitfilm aus Alkohol überziehen sollte, um dem Rost vorzubeugen.

      Ja sche langsam, Ja sche langsam, Bring má wieder unsàn Dampf zam. / Ja schön langsam, Ja schön langsam, Bringen wir wieder unseren Dampf zusammen.

      Dieses Lied wurde oft während und nach dem Genuss einer gewissen Menge alkoholischer Getränke gesungen. Der „Dampf“ steht für den Rausch.

      Des Bier håt àn wunderschèn Foàm, Drum geh mà, drum geh mà net hoam. / Das Bier hat einen wunderschönen Schaum, Drum gehen wir, drum gehen wir nicht heim.

      Noch ein Trinklied, das bei feuchtfröhlichen Runden gern angebracht wurde. Gesungen wurde es nach der Melodie von „Des Dirndl mi’m routn Miàdà, des is mà de Oiàliàwà“ (Das Mädchen mit dem roten Mieder, das ist mir die Allerliebste).

      Då is dà Seng Gottes drin. / Da ist der Segen Gottes drinnen,

      sagte man, wenn das Bier beim Einschenken überschäumte.

      À Mei voi. / Ein Mund voll.

      Ein Schluck. Bezeichnung für eine kleine Menge eines Getränks, die aber auch im übertragenen Sinn angewandt werden kann. So ist z.B. ein Preis von 9,95 Euro „à kleànàs Mei voi“ (ein kleinerer Mund voll), also ein Betrag, der kleiner wirkt und sich geringer anfühlt als glatte 10 Euro.

      Schwoàmà’s nå! / Spülen wir es hinunter!

      Heute heißt es meistens:

      Schwoàmà’s åwe! / Spülen wir es hinunter!

      Trinkspruch, wenn man in Gesellschaft seine Sorgen mit einem Schluck Alkohol, vorzugsweise Bier, hinunterspült.

      I leg mà-r-à båår Mass über. / Ich lege mir ein paar Mass über.

      Ich genehmige mir ein paar Mass Bier.

      Der