Название | A Hund bist fei scho |
---|---|
Автор произведения | Johann Rottmeir |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862221691 |
Heiliger Antonius, kreizguàdà Mo, wo håw e denn bloß mein Hausschlissl hi do? / Heiliger Antonius, kreuzguter Mann, wo hab ich denn bloß meinen Hausschlüssel hingetan?
Dieses gereimte „Stoßgebet“ betete man, wenn man einen Gegenstand, z.B. den Hausschlüssel, vergeblich suchte. Da es dazu den treffenden Grundsatz „’s Haus verliert nix“ (Das Haus verliert nichts) gibt, hat der Heilige Antonius auch tatsächlich meistens geholfen, den gesuchten Gegenstand wiederzufinden.
Den ham s’ katholisch gmacht! / Den haben sie katholisch gemacht!
Der wurde auf den „rechten Weg“ gebracht. Der Spruch stammt aus der Zeit nach der Reformation Martin Luthers, als sich manche Gebiete in Deutschland der neuen protestantischen Lehre anschlossen, aber von den Konservativen mit Gewalt wieder zur Rückkehr zum katholischen Glauben gezwungen, also „katholisch gemacht“ wurden.
Um à schlågàde Kuah und à bätàds Wei muàß mà an groußen Boong machà. / Um eine schlagende Kuh und ein bigottes Weib muss man einen großen Bogen machen.
Einen großen Bogen muss man um alles machen, was gefährlich ist. Dies trifft auf eine Kuh, die nach einem tritt, ebenso zu wie auf eine bigotte Frau. Bei dieser besteht zwar nicht die Gefahr, dass sie ausschlägt, aber auf Grund ihrer Scheinheiligkeit und übertriebenen Frömmelei kann auch sie nicht gut für die Gesundheit sein.
Wenn s’ ålle neigàngàdn, na dààn s’ net neigeh, aber weil s’ net ålle neigengà, drum gengà s’ leicht nei. / Würden sie alle hineingehen, dann würden sie nicht hineinpassen, aber weil nicht alle hineingehen, passen sie leicht hinein.
Der Spruch bezieht sich auf die Kapazität der bayerischen Kirchen und bedeutet: Wenn alle Katholiken im Dorf in die Sonntagsmesse gehen würden, dann würden sie nicht in die Kirche hineinpassen, nachdem aber nicht alle in die Sonntagsmesse gehen, passen sie problemlos hinein.
Oàn gottzign Schwàmmerl hammà gfundn. / Einen einzigen Pilz haben wir gefunden.
Im Christentum gibt es wie in jeder monotheistischen Religion nur einen Gott, einen einzigen. Deshalb gilt im Bairischen „gottzig“ als Synonym für „einzig“.
’S Kreiz mach e, wenn … / Das Kreuzzeichen werde ich machen, wenn …
Am Schluss einer liturgischen Handlung oder nach dem Besuch eines Grabes bekreuzigen sich die Katholiken. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass diese Prozedur abgeschlossen ist. Der Spruch wird meist aber im übertragenen Sinn verwendet und bedeutet dann, dass man sehr erleichtert sein wird, sobald ein bestimmtes Ereignis eingetreten bzw. überstanden und man dann von einer großen Last befreit sein wird. B.: „’S Kreiz mach e, wenn der Buà sei Prüfung bstandn håt.“ (Ich werde das Kreuzzeichen machen, wenn mein Sohn seine Prüfung bestanden hat).
Auch Flüche sind Sprüche
Die in Bayern gebräuchlichen Flüche bestehen vor allem aus den „heiligen“ Wörtern Herrgott, Himmel, Sakrament, Kreuz, Kruzifix und Alleluja, wobei der Deife (Teufel) auch nicht fehlen darf und alle diese Begriffe einzeln verwendet oder in beliebigen Kombinationen zum Fluch der Wahl zusammengesetzt werden dürfen:
HimmeHerrgottSakrament, KreizKruzifix, KruzifixSakrament, Kreiz-KrutzifixSakrament, KrutzifixHerrgottSakrament, KreizHimmeHerrgott, KreizDeife
Auch Verbindungen mit einem verstärkenden Präfix sind möglich, z.B.:
Bluàdssakrament
Oder vor- bzw. nachgestellte Verbindungen mit beliebigen zur Situation passenden Substantiven, siehe:
Sakramentsweiber, Kruzifixgschwerl
„Gschwerl“ ist eine Bezeichnung für Gesindel.
