A Hund bist fei scho. Johann Rottmeir

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Название A Hund bist fei scho
Автор произведения Johann Rottmeir
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783862221691



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Stelle im Alten Testament bekannt war.

      De frisst à-r-àn Deife, wenn eàm Häl ååghaut sàn. / Die frisst auch den Teufel, wenn ihm die Hörner abgeschlagen sind.

      Mit diesen Worten wurden Personen beschrieben, die beim Essen überhaupt nicht wählerisch waren, sondern einfach alles aufaßen, was auf den Tisch kam, inklusive kleiner Knochen, „Gruschbe“ (Knorpel) oder „Flàxen“ (Sehnen).

      Pass no auf, då kimmt der Gànkàl. / Pass nur auf, da kommt der Teufel.

      Mit diesem Spruch jagte man Kindern Angst ein. „Gànkàl“ klingt dabei bewusst etwas niedlicher als der hart gesprochene Teufel, sollte also bei aller erzieherischen Strenge etwas kindgerechter sein.

      Geht’s hoàm, sunst kimmt ’s Nåchtgloà! / Geht nach Hause, sonst kommt der Teufel!

      Das „Nåchtgloà“ ist eine Phantasiefigur, mit deren Erscheinen man den Kindern drohte, wenn sie abends nicht rechtzeitig heimgekommen sind. Das Wort „gloà“ kommt dabei nicht von „klein“, sondern von „Klaue“ – der „Gloàschneider“ ist also der „Klauenschneider“. Dem Teufel wird nachgesagt, anstelle von menschlichen Füßen tierische Hufe (Klauen) zu haben. Kommt das Nåchtgloà, dann ist in der Dunkelheit der Höllenfürst mit den Bocksbeinen nicht weit.

       Luthrischer Zipfe, Steig auffè àn Gipfe, Foist åwe in d’ Hoi,

      Bist àn Deife sei Gsoi. / Luthrischer Zipfe, Steig hinauf auf den Gipfel, Fällst hinunter in die Höll’, Bist dem Teufel sein Gesell’.

      Diesen Reim über die evangelischen Buben brachten katholische Eltern ihren Kindern noch in den 1920er Jahren bei und förderten so deren Abneigung gegenüber den andersgläubigen Kindern.

      Fressn und saufà

      Essen und trinken

      Abgesehen vom Adel, der hohen Geistlichkeit und den großen und reichen Bauern war das Leben auf dem Land früher hart und karg. Das Geld reichte in der Regel gerade, um die meist große Familie mehr schlecht als recht zu ernähren, neue Kleidung oder ein kleines Vergnügen konnte man sich nur ganz selten leisten. Gutes und reichliches Essen und Trinken gab es allenfalls an hohen kirchlichen Fest- und Feiertagen oder bei Familienfeiern, vor allem bei Hochzeiten. Bot sich einmal eine solche Gelegenheit, so wurde ihr naturgemäß stark zugesprochen. Besonders geschätzt waren dabei vor allem deftige Fleischgerichte und alkoholische Getränke – insbesondere Bier in möglichst großer Menge –, sodass das Ziel eines jeden Mannes der Vollrausch war.

      Menge und Qualität der menschlichen Ernährung

      Auf dem Speiseplan des alten Bayern gab es nur wenig Abwechslung. An oberster Stelle stand, die vielköpfige Familie satt zu bekommen, kulinarische Finesse war hier fehl am Platz. Sehr oft wurden Ädepfe (Erdäpfel, also Kartoffeln) oder reichlich Mehlspeisen gegessen, Fleisch war dagegen selten auf dem Teller, es war schlicht zu teuer und den Feiertagen vorbehalten. Bei armen Leuten kam häufig sogar nur eine dünne Wassersuppe auf den Tisch, manchmal mit einigen Fettaugen drin, aber auch dann schauten meistens mehr Augen in die Suppe hinein als heraus.

      Hierzu passend beschreibt Ludwig Thoma die Essensgewohnheiten der Bayern in seinem „Agricola“ wie folgt: „Die Kost der Bajuvaren ist einfach. Aus Mehl zubereitete Speisen nehmen sie in runder Form zu sich; die geringe Nährkraft ersetzen sie durch die große Menge. An einigen Tagen des Jahres essen sie geräuchertes Fleisch von Schweinen und beweisen hierbei geringe Mäßigkeit.“ Gleich die ersten Sprüche dieses Kapitels scheinen diese Beobachtungen zu bestätigen.

      Wås mägst ’n mit dem Mångtràtzàl? / Was willst du denn mit diesem Magentratzerl?

      Oder: Was willst du denn mit diesem Appetithappen? Von dieser kleinen Menge wird man doch nicht satt, damit kann man doch allenfalls seinen Magen „tràtzen“, also necken.

      Då muàßt ja Angst håm, dass dà b’ Fliàng àn Schweinsbrån davotrång. / Da musst du ja befürchten, dass dir die Fliegen den Schweinebraten davontragen,

      sagt man, wenn man nur ein sehr kleines Stück Schweinebraten serviert bekommen hat, das so leicht ist, dass es sogar von Fliegen entführt werden könnte. Das „b“ vor „Fliàng“ ist durch die Assimilierung des hier an sich erforderlichen „d“ (für „die“) entstanden.

      Fett werd mà net dabei. / Fett wird man nicht dabei,

      kommentiert man ein Essen, bei dem nur sehr kleine Portionen unterwegs sind. Ironisch kann man so auch eine eher karge Angelegenheit bezeichnen, z.B. eine schlechte Entlohnung.

      Då is d’ Soß deirà wià dà Bråån. / Da ist die Soße teurer als der Braten.

      Damit bringt man zum Ausdruck, dass die anfallenden Nebenkosten höher sind als der Preis für die Hauptsache, z.B. wenn die Lieferung einer Ware teurer ist als die Ware selbst.

      Mir kànntn à-r-à bissl à Fett vertrång. / Wir könnten auch ein bisschen Fett vertragen,

      meinte früher mancher Knecht, wenn die Dienstboten nur Kraut und Knödel bekamen, während der Bauer und die Bäuerin an ihrem separaten Tisch dazu noch große Fleischportionen aßen. Folge einer solchen despektierlichen Bemerkung konnten aber durchaus Prügel sein, die der Bauer seinem aufmüpfigen Knecht angedeihen ließ.

      Dà Baur håt uns ’s Fressen net vergunnt. / Der Bauer hat uns das Essen nicht gegönnt.

      Der Bauer war so geizig, dass er uns noch nicht einmal das Essen gegönnt hat. Das erzählten manche Mägde und Knechte über ihren wenig spendablen Herrn.

      Kafä und Scheàß eibrockt. / Kaffee und eingetunkte Darmwinde.

      Mit diesen Worten beantwortete man gern scherzhaft die Frage, was es denn zum Essen gegeben habe, um dessen Kargheit passend zu beschreiben.

      Du konnst dà b’ Fotzn ans Tischeck hihaun. / Du kannst dir den Mund an die Tischkante hinschlagen.

      Hatte sich der Bauer über einen Knecht oder eine Magd auf seinem Hof sehr geärgert, sei es, weil der- oder diejenige die Aufgaben nicht ordnungsgemäß erfüllt, die Qualität und/oder Menge des Essens kritisiert oder sich in anderer Weise ungebührlich benommen hatte, dann waren diese Worten die Androhung, dass bei der nächsten Mahlzeit nichts für diese Person auf dem Tisch stehen würde – wobei es sich dann meistens doch eher um eine leere Drohung handelte.

      De ham auftrång, dass se glei dà Tisch bong håt. / Die haben aufgetragen, dass sich gleich der Tisch durchgebogen hat.

      Eine bildhafte Umschreibung einer besonders üppigen Tafel.

      Då kànnt i me dàmisch fressen. / Da könnte ich mich blöd essen.

      Das schmeckt so gut, dass ich davon so lange essen könnte, bis ich irre werde. Entsprechend kann man sich auch über das Trinken (Saufà) äußern.

      Jetz wachst’s mà sche langsam hint naus. / Jetzt wächst es mir schön langsam hinten hinaus.

      Damit beschreibt man Speisen, die man so oft vorgesetzt bekommt, dass man das Gefühl hat, sie hätten sich langsam im Körper festgesetzt und würden inzwischen auch hinten, also aus dem Allerwertesten, hinauswachsen. Mehr Abwechslung im Speiseplan wäre also dringend angebracht.

      I håb mir àn Grausen gessen. / Ich habe mir einen Ekel gegessen.

      Selbst das einstige Leibgericht kann man nicht mehr sehen, bekommt man es zu oft oder in zu kurzen Abständen immer wieder serviert. Das kann so weit gehen, dass es einen davor regelrecht ekelt.

      Bis