Zum Teil werden die „heiligen“ Wörter auch abgewandelt und somit abgeschwächt, um einen Verstoß gegen das kirchliche Fluchverbot zu umgehen, z.B.:
Hàggodsà, Herrgottsà, Kruzifünferl, Kruzitürkn (der gefürchteten Türken wegen), Kruzinäsn (der gefürchteten Chinesen wegen), Kruziment, Sàcklzement, Zàppràdi, Zàggràdi, Sàggràdi, Sàppràwoid, Sàxndi, Zefix
Pfui Deife!
Der Teufel ist der Fürst der Hölle, dem feurigen Ort ewiger Qualen, wo Menschen mit besonders vielen und schweren Sünden nach ihrem Tod in unendlicher Verdammung schmoren – jedenfalls haben die geistlichen Herren der katholischen Kirche das über viele Jahrhunderte hinweg so gelehrt. Trotz ausgeprägter Religiosität hat sich allerdings die Angst der Bayern vor Hölle und Teufel stets in Grenzen gehalten. Zum einen ist sich der Bayer sicher, dass er dem Teufel aufgrund seiner Bauernschläue und Schlitzohrigkeit jederzeit ein Schnippchen schlagen würde, wenn es der Beelzebub denn auf ihn abgesehen hätte. Zum anderen gibt ja die katholische Kirche ihren Schäfchen die Möglichkeit, sich ihrer Sünden regelmäßig vom Beichtvater lossprechen zu lassen. Wer so die Absolution erhalten hat und von seinen Sünden befreit wurde, muss keine Angst mehr vor der ewigen Verdammnis haben.
Andererseits bietet die lange Zeit für gesichert angenommene Existenz des Teufels durchaus auch Vorteile. So steht das Wort „Deife“ (Teufel) als Synonym für alles Böse und Schlechte und erweitert damit die Ausdrucksmöglichkeiten im bairischen Dialekt. Auch konnte man den Kindern wunderbar mit dem Höllenfürst Angst einjagen, ihn also quasi als „pädagogische Maßnahme“ einsetzen. Ferner eröffnet der Teufel die Möglichkeit, bösen Wünschen gegenüber missliebigen Mitmenschen oder Charakterisierungen derselben mit einem Bezug auf ihn besonders drastisch Ausdruck zu verleihen.
Pfui Deife! / Pfui Teufel!
Ein Ausdruck der Entrüstung und des Abscheus im weitesten Sinne. Hat z.B. jemand etwas Verwerfliches getan, dann schimpft man ihn: „Ja pfui Deife, schàmst de du denn går net?“ (Ja pfui Teufel, schämst du dich denn gar nicht?). War die Tat besonders schlimm, untermauert man diesen Spruch noch damit, dass man vor dem Übeltäter auf den Boden spuckt. Beißt man in einen verfaulten Apfel, spuckt man den Bissen wieder aus und sagt: „Pfui Deife, der is ja scho dàfeit“ (Pfui Teufel, der ist ja schon verfault). Auch wenn man jemandem gegenüber seine allgemeine Missachtung ausdrücken will, kann man das mit einem „Pfui Deife“ tun oder ihn mit „Du greisliger Pfui Deife“ (Du hässlicher Pfui Teufel) titulieren.
Den soi dà Deife hoin! / Den soll der Teufel holen!
Dem wünsche ich alles Schlechte, sogar dass ihn der Teufel holt und er in der Hölle schmoren muss. Ein böser Wunsch an jemanden, den man ganz und gar nicht leiden kann.
Den dàt e zon Deife haun. / Den würde ich zum Teufel hauen (jagen).
Empfehlung an jemanden, der einen Ehepartner, Freund oder auch Mitarbeiter hat, der faul ist oder andere schlechte Eigenschaften aufweist, die man auf Dauer nicht akzeptieren kann. Um zu bekräftigen, dass man auch selbst so handeln würden, kann man dazu auch formulieren: „Den häd e scho lang zon Deife ghaut.“ (Den hätte ich schon lange zum Teufel gejagt.)
De håt àn Deife. / Die hat einen Teufel.
Das ist eine ausgesprochen böse Person, sie verhält sich wie vom Teufel besessen. Außer einer Person kann auch eine Sache oder eine Situation „àn Deife håm“ (einen Teufel haben). Dann sagt man auch:
Des